Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Moderator: jogiwan

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sid.vicious
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von sid.vicious »

karlAbundzu hat geschrieben: So 12. Mär 2023, 10:11 Das Referenzwerk in Sachen Live-Alben ist It's Alive von den Ramones.
Ansonsten bin ich tatsächlich auch kein Freund davon, und habe sie mir nur geholt, da sie entweder oft günstig waren oder einzelne Songs anders nicht zu bekommen waren .
So gar nicht verstanden habe ich den Live Boot Run, miese Qualität zu hohen Preisen.
Es gibt für mich eine Live-Boot-Ausnahme, und zwar "Clash in Hamburg". Bei dem Konzert gab es extrem viel Ärger (Verratsvorwürfe wegen Kommerzialisierung) und das ist auf dem Boot bestens festgehalten.
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sid.vicious
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von sid.vicious »

TATTO DELI.JPG
TATTO DELI.JPG (3.84 MiB) 176 mal betrachtet
TATTOO YOU - THE ROLLING STONES
Erscheinungsjahr: 1981
Side 1

Start Me Up (Jagger/Richards) – 3:31
Hang Fire (Jagger/Richards) – 2:21
Slave (Jagger/Richards) – 6:34
Little T & A (Jagger/Richards) – 3:21
Black Limousine (Jagger/Richards/Wood) – 3:31
Neighbours (Jagger/Richards) – 3:32

Side 2

Worried About You (Jagger/Richards) – 5:16
Tops (Jagger/Richards) – 3:46
Heaven (Jagger/Richards) – 4:21
No Use in Crying (Jagger/Richards/Wood) – 3:28
Waiting on a Friend (Jagger/Richards) – 4:32

Das parallel zur US-Tournee der STONES veröffentlichte Album „Tattoo you“ kann man als das Album der Resteverwertung (was die STONES nach der Veröffentlichung allerdings vehement abstritten) bezeichnen. Wieso? Weshalb? Warum? Nun, der Musikproduzent Kris Kimsey hatte die Idee, die alten Bandrollen, die er während der Studioarbeiten mit den STONES aufgenommen hatte, zu durchforsten, um verwertbare Ideen zu entdecken. Seine Expedition führte bis zu den Tagen von „Goats Head Soap“ zurück, was einige interessante Basic Tracks zu Tage förderte. Basic Tracks (!), also Aufnahmen von Rhythmusgruppen, die keine Melodienführung und keine Gesangsparts inkludieren. So entstand beispielsweise das Grundgerüst zu „Start me up“ während der Studioarbeiten zu „Some Girls“.

Die erste Seite des Albums bietet die rockigen und die zweite die balladesken Songs. Der Opener „Start me up“ gefällt mir seit jeher und daran hat sich bis dato nichts geändert. Das Teil klingt für mich einfach gut. Nicht ganz so bombastisch, aber trotzdem zielsicher, konnte der zwei Albumsong „Hangfire“ bei mir einschlagen. Ein flotter Boogie, der auf gute Laune getrimmte Backing-Vocals inkludiert. Die Lyrics besitzen einige sarkastische Aussagen, die an die Trägheit der Briten adressiert sind, was dem ein oder anderen britischen Malocher vermutlich ganz mächtig auf den Keks ging.

Mit Malochern haben die Lyrics zu „Black Limousine“ nichts im Sinn. „That song does have a more generous view of relationships with women..” so Keith Richards (der auf „Tattoo you“ den Song „Little T & A“ singt - was er übrigens richtig gut macht). „Black Limousine“ ist eine R&B-Komposition, die an die Anfangszeiten der STONES erinnert.

Komplettiert wird die erste Seite mit dem öden „Slave“ und dem durchwachsenen „Neighbours“, der einerseits einen netten Slide-Guitar Einsatz liefert, andererseits jedoch mit einer penetrant hochgezogenen Snair meinem Nervenkostüm schadet.

Was mich auf Seite 2 besonders nervt ist Jaggers Falsettstimme, die er hier noch mehr einsetzt als bei „Emotional Rescue“. Die zweite Seite ist eh nicht meine Tasse Tee. Der einzige Song, der mir wirklich zusagt, ist das (Album)schließende „Waiting for a Friend“ (die Ballade zum Ausklang - bei den STONES ja nicht unüblich), zu dem ein witziges Video gefilmt wie montiert wurde. Denn der besungene friend, auf den Mick während des Clips wartet, ist Keith. FRIEND!!! Man sagt, dass die beiden zu der Zeit nicht einmal in der Lage waren, sich für eine bestimmte Zeit gemeinsam im selben Raum aufzuhalten.

Fazit: „Tattoo you“ ist ein mittelprächtiges Album. Es besitzt ein paar gute Songs wie auch einige Ausfälle, aber ganz so mies, wie es manch Kritiker rezipierte und anschließend zu Papier brachte, ist es beileibe nicht. Meine Wertung gibt jedoch nicht mehr als 6,5 von 10 Punkten her.
Zuletzt geändert von sid.vicious am Mi 15. Mär 2023, 11:15, insgesamt 1-mal geändert.
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buxtebrawler
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von buxtebrawler »

@Sid: Könntest du zukünftig die Veröffentlichungsjahre der jeweiligen Alben mitangeben? Das würde die zeitliche Einordnung erleichtern.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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sid.vicious
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von sid.vicious »

buxtebrawler hat geschrieben: Mo 13. Mär 2023, 13:26 @Sid: Könntest du zukünftig die Veröffentlichungsjahre der jeweiligen Alben mitangeben? Das würde die zeitliche Einordnung erleichtern.
Gute Idee :!: Den letzen Eintrag konnte ich auch noch entsprechend editieren.
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sid.vicious
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von sid.vicious »

Pattie Smith.jpg
Pattie Smith.jpg (2.98 MiB) 149 mal betrachtet
Easter - Patti Smith
Erscheinungsjahr: 1978

Side 1
1. Till Victory (Smith, Kaye) – 2:45
2. Space Monkey (Smith, Ivan Král, Tom Verlaine) – 4:04
3. Because the Night (Smith, Springsteen) – 3:32
4. Ghost Dance (Smith, Kaye) – 4:40
5. Babelogue (Smith) – 1:25
6. Rock´n´Roll Nigger (Smith, Kaye) – 3:13

Side 2
1. Privilege (Set Me Free) (Mel London, Mike Leander, Psalm 23) – 3:27
2. We Three (Smith) – 4:19
3. 25th Floor (Smith, Kral) – 4:01
4. High on Rebellion (Smith) – 2:37
5. Easter (Smith, Jay Dee Daugherty) – 6:15

Bei „Easter“ ist das dritte Studioalbum der Patti Smith Group. 1978 veröffentlicht. Und um es postwendend und unmissverständlich auf den Punkt zu bringen: Dieses Album hat es gewaltig in sich. Es chargiert zwischen diversen Musikstilen wie zwischen Realität und Imagination, zwischen Glaube und Zweifel. Hier wird mächtig abgeliefert und Patti Smiths Gesang lieferte die Inspiration wie die Vorbildfunktion für viele Gesangskünstler/innen. Man höre Deborah Harry, Toyah Willcox, Hazel o'Connor, Anne Clark als auch Siouxsie Sioux.

Es geht los mit „Till Victory“, ein Kracher mit melodiösen Gesangslinien. Ein verflucht geiler Song. Gefolgt von „Space Monkey“, wo eine Orgel die vorübergehende instrumentale Herrschaft übernimmt. Und dann, ja und dann folgt „Because the Night“, zu dem ich wohl nichts mehr schreiben muss, denn welcher halbwegs Musikinteressierte wird diesen Kracher mit seinem eingängigen Refrain nicht kennen?

„Ghost Dance“ schwingt zwischen Voodoo-Ritual und Lagerfeuerromantik, zwischen akustischer Klampfe und Sitar. Mittels „Babelogue“ hat Patti einiges mitzuteilen ("I haven't fucked much with the past, but I've fucked plenty with the future...”) und wird von rhythmischen Klatschen und euphorischen Jublern begleitet. Eine Grandwanderung zwischen Poesie und Rock´n´Roll. Wenn man sich das Teil ohne Pattis hektischen Sprechgesang vorstellt, dann könnte anstatt ihrer Jello Biafra jenen Part übernehmen. „Babelogue“ ist die Vorbereitung auf das brillante „Rock´n´Roll Nigger“. Und da geht es ganz gewaltig zur Sache.

Die zweite Seite des Albums wird deutlich ruhiger und Patti lässt einiges über Religion, vielleicht auch über die Abwesenheit Gottes raus? „25th Floor“ wird wieder deutlich rockiger und klingt super. Mit dem Abschlusssong wie Titelspender „Easter“ verlässt uns allerdings die rockige Laune. „Easter“ ist ein bekümmerter wie sinistrer Song, der mich eine seltsame Stimmung dirigierte.

Dereinst habe ich den frühen amerikanischen Punk (Ausnahme: JOHNNY THUNDERS, RAMONES) wie Prä-Punk (Ausnahme: VELVET UNDERGROUND) gemieden. Mittlerweile sind für mich beide Spielweisen unverzichtbar und nach den NEW YORK DOLLS, nach TELEVISION, nach den VOIDOIDS hat nun auch Patti Smith einen festen Platz in meiner Favoritenliste.
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supervillain
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von supervillain »

Finde ich auch großartig, die ersten vier Alben ziehe ich immer wieder raus.
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supervillain
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von supervillain »

Jetzt möchte ich mich auch noch kurz zu eurer pro/contra Diskussion bezüglich Live-Alben äußern, da war ich doch sehr überrascht von der eher ablehnenden Haltung. Es wurde zwar durchaus differenziert, aber viel zu wenig. Wenn ich die bereits mehrmals genannten Deep Purple mal als Stichwort nehme, springt einem bei Ritchie Blackmore (als Paradebeispiel) auch gleich die unvergesslichen RAINBOW Live Dokumente ins Auge (oder ins Ohr). Was da auf der „On Stage“ oder „Live in Munich“ passiert (beide '77), findet man in dieser Intensität auf keinem Studioalbum. Bei Led Zeppelin geht es mir ähnlich, gerade aus dieser Zeit, wäre ich um Beispiele nicht verlegen. Manchmal finde ich es auch reizvoll, wenn eine Band ein perfektes Line-up gefunden hat und dann auch älteren Songs neue Akzente hinzufügt. Neueinspielungen würde ich hingegen eher ablehnen.

Die klassische Rockmusik der 70er bietet wahrscheinlich am meisten unverzichtbare Live-Aufnahmen, zähle aber auch aktuellere Sachen aus unterschiedlichen Stilrichtungen zu meinen Faves. PRINCE, LCD SOUNDSYSTEM, THE ROOTS, MOTORPSYCHO, KING GIZZARD, oder nehmen wir mal RADIOHEAD, welche die King of Limbs erst im Nachhinein mittels einer Live-Version veredelt haben, das Studioalbum fand ich eher mittelprächtig. Ich will jetzt gar nicht mit Beispielen rumwerfen, möchte aber festhalten, dass ich viele Live-Aufnahmen nicht nur relevant, sondern für absolut essenziell halte. Natürlich gibt es auch Bands in meiner Sammlung, bei denen ich lieber verzichte (sind auch deutlich in der Überzahl) und dennoch, gute Live-Alben von kreativen Bands, kaufe ich sehr, sehr gerne.

Zu MAIDEN noch schnell, wurden ja auch öfter genannt: Hier bin ich ganz klassisch bei „Live After Death“ und wenn es um die Publikumsreaktionen bzw. die Atmosphäre geht, wahrscheinlich bei „Rock in Rio“ (alle kenne ich nicht). Die zuletzt veröffentlichte mit Aufnahmen aus Mexiko fand ich (beim kurzen Reinhören) eher dürftig (besonders Bruce war stimmlich nicht ganz auf der Höhe). Bei mir steht noch die Maiden '88 als Doppel LP im Regal, die zwar eine grandiose Tracklist bietet, leider aber schlecht abgemischt ist (der Bass klackert einem viel zu laut die Ohren voll). Book of Souls – Live Chapter als 3xLP steht auch noch rum, dazu hab ich jetzt aber grade keine Meinung. Reicht mir jetzt auch, denn wenn ich noch einmal „Fear of the Dark“ live hören muss, springe ich aus dem geschlossenen Fenster. :roll:
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FarfallaInsanguinata
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Diese ablehnende Haltung einiger gegenüber Bootlegs erstaunt mich doch ein wenig.
Ich habe die Dinger in den Achtzigern geliebt, da sie eine Möglichkeit waren, Musik von Bands zu hören, deren offizielle Platten bei der Industrie erschienen. ich wollte aber nicht, dass "EMI" oder "Warner" Geld an mir verdienten, also kaufte ich Bootleg-Platten und -Kassetten. Nebenbei boten die oft musikalisch wesentlich ambitioniertere Aufnahmen, als die glattpolierten offiziellen Veröffentlichungen.
Viele dieser Tonträger besitze ich immer noch und möchte sie nicht missen. Und besonders im Bereich "früher Punk" gibt es einige echte Bootleg-Klassiker, die den offiziellen Alben der Interpreten deutlich überlegen sind.

- Buzzcocks: Time's Up, Best In Good Food, Razor Cuts
- Clash: Klashing With The Clash, Cash In Hamburg
- Sex Pistols: Spunk, Indecent Exposure
- Siouxsie & The Banshees: Love In A Void

um hier mal einige Titel zu nennen...
Diktatur der Toleranz
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sid.vicious
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von sid.vicious »

HIT AND RUN - Girlschool
Erscheinungsjahr : 1981
DSCN8424.JPG
DSCN8424.JPG (215.21 KiB) 110 mal betrachtet
Side 1

1. "C'mon Let's Go" Kim McAuliffe, Kelly Johnson 3:35
2. "The Hunter" McAuliffe, Johnson 3:15
3. "(I'm Your) Victim" McAuliffe, Denise Dufort 2:42
4. "Kick It Down" McAuliffe, Johnson 3:03
5. "Following the Crowd" Enid Williams, McAuliffe, Johnson 3:08
6. "Tush" (ZZ Top cover) Billy Gibbons, Dusty Hill, Frank Beard 2:16

Side 2

7. "Hit and Run" McAuliffe, Johnson 3:08
8. "Watch Your Step" Williams, McAuliffe, Johnson 3:22
9. "Back to Start" Johnson, Williams 3:32
10. "Yeah Right" McAuliffe, Johnson, Dufort 3:21
11. "Future Flash" Johnson, McAuliffe 4:27




“Come on let´s go”! Die Aufforderung sofort bereit zu sein! Die Aufforderung postwendend aus dem Quark zu kommen!

Kann ein Metal-Album mit einer treffenderen Aufforderung starten? Wohl kaum. Kann ein Metal-Album den nun aktivierten Zuhörererwartungen gerecht werden? Bestimmt nicht jedes, aber „Hit and Run“ im vollem Umfang, denn dieses Album geht ab wie Sau, und obwohl die enthaltenen Songs allesamt simpel gestrickt sind, wird das fertige Gewand des Kaisers neuen Kleidern allumfassend gerecht.

Das eingangs erwähnte “Come on let´s go” macht keine Kompromisse! Es fungiert als der perfekte Türöffner zu einem Metal-Album, das keinen Ausfall registrieren lässt, das von der ersten bis zur letzten Sekunde Bambule macht.

„Hit and Run“ wurde 1981 veröffentlicht. Die enthaltenen Songs liefern eine Geschwindigkeit, wie man sie bis dato vornehmlich von THE DAMNED und freilich MOTÖRHEAD kannte. GIRLSCHOOL wurden ja gern als die femininen MOTÖRHEAD bezeichnet. Tatsächlich klingen Klampfen, Drums und Bass nach Eddie, Phil und Lemmy. Und wer sich „Watch your Step“ genau anhört, der wird unweigerlich an „Bomber“ denken.

Mit „Following the Crowd“ haben GIRLSCHOOL ihre kleine Hymne geschaffen. Und einen Song wie „Tush“ (ZZ TOP) zu covern, halte ich für eine brillante Idee, denn das Resultat klingt vorzüglich. „Tush“ schließt Seite 1. Und die zweite Seite macht dort weiter, wo die erste aufhört - sie rockt wie Sau.

Der letzte Song „Yeah right“ stellt klar, dass alles im Lot ist. Er fordert dazu auf, alles wieder auf Null zu stellen. Er fordert dazu auf die Scheibe umzudrehen und mit “Come on let´s go” in aller Pracht erneut loszurocken.

Ich spare mir jetzt die Spitzfindigkeiten Marke: RUNAWAYS meets MOTÖRHEAD.

Because it´s GIRLSCHOOL - it´s pure Rock´n´Roll!

Bombe!!!
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Re: Sound of Silence and Decadence - Neues Vinyl und begleitende Eindrücke

Beitrag von sid.vicious »

THE GREAT ROCK´N´ROLL SWINDLE
Erscheinungsjahr: 1979
Swindle.jpg
Swindle.jpg (219.13 KiB) 92 mal betrachtet

God Save The Queen Symphony 4:00
Johnny B. Goode / Roadrunner 6:20
Black Arabs 4:45
Anarchy In The U. K. 4:00
Substitute 3:05
Don't Give Me No Lip Child 3:30
(I'm Not Your) Stepping Stone 3:05
L'Anarchie Pour Le U. K. 3:25
Belsen Was A Gas - Live At San Francisco 2:10
Belsen Vos A Gassa 2:10
Silly Thing 2:50
My Way 4:05
I Wanna Be Me 3:03
Something Else 2:10
Rock Around The Clock 2:00
Lonely Boy 3:05
No One Is Innocent 3:00
C'mon Everybody 2:10
E. M. I. (Orch.) 3:45
The Great Rock 'N' Roll Swindle 4:30
Friggin' In The Riggin' 3:40
You Need Hands 2:50
Who Killed Bambi 3:00



Das Teil hat eine Menge Kohle gefressen. Doch das Resultat, die Beiträge der BLACK ARABS, die der französischen Straßenmusikanten etc. klingen – nach meinem Empfinden - einfach klasse. Hier wird halt auf Teufel komm raus geschwindelt oder wird hier gar nicht geschwindelt?

Ich weiß den „Schwindel“ oder „Scheinschwindel“ heute deutlich mehr zu schätzen als bei unserer Erstbegegnung in den frühen 1980ern. Was freilich auch meiner Faible für Rotten geschuldet ist. So bereiteten mir Johns Interpretationen der Rock´n´Roll Klassiker „Johnny B Goode" und "Roadrunner" besonders viel Freude. Es ist egal, was der Typ in den ca. 20 Monaten bei und mit den PISTOLS gemacht hat, es ist immer etwas Außergewöhnliches. Der Knaller ist eine Coverversion von "Don't give me no Lip, Child“, womit ich auch gleichzeitig dem Instrumentalen ein Lob spendiere. Der Song klingt düster und böse. Eine bemerkenswerte Arbeit.

Rotten hatte zur Entstehungszeit von „Swindle“ mit den PISTOLS gebrochen und konzentrierte sich auf einen Rechtstreit gegen Malcolm. Wer also sollte John ersetzen? Konnte man John ersetzen? Natürlich nicht! Ronnie Biggs, Sid Vicious und Eddie Tenpole mischten sich zwar unter die Erbschleicher, aber überzeugen konnte keiner. Da klingen „Silly Thing“-Cook und „Lonely Boy“-Jones schon besser. Und wenn ich genau hinhöre, dann greifen Ihre Beiträge zum „Swindle“ eigentlich das vorweg, was man später als THE PROFESSIONALS ausbuchstabierte.

Sid war übrigens ein besserer Sänger als Bassist. Kunststück? Talent? Lemmy Kilmister bezeichnete den Basser Sid Vicious als einen hoffnungslosen Fall. Auch wenn Sid auf der Showbühne trotzdem seinen Weg ging und simultan einem Wahlspruch der Surrealisten folgte: Sid hat Bambi nicht getötet! Nein! Sid hat Bambi nicht getötet! Er kann Bambi nicht getötet haben, denn so etwas gelingt nicht mit zerschossenen Venen. Dazu brauchst du intakte Hände. Hände wie sie Malcolm in Astairscher wie Sinatrascher Manier betanzt respektive besingt: „You need Hands“. Was ist hier eigentlich los?

Swindle?
It´s a Swindle!
Aber was für einer!
In diesem Sinne und mit aller Deutlichkeit: „Non, je ne regrette rien!“

„Rien ne va plus !“ 10 von 10
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