Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

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Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Prinzessin Mononoke

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„Prinzessin Mononoke“ war seinerzeit neben „Akira“ einer der ersten Filme, die mein Interesse an Anime weckten und Hayao Miyazakis Streifen ist auch ein absolut grandioses Werk über eine fantastische Welt voller Tiergötter und Dämonen und einer packenden Geschichte im Spannungsfeld von Tradition und Moderne, in der auch ökologische, moralische und gesellschaftliche Gesichtspunkte nicht zu kurz kommen. Miyazaki vermeidet in seiner vielschichten Parabel auch Kategorien wie „Gut“ und „Böse“ und das Handeln seiner Charaktere ist trotz konträrer Positionen nachvollziehbar. Das Titelthema ist wohl eines der besten Musikstücke, die jemals für einen Film geschrieben wurde und auch zeichnerisch gibt es nichts zu meckern. Ein durchaus brutales Märchen für Erwachsene und ein Streifen für die Alltime-Top-10. Die Blu-Ray aus dem Hause Universum Anime ist übrigens ein qualitätstechnischer Quantensprung im Vergleich zur bisherigen DVD-VÖ.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Shark Night [Netflix]

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„Shark Night“ ist wohl sehr eindeutig im Fahrwasser von „Sharknado“ entstanden und obwohl der Streifen inhaltlich alles aufweist, was man sich von einem derartigen Streifen erwartet und auch technisch gar nicht mal so schlecht um die Ecke biegt, mochte sich die große Freude aber dennoch nicht so richtig einstellen. Die eigentlich sympathischen Darsteller werden ja mit einem derart schlechten Drehbuch verheizt, dass man sich wirklich fragen muss, wer dieses von Produzentenseite durch gewunken hat. Die Story ist jedenfalls totaler Murks und je länger der Streifen dauert, desto haarsträubender wird sie. Das mag Fans von trashigen Werken ja durchaus begeistern, aber irgendwie hätte man auch „Shark Night“ auch sicher etwas Vernünftigeres und Nachhaltigeres machen können. So bleibt ein Zeitgeist-Streifen, der sich mit seinen abstrusen Ideen, Haifischen und Figuren an ein jugendliches Publikum anbiedert und so tut, als hätte es die letzten Jahrzehnte an Tierhorror-Streifen erst gar nicht gegeben.

Das Mädchen, das durch die Zeit sprang

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„Das Mädchen, das durch die Zeit sprang“ behandelt ja wieder einmal das allseits beliebte Thema der Zeitreise in Form eines jungen Mädchens, dass auf einmal die Gabe besitzt durch die Zeit zu springen und dieses Talent dazu nutzt um peinlichen Situationen und Fallstricken des Teenager-Alters aus dem Weg zu gehen. Was dabei humorvoll beginnt, wandelt sich im Verlauf des melancholischen Streifens, als das junge Mädchen erkennen muss, dass sich mit jeder Reise auch der Verlauf ihres Lebens und das ihres Umfelds verändert und manch unbedachte und gut gemeinte Handlung maßgebliche Konsequenzen hat. „Das Mädchen, das durch die Zeit sprang“ ist dabei auch eher auf ein jugendliches Publikum zugeschnitten und kann technisch auch sicher nicht mit anderen Genre-Klassikern mithalten, aber dafür punktet Hosodas Streifen mit seinem unvorhersehbaren Verlauf und einem kleinen Werk mit intelligenter Geschichte, die nachdenklich stimmt und eindrücklich zeigt, dass das Leben nun einmal für niemanden ein Wunschkonzert ist.

Nightcrawler

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Drehbuchautor Dan Gilroy präsentiert dem Zuschauer in seinem Regie-Debüt eine interessante Mischung aus düsterem Psychogramm, Neo-Noir- und Großstadt-Thriller und eine Geschichte über einen freiberuflichen Sensationsjournalisten, der nachts auf den Straßen von Los Angeles unterwegs ist und für verwertbare Bilder auch moralische Standards weit hinter sich lässt. Dabei ist „Nightcrawler“ einerseits sehr schön fotografiert, packend und bietet wunderbare Bilder, auf der anderen Seite ist die Geschichte aufgrund seiner skrupellosen Hauptfigur zu einem gewissen Grad vorhersehbar und auch in Punkto Medienkritik hätte man Gilroy irgendwie noch mehr Mut zu unschönen Wahrheiten gewünscht. „Nightcrawler – Jede Nacht hat ihren Preis“ ist dabei ein Karrierefilm der etwas anderen Art und ein Streifen, der wie Nicolas Winding Refns „Drive“ an entschleunigte Arthouse-Actiondramas vergangener Jahrzehnte erinnert - allerdings auch nicht ganz den Hype rechtfertigt, der momentan um den Streifen gemacht wird.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

[REC]

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Zu dem Wackelkamera-Dingens kann man ja stehen wie man mag, aber in meinen Augen ist „REC“ immer noch ein hochfunktionaler Beitrag zu der Kiste, der auch mit einer intensiven Stimmung und ein paar sehr gelungenen Schreckmomenten aufwarten kann. Natürlich funzt ein derartiger Streifen auch nur beim ersten Mal zu 100 % und je weniger man über die Handlung weiß, desto besser. Das die hektische Machart, Wackelkamera und das permanente Geschrei nicht überall so gut ankommen, ist aber ebenfalls nachvollziehbar und wer mit Handkamera- und „Found Footage“-Filmen generell nichts anfangen kann, wird hier auch sicherlich nicht eines Besseren belehrt. Mit ein paar Jahren Abstand kann die Sache aber auch noch immer begeistern und es ist verwunderlich, wie man aus so wenig Handlung doch so viel herausholen kann und das Budget von 1,5 Mio Euro wurde hier sicher denkbar effizient angelegt. In den knapp 78 Minuten gibt es ja kaum Durchhänger, der Härtegrad ist überraschend hoch und auch das vielfach kritisierte Ende find ich auch gelungen.


[REC] 4 - Apocalypse

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Der vierte Aufguß der „REC“-Reihe schließt ja nahtlos an den ersten Teil an und verfrachtet Reporterin Angela, die nach der schicksalhaften Nacht ihr Gedächtnis verloren hat mit den Überlebenden aus den weiteren Teilen und ihrer Kamera auf ein Schiff, auf dem eine Quarantäne-Station eingerichtet wurde. Statt Wackelkamera gibt es hier aber einen innovationsfreien Pandemie-Horrorthriller nach üblicher Machart mit einem Hauch „Found Footage“ und irgendwie hat mich das gestern nach Sichtung des ersten Teils so überhaupt nicht vom Hocker gerissen. Der Streifen sieht zwar gut aus und hat im Vergleich zu Teil 1 auch sicher ein Vielfaches gekostet, aber unterm Strich ist er weder sonderlich spannend und verzettelt sich auch bei den zahlreichen Figuren, die in einem Labyrinth aus Gängen unter Deck vor den Infizierten flüchten. Ansonsten gibt es genau das, was man sich in einem derartigen Streifen erwartet und ob es sich dabei um schnelle Zombies, Infizierte oder ein sonstiges Bedrohungsszenario handelt – die Filme funzen halt leider auch immer alle nach demselben Prinzip.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

The Devils of Monza

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Schwester Virginia Maria de Leyva lebt als einflussreiche Nonne im Kloster von Monza, wo sie streng, aber gerecht über die restlichen Nonnen bestimmt und so auch die Aufmerksamkeit ihres lasterhaften Nachbarn Giampaolo Osio erweckt. Dieser wettet mit dem korrupten Pater Don Paolo, dass er die Frau für sich gewinnen kann und räumt dazu als erstes ihren Wirtschafter aus dem Weg. Mit schönen Worten und Briefen gelingt es Osio über den Zeitraum von mehreren Monaten Virginia für sich zu gewinnen, die sich immer weiter auf ein gefährliches Spiel aus Lust und Leidenschaft einlässt, bei dem am Ende der ganze Konvent Bescheid weiß. Als jedoch der Kardinal von dem unsittlichen Treiben Wind bekommt und seine Leute in das Kloster schickt, entwickelt Osio den teuflischen Plan, zum Schutze seines guten Namens alle Mitwisser aus dem Weg zu räumen…

Nunploitation-Nachzügler aus dem Jahr 1986 von Regisseur Luciano Odorisio, der hier wieder einmal die wahre Geschichte einer Nonne aus Monza erzählt, die fünf Jahre zuvor bereits unter dem Titel „Das süsse Leben der Nonne von Monza“ auch von Bruno Mattei verfilmt wurde. Odorisio wählt aber zuerst einen anderen Weg und der Auftakt seines Streifens wirkt eher ein Geschichts-inspiriertes Kostüm-Drama, ehe er ziemlich rasch ebenfalls im Exploitation-Genre landet und dem Zuschauer Sex und Gewalt im klösterlichen Umfeld präsentiert. Dabei ist „The Devils of Monza“ aber zuerst überwiegend harmloser Natur und teils auch etwas umständlich erzählt, ehe in der zweiten Halbzeit die ganze Sache etwas mehr in Fahrt gerät. Wer Nunploitation mag und auch gegen etwas Anspruch nichts einzuwenden hat, kann ja durchaus einen Blick riskieren, aber irgendwie ist Odorisios mittelprächtiges Werk dann doch nicht richtig Fisch oder Fleisch und für ein Geschichtsdrama zu trashig und für ein Nunploitation-Werk insgesamt zu brav und züchtig ausgefallen.

Mondo Cannibale 3 - Die blonde Göttin

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Hier braucht man wohl wirklich nichts schönreden und „Mondo Cannibale 3 – Die blonde Göttin“ ist kompletter Schrott, der nicht nur aufgrund seiner miesen Darreichungsform so überhaupt nicht punkten kann. Eine Geschichte ist wie ein etwaiges Dschungel-Feeling erst gar nicht vorhanden und auch die Chemie zwischen den wahllos zusammengewürfelten Darstellern scheint so überhaupt nicht zu stimmen. Dass der primitive Kannibalen-Stamm dann auch noch einer zivilisierten Sprache mächtig ist und die Möchtegern-Abenteurer endlos durch kultivierte Gartenanlagen latschen mag ja dabei wie die unpassende Musikbegleitung noch durchaus unterhaltsam sein, aber der Rest ist fast schon stümperhaft und lieblos abgedrehter Mist mit dem Charme eines Urlaubsvideos, in das sich beiläufig Nahaufnahmen von Kannibalen und ein paar Naturbilder verirrt haben. In Jess Francos unüberschaubarer Filmografie mögen sich über die Jahrzehnte ja durchaus ein paar kleinere Glanzlichter eingeschlichen haben, aber „Mondo Cannibale 3 – Die blonde Göttin“ zählt da sicher nicht dazu.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Das Kloster zum heiligen Wahnsinn

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Pedro Almodovars dritter Langfilm aus dem Jahr 1983 ist eine unterhaltsame Mischung aus Drama, Komödie und Nunploitation und erzählt eine groteske Geschichte über eine Nachtclub-Sängerin, die in ein Konvent von Nonnen flieht, dass sich zur Aufgabe gemacht hat Mörderinnen, Drogensüchtige und Prostituierte wieder auf den rechten Weg zu bringen und dabei selbst übelsten Lastern frönt. Dabei ist „Das Kloster zum heiligen Wahnsinn“ ein typisches Frühwerk des spanischen Regisseurs, der hier auch grell, bunt und unterhaltsam die moralischen Befindlichkeiten seines damals noch erzkonservativen Landes bissig auf die Schippe nimmt, ohne dabei zu destruktiv oder beleidigend zu sein. Hinter der Fassade des Klosters, das auch schon bessere Zeiten gesehen hat und der braven und weltverbessernden Nonnen verbergen sich dann auch ziemliche Abgründe, die hier in einem lustigen Streifen mit grandioser Darsteller-Riege inkl. Julieta Serrano, Marisa Paredes und Carmen Maura genüsslich entzaubert werden. Unterm Strich ein unterhaltsames Werk irgendwo zwischen Arthouse, Soap und Genrefilm und viel Musik und unerwarteten Überraschungen, der auch Leutchen gefallen dürfte, die mit seinen eher dramatischen Werken ansonsten nicht so viel anfangen können.

Django Nudo und die lüsternen Mädchen von Porno Hill

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Du meine Güte, was war denn das? Ein eigentlich vollkommen belangloser und lahmer Softsex-Western, der mittels nachgedrehter Alpenpanorama-Fummel-Inserts und einer sinnbefreiten, deutschen Kalauer-Synchro zu vollkommen neuen Ehren kommt. So etwas gab es wohl wirklich nur in den Siebzigern und „Django Nudo und die lüsternen Mädchen von Porno Hill“ ist dann auch ein ziemliches Kuriosum, dass im Lauf der Filmgeschichte auch ziemlich einmalig sein dürfte. Langweilig wird einem ja schon aufgrund der kurzen Laufzeit von knapp 76 Minuten nicht undich kann mir gut vorstellen, dass der Streifen als Gemeinschaftserlebnis im Kino sicherlich jedes Stimmungsbarometer rockt. In den heimischen vier Wänden macht der Streifen aber auch noch immer genug Spaß und verbreitet frivol-gute Laune, auch wenn nicht jeder Gag sitzt und man einen derartigen Streifen ernsthaften Menschen natürlich nicht empfehlen kann.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Die Mühle der Jungfrauen

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Kleiner und feiner Krimi aus italienischer Produktion über zwei ungleiche Cousinen, einer großen Erbschaft und einer Leiche. „Die Mühle der Jungfrauen“ ist dabei einerseits ein typisches Produkt seiner Zeit und behandelt psychosexuelle Themen mit einem überschaubaren Ensemble – auf der anderen Seite ist der 1969 gedrehte Streifen aber überraschend freizügig und bietet Sex, Drogen und einen ausschweifenden Lebensstil, der im italienischen Hinterland mit entsprechenden Konsequenzen auf veraltete Moralvorstellungen trifft. Zwar ist der Streifen für heutige Verhältnisse alles andere als spannend und sehr behäbig inszeniert, aber doch auch ein angenehm gealtertes und schön in Szene gesetztes Unterhaltungswerk mit netter Besetzung, schicker Klamotten und einem schmissigen Soundtrack, der hier erstmalig auch in ansprechender Qualität präsentiert wird. Ein Streifen mit dem Qualitätssiegel Früh-Giallo-Mittelklasse, das man sich als Fan derartiger Werke dann auch keinesfalls entgehen lassen sollte.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Virtual Weapon

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Antonio Margheritis letztes Regie-Werk aus dem Jahr 1997 ist ja in vielerlei Hinsicht ein total seltsames Werk, das in Form, Inhalt und Darsteller-Riege wie aus der Zeit gefallen wirkt und anscheinend auch bei vielen Filmfans auf wenig Gegenliebe stößt. So ist die Mischung aus Buddy-Movie, Familienkomödie, Cyber-Thriller und Fantasie inhaltlich ja mehr als haarsträubend ausgefallen, kommt mindestens ein Jahrzehnt zu spät und auch tricktechnisch orientiert sich das Werk mit zahlreichen Miniaturen, die in die Luft fliegen auch eher an Werken aus vergangenen Tagen. Die Story des Duos auf der Suche nach einem Sprengstoffhändler und Terence Hill als Undercover-Geheimagent, der nach einer Explosion zum Computer-Hologramm (!) mutiert und danach bis zum unvermeidlichen Happy-End Jagd auf Verbrecher macht ist ja mit vollkommen gaga noch zart untertrieben. Dazu stolziert ein sichtlich gealterter Terence Hill mit schütterem Haupthaar mit spitzbübischem Charme durch die episodenhafte Handlung und erntet für durchwegs lahme Sprüche anerkennende Blicke und Zustimmung von allen Seiten. Alles sehr seltsam und natürlich ist „Virtual Weapon“ dann auch ein Werk, dem man natürlich nicht ernsthaft begegnen sollte und irgendwie fand ich den trashigen Streifen mit seinen typischen Italo-Trademarks trotz aller inhaltlichen Mängel mit seinen durchschaubaren Tricks, sympathischen Darstellern und positiven Grundton auch auf eine angenehme Weise charmant, liebenswert, amüsant und unterhaltsam. Danke, Antonio!
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Byleth - Der Dämon mit den blutigen Händen

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Leopoldo Savonas „Byleth“ ist trotz blumiger Nebentitel wie „Horrorsex im Geisterschloss“ von der etwas gemächlicheren Sorte und hat abgesehen von den hübschen Settings und Kostümen sowie viel nackter Haut für die Allgemeinheit auch eher zurückhaltende Unterhaltungswerte zu bieten. Am Interessantesten an „Byleth“ ist wohl wirklich die Tatsache, dass er ein typisches Früh-Giallo-Szenario seiner Zeit in das Italien vergangener Jahrzehnte verlegt und das Ganze mit einer Prise Sleaze, Drama und Mystery vermengt. Leider kommt die Sache aber nach dem ersten Aha-Erlebnis nie mehr so richtig in Fahrt und auch das Ende wird den geeichten Zuschauer kaum überraschen können. Das sleazige Gothic-Horror-Giallo-Drama richtet sich mit seiner entrückten Grundstimmung dann auch von Haus aus eher an ein aufgeschlossenes Publikum, während man auch gut verstehen kann, dass der Rest der Zuschauer an dem kruden Stilmix eher weniger Freude hat. Ich würde "Byleth" nicht so schlimm wie andere hier bewerten, aber wahre Begeisterung sieht doch anders aus.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Sylvia im Reich der Wolllust

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„Syliva im Reich der Wolllust“ hat nicht nur einen ungemein schönen und aussagekräftigen Titel, sondern ist auch so ein eigentlich wunderbar unterhaltsamer Streifen, in dem der freizügige Geist der Siebziger und unorthodoxe Moralvorstellungen mit eine abenteuerliche Geschichte einer Boutiquen-Besitzerin im europäischen Jetset erzählt wird, bzw. wie man sich damals ein derartiges Leben ohne Rücksicht auf moralische oder finanzielle Grenzen vorgestellt hat. Corinne Cartier bzw Brodbeck spielt dabei die verklemmte Sylvia, die sich inspiriert durch eine erotische Lektüre einen sehr umtriebigen Geschäftsmann bzw. Gianni Garko als Mann ihrer Träume auserwählt hat und diesen schon wenig später kennenlernt. Dabei spielt die Geschichte in halb Europa und neben Olivia Pascal als nymphomanische Klosterschülerin mit Hang zu gefährlichen Momenten schaut auch noch Ajita Wilson als ominöse Milliardärin vorbei, die ihre Geschäfte nicht nur im biederen Konferenzzimmer zum Abschluss bringt und sich auch an anderer Stelle verhandlungsbereit zeigt. Die Geschichte ist episodenhafter Blödsinn der sympathischen Sorte und auch wenn „Sylvia“ durchaus ein paar Längen hat, teils ruppig zusammengeschnitten wurde und mit einer Zehenspitze im Klamauk steht, so ist der Streifen doch eine lustige Sache und grundsympathische Angelegenheit mit viel nackter Haut, schönen Locations und gleichzeitig auch ein humorvolles Sittenbild seiner Zeit mit dem Herz an der richtigen Stelle.

Die Falle

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Was für ein wunderbarer Film: herrlich sperrig, strange, surreal und fordernd mit einer Story, die irgendwie überhaupt nicht festzumachen ist und einem Soundtrack, in dem sich der ganze Wahnsinn dieses Filmes erst so richtig ausdrückt. „Die Falle“ wird den Großteil der Zuschauer wohl ratlos zurücklassen und Guilio Questi hat auch alles andere als einen handelsüblichen Giallo abgeliefert, sondern kocht sein Süppchen irgendwie zwischen „Blow Up“, „Deadly Trap“ und den experimentellen Arthouse-Werken seiner Zeit, in denen auf künstlerischen Weise einer etwaigen Geschichte viel Raum in jeglicher Richtung gegeben wird. „Die Falle“ entzieht sich dabei jeglicher Kategorisierung ist zugleich Drama, Autorenfilm , gesellschaftskritisch und visionär und dann auch wieder herrlich absurd, zynisch und dennoch hochklassig gespielt. Bei der Sichtung muss man ja auch ganz schön auf der Hut sein um den roten Faden, der sich lose durch die ganzen wunderbaren Bilder zieht, nicht gänzlich zu verlieren und nur wer dem Streifen genügend Aufmerksamkeit schenkt, wird dafür auch entsprechend belohnt werden.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Die Liebeshexen vom Rio Cannibale

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Typischer Camp-Film aus europäischer Diskont-Produktion mit den üblichen Figuren bzw. gefangenen Frauen, die von sadistischen Wärtern und untragbaren Bedingungen gequält werden und sich auch selber mit Lesbe- und Eifersüchteleien noch das Leben gehörig schwer machen. Beim obligatorischen Fluchtversuch im letzten Drittel steigt das Filmchen dann auch etwas mehr auf die Tube, aber trotz dem Mitwirken von Anthony Steffen als alkoholabhängiger Camp-Arzt und Ajita Wilson als amazonenhafte Gefangene gibt es in dem Streifen mit dem blumigen deutschen Verleihtitel keinen besonders erwähnenswerten Schauwerte. Gewalt und nackte Haut ist nach Schema F vorhanden, auf jeden guten Moment kommen mindestens drei lahme und über die Qualität der X-Rated-Scheibe hülle ich an dieser Stelle wohl auch besser den Mantel des Schweigens. Insgesamt betrachtet eine kostengünstig abgedrehtes Werk, in dem alle erforderlichen Zutaten zu einem eher Höhepunkts-losen Werk zusammengeschustert werden und dessen beste Szenen wenig später mit neuer Rahmenhandlung und etwas Linda Blair zu dem noch mieseren „Savage Island“ zusammengeschnitten wurde.

Black Magic

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Die charismatische Prinzessin einer afrikanischen Diktatur wird nach Mailand entsandt um dort mit italienischen Industriellen Wirtschaftspläne für ihr Land zu schmieden. Doch das Aufeinandertreffen der unterschiedlichen Kulturen bleibt nicht ohne Folgen und während die italienischen Industriellen die intelligente Frau vor allem auf ihre körperlichen Reize reduzieren, versucht die örtliche Presse mit allerlei Fallen einen auflagenstärkenden Sex-Skandal zu provozieren, der auch die Wirtschaftsbeziehungen zu der afrikanischen Diktatur sabotieren soll. Doch die Prinzessin ist durch traumatische Ereignisse aus ihrer Vergangenheit ohnehin sexuell frustriert und durch die Reise und den Kontakt zu Gleichgesinnten beginnt sie sich zunehmend von dem gewaltbereiten Despoten ihres Landes zu emanzipieren und schafft es mit ihrer gewinnenden Art auch wenig später andere Widersacher auf ihre Seite zu ziehen…

So ein Streifen konnte wohl auch nur in den Siebzigern entstehen und die Mischung aus Sleaze, Politik, Satire und herbes Gewaltdrama als obskur und unkonventionell zu bezeichnen wäre wohl stark untertrieben. „The Nude Princess“ zeigt Ajita Wilson in ihrer ersten europäischen Genre-Produktion und präsentiert die charismatische Ausnahmeerscheinung als elegante Prinzessin mit traurigem Hintergrund, die in Mailand die italienische Industriellenvereinigung und Presse aufmischt. Dabei bietet der Streifen auch sehr viel nackte Haut, rassistische Klischees und bisweilen sehr bizarre Momente und ist auf der anderen Seite wieder überraschend ernst und politisch ausgefallen, sodass am Ende ein Werk herausgekommen ist, dass man selbst dann nicht so wirklich beschreiben kann, selbst wenn man es mit eigenen Augen gesehen hat. Cesare „Matalo“ Canevari setzt sich auch prompt zwischen die Stühle und hat mit „Black Magic“ einen sonderbaren Film geschaffen, der irgendwo zwischen Sexploitation, Mondo, politischen Autorenkino und erotischer Fabel für Erwachsene angesiedelt ist und selbst den aufgeschlossendsten Zuschauer fassungslos und fasziniert zurücklässt.
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