Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

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buxtebrawler
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

05.+06.05.2023: Hamburger Affengeburtstag

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Nach der abgespeckten, vom Mai in den September verlegten Variante im vergangenen Jahr sollte der Hamburger Hafengeburtstag erstmals wieder wie gewohnt stattfinden. Wie gewohnt? Mitnichten, denn die Stadt hat der Jolly-Roger-Bühne diesmal keinen Zuschlag erteilt; anstelle dieses subkulturellen Hotspots als Teil des offiziellen Programms fand sich nun irgendein nutzloser Plunder. Immerhin kamen die HARBOUR REBELS am Freitag auf der Rock-Antenne-Bühne unter, ansonsten hatte der offizielle Teil der Veranstaltung bis auf das Feuerwerk am Samstag nichts mehr zu bieten, was mich sonderlich interessiert hätte. Glücklicherweise gibt es die Affengeburtstag-Bühne am Störtebeker, wo wieder zwei Tage lang Punk, Hardcore und Artverwandtes stattfand. Sogar die ganz kleine Bühne zwischen den Anarchoständen an der Hafenstraße wurde wieder bespielt (vornehmlich Samstag, flog ehrlich gesagt aber größtenteils unter meinem Radar).

Am Störtebeker jedenfalls war‘s wie immer: Man kennt ein, zwei Bands vom Flyer und vertraut darauf, dass das veranstaltende Team wieder handverlesene Acts über Ländergrenzen hinweg ausgesucht und rangeholt hat, die sich als positive Überraschungen entpuppen. Meine Vorfreunde war groß und wurde noch dadurch gesteigert, dass kurzfristig ATOM ATOM Sänger/Gitarrist Rosis andere Band MORIBUNDSCUM ersetzten. Das ATOM-ATOM-Album läuft mir nämlich verdammt gut rein, bisher hatte ich aber keine Gelegenheit wahrnehmen können, das Hamburger Trio (mit Bremer Wurzeln) livezusehen. Die HARBOUR REBELS auf der großen Rock-Antenne-Bühne spielten bereits um 16:30 Uhr, was ich leider nicht schaffte, ATOM ATOM sollten aber passen. Als ich am Störtebeker Döner-verknusemafatzelnd ankam, wurde ich gefragt, was am Dienstag wohl über denselben im Netz zu lesen sein würde. Das ist eigentlich nicht schwer zu erraten, denn der Veggie-Solidöner vom Anarcho-Grill unten an der Balduintreppe war auch dieses Jahr der kulinarische Höhepunkt des Hafengeburtstags, ein echter Gaumenschmaus aus erlesenen Zutaten, die perfekt aufeinander abgestimmt in knusprigem Brot dargereicht wurden und meine Geschmacksknospen frohlocken ließen.

Auf der Bühne malträtierte die One-Man-Band BASSAKER gerade noch ihren Bass, woraus zu schließen war, dass der Zeitplan nicht eingehalten werden konnte. Zu monotonen Loops wurden dem Tieftöner möglichst irre Sounds entlockt und wann immer es mich irgendwie an Cronos‘ Basssolo auf dem VENOM-Live-Album „Eine kleine Nachtmusik“ erinnerte, musste ich ein wenig schmunzeln. Herr BASSAKER kletterte auf der P.A. herum und bedankte sich am Ende herzlich bei seinem Publikum. Während der nun folgenden, recht langen Umbau- und Soundcheck-Pause, konnte man eben nicht, wie sonst üblich gewesen, gut zur Jolly-Bühne heruntergehen, dafür entdeckte ich am Bierstand mit „Dachs“ nicht nur eine, sondern gleich eine ganze Reihe neuer Biersorten, die hier erstmals neben den üblichen Konzernbieren verkauft wurden: Helles, Dunkles etc. aus der Buddel und Stout vom Fass (!) wurden von Mitinhabern der kleinen Privatbrauerei persönlich entkorkt und gezapft und erfreuten meinen Gaumen. Affengeburtstag goes Craftbeer, ja leck mich doch fett!

Nach Akklimatisierung, Begrüßung einiger Bekannter, den ersten Bierchen und dem Soundcheck also ATOM ATOM. Das bedeutet astreinen Hardcore-Punk mit viel Crust- und dezenter D-Beat-Schlagseite, der viel vom maskulin-femininen Wechselgesang lebt, sprich: Rosi röhrt und Bassistin Kante singt, mal klarer und melodischer, mal rotziger und aggressiver. Auf der LP erwies sich der Hall speziell auf ihrer Stimme als sehr gelungener Effekt. Ich war auf den Live-Sound gespannt, der nun aber gar nicht so leicht zu beschreiben ist, da er je nach Aufenthaltsort variierte: Vorne viele Tiefen und leiserer Gesang, weiter hinten lauterer Gesang, dafür weniger Tiefen. Jedenfalls ballerte das verdammt gut und die eher düstere Stimmung der LP wurde gut reproduziert. Die angepissten deutschsprachigen Eigenkompositionen wurden durch einen sehr geilen englischsprachigen Coversong (wie hieß der und von wem war der?) sowie der geforderten Zugabe „Keine Gnade“ von ISOLIERBAND (der sich auch auf der LP befindet) ergänzt, Drummer Mike machte zwischendurch ein paar ernste Ansagen. Unter den jüngeren aktiven HH-Bands sind ATOM ATOM derzeit einer meiner Favoriten. Der Platz vor der Bühne war zwar noch nicht komplett ausgefüllt, aber die Stimmung bereits prächtig.

ATOM ATOM bei Bandcamp: https://atomatompunk.bandcamp.com/

Hardcore-punkig ging’s nach der nächsten Umbaupause mit SKORUP/A aus Polen weiter, die ich bisher nicht auf dem Schirm hatte. Vornehmlich in Landessprache wütete sich das Quintett nach einem Akustikintro durch ein Set, in dem die Band musikalisch ähnliche Einflüsse verarbeitet haben dürfte wie ATOM ATOM, dabei aber ganz anders klang, nämlich hektischer, zuweilen regelrecht überdreht, mit rotzigem, superaggressivem Sänger als ständigem Unruhepol. Der Fuß war fast permanent auf dem Gaspedal, Show und Sound rissen unweigerlich mit und bei ‘ner Nummer wie „A.L.F.“ über die Animal Liberation Front konnte man dann sogar den Refrain mitbrüllen. Auch hier gab’s ‘ne Zugabe, gefordert vom mittlerweile sehr zahlreich erschienenen Publikum. Hammer-Liveband mit einer Mordskondition!

SKORUP/A bei Bandcamp: https://skorupa.bandcamp.com/

Langsam aber sicher wurd’s dunkel, wozu die Klänge der nächsten Band gut passten: MIMESIS aus Berlin zocken tatsächlich Black Metal, und zwar offenbar nicht der doofen Sorte. Eigentlich nicht mein Genre (Ausnahmen sind natürlich VENOM sowie die frühen MAYHEM), aber was die Band zu fünft darbot, klang doch recht interessant, weil atmosphärisch, mit garstigem weiblichen Gesang und flirrenden bis klirrenden Gitarren, derer es gleich zwei gab. Für den ganz großen musikalischen Spannungsbogen der zum Teil glaube ich etwas ausladenderen Stücke reichte meine Aufmerksamkeitsspanne nicht mehr, aber das hatte was.

MIMESIS bei Bandcamp: https://mimesis-berlin.bandcamp.com/

Völlig geflasht haben mich dann abschließend aber ZARAZA auf Moskau, die ihren Stil offenbar als „Motörpunk“ bezeichnen und ‘ne Art Metal-Punk mit viel Rotz’n’Roll und punkigen NWOBHM-Vibes spielen. Die Sängerin hatte die untere Hälfte ihres Gesicht knallrotgeschminkt und haute zusammen mit ihrer ebenfalls gesichtsbemalten Band so dermaßen auf die Kacke, dass es direkt durch Mark und Bein ging und es kein Halten mehr gab. Welch irre geiler Sound, was für ein Brett – und wat ‘ne chaotische, exzessive Party! In Kombination mit unablässiger Druckbetankung frästen einem ZARAZA das letzte bisschen Verstand weg, sodass ich mir das Hip-Hop-Trio, das den Abend beschließen sollte, schenkte, sturztrunken zum nächsten Taxi stolperte und mich zu Hause abliefern ließ. Die Band scheint live recht umtriebig zu sein; wenn die mal irgendwo in der Nähe spielt: Hin da!

Das ZARAZA-Album (das den aktuellen Livesound allerdings kaum einfängt) bei YouTube:


Das Programm am nächsten Tag kollidierte leider böse mit der Sportschau, sodass ich mich erst recht spät aufraffte, dafür aber mit der Liebsten tatsächlich einmal fast über den ganzen Hafengeburtstag schlenderte. Wir suchten uns ein nettes Plätzchen an den Landungsbrücken fürs Feuerwerk – einem der wenigen Teile des offiziellen Programms, dem ich etwas abgewinnen kann – und genossen dieses „Geballer“ der etwas anderen Art. Anschließend schauten wir kurz an der kleinen Punkbühne vorbei, blieben aber nicht lang, sondern fanden uns wieder am Störtebeker ein, wo wir lose mit dem einen oder anderen verabredet waren. Den heutigen lokalen Opener SHITSHOW hatten wir ebenso wie EX-DOM und TOPROT verpasst, ich hatte aber zumindest die leise Hoffnung, von den Portugiesen CARNE PA CANHÃO, die ich 2019 bereits hier gesehen hatte, noch etwas mitzubekommen. Leider erwischten wir nur noch eine Liveband, die es aber in sich hatte: Die finnischen DART (u.a. mit Leuten von HÄPEÄ (die kurz zuvor gespielt hatten) und TERVEET KÄDET) steigerten die Oberlippenbartquote beträchtlich und spielten pfeilschnellen Thrash’n’Roll’n’Punk oder so, der die Massen noch einmal zum Durchdrehen brachte. Hier gab’s permanent auf die Zwölf, weder Ansagen noch Gefangene wurden gemacht, ein englischsprachiger Song nach dem anderen wurde herausgehauen, heiser und kehlig vom Sänger gebölkt, vom Drummer nach vorne gepeitscht und von zwei Gitarristen gleichzeitig durchgenommen. Viele Songs dürften wesentlich schneller gezockt worden sein, als sie auf dem (hervorragend produzierten) Demo zu hören sind. Ein amtlicher Abriss und krönender Abschluss des zweitägigen Festivals, der allerdings noch mal einige Energie freigesetzt hatte, sodass wir traurig mitansahen, wie um uns herum alles abgebaut wurde, während wir uns weiter auf Temperatur tranken und schließlich noch im Onkel Otto landeten.

DART bei Bandcamp: https://dartpunk.bandcamp.com/

Danke allen Beteiligten für die einmal mehr geile Sause!

Reich bebildert auch hier:
https://www.pissedandproud.org/05-06-05 ... eburtstag/
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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fritzcarraldo
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Beitrag von fritzcarraldo »

Tocotronic
IMG_20230511_003107.jpg
IMG_20230511_003107.jpg (4.82 MiB) 321 mal betrachtet
Schlachthof Bremen.
10.5.23
Nachgeholt da letzten Herbst zu wenig Tickets verkauft wurden.
Diesmal ausverkauft.
Irgendwie hatte ich gedacht, dass es nach dem neuen, ruhigeren Album hier ähnlich abgehen würde.
Es wurde dann aber über zwei Stunden die Hütte gerockt, was das Zeug so her gab.
Mit allen schönen Gassenhauern der Kapelle. Und es gab dann ungewöhnlicherweise auch noch eine Zugabe nach dem Ingrid-Caven-Chanson.
Ein schöner Abend. Und aus dem Forum dann noch den Salvatore getroffen! So muss das sein.
Als ich dann nach Hause kam, gleich mal ein Ticket für das Hamburger Stadtpark Konzert zum Dreißigsten geordert.
"Das Leben ist noch verrückter als Scheiße!" (Joe Minaldi -Burt Young- Es war einmal in Amerika)

"J&B straight and a Corona!"
(Patrick Bateman, American Psycho)

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Blap
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von Blap »

Hui, jetzt habe ich doch glatt wieder Lust auf Tocotronic. Gerade läuft das Album "Nie wieder Krieg". Schon Anfang 2022 veröffentlicht? Habe ich völlig verpennt.
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fritzcarraldo
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von fritzcarraldo »

Blap hat geschrieben: Do 11. Mai 2023, 10:23 Hui, jetzt habe ich doch glatt wieder Lust auf Tocotronic. Gerade läuft das Album "Nie wieder Krieg". Schon Anfang 2022 veröffentlicht? Habe ich völlig verpennt.
Hamburch:

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Blap
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von Blap »

Geil. Aber zu teuer für mich. Da kaufe ich lieber ein paar CDs und/oder Filme. :(
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CamperVan.Helsing
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Blap hat geschrieben: Do 11. Mai 2023, 10:23 Hui, jetzt habe ich doch glatt wieder Lust auf Tocotronic. Gerade läuft das Album "Nie wieder Krieg". Schon Anfang 2022 veröffentlicht? Habe ich völlig verpennt.
Erstmals live gesehen hab ich die Tocos Mitte der 90er in der holsteinischen Provinz, und dann noch einige Male in Hamburg. Mit der Zeit kam die Beziehung dann in die Krise, und nach dem 2013er "Wie wir leben wollen" hab ich Schluss gemacht. Kapitulation!

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Blap
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von Blap »

ugo-piazza hat geschrieben: Do 11. Mai 2023, 18:37 Erstmals live gesehen hab ich die Tocos Mitte der 90er in der holsteinischen Provinz, und dann noch einige Male in Hamburg. Mit der Zeit kam die Beziehung dann in die Krise, und nach dem 2013er "Wie wir leben wollen" hab ich Schluss gemacht. Kapitulation!
Ich mag die jüngeren Werke auch, habe aber mit dem ganz frühen Stoff teils Probleme.
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Blap hat geschrieben: Do 11. Mai 2023, 20:21
ugo-piazza hat geschrieben: Do 11. Mai 2023, 18:37 Erstmals live gesehen hab ich die Tocos Mitte der 90er in der holsteinischen Provinz, und dann noch einige Male in Hamburg. Mit der Zeit kam die Beziehung dann in die Krise, und nach dem 2013er "Wie wir leben wollen" hab ich Schluss gemacht. Kapitulation!
Ich mag die jüngeren Werke auch, habe aber mit dem ganz frühen Stoff teils Probleme.
Das geht mir mittlerweile auch so, von Jugendbewegung kann freilich in keinster Weise mehr gesprochen werden...
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buxtebrawler
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Beitrag von buxtebrawler »

13.05.2023, Monkeys Music Club, Hamburg:
THE OPPRESSED


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An diesem Samstagabend war ich tatsächlich mal wieder im Stadion, Abendspiel des FC St. Pauli gegen die Fortuna aus Düsseldorf. Ob es sich anschließend, nach dem Abpfiff um ca. 22:20 Uhr, noch lohnen würde, das Monkeys in Altona aufzusuchen, war fraglich. Wie ich so beim Spielverdauungsbierchen im Jolly saß, sinnierte ich jedoch darüber, dass ja immerhin drei Bands auf dem Billing standen – RED BRICKS und ANGRY VOICES sollten für die Walisische Oi!-Legende eröffnen – und man so eventuell noch etwas von THE OPPRESSED mitkriegen könnte. Als ich diesbezüglich vorsichtig im Bekanntenkreis vorfühlte, wurde ich sofort dazu verdonnert, auf schnellstem Wege hinzukommen, ja, sogar Betreiber Sam genötigt, mich auf die Gästeliste zu setzen. Das war mir einerseits furchtbar unangenehm, andererseits aber ein großes Glück: Nachdem ich meinen letzten Fünfer im Jolly gelassen hatte, sagte der Geldautomat plump „nein“. Es stellte sich heraus, dass meine Bank gerade Wartungsarbeiten durchführte, die noch bis 10:00 Uhr am nächsten Morgen andauern würden. Die hat Nerven… So begab ich mich also tatsächlich auf direktem Wege ins Monkeys, ohne über Los zu gehen und ohne 2.000 EUR einzuziehen, geschweige denn 20 EUR…

Als ich endlich vor Ort eintraf, hatten ANGRY VOICES und RED BRICKS beide schon gespielt, immerhin zu THE OPPRESSED kam ich aber rechtzeitig. Freunde versorgten mich mitleidig mit Bier und man lieh mir schließlich sogar Geld. Erst mal alles gut also, wenngleich ich aufgrund der blöden Situation und des eher so semioptimalen Spielausgangs bischn durch den Wind war und etwas Zeit brauchte, mich akklimatisieren. Als THE OPPRESSED ihr Set direkt mit dem Hit „Work Together“ eröffneten, war’s pickepackevoll vor der Bühne (wenngleich die Show nicht ganz ausverkauft war). Auf der Bühne hingegen war’s eher übersichtlich, denn offenbar hatte es Probleme gegeben, die ganze Bande zusammenzutrommeln, sodass die Waliser in Triogröße auftraten, wobei RED-BRICKS-Drummer Chris an der Schießbude einsprang und Roddy Moreno den Bass spielte. Sei’s drum, denn das funktionierte gut, Roddy war bestens bei Stimme und machte einen sehr authentisch angepissten Eindruck, der den Songs die nötige Aggression verlieh. Zu vornehmlich den Hits des „Oi! Oi! Music“-Albums, eingestreutem „jüngeren“ Material sowie Coverversionen von THE MAYTALS („Monkey Man“) und SYMARIP („Skinhead Girl”) feierte der Mob ausgelassen und ich fand’s knorke, von unzähligen Bands gern gecoverte Klassiker wie besagtes „Work Together“, aber auch „Ultra Violence“ oder „Skinhead Times“ mit der Originalstimme zu hören. „Ultra Violence“ wurde übrigens vom RED-BRICKS-Sänger gesungen, nachdem, wenn ich das richtig mitbekommen habe, Roddy zuvor bei den RED BRICKS ausgeholfen hatte, als diese die Nummer coverten.

Alles in allem also ‘ne schöne Sause, wenngleich mir der Gig relativ kurz vorkam. Ich habe nicht auf die Uhr geguckt, aber war evtl. die eine oder andere Nummer aufgrund des improvisierten Line-ups aus dem Set geflogen? Wie dem auch sei: Doch noch im Monkeys aufzutauchen war anscheinend die richtige Entscheidung, und ich freue mich, THE OPPRESSED mal live gesehen zu haben – immerhin hatte mir für dieses Jahr ja vorgenommen, weniger wirklich relevante Konzerte zu verpassen. Nächstes Mal dann ohne vorausgehenden Flutlicht-Kick! Danke an Sam, das Monkeys und alle, die mir ausgeholfen haben!

Bebildert auch hier:
https://www.pissedandproud.org/13-05-20 ... oppressed/
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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FarfallaInsanguinata
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Danke für den Bericht, bux!

Hätte mich schon interessiert, jedoch hätte ich momentan keine Kapazitäten für Auswärtsfahrten.
Zu der Band habe ich ein zwiespältiges Verhältnis, allein aus musikalischer Sicht. Am besten finde ich wohl tatsächlich den Track vom "Oi! Oi! That's Yer Lot!"-Sampler. Alles andere ist irgendwie okay, jedoch nicht richtig nötig. Beim "Oi! Oi! Music!"-Album nervt mich bis heute dieser künstliche Schlagzeug-Sound. Die "Music for Hooligans" besitze ich noch als gebrannte, aber auf den musikalischen Nährwert gestrippt, naja ...
inhaltlich aber natürlich wichtig als Gegenpol zur RAC-Szene und Inspiration für unzählige spätere Bands. Auch fand ich Roddy Moreno in allen bisher gesehenen Interviews immer sympathisch und intelligent und differenziert, fernab jener verbissenen Engstirnigkeit, die mir z.B. die Antifa so verhasst macht.
Musikalisch gefallen mir jedoch andere Bands aus dem nicht-rechten Skinhead-Spektrum deutlich besser. Sei es von den Northern Soul-lastigen Case bis zu den Oi!-lastigen The Burial oder Vicious Rumours, um mal Beispiele zu nennen.
Diktatur der Toleranz
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