österliche Nekro-Double:
Nekromantik
Robert arbeitet bei einem Reinigungsunternehmen, das nach Todesfällen aufräumt und ist dadurch tagtäglich mit unschönen Dingen konfrontiert. Doch das kommt dem introvertierten Mann sogar entgegen, da er und seine Freundin Betty eine morbide Vorliebe für Leichen und deren Teile haben. Als Robert eines Tages einen Leichnam aus der Firma entwendet und mit in die gemeinsame Wohnung nimmt, beginnt eine unselige Dreiecksbeziehung, die jedoch endet, als Robert seinen Job verliert. Betty verlässt ihn mit der verwesenden Leiche um anderswo glücklich zu werden und auch seine Versuche mit viel Alkohol, Sex und Gewalt Zerstreuung zu finden, schlagen fehl. Als er am Tiefpunkt seines Lebens angekommen ist, entschließt er sich zu einem drastischen Schritt um in einem Akt der totalen Leidenschaft seine große Liebe wieder zurückzugewinnen.
Jörg Buttgereits kontroverser Low-Budget-Streifen „Nekromantik“ polarisiert ja schon seit seinem Erscheinen im Jahr 1987 das Publikum und anhand des Themas und der zeigefreudigen Darstellung liegt es auf der Hand, dass es sich hier um keinen Film für die breite Masse handelt. Bei Bildern von sexuellen Akten mit verwesenden Leichen und dem Schlachten eines Kaninchens wird schon ein guter Magen verlangt und dennoch ist „Nekromantik“ eine dieser wenigen filmischen Herausforderungen, der man sich durchaus stellen mag. Was man bei den drastischen Bildern, manchem nicht ganz so gelungenen Moment zu Beginn und den herben Spezialeffekten ja leicht übersieht ist die durchaus interessante Herangehensweise an ein absolutes Tabu-Thema, ein tiefschwarzer Humor und künstlerisch spannend gestaltete und entrückte Momente, in denen ein morbider Geist beschworen wird. Klar geht es hier in erster Linie um den Tabubruch und die damit verbundene Aufmerksamkeit, aber Jörg Buttgereit ist kein Amateur-Filmer aus der Fremdschäm-Ecke, sondern durchaus ein guter Mann, der auch weiß was er tut. Das ist aber auch dem Zuschauer angeraten, aber wenn ein berüchtigter Titel wie „Nekromantik“ im Player landet, dann kann man wohl jeder erahnen, dass hier kein handelsüblicher Horrorstreifen zu erwarten ist.
Nekromantik 2
Nach dem Selbstmord des nekrophilen Robert wird dessen Leichnam von der Krankenschwester Monika ausgegraben, die dieselbe fragwürdige Leidenschaft für tote Körper ihr Eigen nennt. Sie nimmt den verwesenden Körper mit nach Hause, reinigt ihn und lebt mit ihm fortan wie in einer Beziehung zusammen. Als Monika eines Tages von dem Mark angesprochen wird und so etwas wie eine neue Liebesgeschichte entsteht, ahnt der Synchronsprecher jedoch nichts von der Vorliebe seines Dates. Als Mark nach einer gemeinsam verbrachten Nacht im Kühlschrank von Monika ein Teil von Roberts konserviertem Körper findet, kommt es zum ersten Bruch und auch der Versuch, sich wieder mit ihr zu versöhnen, bleibt nicht ohne tragische Konsequenzen…
Der 1991 entstandene „Nekromantik 2“ ist ja auch deswegen unrühmlich bekannt, da eine Vorstellung des Streifens im Münchner Werkstattkino – der Platz unseres diesjährigen Forentreffens – unterbrochen werden musste und die Filmkopie quasi aus dem Projektor beschlagnahmt wurde. Im Gegensatz zum ersten Teil entstand um den Nachfolger auch eine entbehrliche Kontroverse zum Thema Gewaltdarstellung und Jörg Buttgereit und sein Streifen wurden zum Ziel von deutschen Zensoren. Durch die besseren Produktionsbedingungen wirkt der Nachfolger des Underground-Streifen über das Tabu-Thema Nekrophilie auch weniger entrückt als der Vorgänger und ist auch ein herbes Stück Underground-Kino, dass dem Zuschauer so einiges abverlangt. Dennoch ist „Nekromantik 2“ kein handelsüblicher Horrorstreifen mit Gewaltdarstellungen am laufenden Band, sondern eher ein etwas experimentelles, eher unaufgeregt erzähltes Drama mit drastischen Bildern und schöner Piano-Musik über eine junge Frau und ihre Vorliebe zu toten Körpern, die naturgemäß in einer Tragödie enden. Ein guter Magen ist aber auch hier wieder Voraussetzung und wie schon im Vorgängen gesellen sich zu den gelungenen FX auch Tiersnuff in Form eines Autopsie-Videos, dass seine Wirkung ebenfalls nicht verfehlt. Ein herber Trip in die Abgründe von Sex und Gewalt, bei der man sich aber auch gut vorstellen kann, wie sich sein sympathischer Macher angesichts entsetzter Blicke des Publikums auch schelmisch ins Fäustchen lacht.