Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Euer Filmtagebuch, Kommentare zu Filmen, Reviews

Moderator: jogiwan

Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 40484
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Candyman

01.jpg
01.jpg (32.49 KiB) 336 mal betrachtet
Schön gemachter, sehr modern wirkender Horrorstreifen mit selbstbewussten und erfolgreichen schwarzen Figuren und sehr großen Themen wie Rassismus, Gewalt und Gentrifizierung, die hier von Regisseurin Nia DaCosta mit Hinweis auf den ähnlich lautenden Streifen aus dem Jahr 1992 angerissen werden. Hier geht es um einen aufstrebenden Künstler, der dem „Candyman“ auf die Spur kommt und was im Vorgänger meines Wissens nach als „urbaner Mythos“ deklariert wurde, geht hier dann aber in eine doch etwas andere und weit größere Richtung. Mit seiner in einem künstlerischen Umfeld angesiedelten Geschichte und seinen ernsthaften Figuren ist „Candyman“ mit einem Fuß auch im Arthouse-Drama und die wunderbaren Bilder moderner Kunst und Architektur stehen im ständigen Widerspruch zu den alten gesellschaftlichen Problemen der amerikanischen Gesellschaft, die hier immer wieder in den Fokus gerückt werden. Die Mischung fand ich ausnehmend spannend, genauso wie die originelle Geschichte und ich würde auch nicht meinen, dass sich die Macher an den Themen überhoben haben. „Candyman“ ist meines Erachtens äußerst gelungen, ansprechend und am Puls der Zeit. Tipp!
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 40484
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Nightmare Symphony

01.jpg
01.jpg (55.45 KiB) 323 mal betrachtet
Regisseur Frank LaLoggia fährt in den Kosovo um mit seiner Cutterin Isi in Pristina im Auftrag seines Produzenten seinen neuesten Film fertig zu stellen. Dieser handelt von einem Killer mit Pfauenmaske, der seine Opfer auf grauenhafte Weise quält und ermordet. Doch schon bei der Ankunft prallen unterschiedliche Welten aufeinander und der Amerikaner Frank fühlt sich verloren und von den vielen Leuten bedrängt, die sich von der Bekanntschaft des Regisseurs einen Vorteil erwarten. Später scheinen auch Realität und die Geschichte seines abgedrehten Psycho-Thrillers miteinander zu verschwimmen und Frank hat zunehmend Probleme zwischen beiden Dingen zu unterscheiden, während der Killer aus seinem Film auch in der Realität sein Treiben auf grausame Weise fortführt…

Was soll man sich schon großartig erwarten, wenn man als Lucio Fulci-Hommage ausgerechnet seinen selbst bei Fans umstrittenen „Nightmare Concert“ als Vorbild nimmt und dann noch Regisseur Domiziano Cristapharo neben Daniele Trani am Regiestuhl Platz nimmt, dessen unüberschaubares Output ja auch nicht gerade von frenetischen Lobeshymnen begleitet wird. „Nightmare Symphony“ entpuppt sich ja eigentlich wie erwartet auch rasch als wenig gehaltvolle Nummer, die den Namen Fulci auch nur als verkaufsförderndes Prädikat trägt und ansonsten eher nicht so wirklich prickelnd ausgefallen ist. Positiv sind sicher die Titel-Musik von Fabio Frizzi und die Mitwirkung von Antonio Tentori hervorzuheben, die ja beide mit Fulci zusammengearbeitet haben, aber der Rest ist selbst mit halber Fanbrille leider eher nicht so toll und nach dem ersten Mord, der im schicken Ambiente von „New York Ripper“ inspiriert wurde und durchaus okay inszeniert wurde, geht es in allen Belangen rapide abwärts. Die Story ist lahm, die Effekte billig, die Locations im Kosovo, der Schweiz und Italien wie die Darsteller bunt zusammengewürfelt und finden auch nie harmonisch zueinander. Alles wirkt improvisiert und schlecht erdacht und auch bei den Charakteren greift man neben Frank LaLoggia, der einem irgendwie leid tun kann, wieder einmal ganz tief in die Klischee-Kiste. Bleibt noch der Schmodder, der hier ebenfalls eher kostengünstig realisiert wurde und mehr schlecht als recht in die Haupthandlung integriert werden. Alles in allem lohnt sich „Nightmare Symphony“ mit seiner Billig-Synchro nicht wirklich und schon gar nicht um den Preis um den er aktuell unter die Leute gebracht wird.

Nightmare Concert

02.jpg
02.jpg (32.57 KiB) 323 mal betrachtet
jogiwan hat geschrieben: So 8. Jan 2017, 08:46 Über „Nightmare Concert“ liest man eher selten etwas Gutes und so originell die Idee Fulcis erscheint, sich selbst und die Auswirkung seines Horror-Schaffens in den Vordergrund eines späten Schaffenswerkes zu stellen, so dürftig und langweilig ist leider diese schmoddrige Werkschau der italienischen FX-Kiste ausgefallen. Fulci nur auf seine Gore-Werke zu reduzieren ist ja ein Missstand, gegen den solche Foren wie hier ja überhaupt erst gegründet wurden, doch wie soll man als Fan seiner extravaganten Giallo-Werke und atmosphärischen Zombiefilme diesem weitläufigen Vorurteil begegnen, wenn Fulci sich ironisch schmunzelnd und schelmisch selbst auf diese Weise präsentiert und derartige Ressentiments auch noch zu bestätigen scheint. Der Witz zündet jedenfalls nicht wirklich und die Rahmenhandlung über einen Regisseur der durch die ständige Konfrontation mit Gewalt den Verstand zu verlieren scheint und dann noch in die Fänge eines gewaltbereiten Psychiaters gerät dient ja auch nur ein loser Aufhänger um die Gore-Effekte aus sechs Filmen aus dem damalig zeitnahen Produktionsumfeld von Fulci nochmals einer Zweitverwertung zuzuführen. Dabei geht es teils augenzwinkernd zur Sache und „Nightmare Concert“ ist wohl auch zu keiner Sekunde so richtig ernstgemeint, doch der ganze Streifen zeigt weniger die ironische Auseinandersetzung mit dem eigenen kreativen Schaffen, sondern viel eher Fulcis kaufmännisches Talent und die Bedürfnis auch aus unterdurchschnittlichen Werken noch den letzten Euro rauszuholen.
Gestern brav nach Domiziano Cristopharos und Daniele Tranis ausgerufener Fulci-Hommage namens "Nightmare Symphony" noch das Vorbild geschaut und die obigen Eindrücke wurden ja wieder einmal mühelos bestätigt. Mehr schlecht als recht quält sich Lucio Fulci als gebeutelter Regisseur durch die Rahmenhandlung, in die dann die Schmodder-Szenen aus anderen Filmen integriert werden. Leider macht das aber alles keine Spaß und auch wenn der rote Lebenssaft in alle Richtungen und bis zur Decke spritzt, wirkt das aus dem Zusammenhang gerissen bald einmal fad und langweilig. Für angehende FX-Künstler, findige Produzenten und Gorehounds mag so etwas ja noch irgendwie eine Berechtigung haben, aber als eigenständiger Spielfilm scheitert "Nightmare Concert" ja meines Erachtens doch ziemlich gewaltig.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 40484
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Texas Chainsaw Massacre

01.PNG
01.PNG (152.12 KiB) 314 mal betrachtet
Jahrzehnte nach dem Massaker in Texas, bei der nur Sally die Angriffe von Leatherface überlebte, schwebt der Geist des grausamen Verbrechens noch immer über dem sonnigen Staat und seiner bisweilen etwas seltsamen Bevölkerung. Davon unbeeindruckt versuchen Melody und Dante und ihre idealistischen Followers den Versuch eines Neustarts und kaufen mit Investoren eine verlassene Stadt, die revitalisiert und zum hippen Treffpunkt werden soll. Die groß geplante Auftaktveranstaltung wird jedoch durch die Anwesenheit einer alten Dame gestört, die partout das von ihr geführte Waisenhaus nicht verlassen möchte. Als es zur Konfrontation kommt und die ältere Dame einen Herzinfarkt erleidet, mischt sich auch der letzte Schützling des Hauses ins Geschehen, der nur darauf wartet, die Kettensäge nach 48 Jahren wieder auszupacken…

Gar nicht gewusst, dass hier schon wieder ein TCM-Teil in den Startlöchern steht, den sich Netflix geschnappt hat und bei dem auch Fede Alvarez beim Drehbuch seine Finger im Spiel hat. Der Streifen unter der Regie von David Blue Garcia ist auch durchaus eine gorige Sache, die sich nicht plump am Original vergreift, sondern die Geschichte weiterführt und wie aktuell üblich ein modernes Update verpasst. Hier sind es eine Gruppe von Bobos, die samt einem Bus voller Influencer mit der Kettensäge Bekanntschaft macht. Natürlich hat der aktuelle Streifen nicht die Intensität des Originals, aber dafür ein paar sehr harte Momente und das Massaker im Titel ist hier ebenfalls nicht nur ein loses Versprechen. Statt der flirrenden Hitze gibt es hier ein Finale im Donnerwetter und bei einer jetzt schon ziemlich legendären Szene musste ich als Sozial-Media-Skeptiker doch auch ziemlich schmunzeln. Die Geschichte in Anlehnung des Streifens aus dem Jahr 1974 geht jedenfalls klar, die Figuren werden ernstgenommen und selbst der manchmal etwas sterile Look des in Bulgarien gedrehten Flicks fällt meines Erachtens nicht sehr so ins Gewicht. Weniger gefallen haben mir hingegen das unvermeidlich offene Ende und die Tatsache, dass der von Kugeln und sonstigen Zeugs getroffene Leatherface einfach zu oft wieder aufsteht, obwohl er bereits mehrfach tot sein müsste. Aber so ist es nun einmal im Genre des Fortsetzungs-Horrors und wer mit sehr hartes Popcorn-Kino mit altbekannten Motiven und ohne Anspruch auf Originalität keine Probleme hat, wird hier auch sehr gut bedient.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 40484
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Töte mich nicht

01.jpg
01.jpg (29.73 KiB) 303 mal betrachtet
Die junge Mirta ist völlig in Robin verschossen, der jedoch Drogen nimmt und von einer latenten Todessehnsucht ergriffen ist. Kurz nachdem beide an einer Überdosis sterben, erwacht Mirta jedoch in ihrem Grab und versteht die Welt nicht mehr. Zuhause ist sie nicht mehr willkommen und sie bemerkt auch einen Hunger auf Menschenfleisch, den sie nicht unterdrücken darf, da sie ansonsten zu verwesen beginnt. Mirta begibt sich auf eine Odyssee in eine unbekannte Zukunft, ermordet Männer, wird von einer Gruppe Männern verfolgt und erhält wenig später Hilfe von Sara, die ebenfalls eine von den sogenannten Über-Toten ist und mit praktischen Tipps zur Seite steht. Mirta will jedoch mehr wissen, mehr über ihre Situation, ihre Verfolger und die Rolle von Robin, in dessen Grab ebenfalls keine Leiche zu finden ist…

Italienische Mischung aus Horror, Teenie-Drama und Mystery, der zwar optisch recht gut daherkommt, aber inhaltlich doch auch etwas verworren und stets zu bekannt daherkommen. In „Töte mich nicht“ werden bekannte Motive des Teenie-Horrors der letzten Jahre miteinander zu einer neuen Mischung vermischt, die doch etwas viel auf einmal wirkt. Etwas „Twilight“, etwas Zombie-Mythos aus anderer Perspektive mit einer großen Portion Teen-Angst und einer Prise Verschwörung, wobei kaum etwas in seinem Verlauf so richtig ausformuliert wird. In knapp neunzig Minuten wirkt das auch alles etwas viel, wobei die Figur der Mirta zudem für meinen Geschmack auch stets zu oberflächlich abgehandelt wird und bei mir der Eindruck entsteht, als wäre das Serienformat bei der Fülle an Dingen vielleicht besser gewesen wäre. Als Identifkationsfigur wirkt Mirta dann auch nicht wirklich liebenswert, genauso wie ihre Rolle vom schüchternen Mädchen zum Racheengel nie so richtig nachvollziehbar bleibt. Die Ereignisse in „Töte mich nicht“ werden fast schon überstürzt abgehandelt und die leisen und lauten Momente und auch der Rest wollen nicht so richtig zueinander finden, auch wenn es zwischenzeitlich durchaus auch mal schmoddrig zur Sache geht. Gepackt hat mich das alles nicht und irgendwie hat man auch gleichzeitig stets das unbestimmte Gefühl, alles schon irgendwann mal gesehen zu haben. Zurück bleiben also eher ein zwiespältiger Eindruck und ein Film mit überladener Story, dem etwas weniger wohl durchaus gut getan hätte. Die Zeiten des Plagiatskinos sollten ja eigentlich längst Vergangenheit sein und irgendwie auch schade dass auch nachfolgende Generation an italienischen Regisseuren insbesondere bei Netflix-Produktionen lieber auf altbewährte und ausgelutschte Zutaten setzen, als irgendwie auf Originalität zu setzen und dem Ganzen einen eigenen Stempel aufzudrücken.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 40484
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Blood Fest

01.jpg
01.jpg (66.28 KiB) 288 mal betrachtet
Der Vater von Dax ist Psychologe und hasst alles in Zusammenhang mit Horrorfilmen, seit einer seiner Patienten seine Frau vor den Augen seines Kindes ermordet hatte. Dennoch entwickelt Dax über die Jahre ein Faible für Filme aus dem Genre und fiebert auch dem sogenannten „Horror Fest“ entgegen, das als gigantisches Festival alles abfeiern soll, was Rang und Namen hat. Als der Vater davon erfährt, zerschneidet er kurzerhand das Ticket und dennoch gelingt des dem jungen Mann am besagten Tag aufs Gelände zu kommen. Was als große Party beginnt, kippt jedoch rasch ins Gegenteil, da der Veranstalter seine eigenen Pläne verfolgt und Dax und seine Freunde finden sich wenig später am hermetisch abgeregelten Gelände in einem Horrorfilm-ähnlichen Szenario, aus dem es scheinbar kein Entrinnen gibt…

„Blood Fest“ wäre wohl gerne die ultimative Persiflage auf Horrorfilme, -Conventions und -Fans, dass sich hübsch überzeichnet und sympathisch über Klischees und Regeln des Genres lustig macht. Dazu gibt es nette Figuren mit Wiedererkennungswert, lustige Einfälle und auch jede Menge roten Lebenssaft, der über die Leinwand spritzt. Leider mutet das Drehbuch dem Zuschauer aber nicht nur eine, sondern gleich mehrere Wendungen zu viel zu und in der Fülle der turbulenten Ereignisse ist das alles leider doch etwas arg viel, dass der Zuschauer hier einfach akzeptieren muss. Irgendwie schade, weil die Ansätze hier wirklich gelungen scheinen, aber „Blood Fest“ ist weder sonderlich witzig und versucht auch ständig alles und jeden unter einen Hut zu bringen und noch eine Wendung aus dem Ärmel zu zaubern, was ab einem gewissen Zeitpunkt mühsam wirkt. Gerne würde ich den Streifen auch besser finden, als ich bei der Sichtung tat und ich will den Machern auch nicht unrecht tun, aber so zwangsoriginell wie das alles daherkommt, ist das weniger eigenständig und unterhaltsam als krampfhaft und bemüht. Eher mehr ein Zugeständnis an die selbsterklärten und nicht minder selbstverliebten Horror-Nerds mit ihren ach so umfangreichen Wissen, weil man alle Halloween- Und Freitag-der-13.-Filme gesehen hat. So bleibt ein Film den man zwar gucken kann, aber beim Versuch der sprichwörtlichen „eierlegenden Wollmilchsau“ einer Horrorkomödie ist nicht nur der Humor und die Logik, sondern auch der Unterhaltungswert verloren gegangen. Irgendwie schade.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 40484
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Heile Welt

01.jpg
01.jpg (25.66 KiB) 270 mal betrachtet
Klaus und Jolly sind beste Freunde und vertreiben sich die Zeit im Grazer Stadtpark mit kleineren kriminellen Handlungen und komasaufen. Während Klaus aus einem reichen Elternhaus kommt, in denen Lieblosigkeit und Handgreiflichkeiten an der Tagesordnung stehen, wurde Jolly von seiner überforderten Mutter ins Internat gesteckt. Als die Beiden gemeinsam mit ihrer Freundin mitten in der Nacht von der Polizei aufgegriffen werden, kommt es zum Eklat und die Jugendlichen flüchten mit einem gestohlenen Auto in eine vermeintlich bessere Zukunft. Doch das Schicksal meint es weniger gut den Heranwachsenden und wenig später wartet bereits ein weiterer Schicksalsschlag auf die die Beiden.

Jakob M. Erwa hat mit „Heile Welt“ einen Film über kleinkriminelle Jugendliche im beschaulichen Graz geschaffen, der auf den ersten Blick doch etwas plump und plakativ daherkommt. Doch nach dem eher seltsam anmutenden Auftakt mit seinen eher unsympathisch erscheinenden Jugendlichen wirft „Heile Welt“ in seinem weiteren Verlauf einen vielschichtigen Blick auf zwischenmenschliche Tragödien und beleuchtet die familiären Hintergründe der Heranwachsenden. In nüchternen und eher farbarmen Bildern erzählt er eine Geschichte von Menschen, die in einem lieblosen Umfeld existieren und ihre Empfindungen an die nächste Generation weitergeben. Dabei wirkt der weitere Handlungsstrang um eine osteuropäische Prostituierte aber zugegeben wie ein Fremdkörper und passt auch nicht wo wirklich zum Rest, wobei man das noch durchaus verzeihen kann. Für ein Low-Budget-Debüt eines jungen Regisseurs ist „Heile Welt“ mit seiner verschachtelten Erzählstruktur ja durchaus interessant, überraschend freizügig und spannend ausgefallen, wobei man als Grazer Zuschauer natürlich etwas befangen ist, wenn man die Schauplätze kennt. Doch Erwa macht vieles richtig und nur wenig falsch, wobei man auch berücksichtigen muss, dass hier vermutlich mit viel, viel mehr Ambitionen als verfügbaren Geld zu Werke gegangen ist. Interessantes Debüt mit kleineren Schwächen, aber meines Erachtens durchaus gelungen und auf jeden Fall wesentlich besser als die völlig plakativen Werke eines Larry Clark.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 40484
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Reeker

01.jpg
01.jpg (52.53 KiB) 258 mal betrachtet
Kein Genre ist wohl so abgegrast, wie das des Slasherfilms und daher bin ich auch immer froh, wenn Filme daherkommen, die zumindest versuchen dem Ganzen noch irgendwie neue Impulse zu verleihen. In „Reeker“ geraten ein paar junge Menschen auf dem Weg zu einem Rave in einer Wüste an einen übernatürlichen Killer, der sich mittels bestialischen Gestankes ankündigt. Das klingt jetzt erst einmal etwas doof und ist es auch, aber ansonsten ist der eher durchschnittliche Streifen eigentlich ganz gut guckbar und bietet eine nette Wüsten-Atmosphäre und eine Prise Mystery, ehe den Zuschauer am Ende eine kleine Überraschung erwartet. Der gorige Auftakt hat zwar nicht wirklich was mit dem Rest zu tun und der größte Fan von übernatürlichen Monstern bin ich auch nicht, aber mit etwas Wohlwollen lässt sich der Indie-Horrorstreifen doch recht gut gucken. Kein Highlight, kein Lowlight, sondern irgendwo dazwischen für den kleinen Snack zwischendurch. Ich hab „Reeker“ ja jahrelang ignoriert, obwohl der mir oft unter die Finger gekommen ist und jetzt mal für einen Euro mitgenommen und nicht bereut.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 40484
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Ab in die Ewigkeit

01.jpg
01.jpg (36.15 KiB) 246 mal betrachtet
jogiwan hat geschrieben: Sa 12. Okt 2013, 10:28 Kleiner, aber sehr feiner Slasher mit "Unsere kleine Farm"-Bratze Melissa Sue Anderson, die hier den psychisch labilen und extremen Schuldgefühlen vorbelasteten Teenager Ginny gibt, der nach dem Verschwinden von ein paar Freunden nicht mehr zwischen Realität und Traum unterscheiden kann. Weder Hauptdarstellerin noch der Zuschauer können sich dabei sicher sein, ob die Handlung auf der Leinwand tatsächlich der Wahrheit entspricht und am Ende gibts auch noch die obligatorische Überraschung. Zwar macht J. Lee Thompson dabei auch nicht viel anders, als die anderen Slasher-Regisseure dieser Epoche, aber "Happy Birthday to me" hat einfach eine nette Atmosphäre, flottes Erzähltempo, eine unvorhersehbare Geschichte und annehmbare Knallchargen für die Bodycount-Liste. Um es mit den Worten eines geschätzen Foren-Users zu beschreiben: guckt sich gut wech!
Gestern die neue Blu-Ray geguckt und neuerlich für sehr gut befunden, auch wenn die knapp 110 Minuten Laufzeit vom durchschnittlichen Slasher-Konsumenten doch etwas mehr Sitzfleisch als üblich erfordern. Die Geschichte ist hübsch erzählt, die Figuren okay und irgendwie ist "Ab in die Ewigkeit" schon einer der besseren Filme aus der Zeit. Die reichen und verzogenen Kids eignen sich ja auch bestens für den Bodycount und bei der Kreativität der Morde hat man sich ebenfalls Mühe gegeben. Nach all den Jahren hatte ich auch die Auflösung falsch in Erinnerung und bin hübsch überrascht worden. So muss das sein. Ein schwer unterhaltsamer Film aus der Slasher-Oberliga!
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 40484
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Die Letzte Rache

01.jpg
01.jpg (22.27 KiB) 230 mal betrachtet
Der sogenannte Herrscher lebt in einem Schloss in der Wüste und hat seine Kinder verstoßen, die sich ineinander verliebten. Während diese in der Hitze mit dem Tode kämpfen erreicht der Weltenkenner den Ort und wird von Herrscher zu einem Spiel gefordert. Der Weltenkenner soll ihm einen neuen Erben beschaffen, doch der Wettkampf zwischen dem Schönling, dem Starken und dem Klugen endet im Fiasko. Rasch greift der Weltenkenner selbst nach der Macht und wird vom Herrschen ins Gefängnis gesteckt. Dort geht die turbulente Reise weiter, als der Weltenkenner auf einen verrückten Wissenschaftler trifft und auch die leiblichen Kinder haben noch ein gewichtiges Wörtchen mitzureden…

Eigentlich will man ja nicht mit den Usern dieses Forums schimpfen wolle, aber wie kann es sein, dass so ein Film wie „Die letzte Rache“ noch keinen Fred hat und man auch erst durch andere Seiten im Internet auf den Film aufmerksam werden muss? Eine Mischung aus Fantasy, Drama und Musikfilm als Hommage als expressionistische Stummfilm-Werke wie „Das Cabinett des Dr. Caligari“ und „Metropolis“ mit der Musik von „Der Plan“ und einem völlig entrückten Erwin Leder, der hier wie von Sinnen agiert. Das ist manchmal anstrengend, dann wieder völlig theatralisch, spannend und mit einem Fuß im Trash, während die ganze Zeit auf so etwas wie Zuschauerbefindlichkeiten und Sehgewohnheiten kaum Rücksicht genommen wird. Da geht es dann auch gar nicht mehr darum, wie man den Streifen mit seinem sperrigen Inhalt findet und deutet, sondern kommt als Zuschauer aus dem Staunen irgendwie nicht mehr heraus und wundert sich gleichzeitig, was es an deutschen Filmgut nach all den Jahren irgendwie immer noch zu entdecken gibt. Noch dazu wurde „Die letzte Rache“ ja auch ganz ordentlich auf DVD veröffentlich und dennoch hat es viel zu viele Jahre gedauert, bis der Streifen zu mir gefunden hat. Wer schräge und ungewöhnliche Filme schätzt, kommt an dem Werk eigentlich auch nicht vorbei und sollte sich schleunigst den Film beschaffen, solange er noch regulär erhältlich ist.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 40484
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

The Old Ways

00.PNG
00.PNG (154.56 KiB) 211 mal betrachtet
Nach einem Besuch ihrer alten Heimat in Mexiko findet sich die amerikanische Journalistin Christine gefangen in einem abgelegenen Haus wieder. Sie soll laut ihrer Cousine Miranda in einer Höhle einem Dämon begegnet sein, der von der resoluten und selbstbewussten Frau Besitz ergriffen haben soll und der von einer Hexe ausgetrieben werden soll. Doch Christina glaubt nicht an solche Dinge und versucht sich aus ihrer Lage zu befreien. Angst, Aberglaube, Abgeschiedenheit und auch ihre Drogensucht sind jedoch keine gute Mischung und schon bald geschehen seltsame Dinge, die Christina zunehmend an ihrer Wahrnehmung zweifeln lassen...

Auf authentisch-ethno gestrickter und im Spannungsfeld von Tradition und Moderne agierender US-Horror über eine Journalistin, einem Exorzismus und jeder Menge mexikanischem Aberglauben, der eigentlich recht kurzweilig daherkommt und sich auch nicht lange mit Nebensächlichkeiten aufhält. Dabei ist die Geschichte zuerst etwas vage gehalten und man weiß nicht so recht, ob die Ereignisse jetzt tatsächlich passieren oder mit der Sucht der Protagonistin zusammenhängen. Das Thema Exorzismus und Aberglaube sind jetzt auch nicht so meins und Schlangen, Ziegen und Hähne in dem Zusammenhang wirken auch arg ausgelutscht. Dennoch guckt sich „The Old Ways“ aber ganz gut und der beschränkte Handlungsort und die Darsteller fand ich eigentlich ganz gut. Das Drehbuch nimmt zwar lediglich altbekannte Motive, aber schafft es doch, diese recht passabel neu zusammen zu tackern. Aus der Ecke hat man jedenfalls schon viel Schlechteres und Tendenziöseres gesehen und gegen Ende gibt es ja noch ein paar nette Überraschungen. Alles in allem etwas überdurchschnittliche Unterhaltung aus einer Ecke, die in den letzten Jahren für mein Empfinden wohl einfach nur zu sehr abgegrast wurde.
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Antworten