buxtebrawler hat geschrieben:ugo-piazza hat geschrieben:Ich kann den Gedankengang sehr wohl nachvollziehen. Allerdings kann ich die heikleren Italos jenes Genres nun wahrlich nicht ernstnehmen, wenn Merli sein Gegenüber mit Ohrfeigen zudeckt, sollten Chips und Bier nicht weit sein. Wobei sicherlich auch der räumliche (Italien -> Deutschland) und zeitliche (35 Jahre) Abstand dazu beiträgt, diese Filme nicht allzu ernst zu nehmen. Diesbezüglich ist der brasilianische "Blutbestie von Rio" von 1979, also zu einer Zeit entstanden, in der das Land diktatorisch regiert wurde, wahrlich erheblich problematischer.
Gut, ernstgemeinte Filme nicht ernstzunehmen, wäre dann ja fast das, was ich mit "Trash-Aspekten" meinte. Trotzdem stoßen mir Filme mit reaktionärer Aussage auch mit zeitlichem Abstand schon noch sauer auf und ich glaube schon, dass solche Filme durchaus die öffentliche Meinung beeinflussen und gewisse Dinge salonfähig machen können. Und Polizeigewalt war und ist auch in Italien ein Thema.
Keine Frage. Und ich denke durchaus, dass man diese Filme damals aus einem kommerziellen Interesse gedreht hat, was natürlich den Rückschluss zulässt, dass die These, die Polizei müsse nur mal hart durchgreifen, Bürgerrechte eingeschränkt werden etc., in der Bevölkerung viel Zuspruch gehabt haben dürfte.
Ich empfehle diesbezüglich, Vanzinas "Das Syndikat" zu schauen, der sich der Thematik mit der nötigen Ambivalenz nähert. Rosatis "Stadt in Panik" dürfte dir eher nicht gefallen...
Dass ich viele 70er-Italos nicht zu ernst nehme, hat auch damit zu tun, dass die Storys häufig Logiklöcher galaktischen Ausmaßes aufwiesen. So kann man tatsächlich existente Probleme halt nicht ernsthaft angehen.
Tatsächlich wirkt Merli auf mich häufig schon eher comichaft. Und als "guilty pleasures" lasse ich im Film vieles durchgehen, was real völlig indiskutabel wäre.