Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

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sid.vicious
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von sid.vicious »

SOME GIRLS - The Rolling Stones
Erscheinungsjahr: 1978
SIDE 1

Miss You (4.48)
When the Whip Comes Down (4.20)
Just My Imagination (Running Away with Me) (4.38)
Some Girls (4.36)
Lies (3.11)

SIDE 2

Far Away Eyes (4.24)
Respectable (3.06)
Before They Make Me Run (3.25)
Beast of Burden (4.25)
Shattered (3.47)
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DSCN8449.JPG (437.17 KiB) 252 mal betrachtet

„Some Girls“ ist der Titel des 14. Studioalbums der ROLLING STONES, welches mit Blick auf ihr Œuvre das künstlerisch erfolgreichste Jahrzehnt (die 1970er) der Band abschließt. Das Album lässt sich in drei Sektoren gliedern. Der erste umfasst die beiden Singleauskopplungen, ergo die beiden bekanntesten Titel: „Beast of Burden“ und „Miss You“. Letzterer lässt sich freilich als Kommentar zum damaligen Disco-Hype verstehen. Der Song wurde freilich gut arrangiert und dito gut abgemischt, aber letztendlich sind das nicht meine (!) STONES. „Beast of Burden“ klingt definitiv besser, und es wundert mich, dass der Song (angeblich, denn ich verlasse mich auf Wikipedia) nur in den USA als Single veröffentlicht wurde.

Der zweite Sektor inkludiert die rockenden, die rockigen Songs. „When the Whip Comes Down“ - ein erdiger Rocker, der vom Klampfenspiel unnachgiebig vorangetrieben wird. „Respectable” - eine coole Rock´n´Roll-Nummer mit dreckigem Gesang). „Before They make me run” - eine Nummer mit der sich Keith Richards angeblich vom Junkiesein verabschiedet, als auch „Lies” - mit dem die STONES, so schreibt Sean Egan, die Punks mit Punk übertreffen wollten, was seines Erachtens nicht funktioniert. Punk hin, Egan her, ich finde den Song trotzdem cool.

Der dritte Sektor umfasst jene Songs, die weitere Spielweisen (Rap, Country, R´n´B) in ihrer Gestaltung inkludieren. So wie der Titelsong, der Rhythm and Blues mit pubertären Lyrics verbindet und irgendwie Laune macht. So wie „Just My Imagination“, eine Coverversion des gleichnamigen Titels der Soul-Formation THE TEMPTATIONS. So wie „Far Away Eyes“, ein Countrysong mit einem netten Refrain, aber einer leider sehr öden Strophenmelodie. So wie „Shattered“, wo sich Jagger am Rap versucht.

Was beim ersten Hören nicht so recht klappen wollte, funktionierte beim zweiten Hören ganz gut. Bedeutet: Die rezipierte Musik konnte deutlich besser sickern. Und zwar ausreichend genug, um dem Album ein ordentliches Zeugnis auszustellen, denn die STONES spielen mit Herz, sind experimentierfreudig und machen einiges richtig, sodass ich „Some Girls“ mit gutem Gewissen als einen gelungenen Abschluss der an sich brillanten 70er-STONES-Phase („Banquet“, „Bleed“, „Fingers“, „Exile“, „Goats head soap") bezeichnen kann.
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von sid.vicious »

Arkadin hat geschrieben: Do 30. Mär 2023, 16:49
sid.vicious hat geschrieben: Do 30. Mär 2023, 15:05 "White City" von Townshend fand ich auch nicht so dolle.
:-o :basi: :rambo: :rambo: :rambo: :rambo:

MEINE LIEBLINGSPLATTE!!!!! (okay, eine von vielen, aber die liebe ich schon sehr, sehr, sehr...)
Ich habe heute die folgenden drei Townshend LPs ergattert.
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von sid.vicious »

THE VELVET UNDERGROUND & NICO
Erscheinungsjahr: 1967
Seite 1
Sunday Morning – 2:56
I’m Waiting for the Man – 4:39
Femme Fatale – 2:38
Venus in Furs – 5:12
Run Run Run – 4:22
All Tomorrow’s Parties – 6:00

Seite 2
Heroin – 7:12
There She Goes Again – 2:41
I’ll Be Your Mirror – 2:14
The Black Angel’s Death Song – 3:11
European Son – 7:46
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Das wunderschöne „Sunday Morning” stimmt eine erste Seite ein, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zum Besten gehört, dass jemals auf dem nährstoffreichen globalen Musikboden errichtet wurde. Eine Melange vorzüglicher Tondichtungen, welche vermutlich der vermeintlichen Erhabenheit geschuldet sind, die die Komponisten während ihres Drogenrauschs durchlebten.

Der das Album schließende Song, „European Son“, wird gar zu einem Trip in eine andere, von Rauschmitteln geprägte Parallelwelt. Besingt Lou Reed mit „I’m waiting for the Man” noch das Beckettsche Warten, so reflektiert „European Son“ den Eintritt in einen annährend 8minutigen Rausch. Was dazwischen liegt, ist pure Brillanz. „Femme Fatale”, „Venus in Furs”, „Run Run Run”, „All Tomorrow’s Parties”, etc. – es geht nicht besser, denn alle Songs klingen perfekt und laden dazu ein, in unterschiedliche Sphären ab- wie einzutauchen. Dirigiert von Lou Reeds abwechselnd herablassendem, höhnischen und verachtenden als auch Nicos hin und wieder nahezu zerstörerisch mutendem Gesang. Arroganz und Selbstherrlichkeit reichen der Brillanz und Vollkommenheit die schöpferischen Hände.

1969 kam das Debütalbum der STOOGES in die Schallplattenläden. Dieser Tag war ein immens wichtiges Datum für die Musikgeschichte, da dieses Album die Musikwelt maßgeblich verändern sollte. Trotzdem ging es meines Erachtens nicht als das erste Punk-Album in die Musikgesichte ein, denn dieses wurde einige Jährchen zuvor veröffentlicht. Jenes gemeinhin als Bananenalbum titulierte Bravourstück veränderte die Musikwelt! Und jenes gemeinhin als Bananenalbum titulierte Bravourstück hat auch nach mehr als 55 Jahren Lebenszeit rein gar nichts von seiner nur allzu oft kopierten, aber niemals auch nur ansatzweise erreichten Magie verloren.
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Beitrag von Arkadin »

sid.vicious hat geschrieben: Do 6. Apr 2023, 21:34
Arkadin hat geschrieben: Do 30. Mär 2023, 16:49
sid.vicious hat geschrieben: Do 30. Mär 2023, 15:05 "White City" von Townshend fand ich auch nicht so dolle.
:-o :basi: :rambo: :rambo: :rambo: :rambo:

MEINE LIEBLINGSPLATTE!!!!! (okay, eine von vielen, aber die liebe ich schon sehr, sehr, sehr...)
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von sid.vicious »

BEAUTIE´S ONLY SKIN DEEP - Cherie Currie
Erscheinungsjahr: 1977

1. "Call Me at Midnight" (Steven T.) – 3:21
2. "I Surrender" (Billy Bizeau) – 3:46
3. "Beauty's Only Skin Deep" (Cherie Currie, David Carr, Kim Fowley) – 3:51
4. "I Will Still Love You" (Robert Strauss) – 3:33
5. "Science Fiction Daze" (Steven T., Kim Fowley) – 4:06
6. "I Like the Way You Dance" (Steven T.) – 3:09
7. "That's the Kind of Guy I Like" (Steven T.) – 3:14
8. "Love at First Sight" (Billy Bizeau) – 4:01
9. "The Only One" (Cherie Currie, Steven T.) – 3:45
10. "Young and Wild" (Steven T., Kim Fowley) – 2:52
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DSCN8473.JPG (2.47 MiB) 195 mal betrachtet

Die unter dem Terminus "Beauty's Only Skin Deep" veröffentlichten Songs wurden zwischen 1976 und 1977 aufgenommen. Als Produzent wirkte Kim Fowley, der dereinst (ich verlasse mich mal auf das Biopic) Cherie Currie zu den RUNAWAYS brachte. Die Songs wirken kommerziell, aber ob sich das Album einigermaßen gut verkaufte? Keine Ahnung. Ob mir das Album gefällt? Nun, die Vorraussetzung für ein fruchtendes Rendezvous ist: Die RUNAWAYS aus der Kopftabelle der möglichen Inspirationen zu streichen, um keine falschen Erwartungen und ggf. Enttäuschungen zu wecken. Mit der Musik der RUNAWAYS hat das Album absolut nichts am Hut. Stattdessen lassen sich Momente entschlüsseln, die an SMOKIE, CHICAGO, BEE GEES als auch an Cheries Liebling wie Idol DAVID BOWIE erinnern. Allein das Cover sollte BOWIE-Wink genug sein, und als ich während der auditiven Rezeption die gelegentlich hervortauchenden, space-igen Töne (Space Oddity) erfasste, wurde dieser Eindruck freilich gestärkt.

Zwei der m. E. besten drei Songs lassen die jeweilige Albumseite ausklingen. "Science Fiction Daze" und "Young and Wild" klingen rockig und haben nichts mit den hin und wieder vor sich hinschmachtenden Kompositionen respektive deren vor sich hinschmachtenden Melodien am Hut. Dito ansprechend klingt "That's the Kind of Guy I Like", der zugleich mein Favorit ist und einen schön vorgetragener Refrain inkludiert. Apropos schön vorgetragen, es gibt Passagen (Endungen von Textzeilen) in denen Cherie Curries Stimme etwas nach der von Melanie C klingt. Das tönt äußerst fesch.

Auf "Beauty's Only Skin Deep" tönt zwar nicht alles fesch, aber die Laufzeit des Albums verging trotzdem im Flug, und das Teil wird definitiv wieder auf dem Plattenteller landen. Die LP ist angeblich nicht allzu einfach zu ergattern. Bei Discogs wird die mit vorliegende NL-Pressung inklusive Versand für 21 Euro angeboten, das ist der dreifache Betrag von dem was ich schlussendlich bezahlt habe. Kurze Rede – langer Sinn: Die Anschaffung hat sich gelohnt.
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von sid.vicious »

SCARY MONSTER (AND SUPER CREEPS) - David Bowie

It’s No Game (Part 1)
Up the Hill Backwards
Scary Monsters (And Super Creeps)
Ashes to Ashes
Fashion
Teenage Wildlife
Scream Like a Baby
Kingdom Come
Because You're Young
It’s No Game (Part 2)
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Es gibt wenige Musikalben, die mich allumfassend überzeugen konnten wie können. Jene Musikalben, die vom ersten bis zum letzten Ton das Optimale aus sich wie aus mir rauskitzeln. Zeitlose Musikalben, die mich auch heute noch in dieselbe Verzückung versetzen, wie es beim ersten Hören der Fall war. „Bollocks“ von den PISTOLS, „Revolver“ von den BEATLES, „Banane“ von VELVET UNDERGROUND, „Piper“ von PINK FLOYD und „Exile“ von den STONES sind solche Alben. Von vorne bis hinten bestens konstruiert.

Nachdem ich mir gestern „Scary Monsters“ gegeben habe, muss(te) ich anerkennen, dass auch dieses Album all das inkludiert, was die Vorraussetzungen für ein zeitloses Meisterwerk erfüllt. 45 Minuten geballte Genialität. 45 Minuten Bowie in Bestform. Jeder Song ist ein Genuss. Die Lyrics pfiffig, zynisch und einprägsam. Die musikalische Begleitung zum grandiosen Gesang bis in kleinste Detail perfektioniert. Hier waren nicht nur Bowie, sondern viele Meister am Werk. So haben beispielsweise auch Robert Fripp (KING CRIMSON) und Pete Townshend (THE WHO) ihre sechssaitigen Spuren auf dem Album hinterlassen.

„Scary Monsters“ zu konsumieren, bedeutet ein 45minutiges Freudenfest zu begehen. Den Titelsong habe mittlerweile dito häufig wie „Anarchy in the UK“ und „Arnold Layne“ konsumiert. Leid werde ich diese brillanten Kompositionen niemals - zumindest nicht in diesem Leben. Aber: „Scary Monsters“ besitzt nicht nur eine, sondern zehn Tondichtungen, in denen man übrigens wie irgendwie stets etwas Neues entdecken kann.

Man mag es nicht glauben, dass Bowie nach diesem Geniestreich (10 von 10 Punkten) so einen Dreck wie „Let’s dance“ ablieferte. Das füllte zwar die Kassen, aber leerte die Herzen seiner wahren Anhänger. Ein Schock von dem ich mich bis dato nicht erholt habe und auch niemals erholen werde.
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Onkel Joe
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von Onkel Joe »

sid.vicious hat geschrieben: Di 14. Feb 2023, 10:56 Es wird eine wenig dauern, bis es mit diesem Thema voran geht. Ich werde hier nach und nach was über mein frisch erworbenes Vinyl schreiben.
Wieso, weshalb und warum? Woher kommt die Motivation? Der folgende Text trägt - so hoffe ich - zu einem besseren Verständnis bei.


Nach einigen Zwischenstopps, kleinen Missverständnissen als auch glücklichen Zufällen trafen wir letzten Samstag im Lager eines ebay-Händlers in GE ein. Dort wollte ich mir einen gebrauchten Denon-Verstärker für 60 Euro anschauen und ggf. kaufen. Wie aus dem Verkaufsangebot ersichtlich, an der Front leider ziemlich verkratzt, sodass ich mich stattdessen für einen wunderschönen gebrauchten Sony-Verstärker (Preis 70 Euro) entschied. Der Verstärker wurde angeschlossen und machte einen guten Eindruck - auch wenn türkische Folklore nicht wirklich meine Tasse Tee ist.

Inmitten des Lagers, inmitten von zahlreichen gebrauchten Boxen, Monitoren etc, standen einige ramponierte und funktionsunfähige Plattenspieler. Unter diesen befand sich allerdings auch ein Denon DP-300F. Defekte Scharniere, aber ansonsten Top-Zustand. Der Plattenspieler sah (ungeachtet des beschriebenen Defekts an der Klappe) nicht nur traumhaft schön aus, sondern harmonierte bestens mit dem Sony-Verstärker. „Wie viel soll er denn kosten?“ „Nun, ich müsste schon 150 Euro dafür bekommen.“ „Nee, lass´ mal“. Im Endeffekt konnten wir uns auf 100 Euro einigen.
DSCN8193.JPGDSCN8196.JPG
Kurze Rede – langer Sinn: Ich bin zurück! Back to the Roots! Es ist einfach nur geil! Ich habe einen Plattenspieler und einen Old-School-Verstärker. Die Plattenbörse in Dortmund findet zwar erst am 5. März statt, aber Vorfreude ist ja gemäß einer Kinderbuchautorin die schönste Freude. Und wo ich gerade beim Thema Freude bin: Einer der eingangs genannten Zufälle wollte unbedingt, dass das die erste LP ausgerechnet „Never mind the Bollocks“ heißt. Blaues Vinyl – wunderschön.

PS und zum besseren Verständnis: Ich habe mich ca. 1994 leider von meiner Vinyl-Sammlung getrennt und bin auf CD umgestiegen. Ein Fehler, den ich seit ein, zwei Jahren von Tag zu Tag mehr bereute. :troest:


Das selbe ist mir auch passiert, den Großteil meines Vinyls habe ich in den 90er irgendwann mal verkauft. Hatte bis vor vier Jahren eine 5.1 Verstärker und nur CDs wurden gekauft. Von heute auf morgen habe ich mich wieder für Vinyl entschieden und komplett umgestellt. Neuer Verstärker von Denon, neuer Plattenspieler von Pioneer und Standboxen von Teufel. Bin seit dem treuer Vinyl Käufer und kaufe mir das zurück was ich vor Jahren verkauft hatte und gönne mir natürlich weiteren Stuff :cool:. Viel Spaß weiterhin mit dem grandiosen Hobby!
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von sid.vicious »

Onkel Joe hat geschrieben: So 16. Apr 2023, 13:42
sid.vicious hat geschrieben: Di 14. Feb 2023, 10:56 Es wird eine wenig dauern, bis es mit diesem Thema voran geht. Ich werde hier nach und nach was über mein frisch erworbenes Vinyl schreiben.
Wieso, weshalb und warum? Woher kommt die Motivation? Der folgende Text trägt - so hoffe ich - zu einem besseren Verständnis bei.


Nach einigen Zwischenstopps, kleinen Missverständnissen als auch glücklichen Zufällen trafen wir letzten Samstag im Lager eines ebay-Händlers in GE ein. Dort wollte ich mir einen gebrauchten Denon-Verstärker für 60 Euro anschauen und ggf. kaufen. Wie aus dem Verkaufsangebot ersichtlich, an der Front leider ziemlich verkratzt, sodass ich mich stattdessen für einen wunderschönen gebrauchten Sony-Verstärker (Preis 70 Euro) entschied. Der Verstärker wurde angeschlossen und machte einen guten Eindruck - auch wenn türkische Folklore nicht wirklich meine Tasse Tee ist.

Inmitten des Lagers, inmitten von zahlreichen gebrauchten Boxen, Monitoren etc, standen einige ramponierte und funktionsunfähige Plattenspieler. Unter diesen befand sich allerdings auch ein Denon DP-300F. Defekte Scharniere, aber ansonsten Top-Zustand. Der Plattenspieler sah (ungeachtet des beschriebenen Defekts an der Klappe) nicht nur traumhaft schön aus, sondern harmonierte bestens mit dem Sony-Verstärker. „Wie viel soll er denn kosten?“ „Nun, ich müsste schon 150 Euro dafür bekommen.“ „Nee, lass´ mal“. Im Endeffekt konnten wir uns auf 100 Euro einigen.
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Kurze Rede – langer Sinn: Ich bin zurück! Back to the Roots! Es ist einfach nur geil! Ich habe einen Plattenspieler und einen Old-School-Verstärker. Die Plattenbörse in Dortmund findet zwar erst am 5. März statt, aber Vorfreude ist ja gemäß einer Kinderbuchautorin die schönste Freude. Und wo ich gerade beim Thema Freude bin: Einer der eingangs genannten Zufälle wollte unbedingt, dass das die erste LP ausgerechnet „Never mind the Bollocks“ heißt. Blaues Vinyl – wunderschön.

PS und zum besseren Verständnis: Ich habe mich ca. 1994 leider von meiner Vinyl-Sammlung getrennt und bin auf CD umgestiegen. Ein Fehler, den ich seit ein, zwei Jahren von Tag zu Tag mehr bereute. :troest:
Das selbe ist mir auch passiert, den Großteil meines Vinyls habe ich in den 90er irgendwann mal verkauft. Hatte bis vor vier Jahren eine 5.1 Verstärker und nur CDs wurden gekauft. Von heute auf morgen habe ich mich wieder für Vinyl entschieden und komplett umgestellt. Neuer Verstärker von Denon, neuer Plattenspieler von Pioneer und Standboxen von Teufel. Bin seit dem treuer Vinyl Käufer und kaufe mir das zurück was ich vor Jahren verkauft hatte und gönne mir natürlich weiteren Stuff :cool:. Viel Spaß weiterhin mit dem grandiosen Hobby!
So etwas lese ich doch gern. :D
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von sid.vicious »

BLACK AND BLUE - The Rolling Stones
Erscheinungsjahr: 1976

1 Hot Stuff
2 Hand of Fate
3 Cherry Oh Baby
4 Memory Motel
5 Hey Negrita
6 Melody
7 Fool to Cry
8 Crazy Mama
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DSCN8452.JPG (214.48 KiB) 128 mal betrachtet

„Black and Blue“ ist das dreizehnte Studioalbum der ROLLING STONES. Ob der Aberglaube, der sich um die Zahl 13 schart, berechtigt ist und evt. einen Einfluss auf Jaggers ungestüm propagierte Sympathie für den Teufel oder das „Höllenkonzert“ von Altamont oder evt. gar auf das Album („Black and Blue“) nahm – ist uns Realisten freilich einerlei. Viel spannender ist die Frage, welche musikalischen (!) Messages sich hinter dem Namen „Black and Blue“ verschanzen. Was haben Jagger und Richards, was haben die STONES gebastelt? Is it only Rock´n´Roll oder doch erlesene Ziegenkopfsuppe?

Nun, „Black and Blue“ reflektiert nicht das, was ich, im Besonderen mit Blick auf die gigantische STONES-Zeit zwischen 1968 und 1973, von der Band erwarte. Obwohl „Black and Blue“ gerade mal ca. 2 Jahre nach „Goats Head Soup“ auf den Markt kam, spielt „Goats Head Soup“ in einer anderen Liga als „Black and Blue“. Was ist passiert?

In den vorangegangenen Jahren hatte sich die Zahl 10 im STONES- Œuvre zusehends etabliert. Ein STONES-Album = 10 Songs! „Black and Blue“ bietet nur 8 Tracks. Was im Normalfall einer Randnotiz gleichkommt. Aber: Die Songs sind schlicht und ergreifend zu lang geraten und inkludieren - was entscheidend ist - nur wenige Überraschungen. „Hot Stuff”, „Hand of Fate”, „Hey Negrita”, „Fool to Cry“ – sie alle bieten einen ähnlichen wie simpel absehbaren Ablauf und ziehen vorüber, ohne irgendetwas zu hinterlassen, was die Kompositionen individualisieren könnte.

„Cherry Oh Baby“ klingt da schon spannender, denn wie viele andere Bands mussten sich natürlich auch die STONES am Reggae (Beispiele: „Crackin' up“, „Feel on Baby“, „Send it to me“ - mehr fallen mir immo nicht ein) versuchen. Und das machten sie recht ordentlich, denn „Cherry Oh Baby“ bleibt - dito wie die drei in Klammern gesetzten Reggae-Kompositionen - im Ohr. Bei genauem Hinhören kann man übrigens auf den Trichter kommen, dass sich die Handhaben der Saiteninstrumente auf „White Man in Hammersmith Palais“ von THE CLASH auswirkten.

„Memory Motel“ ist die übliche Ballade, die sich auf nahezu jedem STONES-Album finden lässt. Von Scott Egan übrigens gnadenlos verrissen. Ganz so übel klingt das Teil zwar nicht, doch auch hier regiert die Absehbarkeit, denn ich kann, wenn ich Keith Richards Gesangsparts außer Acht lasse, nichts Überraschendes ermitteln.

Experimentierfreudigkeit bietet allerdings der Song „Melody“, wo sich Jagger und Billy Preston, inmitten von Swing- und Scat-Elementen, ein erfrischendes Gesangsduell liefern.

Was die STONES mit „Black and Blue“ ablieferten, mag für andere Bands zwar locker ausreichen, um positive Worte einzufahren, aber ich schreibe nun mal über ein Album der STONES, von denen ich einfach mehr erwarte. Und als ich nach sieben Songs die hochgeschraubte Erwartungshaltung ad acta legte, folgte mit „Crazy Mama“ ein verflucht geiler Abschluss. Jau, dachte ich, das ist es. Jagger in Bestform, Keith mit klasse Klampfenspiel. Der Song steht in der Tradition von „Exile“ und „Fingers“. So will ich die STONES hören!

Da ich mich, was die Werke der STONES anbelangt, nicht so schnell geschlagen gebe, habe ich mir das Album dreimal angehört. Auch wenn die Songs zu lang(atmig) geraten sind, funktionierte „Black and Blue“ von mal zu mal besser. Und schlussendlich werden Geduld und Ausdauer ja mit „Crazy Mama“ entlohnt, denn dieser Song kann einiges weg- wie raus hauen.
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Blap
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Registriert: Sa 19. Dez 2009, 14:21

Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von Blap »

sid.vicious hat geschrieben: Di 25. Apr 2023, 12:48 Obwohl „Black and Blue“ gerade mal ca. 2 Jahre nach „Goats Head Soup“ auf den Markt kam, spielt „Goats Head Soup“ in einer anderen Liga als „Black and Blue“. Was ist passiert?
:( :shock: :-o :???:

Natürlich spielt "Goats Head Soup" in einer anderen Liga als "Back and Blue", fraglos einige Ligen unterhalb dieses tollen Werkes aus dem Jahr 1976.

Tatsächlich eine Scheibe, die zu meinen liebsten Alben aus dem Hause namens Stones zählt. Der unfassbar wundervoll melancholische Track "Memory Motel" ist gar mein Stones Favorit überhaupt!

Prächtige, unterschätzte und sehr abwechslungsreiche Scheibe, die überdies sehr gut produziert wurde! :knutsch: :knutsch: :knutsch:

Sehr interessant, wie unterschiedlich unsere Wahrnehmung in diesem Fall ist. Macht aber nichts, dadurch wird es hier erst richtig schön. Danke. Weitermachen. :thup:
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
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