Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

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Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Kamikaze 1989

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In einer nahen und totalitären Zukunft hat die Industrie alle Probleme der Bundesrepublik Deutschland gelöst und der Staat, in dem es keine Arbeitslosigkeit, Laster oder Umweltverschmutzung mehr gibt, wird von einem gigantischen Unterhaltungskonzern geführt, der alle Menschen glücklich macht. Als es in dessen Firmenzentrale eine Bombendrohung gibt und das Gebäude evakuiert werden muss, wird der Polizeiinspektor Jensen auf den Fall angesetzt, dem vier Tage Zeit bleiben den Fall zu lösen. Dieser ist ein resoluter und unkonventioneller Ermittler, der bislang auch noch jeden seiner Fälle gelöst hat und sich in der Führungsetage des Unternehmens mit seinen Methoden nicht gerade beliebt macht. Dieser beginnt die zweifelhafte Firmenphilosophie zu durchleuchten und schon bald deutet alles auf eine perfide eingefädelte Intrige hin, die in der obersten Führungsetage ihren Ursprung genommen hat.

„Kamikaze 1989“ präsentiert nicht nur Rainer Werner Fassbinder in seiner letzten Rolle vor seinem Tod im Jahr 1982, sondern auch eine gar nicht mal so sonderbare Zukunftsvision, in denen alle Probleme durch die Industrie gelöst worden sind, die mit ihren Interessen auch die Politik abgelöst hat. Arbeitslosigkeit und Umweltverschmutzung gibt es nicht mehr, die Polizei ist der beste Freund der Bevölkerung und Alkohol verboten, während man sich die Zeit mit verdummenden Fernsehproduktionen vertreibt. Kein Wunder, dass es in dieser Welt natürlich nicht mit rechten Dingen zugehen kann und wenig später kommt der abgeklärte Polizeileutnant Jansen auch einen Komplott auf die Spur, das den Mann auch zunehmend an der eigenen Wahrnehmung zweifeln lässt. Dabei ist „Kamikaze 1989“ ein ziemlich seltsamer Streifen, irgendwo zwischen düsterer Zukunftsvision, Satire, und „Neuer Deutscher Film“, der scheinbar mühelos zwischen Trash und Anspruch pendelt und selber wohl nicht so genau weiß, was er eigentlich sein möchte. Die Kriminalhandlung steht bei dem in Düsseldorf und Berlin gedrehten Streifen jedenfalls nicht an erster Stelle und obwohl immer wieder bitterböse Gesellschafts- und Medienkritik aufblitzt, wird dieses durch groteske und vollkommen überzeichnet erscheinende Momente wieder konterkarikiert und/oder ad absurdum geführt. Dennoch ist Wolf Gremm ein Streifen gelungen, in dem auch Franco Nero kurz vorbeischaut und der Fans des Fassbinder Universums und von schrägen und ungewöhnlichen deutschen Produktionen abseits gängiger Normen auch gefallen und gut munden dürfte.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Königin der Nacht

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Der intellektuelle Künstler Hugo begegnet eines regnerischen Tages auf dem Weg in ein Antiquitätengeschäft der jungen Myriam, neben der er in der Metro Platz nimmt. Während sie sich schminkt und scheinbar wenig Notiz von dem Mann nimmt, ist dieser von der hübschen und rätselhaften Frau angetan und fährt wenig später spontan in die Station zurück, wo diese ausgestiegen ist und findet diese auch auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig. Es entsteht Gespräch und während Miriam vorgibt eine Prostituierte zu sein, lässt sich Hugo mit ihr auf ein Spiel des Verlangens, Begehrens und der käuflichen Liebe ein. Gemeinsam besuchen sie eine Kirche und kurz darauf betreten beide eine kleine Wohnung von Myriams Zuhälterin, in dem das Liebesspiel nach einem Akt der Leidenschaft eine unerwartete Wendung nimmt…

Walerian Borowczyks letzter Kinofilm aus dem Jahr 1987 ist ein sehr sonderbarer, teils surrealer Streifen nach einem Roman von André Pieyre de Mandiargues über einen Mann und eine Prostituierte, die einander in der Pariser Metro begegnen und sich daraufhin auf ein wortreiches und erotisches Spiel einlassen. Dabei ist der Streifen auch aufgrund seiner hochgestochenen Dialoge über Gott und die Welt eher sperrig und wirkt zu Beginn so, als würde er sich etwas zu sehr auf Nebensächlichkeiten versteifen. Dabei wird Mathieu Carriéres Gang durch ein Treppenhaus auf fast ausschweifende Weise zelebriert und später gibt es eine Szene, in der Marina Pierros Schwung ihrer Haare besonderes Augenmerk geschenkt wird. Auch danach entwickelt sich der Streifen in eine sehr seltsame Richtung und aus dem vorgegebenen Rollenverhältnis einer Prostituierten, eines Kunden und einem Erzähler entwickelt sich ein Akt der Leidenschaft, der nach einem ominösen Telefonat auf eine völlig schräge Weise in eine unerwartete Richtung kippt. Wie bei Borowczyk üblich erscheint dabei alles mit tieferer Bedeutung und vom Lauf der Geschichte und Religion inspiriert, doch dazu kann unser werter Salvschi wohl sicherlich profunderes erzählen. Zurück blieb bei der gestrigen Sichtung jedenfalls nicht nur ein Protagonist, der den Akt der totalen Leidenschaft mit seiner Existenz bezahlt, sondern auch ein nicht minder perplexer Zuschauer, der noch immer nicht so recht weiß, was er schlussendlich von dem Ganzen halten soll.

Emmanuelle 5

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Schauspielerin Emmanuelle ist die erotische Sensation der Filmfestspiele in Cannes, wo diese ihr erotisches Meisterwerk „Love Express“ vorstellt, den Prinzen Rajid kennenlernt und von der Kritik verrissen und vom Publikum gefeiert wird. Als sie eins Tages von ihren zahlreichen Fans bedrängt wird, die ihr sogar die Kleider vom Leib reißen, landet sich Hals über Kopf auf dem kleinen Motorboot von Charles Foster, der sich wenig später als Multimillionär, Schlossbesitzer und etwas besitzergreifend entpuppt. Zwischenzeitlich geht es aber sehr zum Missfallen von Charles und auf Einladung von Rajid in das ferne Land Benglagistan, wo Emmanuelle trotz vorherrschender Zensur und Dikatur ihren halbpornographischen Film vorstellen soll. Doch der Prinz ist nicht wie er vorgibt, der Freund von erotischen Werken, sondern hat Böses im Sinn und hat die aufgeschlossene Blondine nur deswegen in sein Land gelockt um diese als einundfünfzigste Frau in seinen Harem zu integrieren…

Mit „Emmanuelle 5“ hat Walerian Borowczyk unter Mithilfe von Steve Barnett einen Streifen irgendwo zwischen Hochglanz-Erotik, Seifenoper und Abenteuerfilm abgeliefert, der so wirkt, als hätte man Material aus unterschiedlichen Quellen eher zufällig aneinandergereiht und auf wenig kunstvolle Weise gestreckt. Die Handlung erscheint bei derartigen Werken ja ohnehin eher nebensächlich, aber die abenteuerliche Reise der einerseits forsch und dann wieder schrecklich naiv erscheinenden Emmanuelle ist ja eher arg haarsträubender Natur und statt prickelnder Erotik steht bei dem offensichtlichen Auftragswerk mit eindeutiger Produzentenvorgabe auch eher trashiges Fummelfummel-Fickificki mit Musikvideo-Optik und volle Achtziger-Dröhnung am Programm. Das Ganze ist natürlich für den Fan eine sehr unterhaltsame Sache und steht anderen Werken des ehemaligen Privatfernsehen-Nachtprogramms ja um wenig nach, aber eigentlich würde man sich von Herrn Borowczyk ja schon ein bisschen mehr erwarten, als dieses eher lieblos heruntergekurbelte Sammelsurium aus mehr oder minder erotischen Episoden, die auch mehr schlecht als recht unter einen Hut gebracht werden. Mit Ruhm hat sich hier jedenfalls niemand bekleckert, auch wenn die „Emmanuelle 5“ mit entsprechender Erwartungshaltung des vorwiegend männlichen Publikums stets unterhaltsam und spaßig bleibt. Anscheinend existieren von dem Streifen ja auch mehrere Fassungen, wobei die neue deutsche DVD die Softcore-Variante an Bord hat und auf allzu explizite Sexszenen verzichtet. Ob das jetzt als Vor- oder Nachteil erscheint, muss wohl ebenfalls jeder für sich selbst entscheiden.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Fontane Effi Briest

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Die siebzehnjährige Effi Briest wird mit dem Einverständnis ihrer Eltern von dem wesentlich älteren Baron von Instetten geehelicht, nachdem dieser vor vielen Jahren der Mutter vergeblich den Hof gemacht hat. Als sie daraufhin an die Ostsee in ein geräumiges Haus mit Dienstboten zieht, fühlt sich die junge Frau einsam und beginnt nach der Geburt einer Tochter eine platonische Affäre mit einem Major, der die junge Frau eher zu verstehen scheint, als der eigene Gatte, der eher sein berufliches Fortkommen, als die Ängste seiner Gattin im Kopf zu haben scheint. Jahre später zieht die Familie nach Berlin, wo der Mann die zurückliegende Affäre entdeckt. Im Duell tötet er den ehemaligen Geliebten und verstößt Effie, die daraufhin an gebrochenen Herzen verstirbt.

Fassbinders Verfilmung des gleichnamigen Romans von Theodor Fontane ist nicht nur in strengem Schwarzweiß gehalten, sondern hält sich mit Voice-Over und Texttafeln anscheinend auch sehr nah an die literarische Vorlage. Diese erzählt von einer jungen Frau, gesellschaftlichen Zwängen und der Ohnmacht, sich selbst aus einer unglücklichen Situation zu befreien. Dabei wirkt alles bewusst etwas künstlich und theatralisch und Fassbinder lässt seine Figuren unterkühlt und distanziert erscheinen und stellt diese in Kontrast zu seinen sehr schön eingefangenen Bildern und stimmigen und ausnehmend gelungenen Settings. Ebenfalls für mich etwas irritierend ist die Tatsache, dass Fassbinder hier auch zahlreiche Darsteller nachsynchronisieren ließ und Hanna Schygulla für ihre Rolle ja auch viel zu alt erscheint und dieses mit Kleinmädchen-Säuselstimme auszugleichen scheint. Inhaltlich geht „Fontane Effi Briest“ ja auch in Richtung Historiendrama, was ja nicht so meine Baustelle ist und Fassbinders nüchtern gehaltene Filme über die Zwänge des Kleinbürgertums liegen mir inhaltlich dann doch etwas mehr, als dieser doch etwas bewusst sperrig gehaltene Streifen. Andererseits schafft es Fassbinder mit seiner ungewöhnlichen Inszenierung auch, dass man sich als Zuschauer nachhaltig mit seinen Figuren und ihren Beweggründen beschäftigt und so ist auch „Fontane Effi Briest“ wie alle bislang gesichteten Fassbinder-Werke uneingeschränkt sehenswert.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Witchouse

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Elizabeth, die den Ruf hat, etwas morbide und schräg zu sein, lädt eines Tages eine Handvoll alter Freunde und Bekannte in ihr Haus, das bei den Einheimischen ebenfalls keinen guten Ruf besitzt. In dem alten Geisterhaus soll eine Party stattfinden und während sich die ersten Besucher einfinden, gibt es unter den unterschiedlichsten Gästen auch ernsthafte Bedenken, die sich später rechtfertigen sollen. Statt Party im Geisterhaus steht nämlich die Re-Animation einer grausamen Vorfahrin am Programm und als Elizabeth ihre Urahnin, die Hexe Lilith, in einer Zeremonie zu neuem Leben erweckt, wird auch den Besuchern langsam klar, dass sie sich nicht ohne Grund in dem gruseligen Haus eingefunden haben, sondern Teil eines perfiden Racheplans sind, der blutig in die Tat umgesetzt werden soll…

Die US-amerikanische Produktionsfirma „Full Moon“ gilt ja gemeinhin nicht gerade als hoher Qualitätslieferant und war ja viele Jahre lang so etwas wie der „Direct-do-Video“-King am Horrorsektor, ehe ihnen „Asylum“ die Wurst vom Brot zog und den Markt mit noch grottigeren Werken flutete. Der 1999 kostengünstig in Rumänien gedrehte und von Viel-Filmer David DeCoteau inszenierte „Witchouse“ ist ja auch eher ein ziemlicher Schnarcher, der ohne Vor und Abspann, ja auch gerade mal auf eine Stunde Laufzeit kommt und knapp 45 Minuten davon noch mit unnützen und entbehrlichen Dialogen und Material aus anderen Filmen füllt. Ein seltsames Geisterhaus, eine übellaunige Hexe auf Rachetrip, ein paar Knallchargen und ein Drehbuch, dass mit allerlei Logik-Fehlern (Schnee im Mai?) wohl in einer halben Stunde geschrieben wurde, machen „Witchouse“ auch zu einem eher lahmen Genre-Vergnügen, dass in allen Belangen unterdurchschnittlich und nach „Full Moon“-Standard ausgefallen ist. Die Geschichte ist aus allerlei bekannt vorkommenden Versatzstücken zusammengeklaut, die Effekte und Inszenierung kostengünstig, die Darsteller halbwegs sympathisch und auch der Verlauf gerade noch so akzeptabel, dass man den Streifen nicht wutschnaubend in die Tonne befördern möchte. Dass ich mit dem Film Bekanntschaft gemacht habe, liegt ja dann auch am diesjährigen Schrott- und Re-Use-Wichteln und ich kann mir gut vorstellen, dass mein Giesinger Gönner ja durchaus froh ist, dass er diesen Hexen-Schnarcher auf so elegante Weise losgeworden ist.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Diagnosis

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In einer psychiatrischen Anstalt wird von einem ambitionierten Ärzte-Team mit der experimentellen Mittel B93 geforscht, dass bei psychisch erkrankten Patienten enorme Heilungschancen ermöglich und einmal verabreicht beseitigt B93 Angstzustände, Persönlichkeitsstörungen bis hin zu schweren Psychosen. Zur Kontrolle der Wirksamkeit gibt es aber auch eine Gruppe von Patienten, die dieses Mittel nicht bekommt und als es genau in dieser Gruppe zu seltsamen Todesfällen kommt, ahnt Dr. Warrick, dass irgendetwas in der Forschungsreihe nicht mit rechten Dingen zugeht. Wenig später sterben auch Menschen außerhalb der Gruppe und gemeinsam mit einem Fotografen versucht Warrick dem um sich greifenden Wahnsinn auf die Spur zu kommen und stellt sich dabei auch gegen die Leitung der Klinik und Geldgeber der Forschungsreihe, sowie seine Kollegen und entdeckt dabei ein Geheimnis, dass alle Vorstellungen des Grauens sprengt.

Was sich in der obigen Inhaltsangabe ja noch durchaus interessant anhört ist in der Umsetzung leider ein hoffnungslos wirres und auch noch schlecht erzähltes Indie-Filmchen, bei denen sich die Macher bei Psycho-Thriller a la David Lynch und eines Body-Horror eines frühen Cronenbergs orientieren und dabei ihr Werk ziemlich gegen die Wand fahren. Die Geschichte wäre ja vielleicht nicht so übel, aber diese in Form von Rückblicken während eines Verhörs zu zeigen, ist irgendwie nicht gerade ideal und auch der Rest wirkt stets so, als hätten sich alle vor und hinter der Kamera gehörig übernommen. Neben den vollkommen lieblos erscheinenden Settings, etwas Schmodder und den zahlreichen Darstellern, die kommen und gehen und dabei keine besondere, dramaturgische Funktion zu haben scheinen, ist „Diagnosis“ dabei auch noch schrecklich langweilig, sodass er trotz „Uri-Geller-Löffel-Hommage“ wohl nicht einmal in der Trash-Ecke funktioniert. Der einzige Erfolg der hier zu verbuchen ist, erscheint das Bestreben alles grundsätzlich falsch zu machen und einzig und allein die Filmmusik vermag es etwas positiv aus dem hoffnungslos lahmen Streifen herauszustechen. Der Rest ist cineastischer Müll für die Tonne und eine halbe Stufe über Amateur-Niveau, der man selbst als hoffnungsloser Filmoptimist nichts abgewinnen kann und ein Streifen, den man sich eigentlich nicht mal seinem schlimmsten Feind in den Player wünscht.

Série Rose - Erotisches zur Nacht

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Ep. 1: Der Wüstling
Ep. 2: Sie und Er
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond

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Obwohl die hübsche Valerie seit ihrer Jugend ein Auge auf den hübschen Holzfäller Peter geworfen hat, soll sie auf Geheiß ihrer Eltern den gesellschaftlich besser situierten Schmied Henry ehelichen. Kurz nach der Verlobung stirbt jedoch Valeries ältere Schwester durch den Angriff eines Werwolfes, der das beschauliche Dorf bereits seit Jahrzehnten bedroht, aber sich bislang dank Opfergaben zurückgehalten hat. Als sich daraufhin die Männer des Dorfes aufraffen und einen herkömmlichen Wolf in den Bergen ermorden, ist die Gefahr daraufhin noch nicht gebannt. Davon weiß auch der Werwolf-Jäger Pater Solomon zu berichten, der sich ebenfalls in den Ort aufgemacht hat um eine persönliche Rechnung mit dem Werwolf zu begleichen, der sich nur in Vollmondnächten in eine reißerische Bestie verwandelt. Schon bald ist der ganze Ort in Aufruhr und auch Valerie, die nun zwischen zwei Männern hin- und hergerissen ist, bekommt bald zu spüren, dass der Werwolf sich ganz in ihrer Nähe befindet und mit ihr seine ganz eigenen und finsteren Pläne hat…

Catherine Hardwicke ist ja vor allem als Regisseurin des ersten „Twilight“-Filmes bekannt und „Red Riding Hood“ ist eigentlich so ausgefallen, wie ich mir den vielfach gescholtenen Vampir-Streifen wohl so vorstellen würde. Eine märchenhaft verträumtes Setting, eine junge Frau zwischen zwei Männern, eine Prise Werwolf-Horror und das alles auf ein jugendliches und breites Publikum zugeschnitten ergibt auch den eher harmlosen Streifen den sich gestandene Männer sicher gut mit der Freundin anschauen können, die mit Horror ansonsten nichts am Hut hat. Aber die Mischung funzt ja auch und auch die Elemente aus „Rotkäppchen“ harmonieren erwartungsgemäß auch ganz gut mit der Werwolf-Story-Light, die hier auf die große Leinwand gebracht wird. Zwar meinen es die CGI-Zauberer und Set-Designer bei dem beschaulichen Dörfchen in den verschneiten Bergen an der Grenze zum Bob Ross-Kitsch und seinen Shabby-Chic-Bewohnern zwar manchmal etwas zu gut und auch die Gefühlsduselei in der ersten Hälfte wirkt etwas bemüht, aber die zweite Hälfte mit der Jagd nach dem Feind in den eigenen Reihen ist durchaus spannend und gut gemacht, sodass man den Streifen doch recht gut gucken kann. Mit etwas mehr Mut zur Härte und weniger Schmalz wäre ja sicherlich noch mehr möglich gewesen. Amanda Seyfried mag ich ja sehr gerne und „Red Riding Hood“ bietet ja auch ein Wiedersehen mit Virginia „Candyman“ Madsen und Julie „Wenn Gondeln Trauer tragen“ Christie als Valeries Mutter bzw. Großmutter. Alles in allem ein technisch versierter und guckbarer Streifen, bei dem man eigentlich nur noch wartet, dass auch noch gesungen wird. Tut es aber leider nicht - den Film mochte ich trotzdem.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Guardians of the Galaxy

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Dass James Gunns Streifen so eingeschlagen hat ist ja wenig verwunderlich und wäre ich heutzutage 12 bis 14, „Guardians oft he Galaxy“ wäre mit seiner Mischung aus Sci-Fi, Retro, markigen Sprüchen, coolen Look und ungewöhnlichen Helden wohl sicher mein absoluter Lieblingsfilm. Mit 41 sieht man die Sache dann aber doch etwas differenzierter und auch wenn der Streifen natürlich schon gelungen, spaßig und kurzweilig daherkommt, merkt man schon auch, dass er diesen ganzen CGI-Bombast eigentlich gar nicht nötig hätte und diese die Verfilmung des Comics eigentlich unnötig bremsen und von den eigentlichen Qualitäten des Streifens ablenken. „Guardians of the Galaxy“ funzt als Culture-Clash-Actionkomödie ja hervorragend und Quill und seine Truppe haben ja immer die Lacher auf Ihrer Seite, wenn es darum geht, das Universum zu retten und sich dabei ihrer Stärken statt Unterschiede zu besinnen. Zwischendurch scheint man Story-technisch zwar mehr als einmal den Faden zu verlieren, aber irgendwie fügt sich am Ende dann doch wieder alles zusammen. Die Botschaft des Streifens über Freundschaft, Verantwortung und „Über-sich-Hinauswachsens“ ist ja auch sehr nett und so will man auch nicht weiter hinterfragen, wie der Streifen eigentlich zu seiner Altersfreigabe gekommen ist. Allerdings wird in Punkto CGI-3D-Action einfach viel zu dick aufgetragen und zwischendrin und spätestens beim großen Finale machen sich diesbezüglich auch leichte Ermüdungserscheinungen breit. Dennoch ein turbulenter und unterhaltsamer Streifen, der sich doch sehr unverhohlen an „Star Wars“-Kosmos orientiert, aber wesentlich augenzwinkernder, bissiger und daher auch sympathischer daherkommt. Und wenn nach dem Abspann auch noch „Howard, the Duck“ kurz mit einem Drink in der Hand vorbeischaut, dass weiß man auch, dass hier definitiv die richtigen Leute am Werk sind. Die Fortsetzung kann kommen!
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Giallo a Venezia

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Über den Streifen hab ich mich ja schon ausführlich geäußert und „Giallo a Venezia“ spielt ja bekanntermaßen nicht in der Giallo-Oberliga, sondern inhaltlich eher am anderen Ende des Spektrums. Die Qualitäten in Mario Landis Streifen, der zweitweise wie eine Giallo-Parodie aus einem frauenverachtenden Paralleluniversum wirkt, sind auch sicherlich an anderer Stelle zu suchen und rationell kann man die dennoch vorhandene Anziehungs- und Wirkungskraft dieses schundigen Werkes wohl ebenfalls kaum erklären. Die Qualität der neuen X-Rated-Scheibe ist natürlich ein Quantensprung im Vergleich zu dem Material, das bislang unter Sammlern verfügbar war und hätte mir vor ein paar Jahren jemand gesagt, dass dieser Schmuddelstreifen irgendwann einmal in einer derartigen Darreichungsform verfügbar sein wird, hätte ich diesen wohl kurzerhand für verrückt erklärt. Nun ist das Mediabook mit Blu-Ray und neuer deutscher Synchro aber nun mal einmal da und für den weitestgehend geschmacksbefreiten Italo- und Giallofan mit Hang zum Groben natürlich alles ganz, ganz großartig. Umso schöner, dass sich die ganzen Bemühungen den Film vor dem Vergessen zu retten, offensichtlich auch wirtschaftlich gelohnt haben und die erste Auflage des Mediabooks bereits vergriffen scheint.

Die Todesbucht

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„Die Todesbucht“, wie dieser bislang nur im Ausland verfügbare Giallo von Enzo Milioni nun für seine Veröffentlichung auf Deutsch betitelt wurde ist ebenfalls ein ziemlich schmuddeliger Streifen, der zu einer Zeit entstand, als der Stern dieser Filme bereits am Verglühen war. Daher besann man sich statt etwaigen Anspruchs auch auf die beliebtesten Motive dieser Filme wie leichtbekleidete Frauen, jeder Menge Sex und ein Täter mit psychosexuellem Motiv, der hier im wunderbaren Touristenort Amalfi seinem zweifelhaften Werk nachgeht. Die Kriminalgeschichte steht hier auch augenscheinlich nicht im Vordergrund und die Tätersuche entpuppt sich als wenig originell und dennoch würde man dem Werk Unrecht tun, wenn man ihn nur auf seinen weiblichen Cast und diesbezügliche Schauwerte reduzieren würde. Die ganze Sache macht ja trotz aller Vorhersehbarkeit durchaus Laune und vor allem die Szenen an den Sehenswürdigkeiten und Kamerafahren entlang der Amalfiküste sind ja sehr hübsch gelungen. Da würde ich mich beizeiten auch gerne Mal für einen Drehortvergleich anbieten und wo findet man auch sonst schon einen Streifen, in dem der Killer u.a. mit einem derart ungewöhnlichen Mordinstrument zulangt. Alles in allem solide Giallo-Mittelklasse mit ein paar originellen Ausreißern nach oben, einer gruseligen Barbara Mangnolfi und auch an der Qualität der deutschen Blu mit neu erstellter deutschen Synchro gibt es meines Erachtens nichts zu meckern.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Das schwarze Reptil

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Angenehm oldskooliger Horrorstreifen aus dem Hause Hammer, der zwar nicht sonderlich gruslig daher kommt, aber mit netten Settings und einem ungewöhnlichen Monster punkten kann. Im Mittelpunkt des Streifens steht der junge Harry, der nach dem plötzlichen Ablebens seines Bruders mit seiner frisch vermählten Gattin in dessen Haus aufs Land zieht und dort auf mysteriöse Todesfälle, verängstigte Dorfbewohner und einen seltsamen Nachbarn trifft. Die Geschichte ist ja recht passabel erzählt und bis zum feurig-furiosen Finale wird die Spannungsschraube dezent angezogen, auch wenn man „Das schwarze Reptil“ eine gewisse Behäbigkeit nicht absprechen kann. Doch das verzeiht man dem 1966 entstandenen Streifen ja gerne und ehe man sich versieht, fiebert man mit den Charakteren mit und hofft auch für die verfluchten Figuren auf ein Happy End. Auch die Darsteller, die netten Settings und das fraglos sehr gelungene und effektive Kostüm des Schlangenwesens wissen durchaus zu gefallen und machen „Das schwarze Reptil“ zu einem gelungenen und atmosphärischen Werk aus der Hammer-Kiste, der sich im richtigen Moment und mit der richtigen Erwartungshaltung auch als sympathischer Grusler präsentiert.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Marina Abramovic: The Artist is present

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Die kürzlich siebzig gewordene Marina Abramovic ist nicht nur die bekannteste Performance-Künstlerin der Welt, sondern auch eine Frau der Extreme. Sie ritzte sich mit einem Messer ein Pentagramm in den Bauch, schrubbte so lange Fleischfasern von Rinderknochen aus dem Schlachthaus und sang dabei Klagelieder, bis sie von den Verwesungsgasen ohnmächtig und ging auf der Chinesischen Mauer ihren damaligen Lebenspartner Ulay hunderte Kilometer entgegen. Als Höhepunkt ihres bisherigen Schaffens gilt jedoch ihre MoMA-Retrospektive „The Artist is Present“ in der sie drei Monate lang, sechs Tage die Woche und sieben Stunden am Stück in einem Raum jeweils einem Besucher gegenüber saß und diesem in die Augen blickte. Die Dokumentation „Marina Abramovic: The Artist is present“ zeigt den Weg zu dieser großartigen Leistung, die die Künstlerin abermals an die körperliche und mentale Grenzen führte. Vergangene Performances werden angerissen und kurz präsentiert und auch Außenstehende und Weggefährten kommen zu Wort, auch wenn sich der Streifen hauptsächlich um die für mich nicht ganz greifbare Künstlerin dreht und diese auch mühelos alle um sich mit ihrer Präsenz und Aufmerksamkeit vereinnahmt. Dabei wirkt der Streifen zeitweise auch so, als handle es sich bei der gar so gütig und ausgeglichen erscheinenden Künstlerin um eine Kunstfigur und doch erscheint, als gäbe es einfach keinen Unterschied zwischen Privaten und Künstlerischen und im Falle von Marina Abramovic das Leben selbst zur Kunstform erklärt worden ist. Alles ganz großartig, unkritisch und dennoch sehr interessant, spannend und selbst wenn der auf seltsame Weise berührende Streifen mit seinen tief persönlichen Eindrücken wohl nur ansatzweise vermitteln kann, was die Ausstellung inklusive Performance der Künstlerin bei den Besuchern tatsächlich bewirkt hat.
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