Es geschah um 8 Uhr 30 - William Castle (1965)

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buxtebrawler
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Es geschah um 8 Uhr 30 - William Castle (1965)

Beitrag von buxtebrawler »

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Originaltitel: I Saw What You Did

Herstellungsland: USA / 1965

Regie: William Castle

Darsteller: Joan Crawford, John Ireland, Andi Garrett, Sara Lane, Sharyl Locke, Leif Erickson, Patricia Breslin, John Archer, Joyce Meadows, Douglas Evans, Barbara Wilkins, John Crawford
Zwei Babysitterinnen nutzen ihre Arbeitszeit für Telefonstreiche und sagen jedem anonym: "Ich habe gesehen, was Sie getan haben.“, "Ich weiß wer Sie sind". Dabei treffen sie leider auf einen Psychopathen, der gerade seine Frau getötet hat und auch wenig später seiner neugierigen Nachbarin das Leben aushaucht. Die Mädels müssen nun um ihr Leben zittern, denn der Killer will ihren Tod.
Quelle: www.ofdb.de
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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buxtebrawler
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Re: Es geschah um 8 Uhr 30 - William Castle (1965)[

Beitrag von buxtebrawler »

Der Altmeister des unterhaltsamen Low-Budget-Spannungs- und Gruselfilms sowie des Gimmick-Kinos William Castle („Mörderisch“) drehte den Thriller „Es geschah um 8 Uhr 30“ im Jahre 1965 und läutete damit langsam, aber sicher seine Endphase ein. Telefonstreichspielende Babysitterinnen geraten mit ihrem Spruch „Ich habe gesehen, was Sie getan haben und ich weiß, wer Sie sind“ an den Falschen, denn ohne es zu ahnen haben sie einen wirklichen Mörder (John Ireland, „Lauf um dein Leben“, „Nackt über Leichen“) an der Strippe, der sich fortan verfolgt wähnt, was ihn nur noch gefährlicher macht.

Hollywood-Diva Joan Crawford, mit der großmundig geworben wurde und mit der Castle kurz zuvor sein Beinahe-Meisterwerk „Die Zwangsjacke“ gedreht hatte, hat zwar nur eine Nebenrolle inne, doch auch die anderen Darsteller spielen ausdrucksstark und mit Sharyl Locke („Der große Wolf ruft“) hat man gar ein wirklich süßes Kind dabei.

Die Handlung ist eine dieser einerseits arg konstruierten, die andererseits aber Erinnerungen an eigene geschmacklose Streiche aus der Jugendzeit weckt und daraus einen nicht unerheblichen Grad an Realismus bezieht sowie die Ängste zu Hysterie neigender Eltern bedient. Der Beginn des Films fällt noch verhältnismäßig komödiantisch aus, die gute Laune der albernen Teenagerinnen und der ganz Kleinen überträgt sich auf den Zuschauer. Das daraus entstehende gleich dreifache Missverständnis auf Seiten der Mädchen, die den Mörder sympathisch und interessant finden und daher sogar dessen Nähe suchen, des Mörders, der denkt, er solle erpresst werden, und der auf den Mörder scharfen, aufdringlichen Nachbarin Amy (Joan Crawford, „Was geschah wirklich mit Baby Jane?“), die glaubt, die jugendliche Libby (Andi Garrett, „Verrückter wilder Westen“) habe ihrerseits eine Affäre mit ihrem Angebeteten, verfügt dann auch noch über einen gewissen schwarzen Humor. Anschließend jedoch beweist Castle wieder sein Geschick für Suspense nach Vorbild Hitchcocks: eine gelungene Dramaturgie verhindert, dass „Es geschah um 8 Uhr 30“ allzu langatmig werden könnte und spannende Einzelszenen inkl. einiger gruseliger Einstellungen verbreiten angenehmes Gänsehautgefühl nach alter Schule. Die Kameraarbeit, die leider erneut auf Farbe verzichten musste, ist zwar recht statisch, beweist aber ein sicheres Händchen in der Wahl ihrer Perspektiven und wird durch einen dynamischen Schnitt aufgewertet. Die musikalische Untermalung erfolgt durch einen sehr pointierten, aber etwas übertriebenen Orchestereinsatz.

So weit, so gut, doch leider kann das Finale des Films da nicht ganz mithalten (Achtung, leichte Spoiler): Ein präziser Schuss durch die Heckscheibe eines Autos? Na gut, von mir aus. Die moralisch-belehrende Aussage des Filmendes jedoch erscheint unpassend, denn immerhin half der Telefonstreich letztlich, ein Verbrechen aufzuklären. Ansonsten ist es Castle aber ein weiteres Mal gelungen, einen unterhaltsamen, comicartig makabren Genrefilm mit einfachen Mitteln zu kreieren, der optimal auf sein Publikum zugeschnitten wurde und mit Sicherheit das eine oder andere nachfolgende Werk aus dem Thriller- und Slasher-Bereich inspiriert hat.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Es geschah um 8 Uhr 30 - William Castle (1965)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 12.11.2021 bei Ostalgica auf Blu-ray:

Bild

Extras:
- Videokommentar von Lars Johansen
- Deutscher Vorspann
- Englischer Original-Teaser
- Englischer Original-Trailer mit William Castle
- Trailers from Hell mit Larry Karaszewski mit Untertiteln
- Bildergalerie

Bemerkungen:
- Verpackung: Amaray Box im Schuber (DVD-Größe mit partielle Lackierung) und zusätzlichem Wendecover für das Keep-Case
- Deutsche Blu-Ray Premiere
- Inklusive dem Remake „Todesspiele“ von 1987
- Zwei Filme auf einer Blu-ray
- Limited Edition – 1000 Stück

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=113101

:thup:
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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sergio petroni
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Re: Es geschah um 8 Uhr 30 - William Castle (1965)

Beitrag von sergio petroni »

Zwei junge Teenagerinnen verbringen den Abend ohne Erwachsene im außerhalb gelegenen
ländlichen Anwesen. Die Eltern der einen übernachten geschäftlich bedingt auswärts. Aufpassen müssen die
beiden auf die kleine Tess, die bisweilen die zwei älteren Mädchen mit ihrer vorlauten Art zur Weißglut
bringt.
Auf dem Land kann es ganz schön langweilig werden, und so beschließt man, Telefonscherze
zu treiben. Aus dem dicken Telefonbuch werden wahllos Nummern ausgewählt. Mittels lasziven
Anrufen versuchen die hormongesteuerten Teens, Ehemänner vor ihren Frauen bloßzustellen
oder andere mittels "Ich habe gesehen, was Sie getan haben!" in Angst und Schrecken zu versetzen.
Dumm nur, daß einer der Angerufenen gerade tatsächlich seine Partnerin ermordet hat
und nun alles daran setzt, herauszufinden wer ihn angerufen hat. Aus dem Scherz entwickelt sich
bald eine tödliche Bedrohung für die drei Mädchen.

William Castles Thriller "Es geschah um 8 Uhr 30" entstand im Herbst seiner Karriere. Mit Joan Crawford
holte er sich einen alternden Star als Zugpferd an Bord, der zuvor mit "Was geschah wirklich mit Baby Jane"
einen großen Erfolg hatte und auch schon mit Castle in "Die Zwangsjacke" zusammengearbeitet hatte.
Die Story ist allerdings leider schon durch die Grundkonstellation sehr limitiert.
Man weiß doch, daß den drei Mädchen nichts passieren wird, oder?
Natürlich kann man als Fan von Castle auch hier nicht viel falsch machen, wenngleich "I Saw Wath You Did"
nicht an solche Werke wie "Er kam nur nachts" und schon gar nicht an "Mörderisch" heranreicht.
Allerdings bietet die gelungene Veröffentlichung von "Ostalgica" einen mehr als sehenswerten
Videokommentar von Lars Johansen!
6/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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