
Der tödliche Freund
Zwischen seinen Horrorklassikern und größer angelegten Genre-Produktionen war sich US-Regisseur Wes Craven („A Nightmare on Elm Street“) auch nie für kleine B-Filme oder auch TV-Produktionen zu schade. Sein Teenage-Science-Fiction-Horror-Film „Der tödliche Freund“ nach dem Roman „Friend“ aus der Feder Diana Henstells erschien 1986, zwischen „Chiller – Kalt wie Eis“ und „Die Schlange im Regenbogen“, und wirkt wie eine böse „Nummer 5 lebt!“-Variante.Das junge Computergenie Paul Conway (Matthew Laborteaux) und seine Mutter Jeannie (Anne Twomey) ziehen in eine neue Stadt. Paul findet bis auf seine Nachbarin Samantha (Kristy Swanson), die mit ihrem gewalttätigen Vater zusammenlebt, kaum Freunde. Pauls ganzer Stolz ist sein Roboter BB, der mit einer hohen künstlichen Intelligenz ausgestattet ist. Doch zwei Ereignisse werfen Paul aus der Bahn: BB wird von der widerlichen Nachbarin Elvira Parker (Anne Ramsey) irreparabel zerstört. Kurz darauf stürzt Samantha nach einem Schlag von ihrem betrunkenen Vater die Treppe hinunter und stirbt an den Folgen des Sturzes. Paul begeht eine Verzweiflungstat: Er stiehlt Samanthas Leiche und setzt ihr BBs Intelligenzchip ein. Doch die auf diese Weise zum Leben erweckte Samantha wendet sich auf tödliche Weise gegen die ehemaligen Feinde von sich und BB...
Technik-Crack Paul Conway (Matthew Laborteaux, „Tödliche Fracht“) ist mit seiner Mutter Jeannie (Anne Twomey, „Last Rites – Im Fegefeuer der Sünden“) in eine neue Stadt gezogen und freundet sich mit der Nachbarstochter Samantha (Kristy Swanson, „Ferris macht blau“) an, die unter ihrem gewalttätigen Vater (Richard Marcus, „Enemy Mine – Geliebter Feind“) leidet, der ihre Freundschaft zu Paul missbilligt. Paul hat einen mit künstlicher Intelligenz ausgestatteten Roboter entwickelt, den er BB nennt, der jedoch von der garstigen Nachbarin Elvira Parker (Anne Ramsey, „Die Goonies“) zerstört wird. Als Samantha von ihrem betrunkenen Vater die Treppe heruntergeprügelt wird, ins Koma fällt und schließlich stirbt, fasst Paul einen folgenschweren Entschluss: Er stiehlt Samanthas Leiche und pflanzt ihr die KI-Chips BBs ein. Doch das Wesen, das er dadurch schuf, hat nicht mehr viel mit der Samantha gemein, die er kannte: In aggressiver Weise geht es gegen Mrs. Parker und Samanthas Vater vor...
Eine juvenile Außenseiter-Liebe geht hier einher mit modernen Frankenstein’schen Motiven, dem Science-Fiction-Thema sich verselbständigender Technik und daraus resultierendem Horror. Fast sämtliche Charaktere sind überzeichnet und auf ihre jeweilige Weise extrem. So richtig ernstnehmen kann man „Der tödliche Freund“ daher kaum, zumal der Science-Fiction-Anteil reichlich naiv und wenig glaubwürdig wirkt. Schon früh verliert Paul die Kontrolle über seinen BB, der ein Eigenleben entwickelt. Von daher sollte es für ihn absehbar gewesen sein, welche Katastrophe er heraufbeschwört, doch treibt ihn die Verzweiflung dazu. Das Heranwachsenden in einer feindlichen Umgebung, in der die Erwachsenen sich gegen ihn und sein junges Glück verschworen zu haben scheinen, wird zwar nur grob umrissen, zählt aber zu den Stärken des Films.
Weitere Pluspunkte sind die Horrorsequenzen, die nach dem harmlos erscheinenden und tatsächlich an Familienfilme à la „Nummer 5 lebt!“ erinnernden Auftakt umso überraschender wirken. Ein blutiger Alptraum Samanthas, in dem sie ihren Vater ersticht, macht den Anfang, es folgen blutige Operationsszenen und schließlich das brutale Vorgehen des Samantha/BB-Hybridwesens. Unappetitlich ist die verkohlte Leiche Samanthas Vaters anzusehen und die berüchtigte Basketballszene zählt wohl zu den übertriebensten, damit aber auch amüsantesten Splatterszenen aus nicht als Horrorkomödie deklarierten Filmen überhaupt. Andererseits hat Craven „Der tödliche Freund“ doch eher langatmig inszeniert und wird es spätestens dann arg trashig, wenn Kristy Swanson als Samantha-Roboter versucht, die ruckartigen mechanischen Bewegungsabläufe eines Roboters zu imitieren, ihr die Maskenabteilung aber kaum optische Veränderungen beispielsweise in Richtung eines Androiden spendierte. So stackst Swanson betont ausdruckslos durch die Szenerie, sieht dabei nach wie vor wenig furchterregend aus und soll den Höhepunkt der sämtliche Fragen der Logik außer Acht lassenden Handlung darstellen. Dazu passt es dann auch irgendwie, dass die finale Pointe keinerlei Sinn ergibt.
„Der tödliche Freund“ ist somit ein Stück naive, trashige, comichafte Teenage-Fantastik mit einigen überraschenden Gewalt-Eruptionen, die durchaus unterhaltsam und amüsant ausfällt, bei der jedoch vieles nicht so recht zusammenpassen will. Unverkennbar ist dieser Film aber ein Kind seiner Zeit und stellt auf seine spezielle Art ein sehenswertes Kuriosum dar.
P.S.: Wunderschöner, doppeldeutiger Alternativtitel: „Amiga mortal“