Das Gesetz der Ehre - Gavin O'Connor (2008)

Moderator: jogiwan

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Maulwurf
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Das Gesetz der Ehre - Gavin O'Connor (2008)

Beitrag von Maulwurf »

 
Das Gesetz der Ehre
Pride and glory
USA 2008
Regie: Gavin O‘Connor
Edward Norton, Colin Farrell, Jon Voight, Noah Emmerich, Jennifer Ehle, John Ortiz, Shea Whigham, Frank Grillo, Lake Bell, Rick Gonzalez, Wayne Duvall, Carmen Ejogo, Ramon Rodriguez, Manny Perez, Maximiliano Hernández, Leslie Denniston, Hannah Riggins


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OFDB

Dass New York ein übles Pflaster ist wissen die meisten Filmfans. Und dass New Yorker Cops alle korrupt sind haben zumindest die Copfilm-Fans mit der Muttermilch aufgesogen. Aber wie hart und wie korrupt diese Typen sein können, das kann dann manchmal doch noch überraschen. Kaputte und verkommene Gesetzeshüter auf der todbringenden Suche nach derjenigen Wahrheit, die sie selber ins Grab bringen könnte.

Die Familie Tierney besteht aus Cops. Der Vater ist Chief und geübt darin, Dinge „zu regeln“, so dass alle Familienmitglieder hinterher gut dastehen. Der eine Sohn Francis ist Captain des 31. Reviers, Washington Heights, und damit verantwortlich für einen Haufen Streifenpolizisten auf den Straßen. Der andere Sohn Raymond hat nach irgendwelchen ominösen Vorfällen seinen Posten bei der Drogenfahndung geräumt und ist jetzt Detective in der Vermisstenabteilung. Und die Tochter Megan ist zwar keine Politesse, hat aber den Streifenpolizisten Jimmy Egan geheiratet, der damit zur Familie gehört und von allen Terneys wie ein Bruder respektiert und geliebt wird.
An diesem Abend allerdings werden vier Ermittler von der Drogenfahndung tot aufgefunden. Ein Blutbad, und alle, absolut alle, wollen wissen wer das Schwein ist, das vier „unserer Jungs“ auf dem Gewissen hat. Ray wird überredet, der frisch gebildeten Task Force beizutreten, und Ray ist es auch mit seinem Instinkt, der schnell einen Namen findet: Angel Tezo wurde beobachtet wie er flüchten konnte. Nun geht die Jagd auf Angel Tezo los, und alle Cops des 31. Reviers beteiligen sich daran. Einige sogar etwas mehr, denn wenn Tezo lebend gefangen wird, dann könnte er auspacken. Darüber, dass es einige Cops im Revier gibt, die mit den Dealern gemeinsame Sache machen. Und darüber, dass die vier Ermittler von den eigenen Leuten in eine Falle gelockt wurden, weil sie zu gierig wurden. Und die Fragen, die sich ganz schnell stellen, sind: Wer weiß über die Sache Bescheid? Wem kann man trauen? Im Revier. Und vor allem auch innerhalb der Familie Tierney. Denn Ray ermittelt sehr schnell und viel zu gründlich für diejenigen, die mit ihrem Arsch in der Sache drinhängen.

In letzter Zeit habe ich eine Anzahl Cop-Thriller gesehen, und viele davon haben starke und überzeugende Charaktere und Handlungen. Oder starke und überzeugende Actionszenen. Beides zusammen, das scheint nicht so einfach zu sein. DAS GESETZ DER EHRE schafft es, eine düstere und mit Gewalt aufgeladene, intensive Stimmung aufzubauen, Charaktere einzuführen die wahrlich zum Fürchten sind, und gleichzeitig mit Action aufzuwarten die sich gewaschen hat. Auch wenn Noah Emmerich als Francis vielleicht ein wenig blass bleibt (und damit als gutbürgerliches Gegengewicht zu all den getriebenen und heruntergekommenen Gestalten nur bedingt funktioniert), die anderen hauen dem Zuschauer ihre Abgründigkeit nur so um die Ohren. Noch relativ zahm Jon Voight als Familienoberhaupt und Chief der Polizei, der völlig selbstverständlich die Ehre der Familie über eine saubere Polizei stellt, und der es gewohnt ist, dass manche Dinge bereinigt werden müssen, damit sie sich nicht zu völlig unnötigen Skandalen auswachsen. Edward Norton als Ray ist der klassische Edward Norton, er beherrscht seine Szenen und ist der Getriebene, der Unglückliche, der Entwurzelte, der auf einem Hausboot lebt (in New York!), und eigentlich nicht wieder zurück auf die Straße wollte. Er wusste schon warum: Auf jeden Fall ein Mann dem unsere Sympathien gehören, gerade weil er sich aus dieser Gesellschaft bewusst verabschiedet hat, und über dessen Abgründe wir wohlwollend hinwegblicken …
Und natürlich Jimmy. Colin Farrell in einer seiner eindrücklichsten Rollen als Cop, der überhaupt kein Problem damit hat, tote Zeugen mitsamt ihren Beweismitteln zu verbrennen, nur um seine eigene Haut zu retten. Oder Säuglinge mit einem Bügeleisen zu bearbeiten, um Dealer zum Reden zu bringen. Ein unglaublicher Ausbund an Verkommenheit, und der Tod des Zeugen, der dann Ray angelastet wird, der hängt, obwohl (richtiger: weil!!) er im Off stattfindet, dem Zuschauer noch lange nach. Die Dialogregie ist es, die die Bilder erzeugt, nicht die Kamera …!

Düster, mit Gewalt aufgeladen und intensiv. Die Ereignisse des Showdowns kratzen an den Nerven und lassen vergessen, dass der Film zwei pathetische Minuten zu lang ist. DAS GESETZ DER EHRE ist ein tiefschwarzer Film, der völlig humorlos und sehr gradlinig daherkommt, und der mit seinem winterlichen New York-Setting meilenweit entfernt ist von den warmen Nächten in Los Angeles, wo sich die Mexikaner die Nächte mit Schnaps, Drogen und Party um die Ohren hauen. Hier hingegen ist alles kalt und freudlos, und die wenigen warmen Momente innerhalb der Familie (und nur dort) werden mit Krankheit, Trennung oder Gewalt von außen übertönt, werden Vertrauen und Liebe mit Schmerz bezahlt. Was ist das nur für eine kranke Welt in der wir leben…

8/10
Der Sieg des Kapitalismus ist die endgültige Niederlage des Lebens.
(Bert Rebhandl)
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Blap
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Re: Das Gesetz der Ehre - Gavin O'Connor (2008)

Beitrag von Blap »

Von New York nach Los Angeles: "Dark Blue" (2002) ist immer eine Sichtung wert. Wurde damals unter Wert geschlagen.
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
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