Suicide
Ein Pärchen mit einer Videokamera bietet über eine Webseite selbstmordgefährdeten Menschen den zweifelhaften Dienst an, diese bei ihrem letzten Schritt im irdischen Leben zu begleiten. Und so begegnen die Beiden verschiedenen Menschen, die aus unterschiedlichen, meist nicht ganz klaren oder ausformulierten Gründen aus dem Leben scheiden können. Damit das Filmmaterial zu einem späteren Zeitpunkt aber auch an ein sensationslüsternes Publikum vermarktet werden kann, müssen die Bilder auch entsprechend drastisch sein und schon wenig später begnügt sich der Mann nicht mehr nur mit der Rolle des passiven Zuschauers…
Bei deutschen Filmen zum Thema Freitod denkt man wohl als Erstes an Jörg Buttgereits „Der Todesking“, in dessen Fußstapfen wohl der Regisseur Raoul W. Heimrich im Jahre 2001 treten wollte und ebenfalls einen verstörenden Beitrag dazu abgeliefert hat. Mit rohen, verwackelten und größtenteils unkommentierten Bildern, Amateur-haften Video-Look und im Mockumentary-Style begleitet hier ein Pärchen aus moralisch verwerflichen Gründen Selbstmörder auf ihren letzten Weg um das Material zu einem späteren Zeitpunkt zu vermarkten. Dabei treffen die Beiden vom biederen Angestellten, den Krebskranken im Endstation und etwas zu theatralischen Gothic über Teenies und Leuten aus dem Drogenmilieu bis hin zu allerlei anderen Gestalten, die aus unterschiedlichen und nicht immer ganz ausformulierten Gründen mit ihrem Leben Schluss machen können. Naturgemäß bietet „Suicide“ auch einige drastische Bilder, auch wenn auf Blut und Schmodder größtenteils verzichtet wird und die Thematik in der Kombination mit einer vermeintlichen Authentizität alleine schon ausreicht um vielen Zuschauern den Schauer auf den Rücken zu lassen. Ich hab den Streifen vor vielen Jahren schon einmal gesehen und fand den seinerzeit etwas ambivalent, da ich zwar den Ansatz interessant finde, aber die Rahmengeschichte mit dem Pärchen inklusive der Kritik an neuen Medien doch etwas zu oberflächlich behandelt werden und es bei der Figurenzeichnung auch nicht schwer ist als Zuschauer die notwendige Distanz zu wahren. Angenehm ist „Suicide“ aber sicher nicht zu betrachten, aber dennoch ist es verwunderlich, dass Heimrichs kontroverser und unbequemer Schocker hierzulande trotzdem kaum jemand zu kennen scheint.
Dad's Dead
Als der Fernseher der Familie Brahms eines Abends völlig den Geist aufgibt, beschließt der biedere Familienvater gemeinsam mit seiner Tochter am darauffolgenden Tag im örtlichen Mediamarkt einen Neuen zu besorgen. Da zur gleichen Zeit eine Reihe von Kindern als vermisst gemeldet und gesucht werden, hält Hannes Brahms im weitläufigen Elektro-Markt auch ein besonderes Auge auf seine Tochter Maria, die wenig später aber dennoch zwischen den unzähligen Regalreihen spurlos verschwunden ist. Die seltsam agierenden Angestellten, sowie die Polizei sind keine große Hilfe und als Maria über längere Zeit verschwunden bleibt, macht sich Brahms alleine auf die Suche und der Weg führt in geradewegs wieder in den Media Markt, in dem offensichtlich nicht mit rechten Dingen zugeht…
„Dad’s Dead“ ist ein knapp 35minütiger Kurzfilm aus dem Hause der österreichischen Produktionsfirma Superfilm, der seinerzeit als Kooperation mit Media Markt entstanden ist und dort als Werbeaktion gratis verteilt wurde. Interessant ist der Streifen aber auch deswegen, da sich David Schalko für das Drehbuch verantwortlich zeigt, der sich mittlerweile als Regisseur und Autor von Serien wie „Braunschlag“ und „Altes Geld“ von sich reden macht und in die TV-Oberliga aufgestiegen ist. „Dad’s Dead“ geht aber eher in eine andere Richtung und präsentiert mit Anleihen im Mystery-Genre und bei David Lynch einen braven Familienvater in einer persönlichen Ausnahmesituation, der mit allerlei seltsamen Figuren und Ereignissen konfrontiert wird, ehe der Streifen am Ende eine unerwartete Wendung nimmt. Da Media Markt das Ganze mitfinanziert hat, ist es natürlich nicht verwunderlich, dass der Laden im Verlauf der Handlung prominent platziert ist und ein Großteil der Handlung auch im damals größten Media Markt gedreht wurde, was jedoch nicht als störend oder gar aufdringlich empfunden wird. Bei den Darstellern und dem Look gibt es auch nicht viel zu meckern und „Dad’s Dead“ hätte seinerzeit auch genauso gut in der vom ORF produzierten und eher mittelprächtigen Mystery-Serie „8 x 45“ laufen können, die ungefähr im gleichen Zeitraum entstanden ist. Als Werbeaktion geht der Kurzfilm auch in Ordnung, selbst wenn man sich keinen großen Wurf erwarten sollte. Technisch in Ordnung, inhaltlich eher weniger überraschend ist Christopher Schiers System-erhaltender Mystery-Kurzfilm auch eher für Grusel-Anthologien-Fans und für die Abende, an der die verbleibende Zeit nicht mehr für einen ganzen Film ausreicht.