
The Prowler
Love killsMan feiert das Ende des Zweiten Weltkrieges. Der Abschlußball einer Highschool wird allerdings zum blutigen Spektakel, als ein betrogener Soldat, der gerade aus Japan heimgekehrt ist, Rache an seiner untreuen Geliebten nimmt. Viele Jahre später feiert man wiederum den „Graduation Day“. Der Mörder von damals, den man nie gefaßt hat, macht sich erneut an sein blutiges Werk. Denn wenn er nicht glücklich wurde, soll es auch kein anderer sein...
US-Regisseur Joseph Zito, später berüchtigt für seine miese Actiongülle, begann seine Regiekarriere mit Thrillern, von denen das Zweitwerk „Der Psycho-Ripper“ aus dem Jahre 1979 bereits das eine oder andere Versatzstück des Slasher-Subgenres aufwies. 1981 drehte er schließlich mit „The Prowler“ seinen ersten reinrassigen Slasher, bevor man ihm 1984 mit „Freitag der 13. – Das letzte Kapitel“ die dritte Fortsetzung der langlebigsten Genrereihe anvertraute.
„Das Grab ist weit offen!“
Der Zweite Weltkrieg ist beendet, die US-Soldaten kehren zurück in ihre Heimat. Unter ihnen auch der Ex-Freund Rosemarys, die ihm in einem Brief mitteilte, dass sie sich von ihm getrennt hätte. Auf dem Schulabschlusstanz 1945 werden Rosemary (Joy Glaccum, „Kinder des Todes“) und ihr neuer Liebhaber mit einer Mistforke tödlich durchbohrt, der Mörder hinterlässt eine Rose am Tatort. Die Bewohner der Kleinstadt sind schockiert, Rosemarys Vater (Lawrence Tierney, „Der Psycho-Ripper“) untersagt in seiner Funktion als Bürgermeister des Orts 35 Jahre lang jegliche Schulabschlussfeierlichkeiten. 1980 aber ist es soweit und ein neuer Abschlussball findet statt. Doch in der Umgebung wird eine Bank ausgeraubt, ausgerechnet als der Sheriff zum Schiffen ausrückt und sich durch seinen jungen Deputy (Christopher Goutman, „Goodbye, New York“) vertreten lässt. Dies beunruhigt bereits manch Bewohner, doch ahnen sie noch nicht, dass erneut ein Mörder sein Unwesen treibt: In Soldatenkluft und durch ein Tarnnetz unkenntlich gemacht, hat er es auf die feierwütigen Jugendlichen abgesehen…
„Das ist unser Date, Rose!“
Der Prolog dieses Tragikromantik-Slashers beginnt mit Fernsehnachrichten in Schwarzweiß, die die „Queen Mary“ zeigen, auf der G.I.s aus dem Krieg zurückkehren. Im Anschluss wird aus Rosemarys Trennungsbrief zitiert, bevor es zum Abschlussball 1945 geht und schließlich der Doppelmord mittels einer Tatwaffe begangen wird, die Zitos Film den deutschen Titel „Forke des Todes“ einbrachte. Ein denkbar starker Einstieg, der nicht lang fackelt. In die filmische Gegenwart steigt „The Prowler“ mit den Vorbereitungen zum ersten Abschlussball seit 1945 ein. Nachdem der Sheriff abgereist ist, zeigt Zito geschickt parallel zueinander geschnitten, wie die Mädels sich für den Ball in Schale werfen, während der unbekannte Mörder sich in seine Soldatenkluft begibt. „The Prowler“, der mit dem Abschlussball ein beliebtes Thema dieses Subgenres aufgreift, avanciert zum archetypischen Vertreter seines Fachs, der weder das Whodunit? und die Point-of-View-Perspektiven, noch die „Psycho“-Reminiszenz in Form einer Duschszene und die False Scares auslässt – wenn er auch dem kauzigen Mahner (John Seitz, „Die Akte Jane“) erst recht spät, nämlich nach einer knappen Stunde, seinen Auftritt gönnt. Die einzelnen Morde indes stechen aus dem Allerlei durch ihre Brutalität und die realistischen Spezialeffekte aus der Hand niemand Geringeres als Tom Savini heraus: Da wird nicht einfach ein Messer in den Kopf gejagt, nein, die Klinge wird auch wieder herausgezogen, da wird die Mistforke mit unter die Dusche genommen etc. Wahrlich nicht von schlechten Eltern und nichts für Zartbesaitete.
So richtig gesehen hat man den wieder fleißig Rosen verteilenden Übeltäter bisher nicht, doch nach einer knappen halben Stunde taucht er unheilvoll auf einer Treppe auf. Wie man den maskierten nun in voller Pracht einfach dastehen lässt, zeigt, wie Zito und sein Team es beherrschen, ihre Antagonisten durch Kostüme und Bildkomposition unheilvoll in Szene zu setzen – bzw. wie sie wie die meisten Slasher-Regisseure von John Carpenters „Halloween“ gelernt haben. Eine gekonnte, spannende Kameraführung hält die Geschehnisse stets interessant, Suspense-Szenen stehen in keinerlei Widerspruch zur grafischen Explizitheit und eine punktgenau eingesetzte, dramatische musikalische Untermalung mit ihren berühmten Streichern tönt mal subtil oder flirrend, mal aufstachelnd und unheilverkündend aus den Lautsprechern. Einer der vielleicht nicht dramaturgischen, so aber doch visuellen Höhepunkte dürfte die Mordszene im Pool mit ihrer grandiosen, einzigartigen morbiden Ästhetik sein.
Ihr untergeordnet sind die üblichen Teenie-Problemchen wie Eifersüchteleien und Trunkenheit auf dem Abschlussball. Mehr Raum wird Deputy Marks Behauptungsversuchen unter fast Gleichaltrigen und seinem Kampf gegen die Überforderung durch die Mordserie zugestanden, schauspielerisch befindet sich dabei alles auf solidem Genrefilm-Niveau. Wenn schließlich eine frische Leiche in einem alten Grab liegt, versinnbildlicht dies wunderbar die psychopathologischen Hintergründe der Handlung, die in eine finale blutige Schießerei inkl. eines krassen Kopfschusses mündet. Die Enttarnung des Täters ist keine wirkliche Überraschung und als Schwäche des Films empfinde ich die nur halbherzigen Versuche, den Verdacht auf Unschuldige zu lenken. Hätte man dies konsequenter verfolgt, hätte man mehr daraus machen und dramaturgisch noch eine paar Kohlen nachlegen können. Da auch das Motiv klar ist, verzichtet man dankenswerterweise komplett auf eine „Nachbereitung“ mit Erklärungen von Offensichtlichem. Stattdessen setzt der Abspann mit melancholischer Melodie ein, während der Zuschauer die entsetzlichen Bilder noch vor Augen hat. Insgesamt verfehlt „The Prowler“ seine Wirkung also nicht, sondern erzielt den gewünschten Effekt, seine „Psycho“-, „Halloween“, „Prom Night“- und „Blutiger Valentinstag“-inspirierte brutale Mordserie mit einer tragikromantischen und letztlich düsteren, pessimistischen, zwischenmenschliche Gefühle infrage stellenden und ihre Verletzungs-, Traumatisierungs- und Fatalismusgefahr aufzeigenden Note zu versehen, wie sie viele Jahre später beispielsweise von Jamie Blanks für „Valentine“ wieder aufgegriffen wurde. Welche Rolle die Extremerfahrung eines Kriegseinsatzes dabei spielt, kann einerseits lediglich erahnt werden, ist andererseits durch die Militärkluft des Täters allgegenwärtig.
Verweisen muss ich abschließend darauf, dass dies ausdrücklich nicht für die deutschen Veröffentlichungen gilt, die eine der lausigsten deutschen Synchronisationen enthält, die die Filmwelt je zu hören bekommen hat. Diese ist ein exemplarisches Beispiel dafür, wie eine dilettantische Billigstsynchro einen ganzen Film verderben, ihn und seine Schauspieler der Lächerlichkeit preisgeben und den vom Filmteam intendierten Effekt ins Gegenteil verkehren kann. Wer „The Prowler“ mit einer vernünftigen deutschen Synchronisation genießen möchte, sollte versuchen, die australische DVD-Veröffentlichung von Universal / Studio Canal unter dem Titel „Rosemary’s Killer“ zu bekommen, die eine professionelle, von Tele5 erstellte Synchronfassung enthält, welche für eine nie erfolgte TV-Ausstrahlung erstellt wurde.