Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Moderator: jogiwan

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sid.vicious
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von sid.vicious »

SANDINISTA - The Clash

Erscheinungsjahr: 1980

R-666960-1247212525.jpg
R-666960-1247212525.jpg (149.17 KiB) 1511 mal betrachtet

A1 The Magnificent Seven
A2 Hitsville U.K.
A3 Junco Partner
A4 Ivan Meets G.I. Joe
A5 The Leader
A6 Something About England

B1 Rebel Waltz
B2 Look Here
B3 The Crooked Beat
B4 Somebody Got Murdered
B5 One More Time
B6 One More Dub

C1 Lightning Strikes (Not Once But Twice)
C2 Up In Heaven (Not Only Here)
C3 Corner Soul
C4 Lets Go Crazy
C5 If Music Could Talk
C6 The Sound Of Sinners

D1 Police On My Back
D2 Midnight Log
D3 The Equaliser
D4 The Call Up
D5 Washington Bullets
D6 Broadway
D7 Blowing In The Guns Of Brixton

E1 Lose This Skin
E2 Charlie Don't Surf
E3 Mensforth Hill
E4 Junkie Slip
E5 Kingston Advice
E6 The Street Parade

F1 Version City
F2 Living In Fame
F3 Silicone On Sapphire
F4 Version Pardner
F5 Career Opportunities
F6 Shepherds Delight



Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich THE CLASH verpflichteten ihrem Vertragspartner, CBS, 8 Langspielplatten zu liefern. Zu spät erkannte die Band, sich mittels ihrer Vertragsunterschrift mehr Schaden als Nutzen zugefügt zu haben. Um asap aus der Nummer raus zu kommen, meinte man besonders clever zu sein. Ergo lieferten THE CLASH mit „London Calling“ zwei Platten, mit „Sandinista“ gleich drei. CBS sah es anders und wertete Doppel- wie Dreier-LP jeweils als ein Album.

Die auf „Sandinista“ (von David Quantick als durchgeknallte Mogelpackung suggeriert) lancierten Songs sind vornehmlich Joe Stummer zuzuschreiben. Mick Jones komponierte vermutlich nur einen, aber auch gleich einen der besten Sandinista-Songs, nämlich „Somebody got murdered“. Paul Simonon hielt sich dito zurück und spielte nicht einmal den Bass bei „The magnificent Seven“, dafür singt er hin und wieder mal, was diesmal nicht wirklich seine Stärke ist, denn auf „London Calling“ klingt sein „Guns of Brixton“ um ein vielfaches besser. Topper Headon singt übrigens auch einen Song, und zwar den tanztauglichen „Ivan meets GI Joe“. Neben den Clash-Leuten wirkte der jamaikanische Produzent (und Sänger) Mikey Dread eifrig am Album mit und brachte sich mit einigen Dubs ein.

Ich habe mir „Sandinista“ vor ein paar Wochen auf Vinyl zugelegt. Natürlich hatte ich die LP in den 1980ern, aber sie war nicht wirklich meine Tasse Tee und landete dereinst selten auf dem Plattenteller. Eigentlich favorisiere ich die Pressungen aus den 1980ern, aber bei „Sandinista“ habe ich auf eine 2017er Reissue gesetzt. Dickes Vinyl in gepolsterten Hüllen und kein defektes Cover, wie es bei den „80er Sandinistas“, die ich auf Börsen sichten konnte, leider stets der Fall war.

Also Mund abwischen, glücklich sein und ab auf den Plattenteller. Ich hatte allerdings nicht auf dem Schirm, dass die 36 Songs ca. 3 Stunden Laufzeit beanspruchen. Die ersten zwei Sunden, die ersten zwei Platten, konnten mich durchaus packen, aber die dritte konnte mich weniger begeistern. Ich habe den Eindruck, dass man „auf Teufel komm raus“ noch was zusammenschustern wollte, um unbedingt eine dritte Platte zu realisieren.

Würde man „Sandinista“ von 36 auf 24 Songs reduzieren, dann hätte man ein gutes, musikalisch polyvalentes Doppel-Album beisammen, das beim geeigneten Hörer für die entsprechende Tanz- und einmal gar – man höre „Police on my back“ - Pogolaune sorgen kann.

7 von 10

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buxtebrawler
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von buxtebrawler »

Ja, "Sandinista!" ist ein furchtbar überambitioniertes Album, auf dem sich allerdings einige echte Perlen verstecken.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von Maulwurf »

buxtebrawler hat geschrieben: Mo 27. Nov 2023, 16:39 Ja, "Sandinista!" ist ein furchtbar überambitioniertes Album, auf dem sich allerdings einige echte Perlen verstecken.
Ist das wirklich so? Ich hab das Teil glaube ich höchstens zweimal gehört, und fand es immer bis auf genau drei Stücke unglaublich langweilig. Nicht einmal grausam, sondern einfach nur öde. Nun ja, in der Hör-Bar ist es ja bis CL nicht mehr so weit hin, dann muss ich mir das Album ein drittes Mal geben. Herrje, aus der Nummer komme ich wahrscheinlich nicht raus ... :hirn:
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von buxtebrawler »

Maulwurf hat geschrieben: Mo 27. Nov 2023, 20:22 Ist das wirklich so?
Aber ja:

Something About England
Somebody Got Murdered
Police On My Back
Midnight Log
Washington Bullets
Lose This Skin
Charlie Don't Surf

Und wer Spaß an den Funk-Ausflügen der Band hat, ist mit "The Magnificent Seven" & Co. ebenfalls gut bedient :)
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Bei "Sandinista" bin ich leider eingeknickt. Die ersten drei Alben sind großartig, diese Überfrachtung habe ich mir bis heute nicht in Ruhe angehört.
In Erinnerung bleibt mir jedoch die Kritik des damals recht bekannten Düsseldorfer Fanzines "Schmier", verfasst von Jost von VD, Luzibär etc, die sich auf genau fünf Wörter beschränkte: "Sandinista ist ja noch bepissta." :lol:
P.S. Trotz all der Querelen wegen Ausverkauf und Verrat habe ich persönlich mit der Band schnell meinen Frieden gemacht. Erst recht, nachdem ich 1985 ein Bootleg aufschnappte, auf dem die viel zu poppigen und glatten Versionen der "This is England" in unendlich besseren Live-Versionen dargeboten wurden.
Diktatur der Toleranz

Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von sid.vicious »

Maulwurf hat geschrieben: Mo 27. Nov 2023, 20:22
buxtebrawler hat geschrieben: Mo 27. Nov 2023, 16:39 Ja, "Sandinista!" ist ein furchtbar überambitioniertes Album, auf dem sich allerdings einige echte Perlen verstecken.
Ist das wirklich so? Ich hab das Teil glaube ich höchstens zweimal gehört, und fand es immer bis auf genau drei Stücke unglaublich langweilig. Nicht einmal grausam, sondern einfach nur öde. Nun ja, in der Hör-Bar ist es ja bis CL nicht mehr so weit hin, dann muss ich mir das Album ein drittes Mal geben. Herrje, aus der Nummer komme ich wahrscheinlich nicht raus ... :hirn:
Ich habe mir die Platten gestern noch mal angehört. Die Songs der Seiten 1 bis 4 klingen überwiegend gut. „Hitsville UK“ (David Quantick haut in seiner CLASH-Kurz-Bio mächtig auf den Song drauf) mag ich zwar nicht, passt aber zur Vorweihnachtszeit.

Seite 5 ist zumindest okay, aber auf Seite 6 - ausgenommen „Living in Fame“ - kann ich verzichten.
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buxtebrawler
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von buxtebrawler »

FarfallaInsanguinata hat geschrieben: Di 28. Nov 2023, 21:29 Bei "Sandinista" bin ich leider eingeknickt. Die ersten drei Alben sind großartig, diese Überfrachtung habe ich mir bis heute nicht in Ruhe angehört.
In Erinnerung bleibt mir jedoch die Kritik des damals recht bekannten Düsseldorfer Fanzines "Schmier", verfasst von Jost von VD, Luzibär etc, die sich auf genau fünf Wörter beschränkte: "Sandinista ist ja noch bepissta." :lol:
P.S. Trotz all der Querelen wegen Ausverkauf und Verrat habe ich persönlich mit der Band schnell meinen Frieden gemacht. Erst recht, nachdem ich 1985 ein Bootleg aufschnappte, auf dem die viel zu poppigen und glatten Versionen der "This is England" in unendlich besseren Live-Versionen dargeboten wurden.
Ich glaube, wer kein Punk-Purist ist und mit der "London Calling" einiges anfangen konnte, dürfte auch auf "Sandinista" den einen oder anderen Treffer finden - wenn die anfängliche Enttäuschung erst einmal überwunden ist.

Meinst mit der "This Is England" das letzte The-Clash-Album "Cut The Crap"? "This Is England" war eine Single-Auskopplung aus jenem Album. So 100%ig The Clash waren das seit Mick Jones' Ausstieg ja nicht mehr. Und das Album war so was wie Unfall: Derart künstlich, mit Effekten, Dance-Beats und Samples überfrachtet, hätte es nie werden sollen. Ich meine mich zu erinnern, dass das ein Alleingang des Produzenten war oder so ähnlich.

Spielst du auf den/die "Out of Control"-Bootleg(s) an, mit Demos und Live-Versionen? Die kenne ich auch und, ja: Die vermitteln einen Eindruck, wie die Songs hätten klingen können. Das Songwriting finde ich nämlich ziemlich stark. Mit Bolanow Brawl hatten wir eine Weile "Three Card Trick" im Proberaum und live in einem Sound gecovert, wie ich ihn mir von The Clash gewünscht hätte (zumindest annähernd, im Rahmen unserer Möglichkeiten). Das war seinerzeit ein kleiner Traum von mir. Vielleicht greifen wir das auch noch mal auf...

Oder gibt es evtl. gar noch einen weiteren Bootleg mit möglicherweise noch anderen Live-Aufnahmen jener Ära, die mir bislang unbekannt sind? :sabber:
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

buxtebrawler hat geschrieben: Fr 1. Dez 2023, 15:06
FarfallaInsanguinata hat geschrieben: Di 28. Nov 2023, 21:29 Bei "Sandinista" bin ich leider eingeknickt. Die ersten drei Alben sind großartig, diese Überfrachtung habe ich mir bis heute nicht in Ruhe angehört.
In Erinnerung bleibt mir jedoch die Kritik des damals recht bekannten Düsseldorfer Fanzines "Schmier", verfasst von Jost von VD, Luzibär etc, die sich auf genau fünf Wörter beschränkte: "Sandinista ist ja noch bepissta." :lol:
P.S. Trotz all der Querelen wegen Ausverkauf und Verrat habe ich persönlich mit der Band schnell meinen Frieden gemacht. Erst recht, nachdem ich 1985 ein Bootleg aufschnappte, auf dem die viel zu poppigen und glatten Versionen der "This is England" in unendlich besseren Live-Versionen dargeboten wurden.
Ich glaube, wer kein Punk-Purist ist und mit der "London Calling" einiges anfangen konnte, dürfte auch auf "Sandinista" den einen oder anderen Treffer finden - wenn die anfängliche Enttäuschung erst einmal überwunden ist.

Meinst mit der "This Is England" das letzte The-Clash-Album "Cut The Crap"? "This Is England" war eine Single-Auskopplung aus jenem Album. So 100%ig The Clash waren das seit Mick Jones' Ausstieg ja nicht mehr. Und das Album war so was wie Unfall: Derart künstlich, mit Effekten, Dance-Beats und Samples überfrachtet, hätte es nie werden sollen. Ich meine mich zu erinnern, dass das ein Alleingang des Produzenten war oder so ähnlich.

Spielst du auf den/die "Out of Control"-Bootleg(s) an, mit Demos und Live-Versionen? Die kenne ich auch und, ja: Die vermitteln einen Eindruck, wie die Songs hätten klingen können. Das Songwriting finde ich nämlich ziemlich stark. Mit Bolanow Brawl hatten wir eine Weile "Three Card Trick" im Proberaum und live in einem Sound gecovert, wie ich ihn mir von The Clash gewünscht hätte (zumindest annähernd, im Rahmen unserer Möglichkeiten). Das war seinerzeit ein kleiner Traum von mir. Vielleicht greifen wir das auch noch mal auf...

Oder gibt es evtl. gar noch einen weiteren Bootleg mit möglicherweise noch anderen Live-Aufnahmen jener Ära, die mir bislang unbekannt sind? :sabber:
Der Name des letzten offiziellen Albums fiel mir beim Schreiben des Posts nicht mehr ein, deshalb dieser kleine Kunstgriff. :oops:
Meine anderen Ausführungen beziehen sich auf diese Bootleg-LP, die ich damals fand. ---> https://www.discogs.com/de/release/4202 ... In-Paris84
Auf dem Cover sind einige Songs als 1984 noch unveröffentlicht gekennzeichnet, die sich dann auf "Cut The Crap" wiederfanden. Musikalisch ist das ein richtig starkes Konzert, klingt aus einem Guss und die neuen Songs stilistisch in den rohen Live-Versionen ähnlich wie zu "London Calling"-Zeiten. Haken der Platte ist leider die sehr krachige Aufnahmequalität, deswegen habe ich sie dann doch nicht behalten.
Aus ähnlichen Gründen musste auch ---> https://www.discogs.com/de/release/1370 ... w-Speedway wieder gehen, das hat zwar ein hübsches Klappcover, aber die technische Qualität der Aufnahme ist eine Katastrophe.
Drei für meine Begriffe klassische Bootlegs habe ich noch in der Sammlung, zum einen Demos von 1976/77 in Topqualität, dann einen Radiomitschnitt von der 79er US-Tour und das legendäre Markthallen-Konzert von 1980. :smile:

Bolanow Brawl existieren noch?! :-o Ich hatte den Eindruck, du würdest dich in letzter Zeit vollständig auf die andere Band konzentrieren ...
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von buxtebrawler »

FarfallaInsanguinata hat geschrieben: Sa 2. Dez 2023, 01:00 Der Name des letzten offiziellen Albums fiel mir beim Schreiben des Posts nicht mehr ein, deshalb dieser kleine Kunstgriff. :oops:
Meine anderen Ausführungen beziehen sich auf diese Bootleg-LP, die ich damals fand. ---> https://www.discogs.com/de/release/4202 ... In-Paris84
Auf dem Cover sind einige Songs als 1984 noch unveröffentlicht gekennzeichnet, die sich dann auf "Cut The Crap" wiederfanden. Musikalisch ist das ein richtig starkes Konzert, klingt aus einem Guss und die neuen Songs stilistisch in den rohen Live-Versionen ähnlich wie zu "London Calling"-Zeiten. Haken der Platte ist leider die sehr krachige Aufnahmequalität, deswegen habe ich sie dann doch nicht behalten.
Aus ähnlichen Gründen musste auch ---> https://www.discogs.com/de/release/1370 ... w-Speedway wieder gehen, das hat zwar ein hübsches Klappcover, aber die technische Qualität der Aufnahme ist eine Katastrophe.
Drei für meine Begriffe klassische Bootlegs habe ich noch in der Sammlung, zum einen Demos von 1976/77 in Topqualität, dann einen Radiomitschnitt von der 79er US-Tour und das legendäre Markthallen-Konzert von 1980. :smile:
Vielen Dank für deine Tipps! Habe etwas bei YouTube gefunden, das ich mir gleich mal anhören werde:


FarfallaInsanguinata hat geschrieben: Sa 2. Dez 2023, 01:00Bolanow Brawl existieren noch?! :-o Ich hatte den Eindruck, du würdest dich in letzter Zeit vollständig auf die andere Band konzentrieren ...
Ja, doch. Wir lernen gerade einen neuen Bassisten und einen neuen Lead-Gitarristen an, zudem haben wir ein fertiges Album in der Hinterhand und sehen uns gerade nach einem Label um.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Beitrag von sid.vicious »

STICKY FINGERS - The Rolling Stones

Erscheinungsjahr: 1972

STONES 2.jpg
STONES 2.jpg (111.33 KiB) 1337 mal betrachtet

A1 Brown Sugar
A2 Sway
A3 Wild Horses
A4 Can't You Hear Me Knocking
A5 You Gotta Move
B1 Bitch
B2 I Got The Blues
B3 Sister Morphine
B4 Dead Flowers
B5 Moonlight Mile



Ich kann immo gar nicht abschätzen, ob „Sticky Fingers“ seine Popularität aus seinem Cover oder aus seinem musikalischen Inhalt zieht? Über den hin und wieder echten Reißverschluss auf sündhaft teuren LP-Veröffentlichungen und über den Inhalt der abgebildeten Hose ist halt umfangreich gefachsimpelt worden - und wer nicht weiß, worum es geht und diesen Zustand korrigieren möchte, der kann mithilfe vom STONES-Rough Guide oder via google und discogs dazulernen. So what, die enthaltene Musik ist eh unzählige Male wichtiger als Reißverschlüsse und ein dahinter verborgener „klebriger Finger“…

Also weg vom spitzfindigen Singular, hin zum Namensgebenden Plural: „Sticky Fingers“ geht unversehens mit einem STONES-Klassiker an die Startrampe. „Brown Sugar“ ist ein Fest, bei dessen Live-Interpretation das Publikum stets lauthals mitfeiert und zu einer ausgelassenen Einheit wird, die hinter den STONES steht wie der Millwall-Anhänger hinter seinen Lions. „Brown Sugar“ ist die Unmenge von Pulver, die du gleich Beginn verschießt und dieserhalb wie desterwegen anschließend ernsthafte Schwierigkeiten bekommst, um nachzuladen. Damit sollte klar sein, dass ich keinen Song auf „Sticky Fingers“ entdecken kann, der „Brown Sugar“ auch nur annährend das Wasser reichen könnte.

Auch wenn´s nicht hinhaut, wird Seite 2 durch einen überaus energiegeladenen Song eröffnet. Doch Vorsicht, denn „Bitch“ reflektiert textlich nicht komplett das, was der Titel ahnen lässt. Wenn ich Jagger richtig verstehe, dann beschimpft er keine bestimmte Person, sondern die Liebe an sich als eine Schlampe. Was sich ja irgendwie und sowieso als eine spezielle Form von Poesie interpretieren lässt.

„Wild Horses“ ist dementgegen eine gefühlvolle Ballade, dessen Lyrics möglicherweise von Jaggers Schokoriegelgespielin Marianne Faithful, die seinerzeit im Koma lag, inspiriert wurden. Eine gute Komposition mit einem schönen wie eingängigen Refrain.

Es folgt ein Cover von „You got to move“. Ein ursprünglicher Gospel Song, der später kraft Fred McDowell und Gary Davis zu einer handfesten R&B Nummer wurde. Das Teil funktioniert in der STONES-Version sehr gut, auch wenn ich das Robert Johnson-Cover „Love in Vain“ (zu hören auf „Let it bleed“) geiler finde. „You got to move“ kann als Hommage an Brian Jones gedeutet werden, der dem R&B bekanntlich sehr verbunden war.

Geschlossen wird „Sticky Fingers“ mit „Moonlight Mile“. Und damit ist den STONES wie beim Vorgänger-Album „Let it bleed“ einmal mehr der perfekte Abschluss gelungen. „Moonlight Mile“ klingt zwar nicht so geil wie “You can’t always get what you want”, kann mich aber trotzdem auf seine Seite ziehen, ergo in sich hineinziehen und zum Mitfiebern anregen.

Ich habe mir „Sticky Fingers“ seit dem Kauf im Oktober 2023 viermal angehört. Nach dem ersten Hören war mein Gedanke: Das soll dieses Überalbum sein? Doch mit jeder weiteren Anhörung wuchs meine Sympathie, die ich mittlerweile mit 8 von 10 Punkten beziffere.

Meine Nummer 1 bleibt „Bleed“ vor „Exile“ und der „Ziegenkopfsuppe“, knapp dahinter „Beggars“ und „Aftermath“…



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