Schimanski - H. Gies/J. Rusnak/M. Schlichter/A. Kleinert/M. Glasner/E. Berger/M. Stelzer u.a. (1997-2013) [TV-Serie]

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Schimanski - H. Gies/J. Rusnak/M. Schlichter/A. Kleinert/M. Glasner/E. Berger/M. Stelzer u.a. (1997-2013) [TV-Serie]

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Originaltitel: Schimanski

Herstellungsland: Deutschland / 1997-2013

Regie: Hajo Gies, Josef Rusnak, Andreas Kleinert, Thomas Jauch, Edward Berger, Mark Schlichter, Manfred Stelzer, Torsten C. Fischer, Matthias Glasner, Kaspar Heidelbach

Darsteller(innen): Götz George, Denise Virieux, Chiem van Houweninge, Julian Weigend, Matthias Redlhammer, Robert Viktor Minich u. A.
Die Filmreihe basiert auf den Erlebnissen des ehemaligen Duisburger „Tatort“-Kommissars Horst Schimanski (Götz George), der sechs Jahre nach seiner Suspendierung als freier Ermittler in den Polizeidienst zurückkehrt, um den Mord an seinem Ex-Kollegen Thanner aufzuklären. Von da an übernimmt der unbequeme, aber liebenswerte „Rüpelbulle“ wieder spannende und oft dramatische Fälle, die er zusammen mit seinen Kollegen Hans Scherpendeel (Chiem van Houweninge) und Thomas Hunger (Julian Weigend) löst.
Quelle: https://www.fernsehserien.de/schimanski
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Schimanski - H. Gies/J. Rusnak/M. Schlichter/A. Kleinert/M. Glasner/E. Berger/M. Stelzer u.a. (1997-2013) [TV-Serie]

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Schimanski: Die Schwadron

„Schimanski, was hier zurzeit läuft, ist der totale Krieg!“

Das Jahr 1997 in der deutschen Fernsehkrimi-Landschaft: Seit einem Jahr ermittelte Dieter Pfaff als Berliner Kommissar Sperling in abendfüllenden Episoden im ZDF, ein Jahr später richtete der WDR seinen „Tatort“-Zweig in Form eines in Köln angesiedelten Teams neu aus. Aber die ARD setzte noch einen drauf, indem sie den Duisburger Kult-„Tatort“-Kommissar Horst Schimanski (Götz George) reaktivierte und ihm ein Spin-off spendierte, das 17 Episoden lang von 1997 bis 2013 in unregelmäßigen Abständen sonntags zur „Tatort“-Zeit auf Sendung ging – die ersten drei Filme sogar in Abständen von nur jeweils einer Woche. Zwischen Schimmis letztem „Tatort“-Auftritt und seinem Spin-off-Debüt lagen sechs Jahre. Die schwierige Aufgabe, dieses zu inszenieren, oblag Regisseur Josef Rusnak („The Way We Are“), der auch zusammen mit Matthias Seelig das Drehbuch verfasste.

„Schwacher Magen?“

Nachdem ein brutaler Überfall auf ein von Albanern betriebenes Bordell etliche Menschenleben gekostet hat, lässt die Düsseldorfer Oberstaatsanwältin Bonner (Geno Lechner, „Schindlers Liste“) sämtliche gegen den Duisburger Kripo-Kommissar Schimanski anhängigen Verfahren fallen und holt ihn an seine alte Dienststelle zurück. Dafür muss er jedoch zunächst im belgischen Lüttich ausfindig gemacht werden, wo er als Boxtrainer mit straffällig gewordenen Jugendlichen arbeitet. Schimanski reagiert zunächst skeptisch, doch als er erfahren muss, dass sein ehemaliger Kollege Thanner kürzlich ermordet wurde, weiß er, dass er gebraucht wird. Die Staatsanwaltschaft befürchtet, bei der Duisburger Kripo könnte sich ein Maulwurf befinden, der mit den Gangstern gemeinsame Sache macht. Konkret richtet sich der Verdacht gegen den jungen Polizisten Tobias Schrader (Steffen Wink, „Schicksalsspiel“), auf den man Schimanski ansetzt. Nebenbei sucht und findet Thanners minderjährige Tochter Nina (Laura Tonke, „Ostkreuz“) den Kontakt zu Schimmi, der sich nun um sie zu kümmern gezwungen sieht…

„Ham‘ Sie sich ja wieder gut eingelebt in Ihrem Job...“

Mit Schimanski kehrte der Machismo zurück in die deutsche Krimilandschaft, das raubeinige Original mit der harten Schale, dem weichen Kern und dem Pfeifen auf jegliche Etikette. Der blitzgescheite Bulle mit dem richtigen Riecher, der gern mal nonverbal austeilt, aber gute Nehmerqualitäten hat. „Die Schwadron“ beginnt jedoch ohne ihn, nämlich mit dem spektakulären Überfall. Als Schimmi in Lüttich ausfindig gemacht wird, macht man ebenfalls kurzen Prozess: Alle Verfahren eingestellt, Thanner tot, ab morgen ist er wieder Bulle in Duisburg – keine Widerrede! Zurück in der Heimat lernt er auf unschöne Weise Thanners Tochter Nina kennen und hat anschließend die Lacher der Zuschauenden auf seiner Seite, wenn ein Blick in seinen Kleiderschrank verrät, dass er eine ganze Reihe seiner grauen Schmuddel-Parka besitzt – womit auch sein Outfit wieder perfekt wäre. Schimanski ist zurück, ihr Nulpen!

Eine kurze Rückblende zeigt Thanners Tod, was nur eine vieler Härten dieses Falls ist, in dem der eine oder andere Finger verdammt locker am Abzug sitzt. Schimmi kommuniziert viel über Blicke und gibt ohne Rücksicht auf persönliche Verluste alles, wenn er einmal mehr unkonventionell vorgeht. Das überzeugt auch Oberstaatsanwältin Bonner, die sich an den blutverschmierten rehabilitierten Bullen heranschmeißt – die einzige Reminiszenz an dessen Frauengeschichten während seiner 29 „Tatort“-Einsätze. Die Ermittlungen führen einerseits ins Milieu, andererseits aber tatsächlich immer tiefer nach innen, also in die Polizei hinein. Doch zweifelt Schimanski daran, dass Schrader involviert ist, dessen er sich annimmt. Daraus entsteht eine interessante Beziehung zwischen gegenseitigem Miss- und Vertrauen(svorschüssen). Mehrere deftige Actionszenen lassen’s kräftig krachen, während sich die Handlung als zunehmend polizeikritisch erweist, wenn sie das Phänomen der (hier verdeckt organisiert auftretenden) Selbstjustiz thematisiert.

Die Kamera fängt atmosphärische Bilder des industriellen, zugleich abgewrackt erscheinenden Duisburgs ein, konsequenterweise findet das Finale dann auch innerhalb einer lebensfeindlichen Industrieanlage statt – einem Parkett, das Schimanski beherrscht. Der Epilog spielt wieder in Lüttich, aber wir wissen natürlich, dass Schimanski zurückkehren wird – noch ganze 16 Mal. „Die Schwadron“ ist ein Action-Krimi mit Abstrichen beim Realismus und ohne Schimmis ‘80er-Jahre-Charme, die gegen nihilistische ‘90er-Roughness eingetauscht wurde. Regisseur Rusnak hat die Aufgabe gemeistert, sowohl eine vielen altbekannte, manchen aber vielleicht noch fremde Figur unter ganz neuen Voraussetzungen wiedereinzuführen, auf die Vergangenheit Bezug zu nehmen, ohne es dabei zu übertreiben, und eine unterhaltsame Balance zwischen gar nicht einmal so trivialer Handlung und Schauwerten zu finden. Es ihm leichter gemacht haben dürfte Götz George, der anscheinend nichts verlernt hatte, voll im Saft stand und schnell zur gewohnten Schnoddrigkeit seiner Paraderolle zurückfand.

Dass gleich dieses Debüt zentimeterdick aufträgt, einen beachtlichen Bodycount aufweist und Schimmi bedenklich an der Grenze zur wenig glaubwürdigen One Man Army kratzt, wird hier noch von der Wiedersehensfreude überlagert. Schimmi! Schön, dass du zurück bist – ich hatte dich vermisst.
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Schimanski: Blutsbrüder

„Ich bin nicht mehr Bulle, ich bin nicht mehr im Dienst und ich hab‘ keinen Bock mehr auf Krimi, klar?!“

Die nur eine Woche nach dem Debüt am 16. November 1997 erstausgestrahlte zweite Episode des „Tatort“-Spin-offs „Schimanski“ vereinte den von Götz George gespielten Kult-Kommissar wieder mit seinem Schöpfer Hajo Gies, der „Blutsbrüder“ nach einem Drehbuch Hansjörg Thurns inszenierte. Das Ergebnis ist eine Mischung aus Buddy-Cop- und Roadmovie.

„Der Mensch geht dahin, wo's am wärmsten ist, Herr Schimanski!“

Eigentlich möchte der ehemalige Duisburger Kripo-Kommissar Horst Schimanski (Götz George) in Ruhe in Lüttich mit seiner Freundin Marie-Claire (Denise Virieux, „Der Ochsenkrieg“) leben, als ihn die Düsseldorfer Oberstaatsanwältin Ilse Bonner (Geno Lechner) erneut um seine Hilfe bittet: Klaus Mandel (Christoph Waltz, „Du bist nicht allein – Die Roy-Black-Story“), in Belgien einsitzender Versicherungsbetrüger, der vor sechs Jahren zudem verdächtigt wurde, seinen Prokuristen ermordet zu haben, will als Kronzeuge gegen seinen ehemaligen Partner Krüger (Hans-Werner Meyer, „Charlie & Louise - Das doppelte Lottchen“) aussagen. Dafür soll Schimanski ihn nach Deutschland überführen. Das hört sich einfacher an, als es ist, denn Auftragsmörder versuchen Mandel das Lebenslicht auszuhauchen, bevor er seine Aussage tätigen kann…

„Sie sind für mich ein kleines, mieses, charakterloses Arschloch!“

Auch dieser Fall beginnt also in Lüttich, das in wahrlich schönen Bildern präsentiert wird. Weniger schön ist der Streit zwischen Schimmi und seiner Freundin, denn diese ist unzufrieden mit ihm, der gerade erst mit seinem Paraglider auf dem Frühstückstisch des Hausboots landete, hat in Maurice (Germain Wagner, „Sweet Little Sixteen“) einen Nebenbuhler und plant, mit diesem durchzubrennen. Parallel dazu schmuggelt ein schwitzender Dicker Geld zu Mandel, dessen Fall nun neu aufgerollt werden soll. Rückblenden zu damaligen Ereignissen werden immer mal wieder unter einem kalten Blaufilter eingeschoben, dienen aber eher der Atmosphäre denn der Informationsvermittlung.

„Vorurteile gleich im Keim ersticken!“

Mandel ist ein schmieriger Typ, den Schimanski damals kräftig verwemste und ihn auch jetzt wieder bei jeder sich bietenden Gelegenheit – derer Mandel viele provoziert – eine reinhaut. Die belgischen Polizisten, die die beiden verfolgen, erweisen sich als falsch, was der Auftakt für eine an Roadmovies erinnernde Odyssee ist; eine wilde Fahrt, die mehrmals action- und stuntreich sowie bleihaltig unterbrochen wird und während der man sich gegenseitig das Leben rettet. Das schweißt zusammen – im wahrsten Sinne des Wortes, denn nach einem schweren Autounfall ist man an „Flucht in Ketten“ gemahnend mit Handschellen aneinandergekettet. Und als Mandel sich Schimmis Waffe krallt, ist Schimmi gewissermaßen gar dessen Geisel.

„Keine Haare am Sack, aber im Puff drängeln...“

Eine Wendung zeigt Mandels sanfte und sympathische Seite und zugleich seine Beweggründe, aus dem Knast zu kommen: Seine jugendliche Tochter liegt im Krankenhaus. „Blutsbrüder“ entwickelt zunehmend „Nur 48 Stunden“-Buddy-Humor, der Regisseur Gies und seinem Ensemble sehr gut von der Hand geht. Während einer Bahnfahrt freunden sich Mandel und Schimanski regelrecht miteinander an. Eine Rückblende in Schimanskis Jugend zeigt das Tanzlokal „Blue Café“, in dem Chris Rea einen gleichnamigen Song zum Besten gibt. Doch auch während der Bahnfahrt schwebt man in Gefahr. Nicht nur Momente im Krankenhaus würzen diesen Fall zusätzlich mit etwas Sentiment. Der Showdown findet in besagtem, längst stillgelegtem Tanzlokal statt und ist packend inszeniert.

Schimanski bekommt seine obligatorische Biertrinkszene und muss sich wieder dumme Sprüche über seine zeitlose Jacke anhören, ist herrlich lakonisch, grummelig, proletenhaft – das volle Programm, die reinste Freude. Hajo Gies hatte nichts verlernt und inszenierte eine bockstarke Episode, die sich bei den Großen das eine oder andere gekonnt abgeguckt hat und innerhalb von nicht einmal 90 Minuten eine starke Charakterentwicklung und beste Unterhaltung für einen öffentlich-rechtlichen Sonntagabend um 20:15 Uhr bietet. Waltz noch vor seiner großen Karriere und George zu einem Zeitpunkt, zu dem er schauspielerisch niemandem mehr etwas zu bewiesen brauchte, bilden einen prima Gegensatz, bei dem die Chemie zwischen den Mimen zu stimmen schien. Gerne mehr davon!
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Schimanski: Hart am Limit

„Den kriegen wir!“

Auch die dritte Episode des „Tatort“-Spin-offs „Schimanski“ folgte nur eine Woche nach der vorausgegangenen, konkret: am Sonntag, 23. November 1997 zur besten Sendezeit im Ersten. Am Drehbuch waren diesmal mit Uwe Erichsen, Hartmut Grund und Horst Vocks gleich drei Autoren beteiligt, die Regie übernahm erneut Schimmi-Intimus Hajo Gies.

„Dieser Penner! Der steckt mit der kleinen Schlampe unter einer Decke!“

BKA-Bulle Keller (Henry Hübchen, „Weihnachtsgeschichten“) stürmt mit dem GSG-9 eine Wohnung, um den gesuchten Terroristen Dirk Vogel (Sebastian Koch, „Todesspiel“) festzunehmen. Doch die Aktion geht gründlich daneben: Die Polizei tappt in eine Falle. Vogel ist längst ausgeflogen und hat seinen Häschern eine Bombe hinterlassen, die zwei von ihnen das Leben kostet. Das BKA muss der mit Verhaftung seiner Freundin Uta Maubach (Anica Dobra, „Spieler“) Vorlieb nehmen. Fünf Jahre später wird diese vorzeitig aus der Haft entlassen, vornehmlich aus einem bestimmten Grund: Keller und Konsorten wollen, dass sie sie unwissentlich zu Vogel führt. Dies ist der Düsseldorfer Oberstaatsanwältin Ilse Bonner (Geno Lechner) bewusst, die daher einmal mehr das Duisburger Raubein Schimanski (Götz George) reaktiviert, damit er nicht als Polizist, sondern möglichst verdeckt Maubach vor dem BKA beschützt. Da sie ihm dafür einen neuen Dieselmotor für sein Boot verspricht, sagt Schimanski nach anfänglicher Skepsis zu – und droht, zwischen den Fronten zerrieben zu werden. Ganz allein schafft er’s nicht, weshalb er sich den Polizisten Tobias Schrader (Steffen Wink), mit dem er während seines ersten Einsatzes für Bonner Bekanntschaft machte, zur Hilfe holt. Was und wie viel weiß Maubach? Hat Keller über Recht und Gesetz sowie den Tod seiner Kollegen hinaus womöglich ein weiteres Motiv für seine verbissene Hatz? Und wo steckt er denn nun, der Vogel?

„Schimanski? Dieser abgehalfterte Bulle, dieses Arschloch, dieser Rentner… der keinen Fettnapf auslässt?!“

Gies eröffnet den Fall mit den Ereignissen vor fünf Jahren: Observierung in der Innenstadt, Stürmung der Wohnung, Zuschnappen der Falle, mehrere Tote und Verletzte. Fünf Jahre später hat es Bonner diesmal vergleichsweise leicht, Schimmi zu überreden, der ohnehin wieder Blut geleckt zu haben scheint – wenngleich er zunächst nicht weiß, worauf er sich da eigentlich einlässt. So wird er in eine Verfolgungsjagd auf der Autobahn verwickelt, bevor die komplett bescheuerte Polizei eine tödliche Schießerei in einer Gaststätte provoziert, in der Maubach sich mit Vogel trifft. Dass Vogel daraufhin damit konfrontiert wird, dass seine Männer glauben, Uta habe ihm eine Falle gestellt, macht die Sache für keinen der Beteiligten einfacher (wenngleich gerade dieser Aspekt keine so große Rolle spielen wird wie zunächst angenommen).

„Ich liebe nun mal blasse Frauen.“

Schimanski wird auf dem Polizeirevier zusammengeschlagen, muss später im wahrsten Sinne des Wortes die Hosen runterlassen, Utas Schwester Regina (Nina Petri, „Zwei Brüder“) wird in seinen Armen erschossen… Hier ist wieder eine Menge los. Dass sich Keller, der auch vor Foltermethoden nicht zurückschreckt, auf einem persönlichen Rachefeldzug befindet, ist früh klar, dass seine Gründe dafür auch familiärer Natur sind, wird sich erst spät herausstellen. Schrader, der wieder dabei ist und mit seiner grundlegenden Verschiedenheit gegenüber Schimanski ein wenig an das ursprüngliche Konzept der Schimanski/Thanner-„Tatorte“ erinnert, wird als Utas Babysitter eingesetzt – und erweist sich als damit überfordert, bleibt aber an Schimanskis Seite und avanciert zum mehr oder weniger nützlichen Sidekick.

„Ihr wart die nützlichen Idioten für die Law-and-Order-Generation."

Welcher Terrorgruppe Vogel und Maubach angehören, bleibt unerwähnt; man erfährt lediglich, dass Vogel mittlerweile mit Japanern zusammenarbeitet. Durch die recht deutlich geübte Kritik, die sich ohne Weiteres auf die RAF übertragen lässt, dürfte eben diese gemeint sein. Ein Hauch Sympathie und Außenseiterromantik schwingen dabei mit, zumal Uta in ihrer seltenen Mischung aus juvenilem, zuweilen Beschützerinstinkte weckendem Verhalten einer- und ihrer durch rabiate, durchsetzungsstarke Aktionen untermauerte Solidarität zu Vogel andererseits einen interessanten Charakter abgibt. Der Showdown findet diesmal in einem Mietwohnungskomplex statt. Humor ist in „Hart am Limit“ rar gesät, dafür umso köstlicher. Schimmi rüpelt, steckt ein, teilt aus, behält die Nerven und verliert sie, liefert also alles, was man an dieser Figur so liebt. Seine Saufszene erhält er erst im Epilog, in der pikanterweise Dieter Bohlens für Chris Norman geschriebenes „Midnight Lady“, das einst für einen Schimanski-„Tatort“ Verwendung fand, in einer deutschen Interpretation Roland Kaisers läuft, von Schimmi aber kurzerhand durch Ernst Buschs „Moorsoldaten“ ersetzt wird.

Fazit: Eine zwar sehr konstruierte, nichtsdestotrotz faszinierende, Bezüge zur damals noch nicht allzu lange zurückliegenden deutschen Nachkriegsgeschichte aufweisende Handlung, mit wohldosierter Action, Härte und der gewohnten Schnoddrigkeit von Gies und seinem Team inszeniert und von einem tollen Ensemble geschauspielert. Ein Fernsehkrimi, nah am Thriller, der den Spagat zwischen Anspruch und Unterhaltung bemerkenswert meistert – und sichtlich Freude daran hat, den Ex-Bullen Schimanski gegen noch aktive Bullen antreten zu lassen.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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