Schirkoa - In Lies we trust (2024) - Ishann Shuklar

Moderator: jogiwan

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karlAbundzu
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Schirkoa - In Lies we trust (2024) - Ishann Shuklar

Beitrag von karlAbundzu »

Schirkoa - In Lies we trust (2024)
schik.jpg
schik.jpg (124.28 KiB) 2107 mal betrachtet
D, bzw. Stimmen: Golshifteh Farahani, Asia Argento, SoKo, King Khan, Denzil Smith, John Sutton, Tibu Fortes, Shahbaz Sarwar, Gaspar Noe; M: Sneha Khanwalkar; 103 min
Story (Quelle: filmdienst.de): "In einem Land, in dem alle Menschen ihr Gesicht mit Papiertüten verdecken müssen, um sich nicht von der Masse abzuheben, regt sich Unmut und es kommt zu Protesten, die gewaltsam niedergeschlagen werden. Auch ein bis dahin unauffälliger Büroarbeiter verliert das Vertrauen in die bestehende Ordnung, lässt sich von einer mysteriösen Fremden in den Untergrund leiten und macht sich auf die Suche nach einem Reich ohne Verhüllungszwang. "
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Schirkoa - In Lies we trust (2024) - Ishann Shuklar

Beitrag von karlAbundzu »

Im Kino
OmU
Dystopie, in der Stadt Schirkoa tragen alle auf Geheiß des Gottes Lord O eine Papiertüte über den Kopf mit ihrer Nummernbezeichnung. Wir folgen dem Weg eines kleinen Regierungsbeamten zwischen Lügen, Zweifel, Freiheitsdrang und Rebellion.
Insgesamt ist das Dystopie light, gar nicht soweit weg von hier, also kein Blade Runner oder 1984 (obwohl es Anleihen gibt). Vielleicht auch eher eine Versuchsanordnung: verschiedene Figuren werden in diese Welt geworfen und dann wird es durchgespielt: Wie verhalten sie sich, wie reagieren sie, wie ändern sie sich. Dabei werden sowohl soziale und politische Fragen, Individualität vs Gemeinschaft, Ausgrenzung, Krieg, Angst vor Fremden, Obrigkeitshörigkeit als auch später philosophische, religiöse Themen behandelt.
Auch wenn Versuchsanordnung kalt klingt, schafft Shukla es, und auch trotz einer etwas kühlen Videospielästhetik (der ganze Film ist mit der Unreal Engine animiert worden), dass mir die Charaktere nah waren. Denn neben dem genannten Hauptcharakter wird jeder größeren Nebenfigur etwas eigenes und Platz gegeben.
In der Mitte gibt es einen starken auch (sinnvollen) ästhetischen Wechsel, wenn wir den Schauplatz von Schirkoa nach Kanthaqa wechseln, eine eher libertäre Gemeinschaft mit ihren eigenen Problemen im Hedonismus. Da ging mir die Charakterentwicklung ein wenig sprunghaft schnell, ebenso wie gen Ende, aber das bleibt der einzige Makel und der Film geht ja schon über 100 Minuten, was bei diesem speziellen Look mutig ist.
Aufmerksamkeit erregt er ja durch die bekannten Stimmen wie Asia Argento, King Khan, Gaspar Noe. Die machen das alle gut, haben zum Teil auch an ihren Figuren, Texten mitgewirkt, aber das hätten andere auch geschafft. Insofern guter Coup, der den Film weder verbessert noch verschlechtert, aber den einen oder anderen Zuschauer ran holt.
Also viel drin: Ideen, Humor, (ganz wenig) Action, fantasiereiche Bilder und Bauten, und noch was fürs Hirn.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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fritzcarraldo
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Re: Schirkoa - In Lies we trust (2024) - Ishann Shuklar

Beitrag von fritzcarraldo »

Schirkoa
Cinema Bremen.
Weird X.
Interessanter Animationsfilm mit dystopischer Story, die auch sehr differenziert daher kommt, wenn man sich auf die vermeintliche Aussage beziehen möchte.
In der Mitte des Films wird sich aber doch etwas verzettelt. Alles ist plötzlich größer und abgefahrener. Das wird manch einem sicher gefallen, gerade wenn man diesen Film im Kino auf großer Leinwand sieht, aber mir war das einen Ticken zuviel. Die ruhigen Momente prägen dann doch eher. Die schönste Sequenz ist dann auch, als zwei Personen, die Suizid begehen wollen, sich zunächst über die Art und Weise des "vom Dach springens" unterhalten und sich dann gegenseitig vom Freitod abhalten.
"Das ist nicht möglich!"
"Aber notwendig!"

(Interstellar)

"J&B straight and a Corona!"
(Patrick Bateman, American Psycho)

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Arkadin
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Re: Schirkoa - In Lies we trust (2024) - Ishann Shuklar

Beitrag von Arkadin »

Ungewöhnlicher Animationsfilm, um eine Gesellschaft, in der alle gleich sind, da sie alle immer und überall Papiertüten über dem Kopf tragen. Die zunächst etwas gewöhnungsbedürftige Optik wurde durch die Unreal-Engine erschaffen, die eigentlich für PC-Spiele entwickelt wurde. Das passt aber durchaus und lässt das alles im wahrsten Sinne „unreal“ wirken. Die erste Hälfte, die in Schirkoa spielt, hat eine tolle, dichte Atmosphäre. Danach geht es ins freie Land, wo die Farben sehr viel bunter, die Menschen individueller sind. Wo es aber auch Probleme gibt. In dem Teil fand ich die Motivationen und Sprünge in der Entwicklung der Charaktere etwas schwierig zu deuten. Letztendlich spiegeln sich da aber auch die Probleme, die Schirkoa hat – nur eben verkehrt herum. Absolute Freiheit ist da auch nicht so der Hit und man neigt auch hier dazu Götzen anzubeten. Hier ist der Film auch etwas sprunghaft. Das Ende gefiel mit und überhaupt gibt einem der Film viel zu denken mit und regt interessante Diskussionen an – auch wenn vielleicht nicht alles an Ideen immer super gelungen ist. Aber lohnt sich.
Früher war mehr Lametta
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