8.9.25, 21 Uhr, Shiva Bremerhaven
Men Without Hats
Im Grunde ein typisches 80er Jahre One-Hit-Wonder, außer in Kanada und in Österreich (da hatten sie tatsächlich noch einen zweiten Nummer1-Hit) sind sie überall für ihren Safety Dance bekannt. Ich hingegen mag ihre ersten drei Alben sehr gerne. Wobei die ersten beiden sogar noch Anflüge des Cold Wave haben, eine fest sitzende Melancholie. Die dritte ist dann Pop pur. Alles aber natürlich im Synthie-pop-Modus, getragen von Ivan Doroschuks Stimme, sehr oft charakteristisch von einer Backgroundsängerin begleitet. Später verlor ich sie aus den Augen, produzierten auch nicht mehr viel, durch die Jahre eher sporadisch und waren hier nie ein Thema. Als jedoch die Tour angesagt wurde, und Bremerhaven (halbe Stunde Zug normalerweise, momentan wegen Baustelle doch eine ganze) Teil war, der Preis moderat, überlegte ich eine Weile, bis mir meine Frau eine Karte schenkte.
Nach einem schönen Nachmittag in der Seestadt, zog ich frühzeitig zum Shiva, dass ich bisher noch nicht besucht, inzwischen eins der letzten Konzertorte zwischen klein und mittelgroß. Eine sehr schöne Anlage, ehemaliger Bahnhof, teilt sich das Shiva die Räumlichkeiten mit einer Boulderhalle, noch irgendwas und draußen ein angenehmer Biergarten, mit angenehmen Leuten und angenehmen Preisen (jedes mal in Bremerhaven freue ich mich über den äußerst günstigen Kurs der Bierpreise...).
Da ich und einige andere dachten, es begänne um 20 mit Einlass um 19, waren wir zu früh da, tatsächlich war das alles eine Stunde später und der Garten machte Umsatz. Ich traf mich dort mit einem befreundeten Paar, die mich zum Glück mit dem Auto zurücknehmen konnten. So entspann sich ein angeregtes Gespräch um Gärten, Punk und Musik, und ich wurde über die mir fehlende Musikgeschichte MwHs informiert.
Dann ging es rein und es begann pünktlich um fünf nach acht. Bei so einer One-Hit-Wonder-Band ist ja immer die Frage, wann sie diesen nun spielen,und die Men entschieden dafür, ihn gleich zu spielen, da ist der Elefant gleich raus und die Stimmung groß.
Und sie kamen schwungvoll raus: Sänger Ivan, mit Sonnenbrille und Dutt, 68, ein gut durchtrainierter, würdevoll gealterter Hipster, Bruder Colin an der Gitarre wie ein Metaller mit langen fettigen Haaren, Shirt und Jeans, ein jüngerer Drummer als Cowboy mit Cowboyhemd und -hut (was meinen Fahrer erregte bei dem Bandnamen) und eine schicke junge ´Frau an den Keyboards im kleinen schwarzen mit Glitzer. In schwarz übrigens alle, sozusagen alle anderen Style, aber doch in der Farbe vereint.
Sehr gut aufgelegt und im Uptempo ging es weiter mit Moonbeam und Where do the boys go. Grandioser Song, auch mit melancholischer Unternote, gerade auch, weil Ivan ihn mit Andenken an einen verstorbenen Freund ansagte. Dann gab es auch mal längere Ansagen, das Publikum (nebenbei: nicht nur älteres Semester, da waren einige jüngere dabei) gut drauf, die Band hatte sichtlich Spaß. Die Songs wurden durch die Zeiten gemixt, es gab auch etwas vom (wie mir später auf der Rückfahrt klar wurde) tollen 2012er Album, z.B. Head above Water (Anspieltipp!)
Nach acht songs gab es das leicht peinliche I love the Eighties, das wirkte wie ein Cash In in das 80er Revival mit mitsingen im MwH-Sound, aber dann zogen sie nochmal an. Zum Schluss des Sets gab es Hommagen an die liebsten Bands, Stones 2000 Light Years, Tragically Hips Blow at high dough, beide klangen doch wie eigene Songs. Zum Abschluss gab es noch die 12“ Version von Safety Dance. Eine Maxi, die mich dazumals verstört zurück ließ, da die ganz anders als die 7“ Version klang, aber auf der Rückseite das tolle Antarctica hatte. Kurz danach kamen sie zurück auf der Bühne, um laut Ansage ihre liebste Prog Rock Band zu ehren (sie zählten ihre liebsten auf: King Crimson, Rush, weissnichtmehr) und spielten eine absolut fantastische (und erst kaum erkennbare) Version von Abbas SOS. Da passt es ja auch wieder: high End Pop mit Melancholie. Nach einer Anekdote (unser Tour Manager bemängelte, dass wir zweimal Safety Dance spielen, da entschieden wir uns, es dreimal zu tun) gab es die 2021er Version, betitelt No Friends of mine, eine Art Bombast Ballade, intensiv. So wollten wir sie nicht gehen lassen, und sie mussten noch einen raus hauen, es gab noch eine schöne Uptemponummer. Herrlich, Ivans Stimme klingt noch immer so schön sardonisch, die Keyboarderin (Nichte eines Gründungsmitglieds) durfte auch mal Umhängesynthie spielen. Und wir hatten alle ein sehr gelungenen Abend. Nach kurzer Zeit kamen noch die beiden jüngeren Bandmitglieder auf die Bühne zurück, um ein Plausch zu halten (die beiden alten mussten sofort ins Hotel, was meinen Mitfahrer ein wenig betrübte, hatte er doch einiges zum signieren mit), aber für mich war das gut.
Auf der Rückfahrt gaben wir uns noch das 2012er Love In The Age of War, was ich nur empfehlen kann.

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