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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: So 1. Mai 2022, 20:01
von jogiwan
Happy Times - Ein blutiges Fest

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Der eher erfolglose Schauspieler Michael ist mit seiner neuen Freundin zu einem Essen seiner Verwandten Sigal geladen, die mit ihrer Familie ein sehr geräumiges Anwesen in Los Angeles bewohnt. Im Gegensatz zu den anderen jüdisch-stämmigen Gästen nimmt es Michael jedoch mit der Religion nicht so genau, was an besagten Abend auch rasch zu Unstimmigkeiten führt. Auch sonst ist der bunt zusammengewürfelte Haufen an erfolgreichen Exil-Israelis nur oberflächlich ein harmonischer Haufen und verdrängte Konflikte und andere Zufälle führen rasch zur blutigen Eskalation, bei der auch niemand verschont bleibt.
Ein vermeintlich gemütlicher Abend, der aus unterschiedlichsten Gründen eskaliert ist ja auch ein beliebtes Thema im Film und auch im Falle von „Happy Times“ dauert es nicht lange, bis sich die Besucher eines Abendessens gegenseitig an die Gurgel gehen. Dabei handelt es sich bei den Besuchern um wohlhabende Auslandsjuden, die sich in Zwiespalt zwischen westlicher Welt, wirtschaftlichen Reichtum und Religionsausübung befinden. Insofern betritt der Film auch sensibles Terrain und lässt dabei auch kaum ein Klischee aus. Doch Klischees haben ihren Ursprung nun einmal immer in der Realität und allzu ernst sollte man diesen blutigen Spaß wohl auch nicht nehmen. Neben Alltagsrassismus, Vorurteilen und anderen Dingen sind die Konflikte ja universell und „Happy Times“ triggert ja anscheinend die Befindlichkeiten der deutschen Woke-Community mit zelebrierten Opferkult, die mit der Darstellung der Figuren nicht zufrieden ist. Diese passt in der vorliegenden Form so sicher nicht ins Weltbild einiger Menschen, die dann gleich wieder das drastische A-Wort im Kopf haben und den Film verteufeln und wissentlich übersehen, dass der Streifen aus dem Umfeld der portraitierten Figuren stammt. „Happy Times“ ist losgelöst von diesen Dingen aber eine schwarzhumorige Angelegenheit, die auch ein gutes Tempo vorlegt und mit unbefangener Herangehensweise auch Spaß bereitet.
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Mo 2. Mai 2022, 19:21
von jogiwan
Occhi Chiusi

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Nicole holt ihre Tochter Lucy von der Schule ab, um gemeinsam in dem abgelegenen Haus in den Dolomiten ihren Geburtstag zu feiern und ein paar freie Tage zu verbringen. Obwohl sich Lucy eine kleine Feier mit ihrem Vater wünscht, hat sich ihre Mutter jedoch eine große Party in den Kopf gesetzt, die jedoch nicht wie gewünscht verläuft. Wenig später kühlt das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter weiter ab und Nicole hat sich auch von ihrem Ehemann Roman entfremdet, der nur hilflos mitansehen kann, wie sie mit Alkohol und Zwangsneurosen zunehmend die Kontrolle über ihr Leben verliert. Als jedoch seltsame Dinge geschehen und plötzlich fremde Personen dem Grundstück nähern, erwacht in Nicole der Mutterinstinkt und sie ist bereit ihre Tochter mit aller ihrer verfügbare Kräfte vor dem Bösen zu beschützen.
„Occhi Chiuso“ hat mit der Berglandschaft der italienischen Provinz Trentino eine wunderbar schroffe Location, die auch sehr gut zum sperrigen Charakter des Films über eine Frau in der Lebenskrise passt, die versucht wieder die Kontrolle zu erlangen. In den besten Momenten erinnerte mich Giuseppe Petittos Streifen aus dem Jahr 2017 an den koreanischen „A Tale of Two Sisters“ in dem auch ein sehr düsteres Haus mit seinen dunklen Räumen eine große Rolle spielt. Auch hier ist das Haus in den Bergen kein Wohlfühlort, sondern düster, unfreundlich und dunkel und es ist gleich ersichtlich, dass hier etwas nicht stimmen kann. Dabei lässt sich der Film aber viel Zeit und entwirrt nur recht langsam und auch immer etwas vage die zunehmend rätselhaften Ereignisse, die Mutter und Kind zu bedrohen scheinen. Leider etwas zu langsam und zu vage und statt wohligem Grusel oder Spannung enttäuscht „Occhi Chiusi“ weil sich die Handlung nach bereits der Hälfte ziemlich zieht und auch die Hauptfigur eigentlich alles andere als sympathisch wirkt. Das Szenario mit seiner bemühten Zweisprachigkeit bietet auch nicht viele Möglichkeiten und ist auch bald einmal alles zu erahnen, wenn es sich um eine Protagonistin handelt, die alle Alarmzeichen um sich herum ignoriert und auch gar nicht wahrnehmen möchte. Bei Netflix läuft das unter Horror, bei mir persönlich eher unter Drama und leider auch kein sonderlich Gutes. Bemüht düster, unnötig vage, inhaltlich wiederholend und vor allem so gemacht, dass man als Zuschauer auch schwer hat, das Interesse für knapp 90 Minuten aufrecht zu erhalten. Leider keine große Überraschung, das „Occhi Chiusi“ schlussendlich im OmU auf der Netflix-Resterampe gelandet ist.
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Di 3. Mai 2022, 19:27
von jogiwan
Ogroff - Mad Mutilator

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Ogroff ist ein verrückter Holzfäller, der in einer Bruchbude im Wald lebt und es gar nicht mag, wenn Fremde sein weitläufiges Terrain betreten. Das geschieht jedoch zuhauf, sodass der gute Mann gar nicht mehr dazu kommt, seine Axt in den Werkzeugschuppen zu stellen, sondern ständig damit Leute verhackstücken muss. Die Überreste verfüttert er dann praktischerweise an die Horde Zombies, die er bei sich zuhause im Keller gefangen hält. Irgendwann kommt eine junge Frau ins Spiel, die mit Ogroff eine Nacht verbringt und dummerweise die Zombies befreit. Diese überrennen in weiterer Folge die französischen Wälder und Ogroff hat neuerlich alle Hände voll zu tun, während das grausame Schicksal auch für die namenlose Frau noch eine besondere Wendung parat hat.
Nachdem ist ja bereits zweimal an dem Streifen gescheitert bin, hat es gestern endlich geklappt und ich bin den vollen Genuss dieser cineastischen Wundertüte aus Frankreich für Einzeller, Amöben und Masochisten gekommen. In „Ogroff“ vereinigen sich Backwood-Slasher, Zombies-Film und Blutsauger-Epos ohne Rücksicht auf Verluste oder Zuschauerbefindlichkeiten zu einer filmischen Symbiose, die auch keinerlei Augenmerk auf Stringenz oder technische Aspekte nimmt. Es wechseln Tag und Nacht, Klamotten. Schauplätze und Darsteller in Sekundentakt und dazu kommt eine infernalische Tonspur, die ebenfalls selten auf die Bilder abgestimmt ist und billig in Szene gesetzter Schmodder am laufenden Band. Aber wenn man jetzt annehmen könnte, dass „Ogroff“ ein großer Spaß ist, muss ich ebenfalls enttäuschen. Mit diesem Film wird auch das Raum-Zeit-Gefüge bis zum äußersten gedehnt und kaum zu glauben, dass dieser an Dilettantismus kaum zu überbietende Streifen nur viel zu lange 90 Minuten dauert. Gefühlt bin ich gestern eine Ewigkeit vor dem Bildschirm gesessen und hab fassungslos die kaum in Worte zu fassenden Ereignisse stoisch über mich ergehen lassen. Während „Ogroff“ musste ich auch ständig an „Event Horizon“ und die Szene mit Sam Neill als Dr. Weir denken, in der er sich selbst die Augen herausreißt, weil er am Rande der Galaxis die Hölle gesehen hat. Soweit muss man gar nicht reisen – es reicht dafür schon ein cineastischer Kurztrip in die Amateur-Liga nach Frankreich.
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Mi 4. Mai 2022, 19:42
von jogiwan
Lo

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In seiner verdunkelten Wohnung beschwört Justin mittels eines Pentagramms und einem alten Buch einen Dämon, der ihm seine Freundin April zurückbringen soll. In diese hat sich der zurückhaltende Mann Hals über Kopf verliebt, bevor sie von einem Dämon in die Hölle entführt und Justin verletzt wurde. Das Ritual glückt und mit Lo erscheint ein furchterregendes Wesen, dass jedoch von Justin kontrolliert wird. Er gibt sich unwissend über das Schicksal von April und verlangt weitere Informationen zu der kurzen, aber leidenschaftlichen Beziehung der beiden Liebenden, um diese in der Hölle ausfindig machen zu können, ehe sich ein weiterer Dämon ins Geschehen mischt…
Amerikanischer Low-Budget-Streifen von Travis Betz, der ja regelmäßig und auch völlig berechtigt immer wieder in Listen mit ungewöhnlichen Filmen auftaucht. „Lo“ erinnert zwar mit seinem einzigen Handlungsort an ein abgefilmtes Theaterstückt, aber was Betz am Budget gefehlt hat, macht er mit Kreativität mühelos wieder wett. Die Idee zur Geschichte des schüchternen Mannes, der einen Dämon beschwört, um seine Freundin wieder zu finden hatte Betz ja laut Wikipedia nach Jan Svankmajers nicht minder empfehlenswerten „Faust“ und der Streifen vereinigt Horror, Drama, Komödie und sogar Musical (!) zu einer ungewöhnlichen Melange, die mir auch ausnehmend gut gefallen hat. Zwar ist das Ende keine große Überraschung, aber das stört gar nicht, wenn Justin von seiner ungewöhnlichen Beziehung und seinen großen Gefühlen erzählt, während der Dämon das bisweilen nicht ganz schlüssige Verhalten der Menschen in Liebesdingen hinterfragt. Alles mit einem Augenzwinkern und doch mit ganz viel Wahrheit erzählt der sympathischen Streifen so nebenher auch von ganz universellen Dingen, das mit dem Erwachen der Frühlingsgefühle auch wieder mal ganz aktuell ist. Eine schöne Überraschung, der man auch gerne mehr Bekanntheit wünschen würde. Ich habe den ja schon ewig auf der Liste und nun endlich auf DuRöhre in einer leider etwas suboptimalen Fassung gesehen. Liebe deutsche Labels erbarmt euch - es lohnt!
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Do 5. Mai 2022, 19:25
von jogiwan
All Men Are Apes!

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Diane ist eine selbstbewusste und attraktive junge Frau, die gemeinsam mit ihrer etwas umtriebigen Mutter in einem kleinen Apartment in New York lebt. Als sie eines Tages ihre Mutter besucht, die in einem Nachtlokal arbeitet, erhält sie das Angebot als Stripperin anzufangen und startet daraufhin eine bespiellose Karriere, in dem sie kurzerhand alle Männer um ihren Finger wickelt. Als sie jedoch den Mann ihrer Träume kennenlernt, endet diese Erfahrung leider im Desaster und ihre Karriereplanung einen Dämpfer. Wenig später erhält sie das Angebot, als Comeback gemeinsam mit einem zahmen Schimpansen eine Darbietung zu machen und sie willig ein, da sie in ihrem aufregenden Leben vor allem eines gelernt hat: alle Männer sind dressierte Affen und auf einen mehr oder weniger kommt es auch nicht mehr darauf an.
Ulkiges Filmchen aus den Staaten, bei dem ja schon der Titel die Marschrichtung vorgibt. Dieser startet mit einer jungen Frau, die in einer Gefängniszelle von ihrem aufregenden Leben und ihren Erfahrungen mit Männern berichtet. „All Men are Apes!“ ist dabei eine Mischung aus Mondo, Nudie-Cutie und Dramödie. Dianes Erfahrungen mit Männern sind vorwiegend seltsamer Natur und von schwul, verschroben, unterwürfig bis hin zu gewaltbereit ist auch alles dabei, wenn die forsche junge Frau das Nachtleben des Big Apple unsicher macht. Auch wenn Diane dabei als durchaus als selbstbewusst in Szene gesetzt wird, ist das Frauenbild natürlich katastrophal und auch bei den Männern wird kaum ein Fettnäpfchen ausgelassen. Ein Film, in dem Männer noch Haare auf der Brust haben dürfen und sich bereitwillig zum Affen machen wenn es darum geht beim anderen Geschlecht zu punkten. Mit etwas Augenzwinkern ist Joseph P. Mawra aber schon ein unterhaltsames wie skurriles Filmchen gelungen, dass den Zuschauer auch noch heutzutage in Staunen versetzt und dem Sündenpfuhl New York und dem Nachtleben der Sechzigerjahre ein würdiges Denkmal setzt.
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Fr 6. Mai 2022, 19:47
von jogiwan
Screams of a Winter Night

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Eine Gruppe von Studenten fährt an einem kalten Winterwochenende an einen See um dort in einem Ferienhaus nach dem rechten zu sehen. Da in der näheren Umgebung einst eine Familie auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen ist und sich auch Mythen um den See ranken, sind die jungen Leute auch rasch bei dem Thema der urbanen Mythen. Als die Nacht hereinbricht nutzt man die Lagerfeuerstimmung um sich gegenseitig gruselige Geschichten zu erzählen und die abgelegene Einsamkeit und die unheimliche Erzähllungen sorgen für eine aufgeheizte Stimmung, die ebenfalls nicht ohne Konsequenzen bleibt…
Ich liebe ja Horror-Anthologien und als „Screams of a Winter Night“ angekündigt wurde, war mein Interesse auch gleich geweckt. Noch dazu, weil es sich bei der aktuellen Blu-Ray aus den Staaten auch um eine lange verloren geglaubte Fassung des Films mit einer zusätzlichen Geschichte handelt, die auch anscheinend mühsam zusammenrestauriert wurde. Um es aber kurz zu machen – sonderlich aufregend ist „Screams of a Winter Night“ leider so oder so nicht geworden und die Geschichten sind auch eher lahm, harmlos an bekannte urbane Mythen angelehnt und weisen auch keinen sonderlichen Handlungsbogen auf. Auch die Rahmenhandlung mit den Studenten ist nicht sonderlich prickelnd was auch daran liegt, dass die Figuren nicht sonderlich sympathisch erscheinen und man sich fragt, warum der bunt zusammengewürfelte Haufen sich überhaupt für ein gemeinsames Wochenende entschieden hat. Statt Grusel steht eher gediegene Spannung auf TV-Niveau am Programm und für knapp zwei Stunden Laufzeit hat der Streifen dann doch ein paar Schauwerte zu wenig. Kann man gucken, aber muss man nicht und zu Sperrspitze des Anthologien-Horrors fehlen dann auch mehr als nur ein paar Meter. Die amerikanische Blu-Ray kann sich aber durchaus sehen lassen und ist dankenswerterweise - entgegen den Angaben am Backcover - auch codefree.
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Sa 7. Mai 2022, 18:58
von jogiwan
Bloody Hell - One Hell of a Fairy Tale

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Ex-Elite-Soldat Rex will gerade seine Freundin in der Bank besuchen, wo diese arbeitet, als eine Handvoll schwer bewaffneter Männer diese ausrauben wollen. Als der junge Mann den Helden spielen möchte läuft jedoch einiges schief und aufgrund Notwehrüberschreitung landet er acht Jahre im Knast. Wieder in Freiheit entlassen steht er vor den Trümmern seiner Existenz und er beschließt Amerika so zu verlassen. Seine Wahl fällt auf Finnland, wo er jedoch nicht weiter als bis zum Flughafen kommt und kurzerhand entführt wird. Als er wieder zu Sinnen kommt, fehlt ihm ein Bein und er hängt gefesselt in einem Keller. Obwohl die Situation völlig aussichtslos erscheint, beschließt Rex nicht noch einmal alles zu verlieren und beschließt den Kampf gegen seine unbekannten Widersacher aufzunehmen, die sich als finnische Durchschnittsfamilie mit düsterem Geheimnis entpuppt…
„John Wick, Rambo, Midsommar“ stehen vollmundig auf dem Cover der DVD, aber „Bloody Hell“ ist natürlich weder ein Action-Feuerwerk, noch hat er die Intensität von Ari Asters Selbstfindungs-Trip in die Hölle. Irgendwie wirkt im Falle von „Bloody Hell“ auch alles durchwachsen und Action, Horror, Komödie und Mystery etwas willkürlich aneinandergereiht, wenn es ständig wechselnd um einen missglückten Banküberfall und um eine etwas schräge Familie in Finnland geht. Diese entführt mit Rex vom Flughafen jedoch kein williges Opfer und auch innerfamiliäre Spannungen sorgen dafür, dass sich die ganze Sache bald in die völlig falsche Richtung entwickelt. Das Geheimnis der Familie ist jedoch eher naja und der Film versucht seinen Titelhelden bemüht auch als zynischen Zweifler mit zwei Seelen in seiner Brust zu präsentieren, was nicht so wirklich gelingt. Den Handlungsort Finnland hat man wohl auch nur deswegen gewählt, weil man in einem Einspieler den durch eine Meme sehr populären finnischen Folksong „Ievan Polkka“ unterbringen wollte. Ansonsten hat das Land ja für die Handlung keine große Bedeutung und da offensichtlich in Australien gedreht wurde, sieht das alles auch nicht sonderlich finnisch aus. Als kleiner Genre-Snack der in einem Aufwischen von „Feelgood“ bis „Terror“ alles mitnehmen möchte, geht „Bloody Hell“ schon klar, aber es wirkt auch alles etwas unfertig und für mich persönlich zu sehr auf Fan-Zugeständnis gestrickt, als das er als eigenständiges Werk irgendwelche Spuren hinterlassen könnte.
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Mo 9. Mai 2022, 19:27
von jogiwan
Last Man Down

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In der nahen Zukunft hat ein Virus die Menschheit ausgerottet und die wenigen Überlebenden haben sich im Norden in kleinen Siedlungen zusammengetan, während Ex-Soldat John Wood nach dem gewaltvollen Tod seiner Frau als Einsiedler in einer kleinen Blockhütte lebt. Eines Tages stört jedoch eine verletzte Frau seine Ruhe, die sich als Schlüssel zu einem Medikament gegen das Virus entpuppt. Als John ihr hilft, gerät er ins Visier von Commander Stone, mit dem John ohnehin noch eine Rechnung offen hat. John und die Frau namens Maria beginnen sich zu verbarrikadieren und als Commander Stone mit seiner Truppe die Frau zurückholen möchten, werden sie bereit erwartet…
Was sich in der Inhaltsangabe ja noch halbwegs passabel anhört, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Diskont-Actionfilmchen mit Wald-, Wiesen- und Tunnel-Optik, dass auch eindrucksvoll beweist, dass man gar keine futuristischen Gadgets benötigt, um einen Sci-Fi-Bezug herzustellen. Hier reichen Texteinblendung und Mini-Rückblende und auch sonst gibt sich der Film recht wenig Mühe um mehr zu sein, als schlecht choreographierte B-Action bei dem das Mündungsfeuer und sonstige Effekte aus dem Rechner stammt. Die namenlosen Söldner fallen zuhauf ohne Schauwerte wirbelnd zu Boden und Hauptaugenmerkt des Streifens liegt ohnehin auf dem Körper des Hauptdarstellers, der den belanglosen Streifen auch produziert und die banale Geschichte in Form eines Drehbuchs verfasst hat. Hier ist einfach alles billig von der Geschichte, über den entbehrlichen Twist bis hin zu den Kampfszenen, die teils auch völlig unmotiviert erscheinen. Die bulligen Darsteller und Amazonen geben sich zwar Mühe, aber man weiß ja immer schon vorher was passiert und Blut, Gore und Infizierte sucht man vergeblich. Schön, wenn die Jungs und Mädchen aus der Anabolika-Ecke des Fitness-Centers einen Film realisieren möchten – dumm, wenn es sich dabei nur um ein völlig entbehrliches, hölzernes und Innovations-freies Filmchen für Freunde von völlig beliebiger Action-Gülle handelt.
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Di 10. Mai 2022, 19:21
von jogiwan
The Grudge (2020)

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Nach dem Krebstod ihres Mannes zieht Detective Muldoon mit ihrem Sohn in einen verschlafenen Ort, der durch die mysteriösen Ereignisse in einem Haus erschüttert wird. Dort haben sich über die Jahre seltsame Morde zugetragen und es scheint, dass jeder, der mit dem Haus in Berührung kommt, wenig später auf seltsame Weise ums Leben kommt oder wahnsinnig wird. Während Muldoon die Sache eher nüchtern angehen möchte und die Ermittlungen zu dem ungeklärten Fall wieder aufnehmen möchte, ist ihr Kollege ablehnend. Doch Muldoon ermittelt weiter und kommt langsam den Zusammenhängen auf die Spur, die in einem ähnlichen Haus in Tokyo ihren Ursprung nahmen.
Noch ein verspätetes und irgendwie an mir völlig vorbeigegangenes „The Grudge“-Sequel, dass die Elemente des J-Horror-Films als Vorlage nimmt und diese in einem wesentlich dramatischen Kontext neu verbratet. Hier stehen nicht der Grusel und Horror im Vordergrund, sondern die unterschiedlichen Charaktere, die von tragischen Ereignissen heimgesucht werden, die aber zu Beginn ja gar nicht so übernatürlich sind. Die Demenz oder Krebstod des Partners, die Behinderung eines Kindes und andere Dinge, mit denen die Protagonisten zu kämpfen haben und die durch die übernatürlichen Ereignisse um einem aus Japan importierten Fluch verstärkt werden. „The Grudge“ wirkt auch erwachsen mit seinen Figuren und dennoch ist der Film leider vor allem eines: ziemlich langatmig und kommt auch nicht vom Fleck. Die Szenen mit dem Rachegeist kennt man bereits und dass diese in einem neuen Kontext eingebettet werden, ändert auch nichts daran, dass der Drops aber sowas von schon gelutscht ist. Ich mag ja das japanische Original-Remake aus dem Jahr 2003 (es gab ja schon einen Film davor) sehr gerne und fand auch das amerikanische Remake durchaus okay, aber der Streifen von Nicolas Pesce ist zwar gut gespielt und sieht auch super aus, aber die ganze Sause mehr in Richtung „True Detective“ zu rücken, tut dem Thema einfach nicht sonderlich gut. Herausgekommen ist ein Film, bei dem Drama, Grusel und auch die unterschiedlichen Handlungsebenen nicht zusammenfinden wollen und der schlicht und ergreifend so nicht funktioniert.
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Mi 11. Mai 2022, 20:02
von jogiwan
Leprechaun

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Irgendwo in North Dakota schafft es der alte Farmer O’Grady einem Kobold einen Sack mit Goldmünzen abzuluchsen und diesen in eine Kiste zu sperren. Doch der Schatz bringt nur Pech und zehn Jahre später kann sich ohnehin niemand an die Sache erinnern, bis der Vater von Tory das alte Farmhaus kauft und das junge Mädchen gemeinsam mit drei jungen Leuten aus der Gegend ahnungslos den boshaften Kobold aus seiner Kiste befreit. Dieser ist auch ziemlich stinkig und will sein Gold zurück, was dazu führt, dass alle Personen die seinen Weg kreuzen ihres Lebens nicht mehr sicher sind.
Die nächste Horror-Reihe, die hier trotzdem noch nicht mal einen Fred hat. Das verheißt ja eigentlich nichts Gutes und „Leprechaun“ entpuppt sich auch als auf ein eher junges Publikum zugeschnittene und ziemlich halbgare Mischung aus Stalking-Slasher, Creature-Feature und Fantasy-Komödie, wobei mehr als ein Schmunzeln absolut nicht drinnen ist. Der kleine Kobold sieht ja eher knuddelig aus und verbreitet mit seiner körperlichen Präsenz auch nicht gerade großen Schrecken. Der Film versucht auch erst gar nicht den Ursprung der irischen Fabelfigur zu erklären, sondern präsentiert diesen als normalste Sache der Welt, wobei man die Sache mit dem Kleeblatt und dem Schuhputz-Tick wohl einfach akzeptieren muss, genauso wie die Tatsache, dass der Leprechaun andauernd Leute killt, die mit seinem Gold ja auch gar nichts zu tun haben. Egal, der Rest ist ebenfalls nicht sonderlich prickelnd und Jennifer Aniston vor der Nasen-OP ist wohl auch nicht sonderlich stolz auf das Teil. Kaum zu glaube, dass es bereits acht Teile von dem Kobold-Schmonz gibt, der mich so gar nicht begeistern konnte. Der Auftakt verheißt jedenfalls nichts Gutes und ich hoffe, dass die nachfolgenden Teile doch etwas besser und harmonischer wirken. So ist die geistige Verwandtschaft von „Troll 2“, den Critters und der „Puppet Master“-Reihe weder gruselig noch witzig oder auf sonstige Weise irgendwie aufregend, sondern einfach nur ziemlich lahm.