Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
Moderator: jogiwan
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
28.08.2024, Freilichtbühne, Prerow:
HORST EVERS – So gesehen natürlich lustig (Vorpremiere)
Horst Evers, im Jahre 1967 gebürtiger Niedersachse und später Wahlberliner, war mir bisher kein Begriff. Dies änderte sich während meines Prerow-Urlaubs, denn im Rahmen des mehrwöchigen „Cartoonair“-Festivals benutzte er die Urlaubenden, um sein neues Kabarettprogramm auf der Freilichtbühne an ihnen auszuprobieren. Jenen wunderschönen Veranstaltungsort zwischen Strand und Wald kannte ich bereits, wohnte ich dort doch einst Martin Sonneborns EU-Politik-bezogenem Satireprogramm bei (über das etwas zu schreiben ich leider versäumte).
Evers ist ein alter Hase, der eine Vielzahl Bücher und Tonträger veröffentlicht hat und offenbar regelmäßig mit verschiedenen Programmen durch die Republik tingelt. Sein zahlreich erschienenes, die Freilichtbühne jedoch nicht bis zum letzten Sitzplatz füllendes Publikum wies er zu Beginn auf den spezielles Charakter einer Vorpremiere hin und ging alsbald in medias res, indem er – auf die groteske Demonstration in Hamburg vor einigen Monaten referenzierend – erläuterte, unter welchen Umständen das Kalifat tatsächlich eine Lösung sein könnte, mittels einer herrlich verwobenen Geschichte mit überraschender Pointe für das eigentlich wenig lustige Problem zu weniger Psychotherapieplätze in Deutschland sensibilisierte, die Frage aufwarf, wann zur Hölle man denn eigentlich Alkohol trinken dürfe, aus einer Konversation im Omnibus um ehemalige Liebespartnerinnen und -partner mit gleichen Namen zitierte und wissen ließ, weshalb er sich mitunter als Ex-Bundesliga-Kicker Grasnarbe-Schulz ausgebe.
Zwischen diesen und weiteren in launige, anekdotenhafte Geschichten verpackten (mitunter vermeintlich) harmlosen Alltagsbeobachtungen, in denen sich manch Gast lachend wiedererkannte, gönnte er einem ungefähr eine Viertelstunde Pause für Klogänge und zum Bierholen, die Nettospielzeit dürfte um die zwei Stunden betragen haben. Den Großteil las der nach etwas Stand-Up am belampten Tisch sitzende Evers von Zetteln ab, erwies sich mit Aussprache, Betonung, Pausen und nicht zuletzt Mimik und Gestik aber als begnadeter Vorleser. Das Anakoluth, also Sätze nicht zu Ende bringen, setzt er als wohldosiertes rhetorisches Stilmittel an, womit er hin und wieder ein wenig an Piet Klocke erinnert, und wird er übertrieben förmlich, hat er ein bisschen was von Hans Hermann Thielke.
In erster Linie aber ist der in Evershorst geborene Horst Evers er selbst bzw. seine eigene Kunstfigur, die er mit viel Selbstironie keinesfalls aus der Persiflage ausnimmt, die am stärksten ist, je näher ihre Schwanks am wirklichen Leben sind (das bekanntlich häufig absurd genug ist), und die meiner Liebsten und mir einen sehr vergnüglichen Abend bescherte.
HORST EVERS – So gesehen natürlich lustig (Vorpremiere)
Horst Evers, im Jahre 1967 gebürtiger Niedersachse und später Wahlberliner, war mir bisher kein Begriff. Dies änderte sich während meines Prerow-Urlaubs, denn im Rahmen des mehrwöchigen „Cartoonair“-Festivals benutzte er die Urlaubenden, um sein neues Kabarettprogramm auf der Freilichtbühne an ihnen auszuprobieren. Jenen wunderschönen Veranstaltungsort zwischen Strand und Wald kannte ich bereits, wohnte ich dort doch einst Martin Sonneborns EU-Politik-bezogenem Satireprogramm bei (über das etwas zu schreiben ich leider versäumte).
Evers ist ein alter Hase, der eine Vielzahl Bücher und Tonträger veröffentlicht hat und offenbar regelmäßig mit verschiedenen Programmen durch die Republik tingelt. Sein zahlreich erschienenes, die Freilichtbühne jedoch nicht bis zum letzten Sitzplatz füllendes Publikum wies er zu Beginn auf den spezielles Charakter einer Vorpremiere hin und ging alsbald in medias res, indem er – auf die groteske Demonstration in Hamburg vor einigen Monaten referenzierend – erläuterte, unter welchen Umständen das Kalifat tatsächlich eine Lösung sein könnte, mittels einer herrlich verwobenen Geschichte mit überraschender Pointe für das eigentlich wenig lustige Problem zu weniger Psychotherapieplätze in Deutschland sensibilisierte, die Frage aufwarf, wann zur Hölle man denn eigentlich Alkohol trinken dürfe, aus einer Konversation im Omnibus um ehemalige Liebespartnerinnen und -partner mit gleichen Namen zitierte und wissen ließ, weshalb er sich mitunter als Ex-Bundesliga-Kicker Grasnarbe-Schulz ausgebe.
Zwischen diesen und weiteren in launige, anekdotenhafte Geschichten verpackten (mitunter vermeintlich) harmlosen Alltagsbeobachtungen, in denen sich manch Gast lachend wiedererkannte, gönnte er einem ungefähr eine Viertelstunde Pause für Klogänge und zum Bierholen, die Nettospielzeit dürfte um die zwei Stunden betragen haben. Den Großteil las der nach etwas Stand-Up am belampten Tisch sitzende Evers von Zetteln ab, erwies sich mit Aussprache, Betonung, Pausen und nicht zuletzt Mimik und Gestik aber als begnadeter Vorleser. Das Anakoluth, also Sätze nicht zu Ende bringen, setzt er als wohldosiertes rhetorisches Stilmittel an, womit er hin und wieder ein wenig an Piet Klocke erinnert, und wird er übertrieben förmlich, hat er ein bisschen was von Hans Hermann Thielke.
In erster Linie aber ist der in Evershorst geborene Horst Evers er selbst bzw. seine eigene Kunstfigur, die er mit viel Selbstironie keinesfalls aus der Persiflage ausnimmt, die am stärksten ist, je näher ihre Schwanks am wirklichen Leben sind (das bekanntlich häufig absurd genug ist), und die meiner Liebsten und mir einen sehr vergnüglichen Abend bescherte.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
Ja, der Evershorster Horst Evers.
Den kenne ich noch als Unermüdlichen von den Berliner Lesebühnen (daher hat er sehr viel Übung im Vorlesen), und habe mich gefreut, dass er dann sogar Bestseller wurde.
Demnächst auch in Bremen, mal sehen, ob ich kann.
Den kenne ich noch als Unermüdlichen von den Berliner Lesebühnen (daher hat er sehr viel Übung im Vorlesen), und habe mich gefreut, dass er dann sogar Bestseller wurde.
Demnächst auch in Bremen, mal sehen, ob ich kann.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
Ah, Horst Evers... unser unermüdlicher Begleiter auf langen Fahrten in den Urlaub. Unsere Kinder können von dem absolut nicht genug bekommen. Und ich muss auch immer sehr lachen. Toller Typ der sich nicht an die große Glocke hängt.
PS: Wenn ich mich richtig erinnere, kommt in einer seiner Geschichten Prerow auch direkt vor. Sehr schöner Flecken Erde übrigens.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
Absolut! Waren dieses Jahr schon zum dritten Mal dort.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
17.09.2024, Kir, Hamburg:
PIZZA DEATH + FATAL COLLAPSE
Thrash-Bands, die Humor beweisen und sich einen Spaß daraus machen, statt ausschließlich über Missstände oder Evilness und den Gehörten zu texten auch mal über Profanes zu salbadern, werden von Teilen der Metal-Szene seit einiger Zeit abschätzig als „Pizza-Thrash“ bezeichnet. Die Australier PIZZA DEATH kümmert das wenig, im Gegenteil: Die haben bereits zwei Konzeptalben veröffentlicht, auf denen es um „pizza, death, and death by pizza“ geht. Damit verfolgen sie jenen Thrash/Hardcore-Crossover-Ansatz, den Mitte der 1980er S.O.D. erstmals sowohl musikalisch als auch mit ihrem schwarzen Asi-Humor in die Szene trugen. Ähnlich wie beim Fun-Punk kann ich die Kritik grundsätzlich nachvollziehen, denn eigentlich sollte es genug ernste Themen geben, die prädestiniert wären, mit dieser musikalischen Härte beackert zu werden. Andererseits mag ich S.O.D. und stehe sowohl auf diesen Sound als auch auf Asi-Humor. Da bot es sich an, zwecks Meinungsbildung das Konzert eben jener Australier aufzusuchen, die sich gerade auf Europatour befinden.
Von diesem erfuhr ich sehr kurzfristig erst durch meinen Kumpel Christian, der wiederum von einem seiner Kumpel darauf aufmerksam gemacht wurde. Dies wiederum dürfte daran liegen, dass es im Kir stattfand – eigentlich ein Gothic-Laden, der nur alle Schaltjahre mal ein Metal-Konzert veranstaltet. Ehrlich gesagt hatte ich auch die Band überhaupt nicht auf dem Schirm, offenbar fand sie bisher weder im Rock Hard noch im Deaf Forever oder einem von mir gelesenen Fanzine statt. Wie auch immer, in der Konstellation Christian, sein Kumpel und meine Wenigkeit suchten wir das Kir auf, nachdem ich mir stilecht vorher beim Italiener noch ‘ne Pizza besorgt und verspeist hatte. Das Kir ist klein und dunkel, also wie gemacht für ein dummerweise unter der Woche stattfindendes Underground-Konzert. Es gibt „Bergedorfer“-Pils vom Fass (wusste gar nicht, dass Bergedorf sein eigenes Bier hat), das stark süßlich Richtung Malzbier schmeckt und mit satten 4,- EUR für 0,33 l zu Buche schlägt. Doof wie wir sind, tranken wir trotzdem Runde um Runde…
Die lokalen D.I.Y.-Thrash-Newcomer FATAL COLLAPSE, die sich Gitarrist Buddy mit den THRASHING PUMPGUNS teilen und bisher eine EP und ein Album auf dem Kerbholz haben, eröffneten den Abend – sicherlich nicht zuletzt deshalb, weil Shouter Niklas PIZZA DEATH für diesen Gig nach Hamburg geholt hatte. Bei gutem Sound zockte das Quartett seinen rauen Thrash vor noch etwas verhaltenem, aber interessiertem Publikum, der mir umso besser in die Löffel ging, je mehr die Riffs um oldschool-thrashige höhere Töne angereichert und von der Rhythmussektion aufs Gas gedrückt wurde. Niklas röhrte mit seiner tiefen, heiseren Stimme drüber und übernahm zusammen mit dem Basser die Kommunikation mit den Anwesenden. Als geforderte Zugabe gab’s ein brandneues, noch unveröffentlichtes Stück, das ziemlich geil klang. Höre ich mir auf Bandcamp noch mal in Ruhe an und versuche ich, im Auge zu behalten.
PIZZA DEATH, ebenfalls in Viererbesetzung, war dann der erwartete und erhoffte Abriss. Der Shouter in Pizza-Design-Shorts und MEGADETH-Persiflagen-Shirt, Gitarrist und Drummer kurioserweise barfuß (zumindest der sichtbare Nicht-Fußmaschinen-Fuß) und musikalisch zumeist die grobe, direkt auf die Zwölf zielende Kelle in Form kurzer, schnell auf den Punkt kommender Songs. Die bewegungsfreudigen Australier verließen gern mal die Bühne und durchpflügten das Publikum, das wiederum eine Wall of Death aus Ananas-auf-Pizza-Befürwortern auf der einen und -Gegnern auf der anderen Seite bilden sollte. Eine echte Ananas wurde anschließend wütend zerstört und fand sich fortan als Obstmatsch vor der Bühne wieder. Ein anderes Mal kam ich gerade vom Pissoir, als offenbar eine Besucherin in ein albernes Kostüm gesteckt und mit Alufolie umwickelt worden war. Die Band persifliert typische Thrash-Themen, indem sie sie in einen kulinarischen Kontext überträgt, weiß aber auch von manch an B- und Trash-Movies erinnernder „true story“ zu berichten, die in den Ansagen kolportiert und anschließend musikalisch verarbeitet wird: Von die Familie des Bassisten wegschmelzen dämonischen Pizzastücken (oder so) über in Pizzateig verarbeitete und anschließend verzehrte Menschenasche bis hin zum Deibel, den man an der Strippe hat, wenn sich bei der Pizzabestellung verwählt. Wenn mich meine Bergedorfer-verklebte Erinnerung nicht trügt, wurde letztgenannte Nummer, „13 11 666 (Satan's Slice)“, als Zugabe gespielt. PIZZA DEATH waren das musikalische Äquivalent zu einer extrascharfen und mit dicker Käsekruste überbackenen Terrorpizza, von der man weiß, dass sie einem nicht guttun wird, der man aber nur schwer widerstehen kann, weil der ‘80er-Horrorfilmabend ohne sie nur halb so schön wäre. Deftigste Zutat: der Drummer, der manch Blastbeat ohne Weiteres locker aus dem Handgelenkt schüttelte.
Das Konzert war früh genug vorbei, um noch rechtzeitig in die Koje zu kommen. Und um auf die eingangs erwähnte Debatte zurückzukommen: Ich wurde überzeugt – Pizza Thrash rules ok!
Reich bebildert auch hier:
https://www.pissedandproud.org/17-09-20 ... -collapse/
PIZZA DEATH + FATAL COLLAPSE
Thrash-Bands, die Humor beweisen und sich einen Spaß daraus machen, statt ausschließlich über Missstände oder Evilness und den Gehörten zu texten auch mal über Profanes zu salbadern, werden von Teilen der Metal-Szene seit einiger Zeit abschätzig als „Pizza-Thrash“ bezeichnet. Die Australier PIZZA DEATH kümmert das wenig, im Gegenteil: Die haben bereits zwei Konzeptalben veröffentlicht, auf denen es um „pizza, death, and death by pizza“ geht. Damit verfolgen sie jenen Thrash/Hardcore-Crossover-Ansatz, den Mitte der 1980er S.O.D. erstmals sowohl musikalisch als auch mit ihrem schwarzen Asi-Humor in die Szene trugen. Ähnlich wie beim Fun-Punk kann ich die Kritik grundsätzlich nachvollziehen, denn eigentlich sollte es genug ernste Themen geben, die prädestiniert wären, mit dieser musikalischen Härte beackert zu werden. Andererseits mag ich S.O.D. und stehe sowohl auf diesen Sound als auch auf Asi-Humor. Da bot es sich an, zwecks Meinungsbildung das Konzert eben jener Australier aufzusuchen, die sich gerade auf Europatour befinden.
Von diesem erfuhr ich sehr kurzfristig erst durch meinen Kumpel Christian, der wiederum von einem seiner Kumpel darauf aufmerksam gemacht wurde. Dies wiederum dürfte daran liegen, dass es im Kir stattfand – eigentlich ein Gothic-Laden, der nur alle Schaltjahre mal ein Metal-Konzert veranstaltet. Ehrlich gesagt hatte ich auch die Band überhaupt nicht auf dem Schirm, offenbar fand sie bisher weder im Rock Hard noch im Deaf Forever oder einem von mir gelesenen Fanzine statt. Wie auch immer, in der Konstellation Christian, sein Kumpel und meine Wenigkeit suchten wir das Kir auf, nachdem ich mir stilecht vorher beim Italiener noch ‘ne Pizza besorgt und verspeist hatte. Das Kir ist klein und dunkel, also wie gemacht für ein dummerweise unter der Woche stattfindendes Underground-Konzert. Es gibt „Bergedorfer“-Pils vom Fass (wusste gar nicht, dass Bergedorf sein eigenes Bier hat), das stark süßlich Richtung Malzbier schmeckt und mit satten 4,- EUR für 0,33 l zu Buche schlägt. Doof wie wir sind, tranken wir trotzdem Runde um Runde…
Die lokalen D.I.Y.-Thrash-Newcomer FATAL COLLAPSE, die sich Gitarrist Buddy mit den THRASHING PUMPGUNS teilen und bisher eine EP und ein Album auf dem Kerbholz haben, eröffneten den Abend – sicherlich nicht zuletzt deshalb, weil Shouter Niklas PIZZA DEATH für diesen Gig nach Hamburg geholt hatte. Bei gutem Sound zockte das Quartett seinen rauen Thrash vor noch etwas verhaltenem, aber interessiertem Publikum, der mir umso besser in die Löffel ging, je mehr die Riffs um oldschool-thrashige höhere Töne angereichert und von der Rhythmussektion aufs Gas gedrückt wurde. Niklas röhrte mit seiner tiefen, heiseren Stimme drüber und übernahm zusammen mit dem Basser die Kommunikation mit den Anwesenden. Als geforderte Zugabe gab’s ein brandneues, noch unveröffentlichtes Stück, das ziemlich geil klang. Höre ich mir auf Bandcamp noch mal in Ruhe an und versuche ich, im Auge zu behalten.
PIZZA DEATH, ebenfalls in Viererbesetzung, war dann der erwartete und erhoffte Abriss. Der Shouter in Pizza-Design-Shorts und MEGADETH-Persiflagen-Shirt, Gitarrist und Drummer kurioserweise barfuß (zumindest der sichtbare Nicht-Fußmaschinen-Fuß) und musikalisch zumeist die grobe, direkt auf die Zwölf zielende Kelle in Form kurzer, schnell auf den Punkt kommender Songs. Die bewegungsfreudigen Australier verließen gern mal die Bühne und durchpflügten das Publikum, das wiederum eine Wall of Death aus Ananas-auf-Pizza-Befürwortern auf der einen und -Gegnern auf der anderen Seite bilden sollte. Eine echte Ananas wurde anschließend wütend zerstört und fand sich fortan als Obstmatsch vor der Bühne wieder. Ein anderes Mal kam ich gerade vom Pissoir, als offenbar eine Besucherin in ein albernes Kostüm gesteckt und mit Alufolie umwickelt worden war. Die Band persifliert typische Thrash-Themen, indem sie sie in einen kulinarischen Kontext überträgt, weiß aber auch von manch an B- und Trash-Movies erinnernder „true story“ zu berichten, die in den Ansagen kolportiert und anschließend musikalisch verarbeitet wird: Von die Familie des Bassisten wegschmelzen dämonischen Pizzastücken (oder so) über in Pizzateig verarbeitete und anschließend verzehrte Menschenasche bis hin zum Deibel, den man an der Strippe hat, wenn sich bei der Pizzabestellung verwählt. Wenn mich meine Bergedorfer-verklebte Erinnerung nicht trügt, wurde letztgenannte Nummer, „13 11 666 (Satan's Slice)“, als Zugabe gespielt. PIZZA DEATH waren das musikalische Äquivalent zu einer extrascharfen und mit dicker Käsekruste überbackenen Terrorpizza, von der man weiß, dass sie einem nicht guttun wird, der man aber nur schwer widerstehen kann, weil der ‘80er-Horrorfilmabend ohne sie nur halb so schön wäre. Deftigste Zutat: der Drummer, der manch Blastbeat ohne Weiteres locker aus dem Handgelenkt schüttelte.
Das Konzert war früh genug vorbei, um noch rechtzeitig in die Koje zu kommen. Und um auf die eingangs erwähnte Debatte zurückzukommen: Ich wurde überzeugt – Pizza Thrash rules ok!
Reich bebildert auch hier:
https://www.pissedandproud.org/17-09-20 ... -collapse/
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
16.9.24 Metropol Bremen
20:00
Joe Jackson / Max Champion
Joe Jackson steht ja schon lange auf meiner Konzert-Wunschliste. Und als das von mir fußläufig fünf Minuten angekündigt wurde, bei dem ich auch noch sitzen kann, zögerte ich nur ein wenig. Das wenig schon auch wegen des Konzepts: der erste Teil sollte ein best of sein, im zweiten reenacted er Max Champion, ein fiktiver Sänger der Londoner Music Hall Szene. Music Hall bezeichnete ein Bühnenunterhaltungsprogramm vom Beginn des 20. Jhd, ähnlich dem amerikanischen Vaudeville.
Als nur noch wenig Karten da waren, schlug ich zu.
Nun war es soweit und zum Glück waren noch zwei gute Leute da.
Pünktlich ging es los, die Bühne spartanisch mit einem Piano und einem Spot eingerichtet. Joe kam, setzte sich, spielte ein paar neuere Songs. Dann machte er Ansagen, entgegen seinem Image als intellektueller Eigenbrötler gut aufgelegt, in deutsch und englisch im lockeren Ton.
Er ging zeitlich rückwärts durch seine Hits, nach den 70ern noch ein Cover von den Kinks. Dann gab es noch eine Nummer in 1910er Stil, was dann der Übergang war: ohne Pause wurde umgebaut, die Stage Hands mit Schiebermütze und klassischem Hausmeister Outfit, und eine kostümierte neunköpfige Band mit Streichern und Bläsern, und Joe als Max Champion.
Und dann wurde losgelassen: ein bunter Abend voller guter Songs, energiegeladenen Show, sehr gut aufgelegter Kapelle, die wenn sie gerade nicht Musik spielten, sich anders beschäftigten, tanzten, Spaß machten. Die Musik sehr abwechslungsreich, Balladen, Tanznummern, Talkie Songs mit viel Text, Kurt Weil-haftes. Die Themen waren Anrüchiges, Trinken, Liebe, Nostalgie. Jackson gab immer wieder Text - und Kontext - Erklärungen dazu, auch hier in launinger Weise.
Nach gut zwei Stunden und zwei Zugaben (darunter Is she really goin... im Max C Style) war der wunderbare Abend vorbei.
Empfehlung, auch wenn ich Jackson gerne noch mal solo sehen würde. Die Songs am Anfang nahmen mich schon sehr mit, bedeuten mir zum Teil viel, und er ist live halt sehr gut.
20:00
Joe Jackson / Max Champion
Joe Jackson steht ja schon lange auf meiner Konzert-Wunschliste. Und als das von mir fußläufig fünf Minuten angekündigt wurde, bei dem ich auch noch sitzen kann, zögerte ich nur ein wenig. Das wenig schon auch wegen des Konzepts: der erste Teil sollte ein best of sein, im zweiten reenacted er Max Champion, ein fiktiver Sänger der Londoner Music Hall Szene. Music Hall bezeichnete ein Bühnenunterhaltungsprogramm vom Beginn des 20. Jhd, ähnlich dem amerikanischen Vaudeville.
Als nur noch wenig Karten da waren, schlug ich zu.
Nun war es soweit und zum Glück waren noch zwei gute Leute da.
Pünktlich ging es los, die Bühne spartanisch mit einem Piano und einem Spot eingerichtet. Joe kam, setzte sich, spielte ein paar neuere Songs. Dann machte er Ansagen, entgegen seinem Image als intellektueller Eigenbrötler gut aufgelegt, in deutsch und englisch im lockeren Ton.
Er ging zeitlich rückwärts durch seine Hits, nach den 70ern noch ein Cover von den Kinks. Dann gab es noch eine Nummer in 1910er Stil, was dann der Übergang war: ohne Pause wurde umgebaut, die Stage Hands mit Schiebermütze und klassischem Hausmeister Outfit, und eine kostümierte neunköpfige Band mit Streichern und Bläsern, und Joe als Max Champion.
Und dann wurde losgelassen: ein bunter Abend voller guter Songs, energiegeladenen Show, sehr gut aufgelegter Kapelle, die wenn sie gerade nicht Musik spielten, sich anders beschäftigten, tanzten, Spaß machten. Die Musik sehr abwechslungsreich, Balladen, Tanznummern, Talkie Songs mit viel Text, Kurt Weil-haftes. Die Themen waren Anrüchiges, Trinken, Liebe, Nostalgie. Jackson gab immer wieder Text - und Kontext - Erklärungen dazu, auch hier in launinger Weise.
Nach gut zwei Stunden und zwei Zugaben (darunter Is she really goin... im Max C Style) war der wunderbare Abend vorbei.
Empfehlung, auch wenn ich Jackson gerne noch mal solo sehen würde. Die Songs am Anfang nahmen mich schon sehr mit, bedeuten mir zum Teil viel, und er ist live halt sehr gut.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
Vielen Dank für Deinen Text, Bux. Wie immer hast Du es drauf, den Leser mitzunehmen auf das Konzert, ihn Schweiss und Lärm und Bierdunst und Spaß spüren zu lassen, ihn wahrhaftig dabei sein zu lassen.
Aber der Schlagzeuger macht mir Angst!! Ein Tier, ein echtes Tier, mit DREI FÜSSEN?!? Mal überlegen, der rechte Fuß betätigt die Bassdrum, der linke die Hi-Hat, und ein Nicht-Fußmaschinen-Fuß ist zu sehen??
Aber der Schlagzeuger macht mir Angst!! Ein Tier, ein echtes Tier, mit DREI FÜSSEN?!? Mal überlegen, der rechte Fuß betätigt die Bassdrum, der linke die Hi-Hat, und ein Nicht-Fußmaschinen-Fuß ist zu sehen??
Um den müssten sich doch alle Metalbands der Welt geradezu reißen ...buxtebrawler hat geschrieben: ↑Do 19. Sep 2024, 13:59 Gitarrist und Drummer kurioserweise barfuß (zumindest der sichtbar Nicht-Fußmaschinen-Fuß)
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
Er hat die Hi-Hat anscheinend gar nicht mit dem Fuß bedient, ich konnte kein Pedal an ihr entdecken. Falls doch, dann mit der nackigen MaukeMaulwurf hat geschrieben: ↑Fr 20. Sep 2024, 05:12 Aber der Schlagzeuger macht mir Angst!! Ein Tier, ein echtes Tier, mit DREI FÜSSEN?!? Mal überlegen, der rechte Fuß betätigt die Bassdrum, der linke die Hi-Hat, und ein Nicht-Fußmaschinen-Fuß ist zu sehen??Um den müssten sich doch alle Metalbands der Welt geradezu reißen ...buxtebrawler hat geschrieben: ↑Do 19. Sep 2024, 13:59 Gitarrist und Drummer kurioserweise barfuß (zumindest der sichtbare Nicht-Fußmaschinen-Fuß)
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
Ein Ersatztrommler von Def Leppard vielleicht?buxtebrawler hat geschrieben: ↑Fr 20. Sep 2024, 08:54Er hat die Hi-Hat anscheinend gar nicht mit dem Fuß bedient, ich konnte kein Pedal an ihr entdecken. Falls doch, dann mit der nackigen MaukeMaulwurf hat geschrieben: ↑Fr 20. Sep 2024, 05:12 Aber der Schlagzeuger macht mir Angst!! Ein Tier, ein echtes Tier, mit DREI FÜSSEN?!? Mal überlegen, der rechte Fuß betätigt die Bassdrum, der linke die Hi-Hat, und ein Nicht-Fußmaschinen-Fuß ist zu sehen??Um den müssten sich doch alle Metalbands der Welt geradezu reißen ...buxtebrawler hat geschrieben: ↑Do 19. Sep 2024, 13:59 Gitarrist und Drummer kurioserweise barfuß (zumindest der sichtbare Nicht-Fußmaschinen-Fuß)
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
Der trommelt auf jeden Fall sämtliche Leppard-Platten nur mit dem kleinen Finger durch - gleichzeitig und innerhalb von 60 Sekunden.
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