Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

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Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Der Hexenclub

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Die junge Sarah zieht mit ihrem Vater und ihrer Stiefmutter von San Francisco nach Los Angeles, wo sie schon bei ihrer Ankunft mit seltsamen Ereignissen konfrontiert wird. Ein Obdachloser bedroht sie im neuen Eigenheim mit einer Schlange und wenig später steht sie auch im Mittelpunkt der etwas freakigen Clique von Nancy, die in der ruhigen Schülerin die ideale Ergänzung für ihren Mini-Hexenzirkel sehen. Und tatsächlich scheint die psychisch etwas labile Sarah über magische Fähigkeiten zu verfügen und beim Versuch die dunklen Mächte zu beschwören, werden auch die ein- oder anderen Zaubersprüche ausprobiert, die zu funktionieren scheinen. Sarah wünscht sich die Aufmerksamkeit eines Jungen, während Bonnie von ihren Brandnarben geheilt werden möchte und Rochelle die Magie zur persönlichen Rache an einer verhassten Mitschülerin verwendet. Nur Nancy strebt nach Größeren und beschwört die Macht des Bösen um wenig später wahllos Angst und Schrecken zu verbreiten. Nur Sarah kann sich noch ihrer Freundin in den Weg stellen, die auch nicht bedacht hat, dass jeder Zauberspruch natürlich auch seine unabsehbaren Konsequenzen hat.

„Der Hexenclub“ von Andrew Fleming ist ein eher unspektakulärer Teen-Horror über schwarze Magie und Hexen aus dem Jahr 1996, der wie der Vorläufer der Serie „Charmed“ wirkt und in Punkto Horror eher nicht überzeugen kann. Die Geschichte über jugendliche Hexen ist jedenfalls voll und ganz auf ein weibliches Publikum von 14 – 18 zugeschnitten und langweilt den Zuschauer, der nicht zur Zielgruppe zählt mit Highschool-Problemchen, der ersten Liebe und einer etwas moralisch ausgefallenen Geschichte über Zaubersprüche und den damit verbundenen und unabsehbaren Auswirkungen. Alles in dem Streifen ist dabei eher harmlos gehalten und Andrew Flemings durchaus erfolgreicher Streifen wirkt dennoch wie eine TV-Produktion, was neben den ausgelutschten Zauber-Klischees aus der Mädchenzeitschrift auch an den zahlreichen Serien-Darstellern liegt, die hier neben der geschätzten Fairuza Balk zum Einsatz kommen. Neve Campbell und Skeet Ulrich spielten im selben Jahr ja auch in „Scream“, der sich trotz ähnlicher Vorzeichen aber wesentlich ironischer und zeigefreudiger zu Werke ging und im Gegensatz zu diesem lahmen Filmchen auch seinen Platz im Horror-Olymp verdient hat. „The Craft“ hingegen eignet sich maximal für einen verregneten Nachmittag oder um junge Menschen behutsam und gemächlich mit dem Horror-Virus anzufixen, aber den man sich als Erwachsener wohl nicht unbedingt nochmals antun muss.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Phantom Nightmare - Eric's Revenge

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Da es Immobilienspekulanten auf das Haus bzw. den Grund seiner Eltern abgesehen haben und dieses anzünden, erleidet der junge Eric schwere Verbrennungen und wird für tot erklärt. Doch Eric überlebt und lebt fortan in den dunklen Räumen der „Shopping Mall“, die wenig später auf demselben Platz erbaut wird. Als diese prunkvoll eröffnet wird, ist auch Eric’s ehemalige Freundin Melody zur Stelle, die in dem Einkaufstempel einen Job als Kellnerin antritt und keine Ahnung hat, dass ihr ehemaliger Freund, der mit einer Maske sein verbranntes Gesicht bedeckt, sie nun auf Schritt und Tritt beobachtet. Als sie einen Fotografen kennenlernt, erzählt sie diesen von den Ereignissen der schicksalhaften Nacht und ihrer Hinweisen, dass der vermeintliche Unfalltod von Eric in Wirklichkeit ein eiskalter Mord war. Tatsächlich mehren sich wenig später die Hinweise, dass mehr hinter der ganzen Sache steckt und als erste Personen verschwinden, erhält auch Melody Geschenke, die eindeutig auf Eric hinweisen, der zurückgekommen scheint um Rache zu üben und seine ehemalige Freundin zu holen…

„Phantom Nightmare“ ist der eher lahme Versuch Motive von „Phantom der Oper“ mit der oberflächlichen Welt der Einkaufszentren und dem Teenie-Slasher zu verbinden. Das ist Regisseur Richard Friedman in seinem 1989 entstandenen Werk aber nur leidlich gelungen und die ganze Geschichte über böse Immobilienspekulanten, neugierige Fotografen, naive Mädels und einem „Phantom“ auf Rachefeldzug wirkt uninspiriert, lahm erzählt und zudem auch noch schlecht umgesetzt. Dabei hätte die ganze Sache mit etwas Konsumkritik sicherlich einiges Potential gehabt, aber der vorliegende Film kommt einfach nicht in die Puschen und bietet neben seiner drögen Love-Story auch noch zuhauf seltsame Charaktere, wie der von Komödiant Pauly Shore, die der Slasher-Stimmung nicht gerade zuträglich sind oder diese sogar noch sabotieren. Statt Spannung oder dergleichen gibt es unmotiviert erscheinende Morde und fragwürdige Ereignisse und so tümpelt die episodenhafte Handlung auch eher gemächlich dahin und bietet lediglich kleinere Überraschungen, die immer recht unmotiviert aus dem Ärmel gezaubert werden und Ken Foree in einer kleinen Rolle als Security-Mann. Immerhin bei den Effekten hat man sich etwas Mühe gegeben und ein paar splattrige Momente und das halbwegs gelungene Ende sorgen dafür, dass sich der Streifen aus der Achtziger-Kiste noch irgendwo im breiten Slasher-Mittelfeld einpendelt. Trotzdem wirkt alles etwas unmotiviert und rasch heruntergekurbelt und die ganze Geschichte ergibt bei näherer Betrachtung auch nicht wirklich Sinn. Die Ramschkisten-DVD ist ebenfalls ziemlich mittelprächtig und das absolut lieblos gestaltete DVD-Menü der Scheibe gibt die Marschrichtung für die darauf folgenden neunzig Minuten vor. Naja…
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Phone

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Nachdem die junge Journalistin Ji-won nach dem Aufdecken eines Sex-Skandals von Unbekannten bedroht und bedrängt wird, zieht sie auf Anraten ihrer Schwester einige Zeit in deren luxuriöses Haus am Lande. Dort geschehen jedoch schon bald mysteriöse Dinge und nachdem Ji-won im örtlichen Handy-Shop eine neue Handy-Nummer bekommen hat, bekommt sie seltsame Anrufe, die jedoch auf keiner Verbindungsliste aufscheinen. Als ihre Nichte eines Tages einen dieser Anruf durch Zufall annimmt und den Worten der unbekannten Person am anderen Ende der Leitung lauscht, verändert sich das kleine Mädchen in der darauffolgenden Zeit und wirkt eingeschüchtert und verängstigt. Als Ji-won den Anrufen nachgehen möchte, erfährt sie, dass alle Besitzer derselben Nummer auf mysteriöse Weise verstorben oder verunfallt sind und als die kleine Nichte auch zunehmend gewaltbereite Tendenzen zeigt, beginnt ein Wettlauf mit der Zeit das Geheimnis hinter den Anrufen aufzudecken…

Der südkoreanische Streifen „Phone“ aus dem Jahre 2002 ist wieder einmal eine bewährte Mischung aus Horror, Mystery und Thriller, der eher ruhig und blutarm um die Ecke biegt und vordergründig wie ein weiterer Streifen aus der J-Horror-Kiste wirkt. Schwarze Haare und bleiche Mädchen gibt es jedenfalls auch hier, selbst wenn der Streifen am Ende einen netten Schlenker in Richtung Thriller nimmt und so auch noch hübsch die Kurve bekommt. Dennoch wirkt vor allem der Aufhänger mit der Journalistin und ihrem aufgedeckten Skandal und der Handynummern-Sache nicht ganz geglückt und im Verlauf des Streifens verzettelt sich auch das Drehbuch für meinen Geschmack zu sehr in Nebensächlichkeiten, Geistererscheinungen und Traum-Sequenzen, die nur bedingt dem Gesamtbild zuträglich sind. Die uninspiriert erscheinende Anfang im Fahrstuhl, der auch geradewegs aus einem „Ju-On“-Teil stammen könnte, hätte man sich ja wohl bereits im Entstehungsjahr schenken können und insgesamt bietet „Phone“ dann auch abseits seinem Krimi-Einschlag nicht viel Neues. Mir persönlich hätte mir „Phone“ wohl auch etwas besser gefallen, wenn er nicht so sehr auf die üblichen und mittlerweile dutzendfach ausgelutschten Genre-Zutaten gesetzt hätte und die Macher etwas mehr Mut und Eigenständigkeit bewiesen hätten. So bleibt ein durchschnittlicher und etwas zu gut gemeinter J-Horror-Streifen, der etwas zu lange braucht um in die Gänge zu kommen und den Zuschauer erst in seinem gelungenen Finale wieder halbwegs mit dem eher schwachen Anfang versöhnt.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Greta - Haus ohne Männer

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Jess und ich werden in diesem Leben wohl keine so guten Freunde mehr und auf jeden Franco, mit dem ich halbwegs etwas anfangen kann, kommen zwei, die mir nicht gefallen und drei, bei denen ich erst gleich gar keine Lust verspüre, diese gucken zu wollen. „Greta – Haus ohne Männer“ ist ja quasi der vierte Teil der „Ilsa-Trilogie“, auch wenn Ilsa hier Greta heißt und als militärisch-angehauchte Leiterin einer psychologischen Anstalt für weibliche Patienten agiert. Statt den Fokus auf menschliche Versuche oder Lagerfilm zu legen, gibt es hier aber eingangs neben etwas Gewalt vor allem viel nackte Frauenhaut um den Zuschauer dann mit einem völlig bizarren Ende zu schocken. Das gelingt auch ganz gut, aber bis dahin ist es wie üblich ein steiniger Weg und Jess Franco und lässt ja keine Gelegenheit aus, die Durchschnittlichkeit seiner Darsteller vor der Kamera zu präsentieren und zwischendurch ausgiebig auf Pflanzen und Blüten zu zoomen. Das mediterrane Setting bekommt Ilsa oder Greta ja nur bedingt und um seine Lina hübsch(er) darstellen zu lassen, wurden neben der drallen Dyanne Thorne und Tania Busselier auch eher Frauen vor die Kamera gezerrt, die ich mit „eher unansehnlich“ beschreiben würde. Um den vorwiegend männlichen Zuschauer trotzdem bei Laune zu halten gibt es die übliche Mischung aus Sex und Gewalt, bei der zumindest der Fan mit abseitiger Geschmacksverwirrung halbwegs auf seine Kosten kommt. Im Vergleich zu den anderen Ilsa-Filmen ist „Greta – Haus ohne Männer“ unterhaltungstechnisch aber nur zweite Wahl und das bereits erwähnte Ende reißt da auch nicht mehr viel raus. Für meinen Geschmack auch wieder viel zu viele Duschszenen und Franco hätte mit Werken wie diesem neben Ehren-Goya und sonstigen Preisen, ja eigentlich auch eher das goldene Verdienstkreuz der Sanitär-Innung und Leistungsabzeichen des regionalen Wasserwerks verdient.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

The Ugly

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Der neuseeländische Regisseur Scott Reynolds ist mir ja als Geheimtipp empfohlen werden und dank netter Menschen hier im Forum, bin ich nun auch in den Genuss von „The Ugly“ aus dem Jahr 1997 gekommen. Prinzipiell kein schlechter Film über einen Serienmörders und einer selbstbewussten Psychologin, die etwas zu tief in die Psyche ihres Patienten eindringt und mich trotz gelungener Momente dennoch nicht so richtig begeistern konnte. Dabei ist der Streifen hübsch gemacht und mit geschickten Montagen verbindet Reynolds unterschiedliche Zeitebenen, die eine traurige Geschichte eines Außenseiters erzählen, der schließlich zum Mörder wird. Leider wirkt das gesamte Szenario aber etwas unausgegoren und angesichts der seltsamen Klinik mit seinem noch seltsameren Personal und anderer seltsam anmutender Umstände wartet man irgendwie die ganze Zeit auf einen Twist, der letzten Endes dann doch nicht kommt. Und so bleiben unterm Strich ein etwas wirr-erscheinendes Psychogramm eines Mörders und ein Film, der zwar irgendwie schön aussieht, aber inhaltlich weder Fisch noch Fleisch ist und seine präsentierte und spannungsfrei erzählte Geschichte die ganze Zeit so erscheinen lässt, dass man es als Zuschauer nicht so richtig einordnen vermag.

Highway Psychos

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Beth betreibt ein Diner und ein kleines Motel, dass sie von ihrem Vater geerbt hat und seit dem Bau einer Schnellstraße nicht mehr so wirklich gut läuft. Als die abgeklärte und schlagfertige junge Frau eines Tages Besuch von dem verstört wirkenden und hungrigen jungen Jack erhält, der erklärt wird, dass er von Männern verfolgt wird, hilft Beth spontan dem Mann und verleugnet diesen, als tatsächlich drei weitere Personen das Lokal aufsuchen. Wenig später entdeckt Beth, dass der Fremde verletzt ist, dringend einen Arzt benötigt und langsam kommen der jungen Frau auch erste Zweifel an Richtigkeit der ganzen Geschichte. Doch auch die drei Männer, inklusive dem sympathischen Peter und dessen Freunde, die sich ahnungslos geben und in der Gegend bleiben, scheinen nicht mit offenen Karten zu spielen und das gespanntes Verhältnis der Diner-Besitzerin zur örtlichen Polizei macht die Sache ebenfalls nicht leichter…

Hinter dem unscheinbaren Cover der DVD und dem nicht ganz geglückten deutschen Titel verbirgt sich zur Überraschung des Zuschauer ja ein sauspannender und packend inszenierter Thriller über eine junge Frau, deren Leben durch eine Handvoll Fremder gründlich auf den Kopf gestellt wird. Irgendwie entwickelt sich der Streifen ständig anders als erwartet und als Zuschauer wird man ebenso wie die Figur der Hauptdarstellerin geschickt aufs Glatteis geführt, bis man selber nicht mehr weiß, wer welches Ziel verfolgt, lügt oder die Wahrheit spricht. Radha Mitchell als Beth ist dabei glücklicherweise aber nicht das brave Opfer, sondern weiß sich schon ihrer Haut zu wehren und dreht im furiosen Finale auch so richtig auf. Ich hätte mir am Anfang ja nicht gedacht, dass der doppelbödige Streifen aus seinem durchaus bekannt vorkommenden Szenario, seiner überschaubaren Darsteller-Riege und eher ruhigen Beginn dann noch so derart das Maximum herausholt. Aber spätestens im - zugegeben etwas übertriebenen - Finale rockt Scott Reynolds Streifen die Hütte ja ziemlich, ist spannend und macht als kleines Genre-Highlight auch nahezu alles richtig. Dabei erinnert „Highway Psychos“ an das Exploitation-Kino der Siebziger genauso wie an Quentin-Tarantino, dass an dieser Stelle auch ausdrücklich positiv gemeint ist und wer Roadmovies, Thriller und Überraschungen mag, kann durchaus einen Blick riskieren. Tipp!
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Nightmare Concert

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Über „Nightmare Concert“ liest man eher selten etwas Gutes und so originell die Idee Fulcis erscheint, sich selbst und die Auswirkung seines Horror-Schaffens in den Vordergrund eines späten Schaffenswerkes zu stellen, so dürftig und langweilig ist leider diese schmoddrige Werkschau der italienischen FX-Kiste ausgefallen. Fulci nur auf seine Gore-Werke zu reduzieren ist ja ein Missstand, gegen den solche Foren wie hier ja überhaupt erst gegründet wurden, doch wie soll man als Fan seiner extravaganten Giallo-Werke und atmosphärischen Zombiefilme diesem weitläufigen Vorurteil begegnen, wenn Fulci sich ironisch schmunzelnd und schelmisch selbst auf diese Weise präsentiert und derartige Ressentiments auch noch zu bestätigen scheint. Der Witz zündet jedenfalls nicht wirklich und die Rahmenhandlung über einen Regisseur der durch die ständige Konfrontation mit Gewalt den Verstand zu verlieren scheint und dann noch in die Fänge eines gewaltbereiten Psychiaters gerät dient ja auch nur ein loser Aufhänger um die Gore-Effekte aus sechs Filmen aus dem damalig zeitnahen Produktionsumfeld von Fulci nochmals einer Zweitverwertung zuzuführen. Dabei geht es teils augenzwinkernd zur Sache und „Nightmare Concert“ ist wohl auch zu keiner Sekunde so richtig ernstgemeint, doch der ganze Streifen zeigt weniger die ironische Auseinandersetzung mit dem eigenen kreativen Schaffen, sondern viel eher Fulcis kaufmännisches Talent und die Bedürfnis auch aus unterdurchschnittlichen Werken noch den letzten Euro rauszuholen.

Adam & Evil

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Um den College-Schulabschluss zu feiern, beschließt Adam mit seinen Freunden auf einen entlegenen Camping-Platz zu fahren, um dort ein Wochenende mit viel Alkohol und Natur zu verbringen. Doch schon die Anreise konfrontiert die feierwütige Truppe mit den unschönen Seiten des Landlebens und neben eifersüchtigen Ex-Freunden heftet sich auch noch ein wahnsinniger Killer auf Fersen der Schüler. Es kommt wie es kommen muss und statt Spaß und Sex steht nach einem sonnigen Tag und dem ersten Mord bald Panik und Entsetzen am Programm. Während Adam versucht, sich und die Haut seiner Freunde zu retten, keimt ihn ihm der Verdacht, dass eine unrühmliche Begebenheit aus der Vergangenheit mit der ganze Sache zu tun haben könnte…

„Adam & Evil“ ist ja ein eher kostengünstiger Slasher-Nachzügler der „Scream“-Welle, der eigentlich alles falsch macht und gerade deshalb unterhaltsam ausgefallen ist. Nicht nur, dass die Darsteller für ihre Rollen viel zu alt sind, wie ADHS-Patienten herum kaspern und stumpfsinnige Texte von sich geben - auch das Motiv des Killers ist so derart haarsträubend unlogisch, dass ich noch immer am überlegen bin, wie ich die Auflösung in Andrew Van Slees Slasher überhaupt dramaturgisch funktionieren soll. Dazwischen gibt es ein paar eher zahme Morde, sehr viel Bewegung in dunklen Wäldern und jede Menge Tatverdächtige, die sich hier auch die Klinke in die Hand geben. Sicherlich kein sonderlich guter Film, der aber eindeutig beweist, dass das Prinzip des Teenie-Slashers auch bei doofen Drehbuch bei meiner Wenigkeit immer noch gut funktioniert, wenn man mit etwas Bier auch nur halbwegs bei Laune gehalten wird. Und das macht Andrew Van Slee bei seinem trashigen Low-Budget-Slasher auch ganz passabel, selbst wenn man über die Handlung und unlogischen Handlungen der Protagonisten aus bereits erwähnten Gründen nicht groß nachdenken sollte. „Adam & Evil“ ist zwar aus filmischer Sicht nur ein kleines, billig heruntergekurbeltes und trashiges Slasher-Lowlight-Filmchen, das mich gestern aber augenscheinlich am richtigen Fuß erwischt hat und mir mit seiner sehr kruden Auflösung doch ein paar unterhaltsame Minuten inklusive Stirnrunzeln beschert hat. Ernsthafte Menschen, die auch nicht vom Slasher-Virus infiziert sind, würden das aber vermutlich ganz anders empfinden.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Die Schlemmerorgie

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Herrlich turbulente und überdrehte Krimikomödie aus der Welt der gehobenen Gastronomie bzw. einem Mörder, der es auf Europas Haubenköche abgesehen hat, die jeweils nach Art ihres bekanntesten Gerichts ableben dürfen. Der bis in die kleinsten Rollen hochkarätige besetzte Streifen von Ted Kotcheff, der ja kurze Zeit darauf den gänzlich konträren „Rambo“ realisierte, ist auch eine sehr spaßige, bisweilen überzeichnete Angelegenheit, in der die ganze Sache sehr wortgewaltig angegangen und kulinarisch eingefangen wird und die Darsteller kochen nicht nur um die Wette, sondern quasseln sich dabei auch um Kopf und Kragen. Dabei geht es handlungstechnisch einmal quer durch Europa und Jacqueline Bisset und George Segal haben sichtlich Spaß an der augenzwinkernden Sache, während Robert Morley den Liebhaber lukullischer Genüsse mit Leib und Seele ausfüllt. Irgendwie wirkt „Die Schlemmerorgie“ mit seinen schicken Handlungsorten, Darstellern und Kriminalhandlung auch wie eine elegante Agathe-Christie-Verfilmung mit noch trockeneren Humor und mehr Lachern und ist neben „Brust oder Keule“ und "Das große Fressen" sicher das Highlight der „Haute Cusine“-Komödien. Auch wenn man mich mit derartigen Gerichten wie Gänsestopfleber und gebratenen Tauben zwar nicht reizen könnte, ist „Ein Kochtopf voller Leichen“ doch ein stimmiges und sättigendes Mehrgänge-Menü für den cineastischen Krimi-Fan, der zum Lachen auch nicht in den Keller geht, sondern dort seinen Weinkeller hat. Danke Thomaso für den Tipp!
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

The Blair Witch Project

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Sieht man „The Blair Witch Project“ zum wiederholten Mal bzw. mit vielen Jahren Abstand kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen, welchen popkulturellen Wert, dieses billig heruntergekurbelte Filmchen eigentlich hat. Aber im Jahr 1999, jeder Menge Gerüchte und einer viralen Marketing-Kampagne im Rücken zündete die vermeintliche Mutter aller „Found Footage“-Filme ja so derart gewaltig, dass die Folgen und Auswirkungen für den Filmfan ja heute noch spürbar sind. Zwar ist es in der Kiste der FF-Filme mittlerweile etwas ruhiger geworden, nachdem ja jedes denkbare Szenario mittlerweile durchgekaut wurde, aber ein richtiges Ende diese Wald-, Wiesen-, Keller- und Tunnelfilme mit der Prämisse, die Kamera immer drauf zu halten, ist ja noch immer nicht abzusehen. Bei TBWP ist jedoch auffällig, dass dieser Streifen nur auf Atmosphäre und Stimmung baut und im Verlauf kein einziger „Jump Scare“ und auch kein einziger Schreckmoment eingebaut wurde. Die Fime-Macher haben bewusst auf jeglichen – und ich meine hier jeglichen - plakativen Effekt verzichtet und so bietet der 1999 gedrehte Streifen im Grunde auch sehr wenig Schauwerte und keine Höhepunkte. Drei Studenten gehen in den Wald, finden Steinhaufen und gebundene Zweige - dann gehen irgendwann Karte, Nerven und ein Student verloren und am Ende verpufft das alles mit einem lose gehaltenen Ende. Tja, mehr braucht es auch gar nicht und als ich seinerzeit vollkommen ahnungslos in der Vorpremiere im Kino saß, empfand ich das alles extrem spannend und war hellauf begeistert. Die Zweitsichtung war hingegen schon etwas ernüchternder und im Grunde ist TBWP ja alles andere als ein spannender Film, sondern eher ein Werk, dass einmalig sehr gut funktionieren mag, damals den Nerv einer gesamten Horror-Generation traf und den man daher statt Einzelwertung wohl auch eher in seinem Gesamtkontext inklusive damaliger Begleitumstände und Hype betrachten muss.

PS: Heather nervt trotzdem! ;)
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Blaue Bohnen für ein Hallelujah

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Eingefleischte Westernfans gelten ja gemeinhin nicht gerade als besonders selbstreflektiert, kritikfähig und/oder sonderlich humorvoll und so ist es auch wenig verwunderlich, dass Ferdinando Baldi mit seiner „In-your-Face“-Western-Parodie und dem beschwingten Cowgirl-Musical aus dem Jahr 1967 nicht den Geschmack der breiten Masse getroffen hat und sich hier in diesem Thread bislang auch nur aufgeschlossene Menschen zu dem Teil äußern. Dabei ist die Idee zu dem Streifen ja recht witzig und Herr Baldi lässt auch wenig aus um herkömmliche Westernszenarien ganz ordentlich auf den Kopf zu stellen. Das beginnt bei der antimaterialistischen Geschichte als Aufhänger bzw. der androgynen Hauptfigur, die im krassen Widerspruch zu den sonstigen und schweigsamen Paradehelden des Genres steht und gipfelt in der Figur des Djangos, der hier mitsamt seinem Sarg, blutigen Händen und Friedhofsszene ganz ordentlich durch den Kakao gezogen wird. Dazwischen wird eifrig geschossen, geträllert und getanzt bis die Wände des Saloons wackeln und jeder Schenkel vor dem Bildschirm am Wippen ist. Die zahlreichen Songs fand ich ja schwungvoll, eingängig und hübsch umgesetzt, auch wenn die Texte auf der deutschen DVD leider nicht übersetzt wurden und man daher nur erahnen kann, was italienisch gesungene und auf Deutsch klingende Zeilen wie „Mach den Pimmel frei“ wohl tatsächlich bedeuten sollen. Rita Pavone und Lucio Dalla haben jedenfalls sichtlich Spaß an der ganzen Sache, während Mario Girotti a.k.a Terence Hill erst im letzten Drittel auftaucht und seine Rolle als blauäugiger Herzensbrecher im Grunde auch eher zu vernachlässigen ist. Dazwischen schauen auch noch Gordon Mitchell, Kirk Morris und Fernando Sancho vorbei und spielen Rollen, die ihnen nur teils auf den Leib geschrieben worden sind und ebenfalls von einer großen Portion Humor zeugen. Insgesamt schon eine lustige und kuriose Sache für Menschen mit Humor und auch den Platz auf der Liste der ungewöhnlichsten Filme aller Zeiten, hat sich „Little Rita nel West“ meines Erachtens redlich verdient.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Memento Mori - Gedenke des Todes

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Die junge Min-Ah findet eines Tages durch Zufall das wechselseitig geführte Tagebuch ihrer Mitschülerinnen Hyo-Shin und Shi-Eun, die beide als Außenseiterinnen gelten. Die fantasievollen Einträge ziehen die junge Schülerin so derart in den Bann, dass sie das Buch am liebsten gar nicht mehr aus der Hand geben möchte und beschreiben die Liebe zweier Mädchen, die jedoch aufgrund der konservativen Umgebung in der Schule zerbrechen musste. Wenig später springt eines der beiden Mädchen vom Dach und löst damit nicht nur Unverständnis, sondern auch eine Kette von mysteriösen Ereignissen aus und während Min-Ah die Nähe des zweiten Mädchens sucht, wird sie und die Schule von übernatürlichen Dingen heimgesucht…

Nach dem durchaus ungewöhnlichen „Whispering Corridors“ ist „Memento Mori – Gedenke des Todes“ der zweite Streifen einer Reihe von insgesamt fünf in sich abgeschlossenen Filmen, die sich offensichtlich dem Schulalltag südkoreanischer Mädchen widmen und dabei „Coming-of-Age“-Thematik mit einer großzügigen Portion Mystery und J-Horror als Metapher für soziale Problematik verbindet. Auch in „Memento Mori“ gibt es zwar übernatürliche und scheinbar unerklärliche Momente, doch im Grunde ist der Streifen wie sein Vorgänger ein Drama über das Heranwachsen, den Schulalltag und der Unmenschlichkeit einer Umgebung, die von Leistungsdruck, Ehrgeiz und Lieblosigkeit geprägt ist. Dabei braucht „Memento Mori“ zwar etwas, bis man sich als Zuschauer in der etwas kompliziert erzählten Geschichte zurecht gefunden hat und bei den zahlreichen Mädels mit gleicher Schuluniform kann man ebenfalls leicht durcheinander kommen, aber in der zweiten Halbzeit ist der südkoreanische Streifen schon sehr gelungen und zeichnet ein trauriges Bild einer Gesellschaft, die mit konservativen Weltbild bis hin zu offenen Anfeindungen eine junge Liebe zerstört. Wer sich im Vorfeld einen weiteren und handelsüblichen J-Horror-Streifen mit Geistermädchen erwartet, wird hier aber mit Sicherheit enttäuscht sein – wer sich hingegen für ungewöhnlich und unkonventionell erzählte „Coming-of-Age“-Dramen aus anderen Kulturkreisen interessiert, wird eher begeistert sein.
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