immer diese Hektik, nun muß ich nachträglich was zu schreiben
DER GEFANGENE VON ALCATRAZ
Von John Frankenheimer kenne ich angesichts seiner umfangreichen Filmographie nicht viel, bisher aber nur Filme, die man sich immer und immer wieder anschauen kann und die in der Bewertung fast immer Höchstnoten erreichen. So zum Beispiel FRENCH CONNECTION 2, SCHWARZER SONNTAG, GESCHICHTEN AUS DER GRUFT und AGAINST THE WALL.
Diesen hier würde ich aber mit SCHWARZER SONNTAG zu seinen Besten zählen.
Bob Stroud hat es in jungen Jahren schon ins Gefängnis gezogen aufgrund einer Tötung an einem anderem Menschen, im Effekt wegen Eifersucht. Die Liebe zu einer anderen Frau liess ihn aufgrund seiner Unbeherrschheit und bedingungslosem Kavaliertum zum Mörder werden. Im Gefängnis kostete ihn wegen der Unhöflichkeit seiner Mutter wegen (Besuchsverbot) ein weiteres Mal seine Freiheit und beinahe auch seinen Tod. Ein Wärter wollte seine Wut bezüglich des Besuchsverbotes unterbinden, denn an nix mehr lag dem noch jungem Bob mehr als an dem Besuch seiner Mutter. Diese Auseinandersetzung endete tödlich und Robert sah sich nun noch härteren Repressalien gegenüber. Einzelhaft, Dunkelhaft und die drohende Todesstrafe bestimmten nun mehr das weitere Dasein des Häftlings. Doch die Mutter konnte das Urteil abwenden und in eine lebenslange Haftstrafe bei Einzelhaft umwandeln. Doch Bob war darüber nicht so erfreut wie erhofft. Sollte er doch nun mehr ein Leben in Einzelhaft verbringen und jedwegige Vergünstigungen wurden gestrichen wie das Lesen von Büchern oder Gesprächen mit Mitmenschen/Häftlingen für den Rest seines noch langem Leben. Schlafen, karges Essen und eine Stunde Ausgang im tristem Gefängnishof standen ihm für Jahrzehnte bevor ohne Aussicht auf Begnadigung.
Doch eine Entdeckung, nämlich dem Auffinden und in Behutnahme eines kleines Vogels veränderte sein "Leben". Er bemühte sich um die Aufzucht des kleinen Nestflüchtlings und zog ihn mit den Bedingungen inmitten karger und von Haftvorschriften belastenden lebenseinschneidenden Bestimmungen groß.Doch da er stets verbittert war und sich selbst als Vogel in einem kleinem Käfig sah, verlernte er die Menschlichkeit und einfache Worte wie das Zeigen von Dankbarkeit waren ihm fremd geworden. Doch er lernte hinzu aufgrund mahnender Worte eines doch noch menschlichen und nur Befehle gehorchenden Aufsehers, mit dem er über 12 Jahre zusammen verbringen musste, getrennt nur durch Gitterstäbe. Nach und nach wurden seine Haftbedingungen gelockert und er konnte sogar Vogelkrankheiten studieren und ein Gegengift erfinden, welches ihm auch einen Zutritt zu der Öffentlichkeit verhalf und sogar eine Ehe bescherte, getrennt von Gitterstäben. Leider zum Argwohn der noch lebenden Mutter, die ihm aus Eitelkeit und gekränktem Stolz von nun an jedweilige Unterstützung in Bezug auf Begnadigung verwehrte. Lieber wollte sie ihren eigenen Zögling jede Hoffnung auf Begnadigung und vorzeitige Haftentlassung verwehren, als das sie ihn als verlorenen Sohn , in den Armen einer jüngeren attraktiveren Frau zu verlieren glaubte.
Trotz der angespannten Haftbedingungen ist es ihm mittlerweile gestattet, eine Vogelzucht innerhalb von den Gefängnismauern aufzuziehen und sogar eigene Bücher in Bezug auf Vogelkrankheiten, studiert in wenigen Quadratmetern zu veröffentlichen. Sein Serum, entwickelt ebendort, verkauft sich mittlerweile als führendes Medikament in freier Natur gegen das Vogelfieber. Und genau das macht es so einzigartig. Was viele in "vollkommener Freiheit" nicht zu entwickeln befähigt waren, gelang ausgerechnet einem Zuchthäusler. Doch gerade weil er, nicht abgelenkt von den üblichen Alltagssorgen war, gelang ihm die Konzentration auf nur eine einzige "Sache". Mittlerweile war seine Zelle sogar noch um eine weitere Zelle erweitert worden mittels Wanddurchbruch, damit er sich mehr und mehr um seine Studien und Vogelaufzucht widmen konnte. Sein Kontakt zur Aussenwelt gelang ihm durch seine Studien, Büchern und Artikeln in Fachzeitschriften, die in ihm niemals einen lebenslangen Zuchthäuslern erkannt hätten. Vorurteile bzgl. Lebenslänglichen werden hiermit gnadenlos niedergeschmettert und hinterfragen auch, zumindest bei einzelnen Personen den Sinn einer lebenslangen Einzelhaft.
Ein Mord geschieht manchmal nur aus purer Verzweiflung, einer Eifersucht, einer zu aufopfernden Hingabe des weiblichen Geschlechts, einer Verletzung der Ehre... doch oft nur in wenigen Sekunden, dessen unbeherrschtem Handlungstriebs und eher in unüberlegter Affekthandlung doch über so viele Jahre/Jahrzehnte entscheiden können und einen von einem Menschen inmitten gesellschaftlicher Zwänge (einem Vogel mit Flügeln, wenn man nur bereit zu ist) in einen mit gestutzten Flügeln zu verwandeln, der nur noch hinter Gitter überleben kann, aber niemals mehr frei sein wird. Ob nun in einem Raum mit Gittern oder draussen unter freiem Himmel, Zwänge und Gefangenschaft beherrschen einem immer, ob mit Flügeln oder ohne. Hinter Gittern gelingt es einem leichter, sich einen Menschen gefügig zu machen, anderseits härtet diese auch nur noch mehr ab.Bei manchen werden die Flügel immer mehr gestutzt werden,bei anderen weniger. Doch vollkommene Freiheit gelingt nur den wenigsten, egal ob hinter oder vor Gitterstäben. Karl Malden, hier unvergessen, erscheint uns als einerseits liebevolle Gefängniswärter, aber dennoch als unerbittlicher Volltrecker, der sich nicht gerne kritisieren lässt.
Anhand Bob Stroude wird einem aufgezeigt, das es immer wieder Mittel geben tut, die die Gitterstäbe erweichen lässt. Auch hinter dauerhaftem Verschluss ist noch Kommunikation möglich. Und bei der Verlegung nach Alcatraz, dem berüchtigtem Inselgefängnis kann man trotz massiver Bestimmungen den Willen eines Menschens nicht brechen, es gelingt einem immer noch der Ausbruch und sei es nur auf lithographischer Ebene in Bezug auf die allgemeine Menschlichkeit und Hinterfragung der geltenden Haftbedingungen. Ein Vogel ist in der heutigen Gesellschaft auch niemals frei, denn dessen Flügel werden entweder gestutzt oder aber flugfähig gemacht, nur dessen Bestimmungsort bestimmt nur der Geist eines jeden einzelnen Subjekts selbst und genau hier liegt die Schwierigkeit des Problems - wie weit kann ein Vogel fliegen trotz Gitter und eingeengter Freiheit. Eine eingeengte Freiheit, die sogar Menschen ohne Flügel betreffen kann. Die Vögel werden ja gerne als überlebende Abkömmlinge der Dinosaurier gehandelt. Doch Freiheit, wo fängt sie an, wo endet sie? Überprüfe deine eigenen Flügel, inwieweit sie dich tragen werden, gleich wohl hinter welchen Bedingungen/Bestimmungen. Doch wenn du nur den Ansatz dieser hast, nutze sie, setze deine Flügel in Bewegung. Ob nun inmitten von ca. 6 Quadratmetern oder gar ohne räumliche Einschränkungen. Wie du sie einsetzt, bestimmt nur DU allein

Feel free or die
Nicht nur die Haftinsassen sind eingesperrt und verbittern. Auch die Gefängnisdirektoren sind quasi ihr halbes Leben berufsbedingt Gefangene eines Systems und müssen sich die Frage stellen, ob man sich für das richtige System entscheidet und inwieweit Repressalien/Strafen zu einer Resozialisierung führen oder ob eine Resozialisierung überhaupt noch Sinn macht. Bob macht es dem Direktor Harvey Shoemaker (Karl Malden) wirklich nicht leicht, denn Harvey hält gerne an den Bestimmungen fest, die Bob aber nur allzu gerne hinterfragt und kritisiert. Zuletzt sogar mit einem eigenem Buch.
9/10