Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

03.02.2023, Monkeys Music Club, Hamburg:
4 PROMILLE + TATSAXE


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„Hier kommt die alte Schule!“

4 PROMILLE mal wieder in Hamburg, zudem in einem der schönsten Clubs der Stadt – und ich hatte auch noch Zeit! „Support to be announced“ hieß es im Netz, eigenartigerweise auch noch zwei Tage vorher… Just fragte man uns, ob wir den Slot nicht mit DISILLUSIONED MOTHERFUCKERS ausfüllen könnten. Das wäre musikalisch zwar ‘ne eher ungewöhnliche Zusammenstellung geworden, aber, hey: Warum nicht? Kurz nachdem sich einen Tag später der Letzte von uns für den Gig freigeschaufelt hatte, war allerdings schon eine andere Combo gefunden worden: TATSAXE, eine noch junge Hamburger Band um einen Kerl namens Mark, der mir in präpandemischen Zeiten dadurch aufgefallen war, dass er mit seiner Akustikklampfe gerne mal vor Veranstaltungen im Gängeviertel herumsaß. Von der Band hatte ich vorher noch nie etwas gehört, offenbar war eine Zeitlang sogar ex-TOBSUCHT-Micha dabei. Ich war gespannt.

Gegen 21:00 Uhr traf ich ein und ließ mir erst mal ein köstliches Monkeys Red zapfen, ungefähr ‘ne Viertelstunde später legten TATSAXE in Quartettgröße los: Mark spielt Gitarre und singt, Bass und Schlagzeug gibbet natürlich auch, und, sieh mal einer an: An der zweiten Klampfe der ehemalige Sänger der klasse Wedeler AC/DC-Coverband OVERDOSE! Ihren Stil bezeichnen TATSAXE als Oi!-Punk, für meine Ohren ist der Sound aber anders, irgendwie… spezieller. Mark hat ‘ne gute, raue Stimme und geht mit ihr ab und zu auch mal in die Höhen, was dann schön punkig-dreckig klingt. Man spielte Lieder über den „Irokesen-Weihnachtsmann“, die Bulettenbräter Hesburger, die Sonne Orions, den Elbstrand und sich selbst; noch mitunter etwas holprige Ansagen Marks führten durchs Set (so was wie „Nichts gegen McDonald’s oder Burger King“ sollte man vielleicht noch mal überdenken…). Die auf Spaß gebürsteten Songs wirkten inhaltlich eher infantil und erinnerten mich an grausige Nix-Gut-Records-Zeiten; aber wenn mich nicht alles täuscht, fand sich auch der ein oder andere ernstere, persönlichere Song, der ihnen meines Erachtens besser zu Gesicht stand. Vor allem musikalisch aber war’s ‘ne abgefahrene Mischung, denn während die Rhythmussektion inkl. Marks Rhythmusgeklampfe irgendwo zwischen rudimentär und rustikal und dabei nicht immer ganz harmonisch zu Werke ging, war insbesondere der ehemalige OVERDOSE-Sänger mitunter schwer hardrockig (und sehr filigran) am Solieren, und wenn der Frontmann zu Leadgitarrenklängen ansetzte, klang das für meine stumpfen Ohren ebenfalls erstaunlich versiert. (Zwischenzeitlich legte er die Klampfe aber auch mal beiseite.) Mit diesen Sound-Elementen hat man zumindest etwas Eigenes, worauf sich aufbauen ließe. Nach diesem ersten Live-Eindruck würde ich sagen, da trafen ‘90er-D-(Fun-)Punk mit Trash- und Asi-Kante auf etwas Oi!-Prolligkeit mit Hang zum Mitgrölrefrain sowie ‘ne ordentliche Hardrock-Schlagseite, wie man sie vielleicht aus dem Streetrock-Bereich kennt. Ab dem dritten Song jedenfalls wurde von einer kleinen Gruppe gepogt, wenn auch mit zwischenzeitlichen Pausen, während der Rest inklusive des Verfassers dieser Zeilen im ordentlich gefüllten Saal irgendwie fasziniert zuschaute und versuchte, sich einen Reim auf die Band zu machen – und Szenenapplaus lieferte. Ich werde die mal im Auge behalten. :D

Dass ich die Düsseldorfer zuletzt live gesehen hatte, war doch tatsächlich schon wieder neun (!) Jahre her, seinerzeit auf dem Hafengeburtstag... Da war Bandgründer Grüner schon raus, mittlerweile haben sie auch einen anderen Drummer und Sängerin Melly hat leider auch die Segel gestrichen. Letzteres ist besonders schade, brachte sie doch mit den von ihr gesungenen Songs stets eine ganz andere Klangfarbe mit ein und hatte sie nicht zuletzt auch immer eine tolle Bühnenpräsenz. 4 PROMILLE traten ebenfalls mit zwei Gitarren an und spielten ein Headliner-Set in entsprechender Länge, wobei ungefähr die erste Hälfte lang jüngere, oft ruhigere Songs dominierten, mit denen ich nicht so vertraut bin, man anschließend aber einen Klassiker nach dem anderen raushaute. Sänger/Gitarrist Tommes (der mittlerweile immer mehr Ähnlichkeit mit Mike Ness aufweist) führte entspannt und souverän durch den Abend, die Band hatte sichtlich Bock und war äußerst spielfreudig. Vor der Bühne war von Beginn an was los und je älter die Stücke, desto ausgelassener und größer wurde der Pogomob. Zu Trinkliedern, selbstironischen Hymnen und Gassenhauern mit mal mehr, mal weniger Szenebezug gesellte sich nachdenkliches bis melancholisches Material – insgesamt eine gut zusammengestellte Mischung bei sehr gutem Sound, zu dem das Bierchen gut die Kehle herunterlief, bis auch ich mich dann und wann auf die Tanzfläche begab. Die ältesten Stücke waren „Lokalverbot“ und „Die Jungs von nebenan“, die in all den Jahren nurmehr an Charme gewonnen haben, am allermeisten los dürfte bei „Für ‘ne Handvoll Schnaps“ und – natürlich – „Ich werd‘ mich ändern“ gewesen sein, die nun wirklich alle mitsangen. Eine Pause vor den Zugaben sparte man sich („Wozu Zeit verschwenden?“), wies stattdessen lediglich darauf hin, dass diese nun folgen. Eine äußerst gelungene Working-Class-Punk’n’Beer’n’Roll-Party, in deren Zuge mir noch mal bewusst wurde, wie viele Hits 4 PROMILLE im Köcher haben, die tatsächlich für ein abendfüllendes Set auch ohne die vornehmlich englischsprachigen von Melly gesungenen Stücke reichen. Für den alten 4-PROMILLE-Spirit fehlen ihre Stimme und ihr Auftreten in jedem Falle, doch in dieser Form darf die Band von mir aus gern noch lange weitermachen. Und ich nehme mir an dieser Stelle mal vor, mich a) etwas intensiver mit den letzten Platten zu beschäftigen und b) nicht wieder so viele Jahre bis zum nächsten Wiedersehen verstreichen zu lassen…

P.S.: Danke ans Monkeys für den Gästelistenplatz!

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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Mal wieder ein sehr schöner und anschaulicher Bericht, bux! Was ich vor allem mag, sind die Querverweise, wie man sie auch von deinen Filmbesprechungen kennt. ("Nix Gut", das wohl schlimmste Deutsch Punk-Label ever! :palm: )
Ich sah 4 Promille nur einmal, in den Nullern im später abgerissenen alten St. Pauli-Clubheim, da gefielen sie mir sehr gut! Warst du dort zufällig ebenfalls anwesend?
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

FarfallaInsanguinata hat geschrieben: Mi 8. Feb 2023, 18:26 Mal wieder ein sehr schöner und anschaulicher Bericht, bux! Was ich vor allem mag, sind die Querverweise, wie man sie auch von deinen Filmbesprechungen kennt. ("Nix Gut", das wohl schlimmste Deutsch Punk-Label ever! :palm: )
Ich sah 4 Promille nur einmal, in den Nullern im später abgerissenen alten St. Pauli-Clubheim, da gefielen sie mir sehr gut! Warst du dort zufällig ebenfalls anwesend?
Vielen Dank! :verbeug:
Erstmals gesehen hatte ich 4 Promille im Logo, das dürfte noch Ende der 1990er gewesen sein... Ich glaube, im Clubheim war ich nicht dabei. War wahrscheinlich jene Veranstaltung, oder?
:arrow: https://www.last.fm/de/event/1076422+4+ ... tober+2006

Ich habe leider erst im Sommer 2008 begonnen, Konzerttagebuch zu führen. Aus den mitunter sehr wilden elf Jahren davor verschwimmt in meinen Erinnerungen so einiges.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

buxtebrawler hat geschrieben: Do 9. Feb 2023, 08:53 Vielen Dank! :verbeug:
Erstmals gesehen hatte ich 4 Promille im Logo, das dürfte noch Ende der 1990er gewesen sein... Ich glaube, im Clubheim war ich nicht dabei. War wahrscheinlich jene Veranstaltung, oder?
:arrow: https://www.last.fm/de/event/1076422+4+ ... tober+2006

Ich habe leider erst im Sommer 2008 begonnen, Konzerttagebuch zu führen. Aus den mitunter sehr wilden elf Jahren davor verschwimmt in meinen Erinnerungen so einiges.
Ja, das klingt schlüssig! Ich denke, um jenes Konzert handelte es sich!
Es waren wohl noch Evil Conduct im Vorfeld angekündigt, wenn ich das richtig erinnere. Die spielten nicht, aber dafür später im Knust, auch ein schönes Konzert.

Konzert-Tagebuch- super Idee! In den knapp vierzig Jahren von 1980 bis Ende der Zehner war ich auf hunderten Konzerten, so eine Aufstellung wäre da wirklich Gold wert. Immerhin kriege ich aber noch halbwegs zusammen, welche Bands ich überhaupt gesehen habe.
Aber gut, 1981 waren wir überzeugt, dass der Atomare Erstschlag in Kürze eh alles platt machen würde, also wozu sich mit sowas aufhalten. Hätte im Zeitkontext null Sinn gemacht.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

18.02.2023, Gruenspan, Hamburg:
NAPALM DEATH + DROPDEAD + SIBERIAN MEAT GRINDER + ESCUELA GRIND


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Die „Campaign For Musical Destruction“-Tour führte dieses Bandquartett nach ein oder zwei pandemiebedingten Verschiebungen an diesem Samstag endlich auch nach Hamburg – und hätte normalerweise ohne mich stattgefunden. Da Kai Motherfucker aber verhindert war, bekam ich seine Karte geschenkt, die er zuvor von alten Hagener Kollegen zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Das ist zwar nicht so 100%ig meine Mucke, aber neugierig war ich dann schon geworden. NAPALM DEATH hatte ich zuletzt in den 2000ern auf dem Force Attack gesehen und erinnere mich an ‘nen schön wuchtigen Sound, an viel mehr aber auch nicht. Und bis aufs legendäre Debüt habe ich nix der Birminghamer im Archiv. Nach dem ersten Pülleken bei Kai eilte ich zum Gruenspan, denn Subkultur in einem Kommerzschuppen bedeutet meist peinlich pünktlicher Beginn statt chaotischem Laissez-faire, so auch heute: Bereits um 19:00 Uhr (!) begannen ESCUELA GRIND aus den USA, die bisher zwei Alben am Start haben. Hierzulande scheinen sie noch nicht sonderlich populär zu sein, denn andere Besucherinnen und Besucher hatten bereits mit dem Namen Probleme („Estrella Grind“, „Escuela Dings“) und/oder ignorierten sie durch späteres Erscheinen. Die Bude war aber ausverkauft, was dieses Phänomen relativierte, sodass die Band auf einen bereits gut gefüllten Saal von der großen Bühne hinabblicken konnte.

Grindcore ist ja so was wie Musik für Menschen, die eigentlich keine Musik mögen, die Darbietungen entsprechen eher sportlichen Leistungen denn musikalischer Virtuosität. Folgerichtig trat die sich durchgehend in Bewegung befindende Shouterin in Sport-Top- und -Panties auf und führte durch ein energiegeladenes Set aus mal mehr, mal weniger metallischem, aggressivem Grindcore mit deutlichen Hardcore-Einflüssen. Ein Song wurde im Powerviolence-Stil gezockt, ein anderer als Death Metal angekündigt. In einem zunehmend von Spaß-, Gore- und Porngrind dominierten Genre mit selbstbewusster Frontfrau aufzutreten, tatsächlich etwas zu sagen zu haben (beispielsweise zur in einer längeren Ansage bedachten LBGTQ+-Community) und seine Shows mit HC-Punk-Attitüde zu spielen, nötigt mir Respekt ab und finde ich großartig!

In der kurzen Umbaupause wurd’s dann richtig voll und mir wurde bewusst, was „ausverkauft“ im Gruenspan bedeutet: Ein heilloses Gedrängel. Wer sich zu Beginn eines Gigs von vor der Bühne aufmacht, um das Klo aufzusuchen und auf dem Rückweg ein Bier abzugreifen, läuft da fast schon Gefahr, erst zum letzten Song zurück zu sein. Die russischen, glücklicherweise offenbar noch nicht von Putins Propagandamaschinerie auf Kurs gebrachten SIBERIAN MEAT GRINDER, die sich Sänger Vlad mit MOSCOW DEATH BRIGADE teilen, liefen bisher weitestgehend unterhalb meines Radars, konnten mich live aber mit ihrem Thrash/Hardcore-Crossover überzeugen. Vlad trat (passend zum Karneval, haha…) mit Bärenmaske auf und stand die meiste Zeit am vorderen Bühnenrand, wo er mit Habi- und Gestus an einen Hip-Hop-Performer erinnerte, während der Lead-Gitarrist das akzentuierte Geschrubbe mit geilen Metal-Soli veredelte. Insbesondere der Metaller(innen)-Anteil im Mob dankte es ihnen mit Pogo, Mosh und Circle Pits, Getränke spritzten, leere Becher flogen durch die Gegend – und ich bekam, das Treiben ein, zwei Reihen hinterm Pit beobachtend, das wohlige Gefühl, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein. Das mittlerweile mit 4,20 EUR für 0,33 Liter zu Buche schlagende Jever begann, seine zusätzlich euphorisierende Wirkung zu entfalten und ich ärgerte mich ein wenig, mir SMG nicht schon früher einmal angesehen zu haben.

Der crustige Teil des Publikums schien insbesondere DROPDEAD entgegenzufiebern, jener bereits seit 1991 existenten Grind-/Hard-/Fast-/Whatever-Core-Combo aus Rhode Island. Ich erinnere mich, da früher, als man noch ständig auf der Suche nach neuen krassen Bands war, auch mal reingehört zu haben, ohne dass sie wirklich meinem Geschmack entsprochen hätte. Auch DROPDEAD verfolgen einen gewissen inhaltlichen Anspruch und entstammen der HC-Punk- und -DIY-Szene, was sie schon mal grundsätzlich sympathisch macht. Und ich find’s klasse, dass NAPALM DEATH eine solche Band mit auf Tour durch die ja nun nicht ganz so kleinen Läden nehmen. In dieser Live-Situation resultierte das aber in einem ziemlich gleichförmigen Geschrammel auf der Suche nach Geschwindigkeitsrekorden, wozu der Sänger ins Mikro kreischte. Wann immer so etwas wie Songstruktur erkennbar wurde, fand ich’s in seiner Radikalität ganz cool, ansonsten konnte ich mit dem Stil allerdings nicht wirklich etwas anfangen. Dafür neigte der Sänger dazu, sein Mikro am extralangen Kabel bedrohlich über die Köpfe des Publikums zu schwingen, was mir als Showeinlage im Gedächtnis blieb. Hätte sich da mal das Kabel gelöst, hätte die eine oder andere Kauleiste dran glauben können. DROPDEAD auf so’ner Bühne ist halt an sich schon ein Statement, und bei dieser Art von Musik spielt, äh, die Musik ja ohnehin eher eine untergeordnete Rolle. Ich betrank mich weiter, genoss meine Kippe vor der Tür und war neugierig, wie NAPALM DEATH anno 2023 live klingen würden.

Nach dem sehr unbehauenen „Scum“-Debüt hatten sich die Grindcore-Pioniere eine ganze Weile gen Deathgrind orientiert, womit sie nach, nun ja, Death Metal eben klangen, was ich persönlich trotz des einen oder anderen „Hits“ als nicht sonderlich aufregend empfand. Das DEAD-KENNEDYS-Cover „Nazi Punx Fuck Off“ im ND-Stil ist natürlich klasse, eine richtige Liebe zur Band entwickelte sich meinerseits aber nie – eher Respekt davor, wie sie unermüdlich ihr Ding durchzieht, ohne auszuwimpen, vor Frontmann und Texter Barneys klugen Interviews in der Musikpresse und davor, bis heute Haltung zu zeigen, ohne sich für die Musikindustrie zu verbiegen. Den Sound im Gruenspan empfand ich als überraschend wenig metallisch, als wolle man eben gerade nicht mehr zu sehr nach Deathgrind klingen. Der nicht zu altern scheinende Barney zuckte permanent hyperaktiv zappelnd über die Bühne und keifte ins Mikro, ein durchaus beeindruckender Anblick. Vor der Bühne ging’s rund, hinterm Pit konnte man sich im Gedrängel hingegen kaum noch bewegen. Der schlauchartige Saal erschwert zudem den Blick auf die Bühne. Was da von derselben bzw. aus der P.A. drückte, war für meine Ohren mal zwingender, mal beliebiger, wobei zugegebenermaßen irgendwann auch meine Aufmerksamkeit nachließ. Ich war ständig entweder in Schnacks verwickelt oder mit Bierholen und Klogängen beschäftigt, wozu NAPALM DEATH den Soundtrack lärmten. Zwischenzeitlich richtete ich’s mir rechts vor der Bühne ein, wo ich zumindest bessere Sicht hatte. Ich erinnere mich ans BAD-BRAINS-Cover „Don’t Need It”, daran, dass bischn Zeug vom Debüt gespielt wurde (u.a. das Prog-Grind-Epos „You Suffer“), hatte aber mittlerweile offenbar auch etwas an den Ohren, denn ausgerechnet „Nazi Punx Fuck Off“, schlicht als „second cover song“ angekündigt, erkannte ich gar nicht. WTF?! Wurde anscheinend Zeit für mich, dass das Konzert endete, was dann auch nicht mehr lange dauerte. Der Abend fand im Semtex seinen Ausklang, wo ich mich u.a. darüber freute, dass es nicht so drängelig voll war.

Fazit: Ist auch durch dieses Konzert nicht so ganz meine Mucke geworden, ein interessanter Abriss war’s aber allemal – und meine Prognose, dort viele großartige Menschen zu treffen, die ich zum Teil länger nicht mehr gesehen hatte, hatte sich bewahrheitet. Allein schon dafür hatte es sich gelohnt, nicht zuletzt deshalb noch mal Küsschen an Kai für die Karte!

Reich bebildert auch hier:
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von Arkadin »

buxtebrawler hat geschrieben: Di 21. Feb 2023, 16:47 Ein Song wurde im Powerviolence-Stil gezockt, ein anderer als Death Metal angekündigt. In einem zunehmend von Spaß-, Gore- und Porngrind
Ehrliches Interesse: Könntest Du einmal sagen, was Powerviolence, Spaß-, Gore- und Porngrind sind? Besonders letzteres klingt ja irgendwie.. ähhh... Du weißt schon... vielversprechend. :pig:
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

Arkadin hat geschrieben: Di 21. Feb 2023, 16:55 Ehrliches Interesse: Könntest Du einmal sagen, was Powerviolence, Spaß-, Gore- und Porngrind sind? Besonders letzteres klingt ja irgendwie.. ähhh... Du weißt schon... vielversprechend. :pig:
Zu Powerviolence schreibt Wikipedia:
"Musikalisch erreicht Powerviolence oft die Geschwindigkeit des Grindcore, verzichtet dabei aber auf Metal-Einflüsse. Nur bei den langsamen Breakdowns und progressiven Soli sind Einflüsse aus dem Doom Metal erkennbar. Elemente der Musik sind der Einsatz von Blastbeats, das gleichzeitige Anspielen von Bass Drum und Hi-Hat, gefolgt von einer Snare Drum."

Für mich stellt sich das meist als Geholze mit mehr Gekreische als mit gutturralem "Gesang" dar. Kennst du Yacøpsæ aus Hamburg?

Als "Spaßgrind" würde ich Grindcore-Bands mit selbstironischen bis spaßigen Texten und Auftreten beschreiben. Goregrind ist so was wie die sich inhaltlich am Death-Metal orientierende Grindcore-Variante, Porngrind jene mit versauten Texten und entsprechendem Artwork.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von Blap »

Arkadin hat geschrieben: Di 21. Feb 2023, 16:55 Ehrliches Interesse: Könntest Du einmal sagen, was Powerviolence, Spaß-, Gore- und Porngrind sind? Besonders letzteres klingt ja irgendwie.. ähhh... Du weißt schon... vielversprechend. :pig:
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von McBrewer »

Arkadin hat geschrieben: Di 21. Feb 2023, 16:55
buxtebrawler hat geschrieben: Di 21. Feb 2023, 16:47 Ein Song wurde im Powerviolence-Stil gezockt, ein anderer als Death Metal angekündigt. In einem zunehmend von Spaß-, Gore- und Porngrind
Ehrliches Interesse: Könntest Du einmal sagen, was Powerviolence, Spaß-, Gore- und Porngrind sind? Besonders letzteres klingt ja irgendwie.. ähhh... Du weißt schon... vielversprechend. :pig:
Grindgore & ganz besonders Porngrind scheint gerade in der Hartmetal-Szene sehr angesagt zu sein, wie mir scheint.
Ich habe in den letzten Jahren erlebt, das Konzerte dieser Art , egal ob Festival oder Einzelkonzert, sehr gut besucht sind. Ob das an dem Anspruch liegt?

Ein paar Beispiele Gefällig?

Die "Superstars" in der Szene des Porngrind GUTALAX aus Tschechien



oder unsere Musikerkollegen aus Quedlinburg/Harz: COCK PIT !



Meine Baustelle ist das aber auch nicht wirklich.
Da bleibe ich lieber bei Hardcore/Deathmetal lastigen Grindcore der Marke Napalm Death, Brutal Truth oder alte Carcass.

Apropo Napalm Death: auf der Buxte besagten „Campaign For Musical Destruction“-Tour war ich letzte Woche zufällig auch und zwar bei dem Gig in Magdeburg in der Factory
Leider schien das Konzert nicht ganz so gut besucht worden sein wie in Hamburg, der Abendkasseeintritt lag sogar unter dem Vorverkauf, was ich bisher selten erlebt habe.
Auch war die gar nichtmal so große Factory auch nur zu gut 2/3 gefüllt, überall war noch recht viel Platz. Sehr schade, den das Package war wirklich interessant. Leider hatten wir durch unser recht spätes ankommen & dem Frühen Beginn des Konzertes (Kurz nach 19 Uhr) nur noch den letzten Song von ESCUELA GRIND mitbekommen, aber die schienen wirklich energiegeladen dort Ihr Set gerockt zu haben. Unser Sänger, der schon pünktlich dort beim Konzert war, war recht begeistert & deckte sich auch anschließend mit Shirts & Vinyl der Band ein.

SIBERIAN MEAT GRINDER waren recht solide & gefielen mir persönlich auch gut, obwohl ich mir davon wahrscheinlich keine Platte ins Regal stellen würde. Ebenso DROPDEAD, die hatten schon eine Fiese, fast Hooligan-ähnliche Power, im Positiven Sinne.

NAPALM DEATH waren dann mal wieder eine Macht und schossen einen Song nach dem anderen ins Publikum, Sänger Barney war gut gelaunt & hatte wieder einige gute, politische Ansagen im breiten Birmingham-Englisch auf Lager. Und eine Energie hatte der seinen 54 Lenzen. Sagenhaft.
Im Großen und ganzen Teile ich da auch Buxtes Livereview von Hamburg & deckt sich mit meinem Konzertabend. Aber alleine Napalm Death mal wieder live gesehen zu haben, dafür war mir die fast 60 km lange an & abreise schon wert.
Jetzt habe ich mal wieder Bock auf Cannibal Corpse.... :rambo: :popcorn:

PS: Bilder vom Machdeburch Gig von Andreas geschossen gibt es hier: https://andiau.wordpress.com/2023/02/18 ... alm-death/
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Blap hat geschrieben: Di 21. Feb 2023, 20:28
Arkadin hat geschrieben: Di 21. Feb 2023, 16:55 Ehrliches Interesse: Könntest Du einmal sagen, was Powerviolence, Spaß-, Gore- und Porngrind sind? Besonders letzteres klingt ja irgendwie.. ähhh... Du weißt schon... vielversprechend. :pig:
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