Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

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Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Applejuice / Meet the Applegates

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01.jpg (45.1 KiB) 356 mal betrachtet
Als Reaktion auf die Abholzung des brasilianischen Regenwaldes holt eine bislang unbekannte Käferart zum Gegenschlag aus um in einer amerikanischen Stadt ein Atomkraftwerk in die Luft zu jagen. Zu diesen Zweck nehmen vier Käfer nach ausgiebigem Studium menschlicher Befindlichkeiten die Gestalt der biederer Vorstadtfamilie Applegate an um sich so unerkannt unter die Menschen mischen zu können. Doch der ausgeklügelte Plan in das Sicherheitssystem des Kraftwerkes zu gelangen gerät alsbald ins Stocken, als jeder der vier Applegates für sich etwas zu sehr den Verlockungen der modernen Zivilisation erliegen, Menschen in der näheren Umgebung spurlos verschwinden und sich auch noch der Rest der Käfer-Verwandtschaft zum Besuch ankündigt.

„Meet the Applegates“ ist eine doch etwas ungewöhnliche Satire mit Umweltschutzaspekt, die einen überspitzten wie treffenden Blick auf die Befindlichkeiten der wohlstandverwöhnten Menschen wirft. Die Ausgangssituation mit Käfern in Menschengestalt ist zwar zugegeben ziemlich schräg, doch der sympathische Film zeigt so auf humorvolle Weise die krassen Gegensätze des Kapitalismus und der Wohlstand des Einen, bedeutet die Abholzung des Lebensraums des anderen. Doch im Falle von „Applejuice“ haben die Käfer auch einen Plan, den sie mit ihrer Wandlungsfähigkeit auch recht zielstrebig verfolgen. Dazu kommt eine äußere Sicht auf das Konsum- und Freizeitverhalten der Menschen und Sex, Drogen und Teleshopping erweisen sich bald als Fallstricke für die Mitglieder der Familie. Dazu kommen ein gelungenes Creature-Design und jede Menge origineller Einfälle, die den Streifen zu einer sehr unterhaltsamen Sache machen. Es gibt zwar gelungene Verwandlungen, aber der Horror-Anteil hält sich sehr zurück und auch wenn Menschen kurzerhand im Käfer-Kokon landen, so bleibt „Applejuice“ in dieser Hinsicht schon auch immer harmlos um die Grundintention des Streifens nicht zu gefährden – uns Menschen einen Spiegel unseres Verhaltens vor die Nase zu halten. Ein interessanter Streifen aus den Neunzigern, der irgendwie den subversiven Geist des frühen Tim Burton (Ähnlichkeiten zu "Beetlejuice" scheinen ja Titel-bedingt beabsichtigt) atmet und den man durchaus eine schöne Veröffentlichung und einen höheren Bekanntheitsgrad wünschen würde.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Bad Luck Banging or Loony Porn

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01.jpg (85.9 KiB) 343 mal betrachtet
Ein privates Sexvideo von Emi und ihren Ehemann landet im Netz und bedroht die Karriere der Lehrerin einer angesehenen Privatschule. Um die Wogen zu Glätten wird trotz Pandemie einen Elternabend einberufen an dem relativ rasch die unterschiedlichsten Befindlichkeiten und Ansichten an den Tag kommen und Emis Video nur noch am Rande eine Rolle zu spielen scheint. Zu aufgebracht und zu konträr scheinen im kollektiven Ausnahmezustand die Standpunkte, sodass eine Diskussion auch gar nicht mehr möglich scheint.

Was ins Internet kommt, bleibt auch im Netz und je mehr man sich um die Löschung bemüht, desto größer wird nur das Interesse und man macht im Grunde alles nur schlimmer. Das ist ja nicht neu, aber der Aufhänger für einen Film, in dem mit den Befindlichkeiten des rumänischen Volkes abgerechnet wird. In dem in drei Teile unterteilten „Bad Luck Banging or Loony Porn“ sieht man zuerst das besagte Video und den „Kreuzweg“ von Emi durch nervige Alltagssituationen einer Großstadt in der Pandemie, ehe in zweiten Teil collagenhaft Wortbedeutungen, Internet-Clips, Bilder und Ereignisse aus Rumänien auf den Zuschauer hereinprasseln. Im dritten Teil geht es dann um den Elternabend, der auch rasch eskaliert und dem Zuschauer dann mit drei Abschluss-Szenarien konfrontiert. Dabei nimmt der Streifen auch rasch einen Punkt der moralischen Überlegenheit ein und handelt im Sekundentakt genüsslich x-beliebige Szenarien von Politik, Gesellschaft, Kirche, Moral etc. ab, die polarisieren und zu dem auch jeder seine eigenen Erfahrungen und Standpunkte hat. Jeder Mensch lässt sich irgendwie triggern und das ist dann irgendwie artyfarty, dokumentarisch, aufklärerisch und hip und zeigt auch rasch die Widersprüchlichkeit in der Zeit in der wir leben. Unsere Gesellschaft gibt sich ja gerne tolerant und aufgeschlossen, was ja oftmals aber so gar nicht der Fall ist und in Zeiten der Pandemie ist der Riss und das Frustlevel sogar noch größer geworden. Doch zurück zum Film, der leider rasch ziemlich ermüdend wird und Pornografie ja ebenfalls nur als plakativen Aufhänger nimmt um Interesse zu wecken um in weiterer Folge der Gesellschaft einen Spiegel vor die Nase zu halten, der im Grunde nicht viel Neues und schon gar keine Lösungen bietet. So mutig und klug ist das auch gar nicht, sondern eher ziemlich zynisch, boshaft und aus einem intellektuellen Eck belehrend. Einen Film wie diesen, könnte man in jedem europäischen Land drehen, ohne dass einem die Themen rasch ausgehen würden, aber so toll ist das leider nicht - eher ziemlich traurig.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Draguse ou le manoir infernal

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01.PNG (157.69 KiB) 329 mal betrachtet
Der erfolglose Schriftsteller David wird von Alpträumen geplagt, in denen er in einem ihm unbekannten Haus an einem mysteriösen Ritual mit einer jungen Frau teilnimmt. Als er von seinem Verleger dazu gedrängt wird erotische Literatur zu verfassen, mietet er sich ein Haus mit unrühmlicher Vergangenheit, dass mit dem in seinen Träumen übereinstimmt. Dort eingezogen ereignen sich auch bald seltsame Dinge und David hat das Gefühl in dem Haus nicht alleine zu sein, während er weiter von erotischen Alpträumen verfolgt wird und am nächsten Tag fertiggeschriebene Seite seines Manuskripts findet, an die er sich nicht erinnern kann. Als dann auch noch eines Tages eine neue Sekretärin vor der Türe steht, die David beim verfassen seiner Geschichten hilft, dauert es auch nicht lange, bis sich die Lage in dem verfluchten Haus weiter zuspitzt und die Grenzen zwischen Alptraum und Realität weiter verschwimmen…

Erotischer Horrorfilm aus dem Jahr 1975 von Patrice Rhomm, der ja später auch so illustre Streifen wie „Bloody Camp“ und „Elsa Fräulein SS“ geschaffen hat. Hier ist es zuerst allerdings alles etwas harmloser und die Geschichte eines Schriftstellers und einem alten Haus mit mysteriöser Aura beginnt auch recht vielversprechend. Die Reise beginnt für David zuerst mit dem Besuch von Sexkinos und Erwachsenenshops, eher er das Haus mietet, dass er mit der titelgebenden Draguse - einer Mischung aus nymphomanischem Hausgeist, Vampirwesen und erotischer Muse - teilt. Die Geschichte ist ja eigentlich ganz stimmig und der Horror- und Sex-Anteil halten sich die Waage und nur kurz gibt es auch einzelne Ausflüge in Hardcore-Gefilde. Der Zuschauer nimmt Teil am Entstehen des Manuskripts und am Ende gibt es dann noch eine Nazi-Szenerie im Keller, mit der sich Rhomm wohl auf seine späteren Werke eingestimmt hat. Alles in allem schon ein durchwegs gelungener, wenn auch nicht sonderlich erotischer Streifen, der sich dank seines viel zu guten Soundtracks aber gut gucken lässt und bei dem auch keine Langeweile aufkommt. So unterschiedliche Dinge wie Sex und Porno halbwegs harmonisch zusammenzubringen ist ja sicher nicht so einfach, aber im Falle von „Draguse“ ist das gar nicht mal so schlecht gelungen, wenn man dieser Art von Erwachsenenfilm mit Handlung aufgeschlossen ist.


Le Bijou d'amour

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02.PNG (186.94 KiB) 329 mal betrachtet
Der investigative Reporter Adrien hat sich für seine Radiosendung auf übernatürliche Ereignisse verlegt und ist in der französischen Provinz auf der Suche nach Inhalten für sein Format. Auf einem kleinen Dorffriedhof trifft er auf eine unbekannte Schönheit, die ihm schnellen Sex und einen ominösen Ring anbietet. Dieser soll der Überlieferung nach von Casanova höchstpersönlich sein und verschafft dem Träger die Erfüllung seiner sexuellen Wünsche. Doch jeder Akt mit den schönen Sukkuben rauben dem Besitzer des Rings Kraft, Energie und schlussendlich auch das Leben, wenn man es nicht schafft den Ring an jemand anderen weiter zu geben. Adrien lässt sich von solchen Mythen nicht so einfach einschüchtern und forscht weiter bis er einem mysteriösen Arzt auf die Spur kommt, der auch mehr über den Ring und dessen verfluchten Bürde zu wissen scheint.

Nach dem durchaus gelungenen „Draguse“ stand mit „Le Bijou d’amour“ noch ein zweiter Streifen von Patrice Rhomm am Programm, der trotz seines übernatürlichen Aufhängers aber weniger in Richtung Horror, sondern mehr in Richtung Komödie tendiert. Die Sache mit dem Ring ist ja eigentlich recht originell, nur der Film selber verkommt rasch zu einer sich wiederholenden Nummern-Revue in dem Adrien auf allerlei hübsche Frauen trifft, mit denen er sich dann auf softcorige Weise vergnügen kann, ehe alles auf ein dramatisches Finale zusteuert. Zwar alles hübsch und routiniert in Szene gesetzt wird das alles aber auch rasch etwas langweilig, wenn sich die Handlung nur langsam weiterentwickelt und Adrien sich auch nicht als sonderlich sympathische Gestalt entpuppt, dem sich dank seines Rings auch alle Frauen an den Hals werfen. Die Nebenhandlungsstränge entpuppen sich auch nicht gerade als gehaltvoll, dafür ist das Ende dann hübsch dramatisch und versöhnlich ausgefallen. Im Vergleich zu „Draguse“ ist „Le Bijou d’amour“ aber eher zweite Wahl und sicher der unspektakulärere Film auf der ansonsten empfehlenswerten Blu-Ray von Vinegar Syndrome, dass auch noch ein paar Interviews an Bord hat.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Stiefbrüder

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Brennan und Dale sind beide an die Vierzig, arbeitslos und wohnen als verzogene Nesthocker bei ihren alleinerziehenden Elternteilen, die es nie geschafft haben, den jeweiligen Junior zu mehr Eigenständigkeit zu erziehen. Als sich diese ineinander verlieben, heiraten und zusammenziehen, bedeutet das auch das Ende vieler Annehmlichkeiten und für Brennan und Dale. Diese hassen einander und lassen auch keine Gelegenheit aus, den anderen zu piesacken. Es kommt zu einem erbarmungslosen Kleinkrieg, bis ein Ultimatum der Eltern Arbeit zu finden oder auszuziehen, die beiden Kindsköpfe langsam zusammenschweißt.

Völlig lahme und gnadenlos unlustige US-Komödie über zwei Nesthocker, die sich wie Pubertierende benehmen und sich und ihr Umfeld mit infantilem Benehmen terrorisieren. Was in der Inhaltsangabe noch spaßig klingt, ist leider nur eine Ansammlung seltsam anmutender Momente über Menschen, die ihr Leben nicht auf die Reihe bekommen. Statt die skurrilen Charaktere doch irgendwie liebenswert zu zeichnen sind Brennan und Dale aber absolute Knallchargen, die außer eine unflätige Sprache und trotziges Verhalten nicht viel zu bieten haben. Ein Großteil der Geschichte ist einfach nicht lustig und auch die Möglichkeit den geschwisterlichen Leistungsdruck aufs Korn zu nehmen, wird mit greller Überzeichnung völlig verschenkt. Beim Rest macht dann auch noch die Synchronisation einen Strich durch die Rechnung und wenn das geflügelte Wort „Mangina“ in „Männerdose“ übersetzt wird, bleibt einem auch nur noch die Möglichkeit ins Englische zu switchen. Alles in allem ist „Stiefbrüder“ leider so gar nicht prickelnd, überhaupt nicht witzig und wirkt mit ihren Figuren, die ihren Arsch nicht hochbekommen wollen auch stets wie eine missglückte Jared Hess-Komödie für die egomanische Jackass-Generation.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

The Satanist

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01.jpg (48.21 KiB) 304 mal betrachtet
Nach einem Nervenzusammenbruch zieht der Autor Joe mit seiner hübschen Frau Mary in ein kleines Haus um dort wieder zu Kräften zu kommen. Eines Tages überfährt Joe mit dem Auto beinahe eine Radfahrerin, die sich als Nachbarin Shaundra entpuppt. Diese lädt das Ehepaar zu sich nach Hause ein und entpuppt sich als exzentrische Frau mit großem Interesse an okkulten Dingen. Shaundra leiht Joe ein Buch über uralte Beschwörungen, der daraufhin ebenfalls ein fast schon manisches Interesse an diesen Dingen entwickelt. Als Shaundra Joe und Mary als besondere Gäste zu einer Party einlädt, nimmt das Paar die Einladung nur widerwillig an und findet sich wenig später in einer sexuell aufgeladenen Stimmung wieder, die sich rasch als satanisches Ritual entpuppt.

Früher Sexploitation-Film von Zoltan G. Spencer, der wohl lange Zeit als verschollen galt und erst 2014 wieder durch Zufall entdeckt wurde. „The Satanist“ ist auch sehr schön gefilmt und hat einen flockigen Soundtrack, aber die Geschichte über satanische Rituale dient auch eher als etwas unspektakulärer Aufhänger um viel nackt Haut auf züchtige Weise in Szene zu setzen. Die hübschen Damen entkleiden sich, lassen sich von den männlichen Darstellern befummeln und tänzeln zwischen okkulten Objekten beschwingt durch die Gegend. Der Streifen ist natürlich „lowest Budget“, mit Voice-Over statt Dialogen und dennoch hat man sich hübsch Mühe gegeben, ihm einen durchaus kultigen und wertiger aussehenden Look zu verpassen. Am Ende kommt dann noch eine hübsche Maske ins Spiel, die mindestens so eindrucksvoll ist wie die Körperbehaarung des männlichen Hauptdarstellers, während jazzige Musik erklingt und die Kamera in Kontrast-reichen Bildern eine exzentrische Position einnimmt. „The Satanist“ bietet also durchaus mehr als das übliche Sexploitation-Dingens der damaligen Zeit, auch wenn das heutzutage natürlich alles ziemlich altbacken und wenig spektakulär wirkt. Mit knapp einer Stunde Laufzeit lässt sich Zoltan G. Spencers Reise in die Welt des Satanismus auch gut gucken und sollte den Freund von obskuren Filmen durchaus ansprechen.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Crazy Thunder Road

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01.PNG (94.55 KiB) 287 mal betrachtet
Aufgrund seiner Liebe zu Noriko und allerlei Repressalien von allen Seiten beschließt Ken gemeinsam mit anderen Anführern von Motorradgangs, alle Feindseligkeiten zu begraben und die Gangs ersatzlos aufzulösen. Jin, ein junger und rebellierender Heißsporn ist mit dieser Entscheidung aber gar nicht einverstanden und will sich mit seiner „Fuck You“-Attitüde und seinem Motorrad auch nicht von ehemaligen Gang-Mitgliedern, Polizei, Yakuzas und rechten Nationalisten sagen, was er zu tun hat. Gemeinsam mit dem letzten verbliebenen Rest an loyalen Gefährten zieht er in einen Quasi-Krieg gegen ehemalige Weggefährten, bürgerliche Moral und gesellschaftliche Zwänge um bis zur bitteren Konsequenz seine Vorstellung von selbstbestimmten Outlaw-Leben durchzuziehen.

Auf „Crazy Thunder Road“ war ich ja eigentlich schon sehr gespannt und ein kultiger Bikerfilm aus Japan mit Verweisen auf „Mad Max“ und Walter Hills „The Warriors“ tönt ja erst einmal nicht so schlecht. Leider erweist sich Sogo Ishiis Streifen aber als verworrenes Loblied auf ein jugendliches Außenseitertum voll mit falschem Pathos und toxischer Männlichkeit in der so etwas wie Vielschichtigkeit überhaupt keinen Platz hat. Die Figuren sind völlig eindimensional und overacten schreiend durch die Gegend, wobei es stets um Gang-Ehre, Loyalität und mit dem Kopf durch die Wand geht. Dazu Gang-Fights und Motorrad-Action, wobei hier alles sehr Low-Budget daherkommt und ohne viel Können vorwiegend auf irgendwelchen Industrie-Gelände gedreht wurde. Zwar kann die extravagante Kameraführung ab und an durchaus gefallen, aber die episodenhaft angelegte Geschichte wirkt verworren, überzogen und ist ohne Kenntnis der japanischen Gesellschaftsstrukturen der frühen Achtziger auch nur schwer zu durchschauen geschweige denn nachzuvollziehen. Es wird durch die Gegend gefahren, geschrien, gesoffen, geprügelt und beim ruppigen Ende bleiben dann doch nur Verlierer zurück. Völlig daneben ist eigentlich auch das tendenziöse Gaga-Auflösung der zart ins Szene gesetzten Liebesgeschichte, dass wieder einmal ein völlig fragwürdiges Frauenbild Japans zementiert und ich bin sicherlich niemand, der moralische Standards der Gegenwart auf Filme aus vergangenen Jahrzehnten projeziert. „Crazy Thunder Road“ glorifiziert aber auf seltsam anmutende Weise ein völlig antiquiertes Männerbild, dass ich so auch gar nicht mehr sehen möchte und ist dabei so unreflektiert, eindimensional und mit angezogener Handbremse, dass mir der Streifen insgesamt betrachtet auch so überhaupt nicht zugesagt hat. Schade!
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Delta Space Mission

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01.PNG (175.37 KiB) 276 mal betrachtet
Im Jahr 3084 startet die Menschheit Mission Delta, mit der in fernen Galaxien unbekannte Welten erforscht werden sollen. Dazu wird ein künstliches Gehirn mit eigenem Empfinden entwickelt, dass sich auch selbst auf noch unbekannte Anforderungen einstellen kann und mit einem Team an hochqualifizierten Astronauten auf die Mission mit noch unbekanntem Ausgang begeben soll. Als die intergalaktische Reporterin Alma darüber berichten möchte, verliebt sich das künstliche Gehirn in die Dame, bricht die Mission ab und versucht die Reporterin in seine Gewalt zu bringen. Alma und ihr tierischer Gefährte flüchten durch Galaxien und stranden auf einem exotischen Planeten, so sie weiter verfolgt wird, während ihr die menschlichen Astronauten zu Hilfe kommen, die sich ebenfalls der scheinbaren Übermacht entgegenstellen.

Rumänische Animationsfilme hatte ich ja bislang ja so überhaupt nicht wirklich am Schirm und umso überraschter war ich, als auf einmal in den Staaten ein Blu-Ray-Release (Region A) von „Delta Space Mission“ angekündigt wurde, von dem ich als Anime-Fan noch nie etwas gehört hatte. Neugierde geweckt und auch wenn sich der Streifen inhaltlich nicht wirklich von anderen Sci-Fi-Serien unterscheidet und relativ konventionell daherkommt, so ist „Delta Space Mission“ doch etwas Besonderes. Das liegt neben der von „2001“ inspirierten Geschichte vor allem an dem fiepsigen Soundtrack und den extravaganten und mehr als farbenfrohen Welten, die hie entworfen werden, die mich persönlich auch stark an Miyazakis „Nausicaä“ erinnern, der anscheinend im selben Jahr entstanden ist. Die eher einfach animierten Figuren bewegen sich durch surreale Welten und erleben dabei allerlei Abenteuer, die inhaltlich kindgerecht daherkommen, aber optisch eher Erwachsene ansprechen dürfte. „Delta Space Mission“ dürfte wohl als Serie konzipiert worden sein und daraus wurde dann ein Film oder umgekehrt, so wie ich das herausfinden konnte. Aber auch so ist es ein Streifen, den ich mir so nicht erwartet habe und der sich gut neben tschechischen Animationsfilmen im Regal macht, selbst wenn es zum großen Klassiker wohl eher nicht reicht. Ich bin gespannt, ob es aus der Richtung noch mehr gibt und würde mich freuen, wenn man aus der Ecke noch mehr kommen würde.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Split

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In der nahen Zukunft werden die Menschen unbemerkt durch Computer und Agenten durch eine feindliche Macht überwacht und kontrolliert. Starker hat es jedoch geschafft sich dieser Überwachung entziehen, in dem er sich ständig anderer Verkleidungen bedient und sich ohne festen Wohnort durch das Leben schlängelt. Als er eines Tages scheinbar zufällig ins Visier der Überwacher gerät, setzt das Oberhaupt der Behörde mehrere Teams auf Starker an, da er mit seinem Wissen eine Bedrohung für das System darstellt. Während Starker verfolgt wird, versucht er die Kellnerin Susan von der ständig drohenden Gefahr zu überzeugen und bringt so auch diese ins große Gefahr.

Völlig verworrener, seltsam anmutender aber dann auch wieder nicht uninteressanter Low-Budget-Sci-Fi-Streifen über einen Überwachungsstaat und einem Menschen, der es geschafft hat, sich unerkannt in dieser dystopischen Welt zu bewegen. Der Inhalt von „Split“ klingt ja immer einen Ticken zu sehr nach Verschwörungstheorien und beschäftigt sich mit Themen wie Individualität, Selbstbestimmung und Menschenrechten, nur um dann wieder irgendwie völlig abgehoben und gaga zu sein. Auch die Figuren sind irgendwie an der Grenze zur Parodie, wobei sich das ja auch mit aktuellen Wahrnehmungen deckt, wo man oft nur noch den Kopf schütteln kann, wenn von bestimmten Menschengruppen einfach alles ignoriert wird, was vernünftig und wissenschaftlich bewiesen zu sein scheint. Chris Shaw ist mit „Split“ jedenfalls immer mit einem Fuß in dieser Richtung und befeuert diese Wahrnehmung des überhöhten Ichs im Vergleich zur restlichen Gesellschaft. Dazu kommen Bilder aus den Kindertagen des CGI und hübsche Settings, die dann doch wieder irgendwie sympathisch wirken. Meines Erachtens überhebt sich „Split“ mit seinem Anspruch sich an große Themen zu wagen, aber scheitert dann doch auf sympathische Weise. Zurück bleibt ein Zuschauer, der das Ganze erst einmal verarbeiten muss, aber tunlichst nicht als gesellschaftliche Bestandsaufnahme deuten sollte.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Candyman

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01.jpg (13 KiB) 256 mal betrachtet
Gestern auch endlich die „Unrated“-Fassung das Films gesehen und auch wenn mir die Atmosphäre des Streifens sehr zusagt, so bleibt doch der etwas seltsam anmutende Twist in der Mitte, der mir irgendwie nicht ganz so gut gefällt. Der Wechsel vom urbanen Mythos hin zum übernatürlichen geht mir dann doch zu sprunghaft, auch wenn man ihn sicherlich durchaus akzeptieren kann. So bleibt aber doch irgendwie das Gefühl zurück, dass etwas fehlt. Ganz schöpft der interessante Streifen sein eigentliches Potential auch nicht aus, aber das hat ja zum Glück nun das fabelhafte Remake übernommen. So ist „Candyman“ immer noch ein guter, aber nicht sehr guter Horrorfilm für ein erwachsenes Publikum aus den frühen Neunzigern mit zwei großartigen Hauptdarstellern, der sehr vieles richtig macht. Ich kann an dieser Stelle auch nur nochmals jeden neben der schönen Blu-Ray von Turbine auch die spannende Neuauflage, die an diesen Streifen hier anknüpft, ans Herz legen.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Candyman II - Die Blutrache

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02.jpg (29.64 KiB) 248 mal betrachtet
Durch den tragischen Tod ihres Vaters und auch in ihrer Schule an einem sozialen Brennpunkt wird die Lehrerin Annie immer wieder mit dem Mythos des Candyman konfrontiert. Dieser soll mit einem Hakan an seiner Hand Jagd auf die Menschen in den Regionen machen, in denen es früher Sklaven gab. Doch Annie glaubt weder an Geister, noch an urbane Mythen und um das bei ihren Schülern zu untermauern, spricht sie vor einem Spiegel dessen Namen fünfmal aus. Es dauert jedoch nicht lange bis der Candyman auch zu Annie kommt und ihr Ehemann ist das erste Opfer. Doch je mehr sich Annie in weiterer Folge mit dem Candyman beschäftigt, desto mehr entdeckt sie, dass ihre eigene Familiengeschichte mit den schrecklichen Ereignissen zusammenhängen, die diesen Mythos erst geschaffen haben…

Der erste Teil von „Candyman“ ist ja ein überraschend düsterer Horrorfilm, der aufgrund seiner grimmigen Geschichte aus der Feder von Clive Barker, seiner unheimlichen Stimmungen und tollen Darstellern auch etwas von den üblichen Horrorfilmen absetzt. So war es auch wenig verwunderlich, dass hier wenige Jahre später ein Nachfolger nachgeschoben wurde, der zwar nicht wirklich schlecht ist, aber der Geschichte nicht wirklich hinzufügen kann. Erzählt wird die Geschichte einer Lehrerin in New Orleans die mit dem Mythos konfrontiert wird und dann entdeckt, dass die Ereignisse realer und sie selbst mehr in die Ursprünge der urbanen Legende involviert ist, als eigentlich gedacht. Punkten kann der Streifen abermals mit seinen Darstellern und seinem Handlungsort New Orleans, während der Rest leider eher sehr mittelmäßig daherkommt. Die unterschwellige Liebesgeschichte des Vorgängers gibt es noch einmal und die zahlreichen Nebenhandlungsstränge wie der Mord in der Familie und das Verhältnis zu den Schülern wirken unausgegoren und bringen die Handlung auch nicht wirklich nach vorne. Statt düsterer Stimmung wirkt das Geschehen fast schon etwas verkitscht und gipfelt in einem Finale, dass schon sehr, sehr mau daherkommt. Technisch und darstellerisch mag es nichts zu meckern geben, aber der Rest kann dem starken Vorgänger nicht das Wasser reichen und wirkt auch wie ein Effekt-betonter Nachfolger, den es nicht unbedingt gebraucht hätte.
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