Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

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Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Mutilations

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Jim McFarland ist Professor der Astronomie und interessiert sich wie seine Studenten für Ufo-Sichtungen und alles, was sonst noch so alles mit dem weiten Universum zu tun hat. Als einige Fälle von Rinder-Verstümmelungen in einer bestimmten Gegend gemeldet werden, macht sich der Professor mit seiner Assistentin Ann und sechs seiner Studenten auf, um die örtliche Bevölkerung nach möglichen Invasoren zu fragen. Diese gibt auch bereitwillig Auskunft und berichtet von wiederkehrenden Ufos, die seit Jahrzehnten die Gegend terrorisieren. Als McFarland einen Farmer aufsucht, der besonders oft mit diesen Dingen konfrontiert zu sein scheint, kracht ausgerechnet in diesem Moment ein außerirdisches Flugobjekt in das Haus und während sich McFarland und seine Schützlinge im Haus verbarrikadieren, geraten sie ins Visier außerirdischer Monster, mit denen nicht gut Kirschen essen ist…

Herrlich haarsträubender Low-Budget Horror in Stil der Monster-Invasionsfilme aus den Fünfzigern, der neben seiner einfachen Geschichte und etwas Splatter mit naiven „Stop-Motion“-Effekten und Knetmasse-Monstern aufwarten kann. „Mutilations“ ist wahrlich kein guter Streifen und die wenigen Darsteller lassen auch keine Gelegenheit aus um alles falsch zu machen bzw. das Bedrohungsszenario ständig lächerlich erscheinen zu lassen. Die Art und Weise, wie hier gegen Miniaturen gekämpft wird, spottet natürlich jeder Beschreibung und dennoch ist die Art und Weise der Inszenierung sehr charmant und Larry Thomas hat sein Werk wohl in der Freizeit mit ein paar Freunden und entsprechendem Ernst realisiert. Mit einem Augenzwinkern ist der relativ kurze Streifen auch eine sehr spaßige Angelegenheit für Freunde von schlechten Monsterfilmen aus der C-Ecke, der trotz aller augenscheinlicher Mankos immer noch tausendmal sympathischer erscheint, als der Asylum-CGI-Mist, der uns heutzutage um die Ohren gehauen wird. „Mutilations“ ist ein kleiner, feiner Monsterfilm aus den Achtzigern, der auf die hübscheste Weise eigentlich alles falsch macht und dem man das dennoch gerne verzeiht.

Hex

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Madame Chang ist schwer krank und leidet unter dem despotischen Verhalten ihres Gatten Chun, der wenig darüber erfreut ist, dass vom ehemaligen Reichtum seiner Gattin nicht mehr viel übriggeblieben ist. Als er eines Tages im Suff seine Gattin schlägt und sich auch am Dienstmädchen vergreift, ermorden die Beiden im Affekt den Mann und lassen seine Leiche im Teich verschwinden. Doch schon wenig später scheint der Ermordete als rachsüchtiger Geist zurückzukehren, der Madame Chang in den Wahnsinn treiben möchte…

„Hex“ ist eigentlich kein weiterer Streifen über schwarze Magie aus dem Hause der Shaw Brothers, wie man in sich erwarten würde, sondern in der ersten Hälfte mehr doppelbödiger Thriller im historischen Ambiente, bei dem man nie so genau weiß, wer gerade die Fäden in der Hand hat. Nach einer hübschen Überraschung in der Mitte kommen dann aber die übernatürlichen Komponenten ins Spiel, die natürlich hübsch und zeigefreudig in Szene gesetzt sind. Dann kommt der anfänglich etwas behäbige Streifen auch in die Gänge und unterhält den Zuschauer mit der üblichen Mischung aus farbenfrohen Look, Geisterbahnfahrt und einer gehörigen Portion Madness, in der auch eine nackte und wild gebärende Frau eine große Rolle spielt. Leider ist das Finale dann aber nahezu gleich gestaltet wie die bekannte Mönch-Episode aus dem Klassiker „Kwaidan“, wodurch sich auch die Überraschung für den geeichten Asia-Gucker etwas in Grenzen hält. Dennoch ein durchaus unterhaltsamer und guckbarer Streifen mit ordentlich Tempo und Wendungen, der es leider nicht zu einem deutschen Release geschafft hat.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Stalker

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Oliver ist ein junger Obdachloser mit Wahrnehmungsstörungen, der eines Tages in den Straßen von Dublin auf einen mysteriösen Prediger trifft. Fortan ist er davon überzeugt, der Welt Gutes zu tun und trifft wenig später auf den jungen Tommy, der gerade von zwei Gleichaltrigen körperlich bedrängt wird. Als er dem Jungen aus der Patsche hilft und wenig später nach Hause folgt, muss Oliver erkennen, dass Tommys Mutter drogensüchtig und sein Onkel ein Dealer ist, der mit seinen Launen die ganze Gegend terrorisiert. Fortan folgt Oliver seinem neuen Freund auf Schritt und Tritt um ihn aus den Fängen der vermeintlichen Teufel zu retten und geht dabei auch weiter, als man sich vorstellen könnte…

Mein einziges Filmmitbringsel aus dem Irland-Urlaub und wohl auch einer der ganz wenigen Genre-Filme mit 18er-Freigabe, die auf der grünen Insel gedreht wurden. Michael O’Connors „Stalker“ ist dabei ein eigentlich recht interessanter Thriller über die unschönen Seiten von Dublin, der von Leuten handelt, mit denen es das Leben nicht gut gemeint hat. Die ungleiche Freundschaft zwischen einem Obdachlosen mit Knacks und einem Jungen aus schwierigen Verhältnissen steht dabei ja von Anfang an unter keinen guten Stern und nimmt wenig später auch prompt ungesunde Ausmaße an. Dabei ist der irische Low-Budget-Thriller teils recht unangenehm zu gucken und die Darsteller agieren mit viel Mut zur Hässlichkeit um die Geschichte über das Obdachlosen-/Drogen-Milieu auch glaubhaft zu vermitteln. Zwar wirkt manche Figur in dem Streifen doch auch etwas überzeichnet und das Ende kommt für meinen Geschmack doch etwas abrupt, aber dank kurzer Laufzeit und viel Herzblut aller Beteiligten, kann das etwas zu dick aufgetragene Gesamtergebnis für Indie-Verhältnisse durchaus als gelungen bezeichnet werden.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Reflecting Skin

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Der neunjährige Seth lebt im Idaho der Fünfzigerjahre und vertreibt sich die Zeit mit seinen beiden Freunden und allerlei Schabernack. Als sein Vater ihm von Vampiren aus seinem Groschenroman erzählt, keimt ihn ihm der Verdacht, dass seine mysteriöse und zurückgezogen lebende Nachbarin Dolphin Blue ebenfalls ein Vampir sein könnte. Als wenig später einer seiner Freunde tot aufgefunden wird, scheint sich sein Verdacht auch zu bestätigen, während die Polizei seinen Vater für die Tat verantwortlich machen möchte. Dieser begeht jedoch Selbstmord und so kehrt auch Cameron, der ältere Sohn der Familie aus dem Koreakrieg zurück um den restlichen Familienmitgliedern Halt zu geben. Anstatt sich jedoch in der schwierigen Zeit um seinen kleinen Bruder zu kümmern, trifft sich Cameron immer öfter mit Dolphin und als ein weiterer Leichnam gefunden wird, kippt die herbstliche Idylle endgültig in ein Ambiente der Angst, Bedrohung und unausgesprochenen Anschuldigen…

Regisseur Philip Ridley hat mit „Reflecting Skin“ im Jahr 1990 einen hochinteressanten Streifen mit wunderschönen Bildern und sehr düsterer Geschichte geschaffen, der seinen abgründigen Inhalt aus der Sicht eines neunjährigen Kindes erzählt. Seth erlebt eine typische Kindheit zwischen seinen ungleichen Eltern, ehe ein paar seltsame Ereignisse die unbeschwerte Idylle einer Kindheit in seinen Grundfesten erschüttert. Immer mehr verwandeln sich die goldenen Kornfeldern und der tiefblaue Himmel in einen ausweglosen Ort des Schreckens, in der sich der alleingelassene Junge selbst einen Reim auf die Dinge machen muss, die er in seinem Alter noch nicht verstehen kann. Dabei hat die Mischung aus toll gespielten „Coming-of-Age“-Drama, Thriller und einer Prise Mystery auch keine plakativen Effekte notwendig und bietet dem Zuschauer ein Szenario, dass genauso gut aus einem David Lynch-Film stammen könnte und erinnert auch an ähnliche Filme wie „Der Geist des Bienenstocks“, „The Devil’s Backbone“ und „Poison for the Fairies“. Das sind allesamt Filme, die mir sehr am Herzen liegen und auch „Reflecting Skin“ ist eine der bisher schönsten Neuentdeckungen des bisherigen Jahres und eine absolute Perle, die ich hiermit auch jeden hier ans Herz legen möchte, der sich für ruhig und unkonventionell erzählte Arthouse-Filme über die Fallstricke des Erwachsenwerdens interessiert.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Perfect Blue

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Noch immer einer meiner Lieblingsfilme, nun auch endlich auf Blaustrahl. Man kann sich ja eigentlich ja gar nicht mehr vorstellen, dass „Perfect Blue“ ursprünglich als „Low-Budget-„ und „Direct-to-Video-“Produktion entstanden ist und dann als Festival-Liebling international durch die Decke ging. Seinerzeit war diese animierte Mischung aus giallo-esken Psycho-Thriller und abgründigen Drama mit popkulturellen Aspekten auch einer meiner ersten Berührungspunkte mit Anime und dann gleich so einer, der mein Sehverhalten nachhaltig geprägt hat. Die Geschichte über Mina, die von der „Girl-Band“ zur Schauspielerei wechselt fängt ja ganz harmlos an, bis auf einmal nach ein paar kleineren Rückschlägen eine Doppelgängerin auftaucht, die den Platz der emotional durchgebeutelten Mina einnehmen möchte. Ein toller Streifen, der einem im Verlauf seiner spannenden Handlung gleich mehrfach den Boden unter den Füßen wegzieht und geschickt verwebt Herr Kon seine Geschichte über den angehenden Star und das Phänomen von Stalkern auf mehreren Ebenen, bis man als Zuschauer bis zur finalen Auflösung nicht mehr weiß, was real, Schauspiel-Rolle oder einfach nur Alptraum ist. Großartig!
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Is' was Doc

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Auch ein Streifen, der immer wieder gerne und mit bestimmter Regelmäßigkeit im Player landet. Zwar braucht Peter Bodganovichs Screwball-Komödie gut fünfzehn Minuten bis sie einmal in Fahrt kommt, aber dann gibt es bei der rasanten und gagreichen Verwechslungskomödie mit vier identen Reisetaschen und einer junge Frau, die überall Chaos verbreitet auch kein Halten mehr. Neben witzigen Dialogen, sympathischen Figuren und einer gehörigen Portion Nonsens macht das Teil gehörig Laune und vor allem die beispiellose Verfolgungsjagd im letzten Drittel bzw. in den Straßen von San Francisco ist auch nach 44 Jahren noch immer ein absoluter Kracher. Ich bin ja sicher kein großer Komödienfan, aber „Is was Doc“ hab ich seit meiner ersten Sichtung vor vielen Jahren ins Herz geschlossen und man sollte sich auch keinesfalls von der Besetzungsliste und der kleinen Musikeinlage abschrecken lassen. Klassiker!

Anomalisa

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Irgendwie schon ein sehr, sehr schräges Filmchen, dieser „Anomalisa“ von Charles Kaufman und Duke Johnson und seinem Protagonisten in der Identitäts- und Midlife-Krise. Als Motivations-, Verkaufstrainer und Bestseller-Autor findet sich Michael Stone auf einer Rundreise in einem Hotel in Cincinnati wieder und muss erkennen, dass ihm die Zügel in seinem vermeintlich erfolgreichen Leben längst aus der Hand geglitten sind, ehe ihm ein Wiedersehen mit einer Verflossenen und ein Flirt mit einer jungen Frau die Eintönigkeit des Lebens vor Augen führt und wieder neue Perspektiven eröffnet. Dabei ist der Streifen einerseits natürlich durchs eine Inszenierung schon sehr außergewöhnlich, aber auch die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird, hält für den Zuschauer auch ein paar überraschende und oftmals nicht ganz nachvollziehbare Momente parat. Ganz weiß ich auch noch nicht, was ich von dem Streifen halten soll und inhaltlich hat „Anomalisa“ nicht hundertprozentig überzeugt bzw. nicht ganz meinen Geschmack getroffen. Zumindest hat er mich aber mit seiner Thematik doch sehr nachhaltig beschäftigt und mit Puppen eine zutiefst menschliche Geschichte nachzuerzählen, in der sich jeder zum Teil wiederfinden kann, ist sicherlich ein sehr origineller Schachzug. Was anderes hätte man bei Kaufman aber wohl auch gar nicht erwartet.

Vergiss mein nicht!

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Über diesen Film noch viele Worte verlieren muss man wohl nicht und wer sich von der schrägen Geschichte und der Besetzungsliste abschrecken lässt, ist wohl selber schuld. Für mich ist „Vergiss mein nicht!“ inhaltlich der ungewöhnlichste Liebesfilm aller Zeiten, der für den Zuschauer während seines schrägen Verlaufs auch ein paar wunderschöne Erkenntnisse bereithält. Die Geschichte über das Löschen unliebsamer Erinnerungen ist ja der Aufhänger für eine Vielzahl schöner und weniger schöner Momente, die den Alltag einer Beziehung zwischen zwei unterschiedlichen Menschen wiederspiegeln, die trotz aller Unterschiede immer wieder zueinander finden würden. Dabei ist Michel Gondrys im englischen mit „Eternal Sunshine of the Spotless Mind“ auch viel treffender betitelten Streifen nach einem vollkommen zu recht Oscar-prämierten Drehbuch von Charly Kaufman alles andere als kitschig und schafft mühelos den Spagat zwischen Anspruch und Unterhaltung. Der Streifen startet ja quasi in der Mitte um dann seine Geschichte sowohl vorwärts, als auch rückwärts zu erzählen, während er mittendrin auch gleich ein paar Purzelbäume schlägt. Was verwirrend klingt, ist aber in Wirklichkeit ein schwer unterhaltsames und herzerwärmendes Stück Film mit überbordendem Ideenreichtum, wunderbaren Look und tollem Look. Einer meiner absoluten Lieblingsfilme.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

The Devil inside her

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Im New England des Jahres 1826 verliebt sich die junge Faith in Joseph, der vor vielen Jahren als Waisenjunge von ihrem strenggläubigen Vater Ezekiel aufgenommen worden. Doch die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft wird jäh zerschlagen, als der vollkommen aufgebrachte Vater von diesen Plänen erfährt und den jungen Joseph vom Hof jagt. Weiteres Ungemach für das junge Glück droht jedoch auch von anderer Seite, da auch Faiths Schwester Hope ein Auge auf Joseph geworfen hat und diesen für sich beanspruchen möchte. Mittels schwarzer Magie soll der Joseph gefügig gemacht werden und mit Hilfe einer Hexe verkauft Faith ihre Seele dafür an den Leibhaftigen persönlich. Der lässt auch nicht lange bitten und spielt schon bald sein teuflisches und sexuelles Spiel mit allen Beteiligten und sorgt nach einer infernalischen Orgie auch dafür, dass er zu seiner versprochenen Seele kommt.#

Zebedy Colt hat in seiner Karriere als Erwachsenenfilm-Regisseur ja eine Vielzahl von berüchtigten und sogenannten „Roughies“ gedreht und auch darin mitgewirkt. „The Devil Inside her“ dürfte dabei wohl sein bekanntestes Werk sein und präsentiert sich dem Zuschauer als bizarrer Fleischfilm mit Horror-Einschlag und dem Leibhaftigen persönlich. Dieser sieht nicht nur aus wie frisch vom „Kiss“-Konzert, sondern hat natürlich den Längsten, spielt gerne damit herum und macht sich als Formwandler hinter den frommen Menschen der Familie Hammond her, die sich bald in einem Alptraum aus Sex und Gewalt wiederfinden. Die Art der Inszenierung ist für ein kostengünstiges Produkt dabei durchaus gelungen und überrascht den Zuschauer mit ein paar schönen Einstellungen, schrägen Kostümen und Ideen, ehe es am Ende in einer beispiellosen und infernalischen Orgie mit dem Teufel dann recht wüst zur Sache geht. Wie üblich hat es sich Herr Colt ja auch nicht nehmen lassen, ein paar kleine Schocker in seinen Film einzubauen, die ihre Wirkung auf das zartbesaitete Publikum sicher nicht verfehlen und den Damen im Film und auch dem Zuschauer wird auch einiges zugemutet. Erotisch ist das Ergebnis ja nicht unbedingt und irgendwie hat man anfänglich auch das Gefühl, dass in "The Devil inside her" eher muskulöse Männer- als nackte Frauenkörper in den Fokus gerückt werden. Insgesamt betrachtet aber schon ein wilder und wenig geschmackssicherer Ritt, der nichts für Leutchen ist, die sich leicht schockieren lassen, oder beim Sex das Licht ausmachen.

Saturday Night Special

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Eine Gruppe von gewaltbereiten Gangstern wird angeheuert um einen Diamantenhändler auszunehmen und sich mit der Beute aus dem Staub zu machen. Doch der Überfall läuft gründlich schief und statt den Safe zu knacken wird der Firmeninhaber gekillt und die Angestellte vergewaltigt. Doch der Alptraum ist zu diesem Zeitpunkt noch lange nicht vorbei und die überlebende Belegschaft wird kurzerhand als Geiseln in ein entlegenes Landhaus entführt. Dort geht es munter weiter mit sexueller Erniedrigung, ehe der entschlossene Tod von unerwarteter Seite Hilfe bekommt und die Geisel schon wenig später mit unvermittelter Härte gegen ihre Entführer zurückschlagen.

Ziemlich mieser und eigentlich auch recht unsympathischer Roughie aus dem Jahr 1976, in dem drei gewaltbereite Gangster einen Überfall versemmeln und daraufhin eine Handvoll Geiseln nehmen. „Herzstück“ des Streifens ist eine übertrieben-theatralisch inszenierte Vergewaltigungsszene mit Paradesadist Jamie Gillis, die mit enervierender Krautrock-Psychedelic-Mucke unterlegt ist und naturgemäß wenig Spaß bereitet und vom Zuschauer einiges an Sitzfleisch abverlangt. Der restliche Handlungsverlauf ist ein absolutes Desaster und im Finale wird der Spieß dann zwar umgedreht und auch ein bisschen geschmoddert, aber insgesamt hat sich bei „Saturday Night Special“ absolut niemand mit Ruhm bekleckert. Das Interessanteste an dem Streifen dürfte neben dem teils durchaus bekannten Cast noch der flockige Soundtrack sein, der durchaus zu gefallen weiß. Beim Rest hat sich aber absolut niemand mit Ruhm bekleckert und der dilettantisch inszenierte Streifen mit seiner mistigen Story ist auch eher ein Erwachsenenfilm zum Abgewöhnen. Der Roughie hat auch weder mit „Saturday“, noch etwas mit „Night“ zu tun und „Special“ ist da schon leider gar nix - laut dem „Urban Dictionary“ handelt es sich beim Titel auch um die Slang-Bezeichnung einer kleinen Handfeuerwaffe, was da schon eher Sinn ergibt, falls man daran überhaupt einen Gedanken verschwenden mag.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Trucks - Out of Control

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Am heißesten Tag des bisherigen Jahres und knapp 30 Grad Raumtemperatur hatte ich gestern Lust auf eher anspruchslose Kost und „Trucks – Out of Control“ ist ja ein Remake von „Rhea M – Es begann ohne Vorwarnung“, der als einzige Regie-Arbeit des beliebten Autors ja nicht unbedingt zu dessen besten Werken gezählt wird. Das haarsträubend zusammengezimmerte Bedrohungsszenario in „Trucks“ will auch einfach nicht so richtig funzen und was auf der deutschen Fassung als „Full Uncut“ mit rotem Logo vertrieben wird, ist in Wirklichkeit auch eine TV-Produktion, die in den Staaten mit dem vergleichsweise harmloseren und „PG-13“ ausgestrahlt wurde. „Trucks – Out of Control“ macht dann auch irgendwie vieles falsch und abgesehen von den beiden sympathischen Hauptdarstellern gibt es nur unwichtige Figuren, die im Verlauf des Filmes geopfert werden und statt Panik und Terror konzentriert sich der Streifen auch auf zwischenmenschliche Konflikte, die die Lage der Eingeschlossenen ebenfalls nicht verbessern. Diese machen dann natürlich ebenfalls alles falsch, ehe sie von den Lastern im wahrsten Sinne des Wortes platt gemacht werden. Und weil das alles noch nicht reicht, gibt es dann auch noch eine vollkommen unmotiviert erscheinende und blutige Szene mit einem Spielzeug-Laster, bei der man nur noch mit dem Kopf schütteln kann und wohl beim Großteil der Zuschauer für Stirnrunzeln und/oder Gelächter sorgt. Ansonsten bleibt in „Trucks – Out of Order“ wenig Erinnerungswürdiges zurück und der trashige PS-Horror der Marke Auweia mit seinen Klischee-haften Figuren ist dann wohl auch nur für King-Komplettisten und viel zu heiße Sommerabende geeignet.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Orgazmo

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Mäßig unterhaltsame und auch nicht sonderlich witzige Komödie von Trey Parker, der als junger und unbedarfter Mormone als Superheld wider Willen die Porno-Branche durcheinander wirbelt. Dabei ist der Streifen eher mehr eine Parodie auf klassische Superhelden-Filme im Umfeld von Fleischfilmproduktionen und bleibt gerade in diesen Dingen für europäische Verhältnisse zum überwiegenden Teil überraschend harmlos. Bis auf ein paar zotige Sprüche, nackte Männerhintern und Dildos ist der Streifen ja nicht sonderlich zeigefreudig und der Humor kommt für meinen Geschmack auch etwas zu klamaukig daher. Irgendwie kommt „Orgazmo“ auch nur recht langsam in die Gänge, bleibt vorhersehbar und die Charaktere wirken übertrieben und werden bis auf wenige Ausnahmen auch nicht sonderlich ernstgenommen. In den Staaten gab es aber trotzdem das berüchtigte NC-17-Rating, was wohl auch zum kommerziellen Flop beigetragen hat. Ob eine niedrigere Freigabe da etwas geändert hätte, darf aber durchaus bezweifelt werden und die Mischung aus Unflätigkeit und derben Zoten aus einer fast schon kindlich-naiven Sicht funzt bei „South Park“ jedenfalls wesentlich besser und wenn man sich für seinen Film schon die Welt des Erwachsenenfilms aussucht, dann sollte man sich auch humortechnisch etwas mehr auf Erwachsenen-Niveau bewegen und nicht so verklemmt und spießig daherkommen.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Maps to the Stars

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Der Wandel vom kompromisslosen und innovativen Body-Horror hin zu eher durchwachsenen und mainstreamigen Thriller- und Arthouse-Produktionen von David Cronenberg hat ja schon viele Gemüter beschäftigt und das aktuelle Output des kanadischen Regisseurs hat ja nur noch begrenzt mit seinen Frühwerken zu tun, die von Genre-Fans innig geliebt werden. In „Maps to the Stars“ ist Body-Horror ja nur noch in kleinen Dosen bzw. in Form von Verbrennungen einer Figur vorhanden, während der Rest eher als etwas planloses Erzählkino mit Mystery- und Thriller-Einschlag über die Schattenseiten der Traumfabrik erscheint. Der Streifen ist wohl eine bitterböse und überzeichnete Satire auf Hollywoods Studiosystem und seinen Stars und Sternchen, von jemandem der hier mit großer Lust die Gepflogenheiten und Eitelkeiten vorführt und ausschlachtet. Von der neurotischen Schauspielerin im Karrieretief, ihren selbstverliebten Therapeuten, über den arschlochigen Jung-Mimen bis hin zu den vielen Leutchen, die versuchen in die A-Liga aufzusteigen ist alles vertreten und dennoch schafft es Cronenberg nicht, ihnen und ihren tonnenschweren Schuldkomplexen eine menschliche und nachvollziehbare Seite zu verleihen. In „Maps to the Stars“ schreien alle Figuren förmlich nach Aufmerksamkeit und in der Gesamtheit erscheint die Romanverfilmung fast schon wie eine autobiografisch gefärbte Abrechnung, die sich mit hämischer Schadenfreude am selbstverursachten Leid anderer Menschen ergötzt. Leider ließ mich der Streifen mit seinen Hochglanz-Bildern und tollen Darstellern aber dennoch ziemlich kalt und wie unsere Untotschi fand ich den Einblick in die Schattenseiten Hollywoods dann ebenfalls unsympathisch und aufgesetzt. Auch wenn „Maps to the Stars“ der Pfeil wieder etwas in Richtung oben geht, können derartige Stoffe andere sicher besser und ewig schade, dass Herr Cronenberg seine Zeit, Kreativität und Talent mit derart trivialen Geschichten, klischeehaften Figuren und durchschnittlichen Ergebnissen verplempert.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

The Lobster

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In einer nicht näher bezeichneten Zukunft ist eine Beziehung alles was zählt. Partnerlose und Singles werden in ein Hotel gebracht, wo sie 45 Tage Zeit haben einen Partner zu finden, ehe sie in ein Tier ihrer Wahl verwandelt werden. Als der Architekt David in dieses Hotel eingewiesen wird, wird er Zeuge auf welche verkrampfte Weise Menschen zueinander finden wollen und auch ihm ist das Glück nicht holt. Sein Versuch eine Partnerin zu finden nimmt ebenfalls skurrile Züge an und endet im Fiasko. Dennoch will sich der zurückhaltende Mann nicht geschlagen geben und startet wenige Tage vor Ablauf der Frist startet einen weiteren Versuch, seinem drohenden Schicksal zu entgehen…

Nach „Dogtooth“ und „Alpen“ der nächste sensationelle Film von Yorgos Lanthimos und eine bitterböse, irritierende und sehr skurrile Abrechnung mit den Gepflogenheiten unserer Partner-fixierten Gesellschaft. Nach dem Thema „Familie“ und „Trauer“ widmet sich der griechische Regisseur dem Thema „Liebe“, welches hier jedoch nicht auf der Gefühlsebene, sondern natürlich höchst analytisch betrachtet wird. Wer zusammenpasst oder nicht, entscheidet in dieser Dystopie mit schönen Bildern und tollen Darstellern jedoch nicht das Herz, sondern die Gemeinsamkeiten und wer sich dem nicht fügt, wird in ein Tier verwandelt, oder kann sich autonomen Singles anschließen, die von der Gesellschaft verstoßen ihr Dasein im Wald fristen. Hört sich skurril an und ist mindestens noch abgedrehter, wenn der Wille sich zu verlieben langsam der Verzweiflung weicht und dabei zutiefst menschliche Verhaltensweise vorgeführt werden. Dabei ist „The Lobster“ aber kein verkopftes oder sperriges Arthouse-Dingens, sondern ein sehr unterhaltsamer und spannender Streifen, der mit schwarzem Humor sein Szenario intelligent aufbereitet dennoch nachdenklich stimmt. Dabei hat Lanthimos zu recht gefeiertes Werk etwas von Michael Haneke, genauso wie von Wes Anderson und auch wenn das eigentlich auf den ersten Blick eher unvereinbar scheint – in „The Lobster“ kommt distanzierte Menschenbetrachtung und überbordender Ideenreichtum perfekt zusammen. Ein wunderbarer Film!
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