Daddy's Litte Girl
Die Torture-Porn-Welle ist ja auch mittlerweile wieder abgeebbt und irgendwie bin ich – und viele andere Horrorfans - ja darüber auch gar nicht traurig. Ab und an braucht es aber was Ruppiges und „Daddy’s Little Girl“ ist auch wie erwartet der sehr herbe Beitrag, der aber dennoch weit davon entfernt ist, ein debiles Machwerk für die niederen Triebe zu sein. Viel mehr geht es in dem über weite Strecken ruhig erzählte Streifen um Fragen wie Rache, Vergeltung, enttäuschtes Vertrauen, menschliche Abgründe und dergleichen, die aber in der letzten halben Stunde und im Revenge-Teil auch keine Gefangenen mehr macht. Als Zuschauer ist man ebenfalls hin- und hergerissen zwischen den Abscheulichkeiten, die gezeigt werden und dem Verständnis für den Vater, dem das Liebste im Leben auf grausame Weise genommen wird. Der Streifen aus dem Jahr 2013 ist auch für den Zuschauer eine Tour-de-Force, gerade eben weil die Geschehnisse in „Daddy’s Little Girl“ eigentlich immer nachvollziehbar bleiben und dennoch völlig abschreckend wirken.
Ghoul - Die Legende vom Leichenesser
Ein amerikanisches Amateur-Filmteam macht sich mit einer Dolmetscherin in der Ukraine auf die Suche nach dokumentieren Fällen von Kannibalismus während des zweiten Weltkrieges und kommt über einen Fahrer und einem Medium in Kontakt mit einem Arbeiter, der in den Siebzigern deswegen verurteilt worden sein soll. Als dieser nicht gerade sympathische Zeitgenosse in seinem abgelegenen Haus interviewt werden soll, entdeckt das Team dort aber mysteriöse Symbole und als der Interviewpartner nicht auftaucht wird in Vodka-Laune ein Geist beschworen. Daraufhin geschehen seltsame Dinge und schon wenig später stellt sich heraus, dass das Team offensichtlich niemand geringeren beschworen hat als den Geist von Andrei Chikatilo, der als größter Serienmörder der Geschichte zum Tode verurteilt wurde und nun nach neuen Opfern giert…
Found Footage die Drünfzigste, dieses Mal in Form einer tschechisch-ukrainischen Produktion mit amerikanischen Darstellern, die in einem abgelegenen Wald ungewollt den Geist eines sowjetischen Serienmörders beschwören. Was als Doku über dokumentierte Fälle von Kannibalismus ganz passabel beginnt, verkommt aber relativ rasch zur üblichen Geisterbahnfahrt mit Wackelkamera und billigen Jump-Scares, die leider so gar nicht begeistern kann. Die Geschichte ist doof, die Charaktere egal und statt Spannung und Atmosphäre gibt es nerviges Herumgeschreie und ein wildgewordenes Medium, dass die Augen verdreht. Also nichts, dass man in hundert anderen Filmen aus der Ecke nicht schon besser gesehen hätte. Als Found-Footage-Fan kann man sich das Teil schon geben, aber Innovationen oder gute Idee sollte man sich besser nicht erwarten. Demnächst wohl auch schon für ein paar Cent am Wühltisch oder mit neun anderen Filmen in der großen Kannibalen-Box.