Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Moderator: jogiwan

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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

23.09.2022, Monkeys Music Club, Hamburg:
SPERRZONE + THE SOUL INVADERS


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Der gute Maggie feierte seinen Fuffzichsten im Monkeys mit zwei befreundeten Bands, und zwar ausgerechnet an einem Abend, an dem man sich vor Konzerten in Hamburg kaum retten konnte. Das änderte aber nichts an einer gelungenen Party mit ordentlichem Besucherinnen- und Besucherzuspruch, allein schon, weil Maggies alte Heimat Hagen massiv vertreten war. Als wir eintrafen, beendete gerade ein Singer/Songwriter sein Set, der überraschend den Abend eröffnet hatte. SPERRZONE aus dem sächsischen Torgau begannen dann mit gut abgehangenem Midtempo-Punkrock mit deutschen Texten, die sowohl von einem der beiden Gitarristen als auch vom Bassisten geschmettert wurden. Man wechselte sich ab oder spielte sich gegenseitig die Bälle zu, die Gesangsharmonien saßen und korrespondierten auch gut mit den Backgrounds. Zwischendurch wurde „Little Old Wine Drinker Me“ in punkiger Version gecovert, es folgten weitere englischsprachige Songs, die dann auch mehr Schmackes hatten. „Nobody’s Hero“ der STIFF LITTLE FINGERS bot man in einer Offbeat-Version dar, eine JOHNNY-CASH-Nummer wurde verpunkt und mit VANILLA MUFFINS‘ „For What I Fight With You?“ schloss das Quartett den regulären Teil seines dann doch recht fremdkompositionsreichen Sets. Das Publikum forderte eine Zugabe, die es in Form des umjubelten STRASSENJUNGS-Covers „Ich brauch meinen Suff“ erhielt. SPERRZONE wirkten mit ihrer positiven Ausstrahlung und ebensolchen Aussagen sehr sympathisch, und an der Basslautstärke ließ sich ablesen, wer offenbar Kopf der Band ist. ;)

Die Hagener THE SOUL INVADERS stimmten ein Geburtstagsständchen für Maggie an und hauten danach so richtig auf die Kacke, wobei Sänger Böhme möglicherweise sogar noch etwas wahnsinniger als während meines letzten beigewohnten SOUL-INVADERS-Gigs im Jahre 2017 wirkte. Gut, mal war er nicht vorbereitet und wusste nicht, welcher Song kommt, mal ging’s der Band ähnlich, aber hatte man sich erst mal auf das jeweilige Stück geeinigt, wurde ein Inferno aus Punk, Rock’n’Roll und Garage entfacht, das dazu einlud, sein Hirn an die Wand zu werfen. Hier und da war auch kleine ‘ne MISFITS-Schlagseite herauszuhören. Ein von Böhme gehasster Song entpuppte sich für meine Ohren als vielleicht beste Nummer, aber das Hit-Niveau war generell hoch. Immer mal wieder wurde er vom aus Hagen mitgereisten Sänger der MAD MOISELLES unterstützt, der sich auf der Bühne ebenfalls sichtlich wohlfühlte (und bereits bei „Ich brauch meinen Suff“ während des SPERRZONE-Gigs das Mikro geentert hatte). Böhme nahm sich zwischendurch die Zeit, die Bandmitglieder namentlich vorzustellen, preschte im nächsten Moment aber schon wieder wild über die Bretter. Natürlich mussten auch hier Zugaben her; auf eine relativ neue, als Schmusesong angekündigte mit leichter Postpunk-Tendenz folgte noch eine Schunkelnummer. Herausragendes Punkrock-Entertainment einer grenzgenialen Liveband!

Danke, Maggie, für die geile Sause und die Getränkemarken! Nochmals Herzlichen und auf die nächsten Fuffzich!

Reich bebildert auch hier:
https://www.pissedandproud.org/23-09-20 ... -invaders/
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buxtebrawler
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

24.09.2022, Schanzenviertel, Hamburg:
Schanzenfest 2022


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Nach fünf Jahren wurde erstmals wieder das selbstorganisierte, unangemeldete Schanzenfest gefeiert. Das bedeutet: Anwohner(innen)-Flohmarkt (der diesmal aber recht klein ausfiel), Infostände zu gesellschaftlichen und politischen Themen, Verzehrstände, Soundsystems und eine Bühne für Musik- und Redebeiträge, ohne Standgebühren und ohne von Stadtfest zu Stadtfest tingelnde Profihändlerinnen und -händler. Spenden werden gesammelt und die Gewinne mehrerer Stände guten Zwecken wie beispielsweise der Seenotrettung zugeführt. Das Motto lautete diesmal „Antifa por la vida“, man solidarisierte sich mit von Repression betroffenem antifaschistischen Widerstand im Allgemeinen und den Leidtragenden des „Antifa Ost“-Verfahrens, u.a. Lina, im Speziellen. Details zum Selbstverständnis des Schanzenfests lassen sich im offiziellen Blog nachlesen: https://antifaschanzenfest.blackblogs.org/ Ich tingelte verkatert vom Vortag am frühen Nachmittag Richtung Schanze, fand auf den paar Flohmarktständen, an denen ich vorbeikam, nix für mich, suchte und fand aber schließlich die Bühne, auf der u.a. einige interessante Punkbands spielen sollten. Den HARDCHOR hatte ich verpasst, BETON DE ROUGE ebenfalls, aber SPARCLUB soundcheckten gerade. Das noch junge, weibliche Gitarre/Drums-Duo hatte ‘nen guten Sound mit schön bollerigen Drums, die den fehlenden, eiskalt weggesparten Bass zuweilen vergessen ließen. Die punkigen Riffs gingen gut ins Ohr, der oftmals zweistimmige Gesang auch. Die meisten Song waren auf Deutsch, später kamen ein paar englischsprachige hinzu. Mir hat’s gefallen, wenngleich sich gerade zum Ende hin doch bemerkbar machte, dass sich einige Songs sehr ähneln. Dafür übertrugen sich der Spaß an der Musik und die positive Ausstrahlung aufs trotz etwas Nieselregens gut gelaunte Publikum. Nach knapp 40 Minuten verließen SPARCLUB unter verdientem Applaus die Bühne. Fotos gibt’s übrigens weder von diesem noch von den weiteren Gigs, da seitens der Organisation darum gebeten wurde.

Mittlerweile war ich beim Konterbier angelangt, hatte meinen ebenfalls noch leicht verschallerten Bandkollegen Holler getroffen und konnte mich von KRATZER anbrüllen lassen. Überaus kompetenter Neo-Crust aus Hamburg, der schön böse ballerte und damit denjenigen Passantinnen und Passanten, die sich zum Wochenend-Shopping in die Straße verirrt hatten, einen wunderbaren Kontrast boten. Der Shouter hatte die Bühne verlassen, nutzte den Raum vor ihr gut aus und schaffte es tatsächlich, einige Anwesende zum Tanzen zu bewegen. Andere machten sich einen Spaß daraus, über sein Mikrokabel zu springen oder spritzten/spuckten mit Bier herum. Herrlich.

Auf diesen rund 45-minütigen Gig folgte ein 20-minütiger Wutausbruch TIÃOs, genauer: derer Shouterin/Gitarristin. Der Trend geht zum Duo, auch hier lediglich Drums, kein Bass. Aufgrund der kurzen Spielzeit habe ich dieses HC-Brett nicht komplett gesehen bzw. gehört; als ich vom Pinkeln zurückkam, war’s schon wieder vorbei. Es folgte ein großartiger Redebeitrag zum „Fall Lina“, der sehr gut aufdröselte, was da gerade im Osten vor sich geht. Solche Beiträge gab es zwischen allen Bands, wobei ich aus unterschiedlichen Gründen nicht alle mitbekam. Sie sollen wohl in Kürze größtenteils in o.g. Blog nachzulesen sein.

Mit DUNKLE STRASSEN folgte ein weiteres Duo: E-Drums aus der Konverse, Schrammelklampfe, Samples und Geschrei – da war ich musikalisch raus, sorry. Stattdessen spazierte ich noch mal ein wenig durchs Viertel. Als ich zurückkam, beendete gerade die Transgender-Künstlerin GÉRALDINE SCHABRAQUE ihr Chanson-Set, bevor die NOTGEMEINSCHAFT PETER PAN adrenalingeladen die Bühne erklomm und direkt mit der an hiesige Verhältnisse angepassten AGNOSTIC-FRONT-Nummer „HH Polizeistadt“ einstieg. Eigentlich erzählt Sänger/Gitarrist Stemmen ja ganz gerne mal bischn was auf der Bühne, was zu den NPP-Gigs schlicht dazugehört. Adrenalinausstoßbedingt schien er sich diesmal etwas zu verhaspeln und ließ lieber wieder die grobe musikalische Kelle sprechen. Vor der Bühne hatte sich inzwischen ein großer Pogomob gebildet, vereinzelte Bengalos erhellten den mittlerweile dunklen Abend. Ich bekomm’s nicht mehr ganz zusammen, aber „HH Polizeistadt“ wurde erst noch mal und am Schluss sogar ein drittes Mal, diesmal zusammen mit Ex-Sänger Sibbe, gezockt, auch ‘nen anderen Song gab’s mindestens zweimal zu hören. Der Gig wirkte punkig-chaotisch, passte damit zur vorgerückten Stunde sowie meinem persönlichen Zustand und wurde von den feierwütigen Besucherinnen und Besuchern gnadenlos abgefeiert.

Bei den JESUS SKINS war die aufgekratzte Menge anschließend in guten Händen, bereitwillig ließ sie sich das Oi!-Evangelium in Form von Songs wie „77 heißt Grüß Gott“, „Skinheads in der Kirche“, „3 Könige“ oder auch „Saufen beim Fußball“ andrehen. Die JESUS SKINS sind gewissermaßen ein Projekt, bei dem jeder mal mitmachen darf, mittlerweile sitzt Paul von DER UNFUG UND SEIN KIND und SPIKE an der Schießbude und Band-Tausendsassa Ritchy spielt Klampfe. Laut meinem Konzerttagebuch habe ich es elf (!) Jahre (!!) lang geschafft, den JESUS SKINS live zu entkommen, vielleicht, weil der Witz im Prinzip ja schon länger auserzählt ist. Aber, Alter: Alkoholisiert auf dem Schanzenfest ist das schon noch ‘ne Ansage! Und tatsächlich waren mir die meisten Texte noch geläufig, sodass ich mit ausgebreiteten Armen kräftig mitsingen konnte. „77 heißt Grüß Gott“ wurde als Zugabe noch mal dargereicht, bevor die Messe gelesen war und ein in meiner lückenhaften Erinnerung sehr guter Redebeitrag zur aktuellen Situation im Iran das Schanzenfest mit ernsten, aber auch kämpferischen Worten beendete.

Unbebildert auch hier:
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McBrewer
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von McBrewer »

buxtebrawler hat geschrieben: Mi 28. Sep 2022, 18:00 Bei den JESUS SKINS war die aufgekratzte Menge anschließend in guten Händen, bereitwillig ließ sie sich das Oi!-Evangelium in Form von Songs wie „77 heißt Grüß Gott“, „Skinheads in der Kirche“, „3 Könige“ oder auch „Saufen beim Fußball“ andrehen. Die JESUS SKINS sind gewissermaßen ein Projekt, bei dem jeder mal mitmachen darf, mittlerweile sitzt Paul von DER UNFUG UND SEIN KIND und SPIKE an der Schießbude und Band-Tausendsassa Ritchy spielt Klampfe. Laut meinem Konzerttagebuch habe ich es elf (!) Jahre (!!) lang geschafft, den JESUS SKINS live zu entkommen, vielleicht, weil der Witz im Prinzip ja schon länger auserzählt ist. Aber, Alter: Alkoholisiert auf dem Schanzenfest ist das schon noch ‘ne Ansage! Und tatsächlich waren mir die meisten Texte noch geläufig, sodass ich mit ausgebreiteten Armen kräftig mitsingen konnte. „77 heißt Grüß Gott“ wurde als Zugabe noch mal dargereicht, bevor die Messe gelesen war und ein in meiner lückenhaften Erinnerung sehr guter Redebeitrag zur aktuellen Situation im Iran das Schanzenfest mit ernsten, aber auch kämpferischen Worten beendete.
ui, ich wusste gar nicht, das die JS noch auftreten. Klingt aber (für mich) doch interessant. Die "Unser Kreuz braucht keine Haken" & die Split mit den Jewdrivers empfand ich als schwer unterhaltsam und trifft auch sehr mein Humorverständnis :pig:
Vielleicht kommen die ja auch mal in meine Nähe (Mittelrepublik :winke: )
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FarfallaInsanguinata
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

a. Ich habe Jesus Skins in den 00ern, 2007 wäre naheliegend, aber beschwören mag ich es nicht, im lokalen JUZ Verden gesehen und das war tatsächlich enorm unterhaltsam. Jedoch bin ich auch überrascht, dass die immer noch aktiv sind.
b. Sperrzone ist ein ziemlich undankbarer Name, so typisch Deutsch-Punk-Klischee! Ich würde da spontan eher an die Früh-90er-RAC-Band aus Mannheim denken, aber dafür können die Torgauer natürlich nichts.
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karlAbundzu
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von karlAbundzu »

1.10.22, Samstag, Karo Bremen ab 20 Uhr.
Tja, so sind die Zeiten. Man sitzt noch gemütlich zusammen, isst, verdaut, nimmt ein Getränk und fährt durch Nieselregen zu der gut gefüllten Kneipe, ein Institut in Walle, um um 20:30 zur ersten Kapelle schon zu spät zu kommen. Drei Songs hörten wir noch von den Bremer Empty Bones. Moderner Garagen Punk wie aus den 90ern, Gories, Oblivians und Konsorten stehen Pate. Das können sie sehr gut und die eigenen Songs sind originell. Ich hatte sie schon mal vor Jahren gesehen und es hätte mich schon interessiert, wo sie jetzt so sind. Ich mag das und empfehle mal die Single.

Dann Teddys Kneipe. Drei Bremerinnen mit einer sehr sympathischen Form des Rumpelpunks. Spaß und Attitude stehen hier im Vordergrund. Das haben wir alle so richtig abgefeiert. Es ging ums Yogahassen, blödes Mackertum und anderes Systemrelevantes, immer auch mit grinsen. Die Frauen hatten Spaß, wir auch, alles gut.
Zur Zugabe gab es ein Cover der Vorband und dann mit dieser ein Cover der Nachfolgegruppe. Was ich aber erst später checkte.

Das waren dann Suck aus Kassel. In der klassischen Viererbesetzung BassGitarreSchlafzeugGesang. Die gaben eine ungewöhnliche Mischung aus Präpunk Stoogesstyle, 70er Schwerrock im Sinne Black Sabbath, 77er Punk und frühen Amihardcore. Das war sehr spannend. Und an den Instrumenten eine andere Welt als Teddys Kneipe, ohne das ich etwas bevorzugen würde. Der Schlagzeuger war immer unruhig, schaute fast nie auf sein Instrument, traf immer, spielte komplex und konnte dabei noch lautmalerisch ein Bier bestellen. An der Gitarre auch ein Virtuose, auch gerne mit Spirenzchen wie über den Kopf spielen und so,. Dabei aber nie egoman oder mit masturbatorischen Soli. Und als bei seiner etwas Riss, nahm er einfach eine anwesende Gretsch, die zwar einen anderen Sound hat, und die er anscheinend immer mal spielen wollte und zog so das Konzert durch. Der Bassist, auch ein Fuchs, hielt alles zusammen. Und dann noch eine charismatische Sängerin, die Singen, Kreischen, Schreien konnte und uns alle mitriss.
Toll.
Leider kein Merch, so dass ich mir die LP von Suck irgendwie mal holen sollte um zu sehen, ob das auch zu Hause funktioniert.
Danach war es da leider so laut, daß es direkt nach Hause ging, da gab es aber auch Bier und Musik.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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karlAbundzu
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von karlAbundzu »

16.10.2022
The Twilight Sad + The Cure
Barclay's Arena
Das letzte Mal 1987 auf der Kiss me Tour gesehen. Und dann ging es aus verschiedensten Gründen nicht. Und einmal richtig geärgert. Mit meiner Frau rumgescherzt, sieh mal, die spielen da und dort, machen wir doch da Urlaub. Dann letzten Dezember Karten für Hamburg gekauft. Kurzfristig noch Hotel gebucht und für den Nachfolgetag frei genommen.
Die Arena ist ja riesig, 14000 Plätze, als ausverkauft ausgezeichnet, blieben einzelne Plätze frei und auch im Stehplatzbereich war es nicht knalleeng. Unserem Alter entsprechend hatten wir Sitzplätze der Bühne gegenüber, gute Sicht, nur ein wenig weit weg. Der Einlass ging erstaunlich schnell über die Runden.
Pünktlich fing die Vorgruppe The Twilight Sad aus Schottland an. Das erste Lied war EBM trifft Placebo, war nicht so meins. Dann wurde es aber besser. Es wurde mehr Dark Wave Gitarren Pop, mit einem Sänger, der den Weltschmerz propagierte und sich ein wenig wie Dave Gahan bewegte. Das Publikum applaudierte wohlwollend, sie erzählten auch ein wenig, trotz schottischem Akzent besser zu verstehen als später Robert Smith. Schöner Auftakt.
Nach kurzer Umbaupause dann The Cure. Begannen mit einem neuen Song und den Worten This is the end. Das Set sollten sie später mit den Worten It's all gone beschließen. Smith kündigte ja schon eine düstere neue Platte an. Wenn sie dann mal kommt. Dazwischen gab es Hits und nicht so bekanntes, und einen dritten neuen Song. Ich hatte den Eindruck, Desintegration, 17 Seconds und The head on the door waren am meisten vertreten.
Hammerdramaturgie bis zum 12. Lied, einer ausufernden Version von A Forest.
Hier möchte ich einmal das Publikum loben, ansonsten ja eher ein Störfaktor bei Konzerten. Bei dem Waldsong wurde schön mitgeklatscht ( gerade deutsches Publikum ist da oft daneben), nämlich auf den Doppelton vom Bass. Und später gab es aus tausenden Kehlen halblaut die Harmonien zu Play for today. Wow.
Robert Smith in Quatschlaune, bestimmt zwischen fünf Liedern sagte er was, ich habe kaum etwas verstanden. Und so ging es einigen: als er anscheinend irgendeine Reaktion herausforderte, und nichts kam, sagte er sinngemäß: ich weiß, es wäre netter, wenn ich deutsch reden würde, nur dann würde es noch weniger Sinn ergeben. Also Robert gut gelaunt, stimmte auch kurz mal Kinks an.
Auf Tour sind sie zu sechst neben Smith, der häufig keine Gitarre spielte, der großartige Simon Gallup mit tief hängendem Bass, die meiste Zeit am rum rennen, seinen persönlichen Spot ignorieren, selbst wenn er doch mal 30 Sekunden ruhig da war, stand er höchstens am Rande dessen. Der ehemalige Bowie Gitarrist Reeves Gabrels auch schon seit 2012 dabei, hatte seine Momente mit schrägen Soli, wenn auf der Studioversion Saxophon war. Beinahe stoisch am Keyboard Roger O'Donnell, der höchstens mal ekstatisch die eine Hand hebt. Richtig viel hatte Drummer Jason Cooper zu tun, der deutlich jünger als seine 55 aussieht. Das Set war sehr Schlagzeug- und Bass-lastig, er musste ganz schön wirbeln, was zum Glück auch mal auf der großen Leinwand übertragen wurde. Perry Bamonte kam zu dieser Tour zurück zu The Cure, nachdem er 2005 ausstieg, um entweder an der Gitarre oder an den Tasten zu unterstützen.
Es gab sehr schöne Momente, wenn Simon und Robert zusammen ganz bei sich schienen wie eine Einheit.
Die Bühne hatte Hintergrund Animationen oder Bilder von verschiedenen Bühnenkameras, ebenso gab es neben der Bühne zwei große Leinwände mit Bildern von live Kameras, fand ich gut.
Die wohl relativ spontan zusammen gestellte erste Zugabe begann mit dem wunderbaren Last days of Summer und war dann mit Figurehead, at night und Charlotte Sometimes recht dunkel. Ich freute mich sehr über meinen namensgebenden Song.
Der zweite Zugabenblock bot sieben große Hits, gut gelaunt vorgetragen. Die Band wurde gefeiert, Robert wollte gar nicht die Bühne verlassen.
Wie ich es fand, kann ich gar nicht ausdrücken. Himmlisch, ergreifend, wunderbar trifft alles nur so halb. Ich kann einfacher zu Architektur tanzen, als meine Empfindungen beschreiben.
Es hat sich sehr gelohnt. Wirklicher Höhepunkt. Und mit 27 Liedern in 2:45 gute Länge ( bei den Ramones wären 27 Songs eine halbe Stunde gewesen).
So kamen wir direkt gut zu unserem Bus, der uns schnell zu unseren Hotel in ottensen brachte. Schöner Stadtteil nebenbei, Graciella.
Selig lächelnd ging es in die Koje.
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jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Maulwurf
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von Maulwurf »

Vielen Dank für den schönen Bericht! Könnte mich glatt dazu bringen, noch mal ein Konzert zu besuchen. Vor allem mit ...
karlAbundzu hat geschrieben: Mi 19. Okt 2022, 15:50 Ich hatte den Eindruck, Desintegration, 17 Seconds und The head on the door waren am meisten vertreten.
... sind zwei ihrer m.E. besten Alben am Start, die ich bis heute unendlich gerne höre. Ich hab Cure 1985 in München gesehen und es war okay, aber mitreißend geht anders. Und mit den 90ern hab ich auch musikalisch das Interesse verloren, zu gleichförmig klang das alles irgendwann. Ich werde einfach Deinen Bericht noch ein paar Mal lesen, dann schaut die Welt gleich ein wenig schöner aus :lol:
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
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buxtebrawler
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

Ja, schöner Bericht, carlSometimes. The Cure live wäre durchaus auch für mich interessant, am besten mit einer Art Best-of- oder Oldschool-Set.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von karlAbundzu »

Nachtrag: das gute Internet und wie man sich täuschen kann.
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Screenshot_20221020-102923.png (222.88 KiB) 113 mal betrachtet
Dabei sind Others die drei neuen und von der Raritätensammlung Join the dots Burn vom The Crow Soundtrack
Zuletzt geändert von karlAbundzu am Do 20. Okt 2022, 14:23, insgesamt 1-mal geändert.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von fritzcarraldo »

Heute eigentlich Tocotronic im Schlachthof/Bremen.
Abgesagt. :cry:
Wird im Mai nachgeholt.
"Das Leben ist noch verrückter als Scheiße!" (Joe Minaldi -Burt Young- Es war einmal in Amerika)

"J&B straight and a Corona!"
(Patrick Bateman, American Psycho)

https://www.latenight-der-fussball-talk.de
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