Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

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Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Mary & Max

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Mary ist ein achtjähriges Mädchen, dass in Australien der Siebziger zwischen ihren distanzierten Vater und ihren Alkoholiker-Mutter heranwachst und unter der Tatsache zu leiden hat, dass niemand mit ihr befreundet sein möchte und ihre zahlreichen Fragen beantworten kann oder möchte. Ein paar tausend Kilometer weiter in New York hat der schwer neurotische und Mittvierziger Max ähnliche Probleme, die dazu führen, dass er sich immer mehr von seiner Umwelt abkapselt. Durch einen Zufall schreibt Mary dem ihr unbekannten Max einen Brief voller Fragen, der bei dem Mann erst einmal eine existenzielle Krise auslöst. Doch Max fasst sich ein Herz und schreibt einen Brief zurück und es entsteht eine durchaus ungewöhnliche Brieffreundschaft, die das Leben beider über viele Jahre nachhaltig beschäftigen und verändern wird…

Während der Sichtung von „Mary & Max“ kam mir ja mehrmals „Die fabelhafte Welt der Amelie“ in den Sinn, in dem zu Beginn die Welt aus der Sicht der jungen Amelie und ihrem schrägen Umfeld zu bewundern ist. Wenn man dieses hernimmt, alles Schöne und die Farben weglässt, daraus einen Animationsfilm macht und die Skurrilität um ein Vielfaches steigert kommt wohl ungefähr das raus, was den Zuschauer mit dem australischen Streifen „Mary & Max“ erwartet. Hier gibt es tragische Schicksale, Neurosen, bizarre Todesfälle und Figuren, die ständig zwischen Verzweiflung, Unverständnis für die Welt und Suizid pendeln. Obwohl der Inhalt im Grunde schwere Kost ist, macht Regisseur Adam Elliot daraus aber einen fantasie- und humorvollen Streifen und jedes noch so trauriges Ereignis wird mit Galgenhumor und detailfreudiger Ausstattung kompensiert. Herausgekommen ist ein bizarrer und sehr ungewöhnlicher Streifen über eine seltsame Brieffreundschaft von zwei noch seltsameren Figuren, die sich aber von dem Leben dennoch nicht unterkriegen lassen. Das Leben ist nun einmal schlecht, ungerecht und gemein und dennoch muss man diese Tatsache wohl nicht auch noch so in den Vordergrund stellen. Mir als bekennender Optimist und lebensfroher Mensch waren die Ereignisse dann aber auf Dauer fast doch eine Spur zu bemüht auf düster, negativ und destruktiv gestrickt und der Streifen mit seinen psychisch erkrankten Protagonisten ist meines Erachtens auch einen Ticken zu lange ausgefallen. Fans von animierten Streifen über ungewöhnliche Figuren mit Lust auf eine große Portion Weltschmerz sollten sich diesen ungewöhnlichen Streifen aber dennoch keinesfalls entgehen lassen.

Das Geheimnis von Kells

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Der junge Waise Brandon lebt im Irland des 9. Jahrhunderts in einem Kloster, dass von seinem Onkel, dem Abt von Kells und einer gigantischen Mauer geschützt wird. Obwohl im sein Onkel jegliche Abenteuer verbieten, ist Brandon ein kleiner Draufgänger und lauscht auch gebannt den Geschichten der älteren Buchmaler, die von einem mysteriösen Buch erzählen, die von Menschen mit besonderen Fähigkeiten gestaltet werden und „Licht“ in die Welt bringen. Als eines Tages einer dieser sagenumwobenen und von Nordmännern verfolgte Maler mit dem unvollendeten Buch im Kloster auftaucht, wird Brandon von diesem in seine Arbeit eingeweiht und der Junge entpuppt sich als großes Talent, der auch in schwierigen Zeiten mit seiner Mut und Entschlossenheit allen Widrigkeiten entgegenstellt um das Buch weiter zu vollenden.

Das sogenannte Buch der Kelten, bzw. „Book of Kells“ oder auch „Leabhar Cheanannais“ aus dem achten Jahrhundert ist laut Wiki „das überragende Beispiel insularer Buchmalerei“, von dem einige Seiten auch im Dubliner „Trinity College“ ausgestellt werden. Diese Seite mit religiösen Darstellungen vorchristlicher Mythologie und keltischen Motiven und Verzierungen ist in Irland auch sehr bekannt und natürlich waren wir bei unserem Irland-Trip, ein paar Minuten zu spät dran, sodass wir diese nicht mehr besichtigen konnten. Der animierte Streifen „Das Geheimnis von Kells“ handelt von der Entstehung dieses Buches und vermischt keltische Mythologie und geschichtliche Eckpunkte mit einer abenteuerlichen Geschichte eines Waisenjungen, der in die Entstehung des Buches involviert ist. Der Look des gesamten Streifens ist dabei sehr speziell und mit seiner Musik voll und ganz auf die keltische Kultur seines Entstehungslandes zugeschnitten. Die Geschichte selbst ist aber auch etwas gewöhnungsbedürftig erzählt und etwas Wissen um das „Book of Kells“ und keltische Mythologie trägt auch sicher mehr zum Verständnis des Streifens bei. Der europäische Animationsfilm braucht auch etwas, bis er an Fahrt aufnimmt und ist mit seiner Thematik und teils düsteren Bildern insgesamt wohl auch eher auf ein älteres Publikum zugeschnitten, auch wenn das Cover etwas anderes suggeriert. Meines Erachtens Licht und Schatten in einem knapp 80minütigen Werk und ganz hat „Das Geheimnis von Kells“ mit seiner Geschichte und seinen schönen Hintergründen in Kombination mit den extravagant gezeichneten Figuren auch nicht meinen Geschmack getroffen, sodass ich hier von einem eher durchschnittlichen Animationsvergnügen sprechen würde.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

The Boy

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Ich hab ja im Vorfeld nur gewusst, dass es hier irgendwie um das Babysitting für eine Porzellan-Puppe geht und mich nicht weiter über den Inhalt des Films informiert. Der lebt ja dann auch ganz gut davon, dass der Zuschauer nicht weiß, in welche Richtung sich der Film bewegt und von „normalen“ Thriller und Paranoia-Drama bis hin zu klassischen „Haunted House“ und übernatürlichen Grusel ist in „The Boy“ ja prinzipiell erst einmal alles möglich. Der Film hält sich ja auch anfänglich nicht allzu lange mit Erklärungen auf und erst nach und nach erfährt man vom Schicksal der eigentlich sympathischen Hauptfigur und den seltsam agierenden Puppeneltern, wobei man hier als Zuschauer auch im weiteren Verlauf doch ein paar fragwürdige Dinge, charakterliche Entwicklungen und Wendungen akzeptieren muss. Die Spannungsschraube wird langsam und dezent angezogen und als erwartungsbefreiter Zuschauer kann man aufgrund der überschaubaren Möglichkeiten miträtseln, wie die Sache weitergeht. Allerdings bin ich nach der Sichtung auch etwas zwiegespalten und obwohl der Streifen durchaus unterhaltsam ist und funktioniert, so erinnert er doch etwas zu sehr an einen neuseeländischen Streifen, der eine ähnliche Thematik vor kurzem auf eine wesentlich originellere Weise präsentierte. Außerdem ist in „The Boy“ mit seiner FSK12-Freigabe auch alles eine Spur zu harmlos ausgefallen und auf ein größtmögliches Publikum zugeschnitten, dass nicht mit blutigen Details oder Schockern verschreckt werden möchte. „The Boy“ kann man aber durchaus gucken und erinnert in seinen guten Momenten teils wohlig an Gruselproduktionen vergangener Herstellungsjahrzehnte, aber auf der anderen Seite nimmt sich der Streifen mit seiner Thematik auch etwas zu ernst und Innovationen oder große Überraschungen sollte man sich ebenfalls nicht erwarten.

Boy eats Girl

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„Boy eats Girl“ hab ich ja bereits vor vielen Jahren einmal in der englischen Originalversion gesehen und konnte mich an nichts mehr erinnern und auch die gestrige Auffrischung mit der deutschen Fassung wird wohl bald wieder vergessen sein. Die Mischung aus Teenie- und Zombie-Film ist auch nicht sonderlich gelungen und die beiden unterschiedlichen Genres werden in dem irischen Streifen mehr schlecht als recht zusammengebracht. Der Zombie-Anteil der Geschichte über dunkle Rituale und Reanimierung durch Zauberei ist jedenfalls ziemlicher Mist und wird auch nur so kurz wie nötig angerissen und auch der Teenie-Komödien-Anteil mit seiner Love-Story ist totaler Schmonz. Die Figuren sind derart überzogen und unsympathisch dargestellt, dass keine große Freude aufkommen mag und die für ihre Rollen ohnehin schon viel zu alten Schauspieler werden in der deutschen Synchro mit Erwachsenenstimmen dann nochmals älter gemacht. Die größtenteils bemühten Gags und Anzüglichkeiten zünden im Verlauf des Streifens kaum bis gar nicht und wirken mit zunehmender Laufzeit auch sehr nervig. Zwar darf am Ende dann noch etwas gesplattert werden, aber im Vergleich zu anderen Teenie-Zombie-Filmen ist „Boy eats Girl“ in allen Belangen lahm und unausgereift ausgefallen und mit Filmen wie „Shaun of the Dead“ sollte man das holprige Werk mit seinem schludrigen Drehbuch besser gleich gar nicht vergleichen.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Dampfnudelblues

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Nach einem Zwischenfall wird der Polizist Franz Eberhofer auf den Posten Niederkaltenkirchen in der Nähe von München strafversetzt. Dort lebt er mit seinem kiffenden Vater und seiner fürsorglichen Oma auf einem Bauernhof und genießt chronisch unterfordert das Leben zwischen Arbeit, Suff und den liebenswerten Eigenheiten der Landbevölkerung. Als eines Tages jemand „Stirb du Sau“ auf das Haus des örtlichen Rektors sprüht, nimmt Eberhofer das Statement zu dem unbeliebten Mann auch eher erheiternd zur Kenntnis. Dummerweise ist dieser jedoch wenig später mausetot und während die Polizei von einem Selbstmord ausgeht, sind die alten Jagdinstinkte des Polizisten geweckt, der mehr hinter der ganzen Sache wittert…

Krimis mit regionalen Bezug sind ja schon des längeren sehr populär und was dem Österreicher der Brenner-Krimi von Wolf Haas ist, ist dem Bayer wohl der Franz Eberhofer aus der Feder von Rita Falk. Beide funktionieren wohl auch nach einem ähnlichen Prinzip, auch wenn im Falle von „Dampfnudelblues“ der Humor und die Geschichten nicht ganz so bitterböse und schwarz wie in der österreichischen Variante daherkommt. In „Dampfnudelblues“ gibt es zwar auch einen Kriminalfall zu lösen, doch das Augenmerk des Streifens liegt neben dem ländlichen Alltag auch eher auf den skurrilen und liebenswerten Figuren im Umfeld des strafversetzten Dorfpolizisten, der im Fall eines ermordeten Schuldirektors auf allerlei Abgründe stößt. Das Ganze ist mit viel Lokalkolorit auch recht sympathisch, augenzwinkernd und massenkompatibel gemacht und so ist es auch kaum verwunderlich, dass es mittlerweile auch schon zwei Nachfolgefilme mit dem Duo Sebastian Bezzel und Simon Schwarz gibt und wohl auch noch weitere folgen werden. „Dampfnudelblues“ tut zwar niemandem weh und hat mit dem tatsächlichen Alltag von Polizisten wohl ebenfalls herzlich wenig am Hut, aber lässt sich dank sympathischer Darsteller, lustigen Einfällen und passablen Kriminalfall doch auch zweifelsfrei sehr gut gucken und macht dabei Spaß und gute Laune.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Mord im Kloster

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Das Benediktinerinnenkloster in einer kleinen, italienischen Stadt wird von der Äbtissin mit strengen Regeln und Disziplin geführt und lediglich Pater Zeffirino des nachbarlichen Franziskanerklosters hat als Beichtvater Zutritt zu den Räumlichkeiten der Nonnen, die ansonsten in vollkommener Abgeschiedenheit leben. Während einer gewittrigen Nacht erscheint jedoch nicht nur eine neue Nonne in dem Kloster, sondern es geschieht auch ein grauenvoller Mord, der dafür sorgt, dass am nächsten Morgen die Polizei auf der Bildfläche erscheint und unangenehme Fragen stellt. Dem ermittelnden Kommissar mangelt es auch nicht an zahlreichen Verdächtigen und vor allem Zeffirino verfügt über eine bewegte Vergangenheit, die ihn in den Fokus der Ermittlungen rücken, als ein weiterer Mord die Ruhe des Ortes neuerlich erschüttert…

„Mord im Kloster“ ist eine italienische-deutsche Fernseh-Koproduktion aus dem Jahr 1998 mit Mario Adorf und Thekla Carola Wied in den Hauptrollen, der von seinen Inhalt und Settings her an „Der Name der Rose“ und italienische Gialli aus vergangenen Jahrzehnten erinnert. Die Geschichte über brutale Morde in einem Benediktinerinnenkloster der Neuzeit ist für eine TV-Produktion jedenfalls recht solide erzählt, auch wenn man sich bei den Entwicklungen bei der FSK-12-Freigabe keine allzu plakativen Momente erwarten darf. Mario Adorf als Pater macht seine Sache wie die sehr resolut erscheinende Frau Wied ja jedenfalls sehr gut und auch die restlichen und hauptsächlich italienischen Darsteller müssen sich nicht hinter den beiden deutschen Mimen verstecken. Im Verlauf des kurzweiligen Streifens gibt es jedenfalls genug Verdächtige und überraschende Wendungen, dass keine Langeweile aufkommt und auch das Finale geht ebenfalls okay, auch wenn mir persönlich eine weniger haarsträubende Auflösung gewünscht hätte. Insgesamt betrachtet ist „Mord im Kloster“ ein Streifen, der zwar das Rad nicht neu erfindet und sich auch immer an bekannten Produktionen orientiert, aber Fans von italienischen Werken auch heimelige 100 Minuten gediegener Krimi-Unterhaltung bescheren wird.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Die Hunde sind los

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Durch eine Unachtsamkeit des Wärters können der Terrier Snitter und der Labrador Wuff eines kalten Oktobertages aus einer Einrichtung für Tierversuche flüchten, die in der Nähe eines Nationalparks betrieben wird. Wieder in Freiheit versucht Snitter seinen neuen Freund zu überzeugen, dass es auch gute Menschen gibt und dennoch bleiben die zaghaften Versuche sich den Menschen, die sie so schlechte behandelt haben wieder anzunähern nicht von Erfolg gekrönt. Um in der Wildnis überleben zu können, schließen sich die Snitter und Wuff einem schlauen Fuchs an und reißen ein paar Schafe, was jedoch die örtlichen Bauern gegen die wildernden Hunde aufbringt. Später folgt ein weiterer tragischer Zwischenfall und während die Betreiber der Tierversuchsstation um Schadensbegrenzung bemüht sind und sich auch die Medien auf das Thema stürzen, macht wenig später auch noch die Nachricht die Runde, dass die Hunde in der Forschungseinrichtung mit Krankheitsbazillen in Berührung gekommen sein könnten…

Hinter dem harmlosen Titel „Die Hunde sind los“ und dem ebenfalls eher irreführenden Plakat verbirgt sich nichts anderes, als der wohl düsterste, traurigste und berührendste Animationsfilm, der mir bislang vor die Linse gekommen ist. In nüchternen Bildern und ohne Hoffnung und Optimismus erzählt der Regisseur von „Watership Down“ neuerlich eine Geschichte nach einem Roman von Richard Adams von zwei Hunden, die aus einer Einrichtung für Tierversuche flüchten und den Versuch unternehmen in einer feindselig-gestimmten Welt in Freiheit, Friede und Würde zu leben und dennoch vom Menschen unbarmherzig verfolgt werden. Dabei gibt bereits die sehr unbequeme Tierversuchssequenz zu Beginn die Marschrichtung des gesamten Streifens vor und im Jahr 1982 wusste man mit Animationsfilme für Erwachsene wohl auch noch nichts anzufangen, sodass der Streifen auch grob zusammengekürzt und in seiner eigentlich unerträglichen Thematik erleichtert wurde. In der knapp 100minütigen Version ist „Die Hunde sind los“ aber ein sehr eindringlicher Film gegen das tierfeindliche, ignorante und überebliche Verhalten der Menschen, der gerade durch den Optimismus und Überlebenswillen den die beiden Hunde ausstrahlen und in der Vorahnung und dem Wissen, was mit ihnen passieren wird eigentlich kaum auszuhalten ist. Das unvermeidliche Ende ist dann mit seinem Abschlussbild im Abspann nochmals ein Schlag in die Magengrube des Zuschauers und ehrlich gesagt habe ich schon lange keinen Streifen gesehen, der mich derart tief und nachhaltig bewegt hat.

Crazy Love

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Ein seltsamer Film über die Liebe, den der belgische Regisseur Dominique Deruddere hier nach der literarischen Vorlage von Charles Bukowski abgeliefert hat. Über einen Zeitraum von zwanzig Jahren bzw. in drei prägenden Stationen des Lebens von Harry Voss sieht der Zuschauer die widersprüchlichen Erfahrungen des Protagonisten mit dem anderen Geschlecht, die allessamt von unerfüllten Erwartungen und zerbrochenen Träumen geprägt sind und schließlich in einem bizarren Finale münden, das thematisch wohl für die zu hoch gewählte FSK-Freigabe verantwortlich ist. Der ansonsten eher harmlos inszenierte „Crazy Love“ passt wohl auch nicht so wirklich in irgendeine Schublade und ist „Coming-of-Age“, Drama und schwarzhumorige Satire, von der man sich wohl am besten vollkommen unvorbereitet überraschen lässt. Technisch und darstellerisch ist der Streifen jedenfalls sehr interessant gemacht und bei Charles Bukowski ist es ja naheliegend, dass es hier nicht um die übliche Hochglanz-Teenie-Romanze gehen kann, sondern eher Außenseiter und Menschen portraitiert werden, mit denen es das Schicksal nicht so gut gemeint hat. „Crazy Love“ ist lustig, traurig, tragisch, schräg und vielleicht auch nicht unbedingt ein Kandidat für die Kategorie „Lieblingsfilm“ und dennoch würde ich zu keiner Sekunde auf derartige Filme abseits des Mainstreams verzichten wollen.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

La Maschera del Demonio

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Davide, Sabina und ihre Freunde unternehmen in ihrem Winterurlaub eine gewagte Tiefschneefahrt und lassen sich zu diesem Zweck von einem Hubschrauber in einem unwegsamen Gebirge absetzen. Als die sportlichen Freunde auf ihren Schiern in Tal fahren, fallen sie jedoch allesamt in eine kleine Gletscherspalte und während sich Sabina schwer am Fuß verletzt und das Bein geschient werden muss, versuchen sich die anderen wieder aus der misslichen Lage zu befreien. Wenig später entdeckt einer der jungen Leute in dem kleinen Hohlraum einen glänzenden Gegenstand im Eis, der sich als Maske einer im Eis lagernden Leiche entpuppt. Als die Maske abgenommen wird, geschehen seltsame Dinge und während Sabinas Verletzung auf wundersame Weise geheilt scheint, öffnet sich im Eis ein weiterer Raum, der die jungen Leute immer tiefer in einen Alptraum aus schwarzer Hexen-Magie, dämonischer Wesen aus der Hölle und dem absoluten Wahnsinn führt…

Der 1989 fürs TV produzierte Italo-Horror „La Maschera del demonio“ wird in der OFDB ja als Remake von „Die Stunde, wenn Dracula kommt“ geführt, doch außer dem italienischen Originaltitel und der Grundidee mit der Hexenmaske haben beiden Filme inhaltlich nicht viel gemeinsam. Lamberto Bava verlegt die Sache mit der Rache einer zum Tode verurteilen Hexe auch ins ewige Eis und macht daraus einen unterhaltsamen Film, der in der ersten Hälfte auch an die bessere Zeiten des italienischen Kinos erinnert. In der zweiten Hälfte verliert das Drehbuch aber die eingangs sehr passabel erzählte Geschichte etwas aus den Augen und verlässt den Pfad der geradlinigen Erzählung um den Zuschauer in einem delirierenden Finale mit allerlei dämonischen und alptraumhaften Entwicklungen zu konfrontieren. Die Effekte von Sergio Stivaletti und die Musik von Simon Boswell erinnern dabei natürlich an Lambertos „Dämonen“-Filme und auch wenn sich der Gore in der TV-Produktion natürlich nicht so ausufernd präsentieren kann, gibt es ein paar schicke Masken und Creature-Design zu betrachten. Alles recht solide und unterhaltsam und auch wenn Filme aus dieser Schaffensperiode ja generell keinen so guten Ruf besitzen, lässt sich „La Maschera del demonio“ überraschend gut gucken und sollte auch jedem Italo-affinen Filmfreund ziemliche Freude bereiten.

Der Nachtmahr

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Die junge Tina führt ein Leben, wie es sich viele Teenager ihres Alters wünschen würden: hübsch und gertenschlank wächst sie in Berlin heran, lebt in einem eigenen Stockwerk des geräumigen Elternhauses, geht auf eine internationale Schule und ist auch immer mitten im Geschehen, wenn es um hippe Techno-Partys geht. Doch eines Tages gerät Tinas Welt völlig aus dem Ruder, als sie eines Nachts bei einer Pool-Party eine kleine, koboldartige Gestalt sieht und daraufhin kollabiert. Fortan wird sie nachts von dem Wesen besucht, dass stumm ihre Nähe zu suchen scheint und anscheinend nur von ihr gehört und gesehen wird. Die Eltern reagieren verständnis- und auch hilflos und selbst die Freundinnen finden keinen Rat auf Tinas seltsames und zunehmend selbstzerstörerisches Verhalten, die wenig später erkennen muss, dass sie wohl auch mehr als gedacht mit dem seltsamen Wesen verbindet…

Dem Streifen „Der Nachtmahr“ eilt ja der Ruf voraus, einer der originellsten deutschen Genre-Filme seit langem zu sein und das stimmt so auch, selbst wenn ich mir im Vorfeld wohl ein etwas anderes Werk erwartet hätte. Als eine Mischung aus „Coming of Age“, Horrorfilm und Berliner Clubhymne beworben kreiert Regisseur Achim Bornhak eine originelle und vielseitig interpretierbare Parabel über das Erwachsenwerden, in der die Berliner Clubszene und die elektronische Musik meines Erachtens aber eher eine untergeordnete Rolle spielen. Die wummernden Bässe, monotonen Beats und grellen Strobo-Licht sind imho wohl auch lediglich ein Aufhänger um am Hype um die Stadt unseres nächsten Forentreffens etwas mit zu partizipieren und dem interessanten Streifen bei der breiten Masse auch mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Einem inhaltlich so spannenden Werk wie „Der Nachtmahr“ sei das auch von Herzen vergönnt und auch wenn die große Aufmerksamkeit trotz haufenweiser guter Kritiken beim Kinostart verwehrt geblieben ist, sollte es jetzt spätesten mit der schicken DVD-VÖ mit dem Vice-Logo klappen, dass auch die jugendliche Hipster-Maschinerie endlich anspringt. Der kleine, unabhängige und mit viel Herzblut gestaltete Film ist wirklich gut, sieht für das knappe Budget verdammt gut aus und wenn das dem breiten Publikum heutzutage noch immer nicht reicht, muss man den Streifen notfalls halt in „Psycho-Tina und der Techno-E.T. aus dem Berghain“ umbenennen. Kaufen, angucken, staunen!
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Winterkartoffelknödel

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Der Provinzpolizist Franz Eberhofer ist gerade als Schülerlotse aktiv, als er die Nachricht vom bizarren Ableben eines örtlichen Dorfbewohners bekommt, der vor seinem Haus von einer Kranladung erschlagen wurde. Als bei derselben Familie wenig später zwei weitere Todesfälle zu beklagen sind, glaubt der ehemalige und strafversetzte Großstadt-Ermittler Eberhofer jedoch nicht an schreckliche Zufälle, sondern eher an handfesten Mord. Und tatsächlich scheint mehr hinter der ganzen Sache zu stecken und Eberhofer erfährt, dass auf dem Grund der dezimierten Familie ein großes Immobilienprojekt entstehen soll, in das auch die hübsche Mercedes irgendwie involviert ist, die seit geraumer Zeit den Männern des Ortes den Kopf verdreht…

Nach dem durchaus unterhaltsamen und witzigen „Dampfnudelblues“ ist „Winterkartoffelknödel“ die zweite Verfilmung eines Romans von Rita Falk, der sich dieses Mal in Form, Figuren und Inhalt noch direkter an den zahlreichen Brenner-Romanen von Wolf Haas orientiert. Der erste Teil mit der Einführung der durchaus liebenswerten und regional geprägten Charaktere fand ich ja sehr sympathisch und unterhaltsam, während man im zweiten Teil diese Figuren leider bereits für teils sehr plumpe Gags und fragwürdige Momente opfert und dabei auch ein großes Stück weit der Lächerlichkeit preisgibt. Symptomatisch ist dabei die meines Erachtens völlig deplatzierte Gesangseinlage des liebeskranken Flötzingers, der so gar nicht zum restlichen Charakter des Streifens passt und auch die eigentliche und beiläufig gelöste Kriminalgeschichte präsentiert sich als ziemlich vorhersehbar und kommt nie so richtig in die Trachtenpuschen. Im Vergleich zum Vorgänger ist der etwas beliebige und abermals auf Nummer sicher gestrickte „Winterkartoffelknödel“ ein großer Schritt in die falsche Richtung und statt die durchaus interessanten Figuren ernst zu nehmen und darum herum einen würdigen Streifen basteln, macht man daraus eine Art gruselig-bayrisches Kuriositätenkabinett aus abgestandenen Klischees, lahmen Gags und losem Krimiaufhänger, mit dem wohl niemand so wirklich zufrieden sein kann. Schade!
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Halloween - Die Nacht des Grauens

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jogiwan hat geschrieben:Es ist immer wieder aufs Neue spannend zu sehen, mit welchen einfachen Mitteln John Carpenter in seinem Überraschungserfolg "Halloween" ein bedrohliches und für den Zuschauer nachvollziehbares Szenario schafft, welches auch Jahrzehnte danach und bei der x-ten Sichtung noch immer hervorragend funktioniert. Im Gegensatz zum Großteil des restlichen Slasher-Grütze, die in den darauffolgenden Jahren enstanden, führt Carpenter den Zuschauer fast schon virtuos durch eine eigentlich recht simple Geschichte, die geschickt mit allerlei Urängsten spielt und dennoch von allem unnötigem Ballast befreit ist. "Halloween" hat es auch gar nicht notwendig, in irgendeiner Weise blutrünstig zu sein und dennoch liegt es an Carpenters Talent, den eher ruhig erzählten Streifen im Nachhinein des Zuschauers wesentlich brutaler wirken zu lassen, als er tatsächlich ist. Einer meiner absoluten Lieblinge und ein Streifen, an dem es nix zu meckern gibt.
„Halloween“ passt am 31. Oktober auch einfach am besten und so einen Streifen kann man auch ruhig alle paar Jahre sehen, ohne dass er dadurch etwas verlieren würde. Je mehr Slasher man guckt umso mehr muss man auch feststellen, dass Carpenter hier einfach wirklich alles richtig gemacht hat.

PS: Am lustigsten an dem Streifen finde ich ja die Sache mit dem Laub und seit ich weiß, dass den Darstellern zwecks herbstlicher Authentizität bei den Dreharbeiten im Frühling künstliches Laub um die Ohren geblasen wurde, kann ich auf nichts anderes mehr achten. Besonders auffällig ist ja das saftige Grün der Wiesen und Bäume im Hintergrund und die paar spärlichen Laubblätter im Gras, das sich fast immer nur in der Nähe der Darsteller befindet, während dahinter alles ganz ordentlich erscheint.

Halloween III - Die Nacht der Entscheidung

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Über „Halloween 3“ hört man ja abseits dieses Freds hier im Rest des weltweiten Webs ja eher wenig Positives und auch ich konnte dem Streifen gestern nicht sonderlich viel abgewinnen. Das liegt aber weniger am Fehlen von Herrn Myers oder an der haarsträubend konstruierten Geschichte über einen irischen Fiesling, der Kindern den Halloween-Spaß vermiesen möchte, sondern an der Tatsache, dass der Streifen ziemlich unglücklich aufgebaut und noch lahmer erzählt ist. Dabei ist der Auftakt mit den minimalen Elektroklängen von Hr. Carpenter wirklich sehr schön gelungen, aber danach passiert erst einmal relativ wenig und es braucht knapp 30 Minuten bis die Geschichte überhaupt erst einmal langsam in Fahrt kommt. Auch von den überzeichneten Figuren her fand ich den Streifen recht unglücklich und über die Love-Story zwischen den beiden Hauptfiguren lege ich hier auch lieber den Mantel des Schweigens. Die Liste könnte man jetzt beliebig fortsetzen und das Einzige was vom Streifen hängenbleibt ist neben der krassen "Fehlzündung" die Ohrwurm-verdächtige Orgelkasten-Musik des „Shamrock“-Werbespots, die man tatsächlich nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Kein Wunder also, dass man Michael danach wieder reanimierte um die Reihe fortzusetzen. Mag sein, dass manche in „Halloween 3“ eine unkonventionelle Horrorstreifen sehen, aber meinen Geschmack hat Tommy Lee Wallace nicht getroffen und ich wage auch zu behaupten, dass der Streifen außerhalb der Reihe wohl nicht annähernd so populär wäre, wie er ist.

Happy happy Halloween!

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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Landkrimi: Die Frau mit einem Schuh

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Franzi ist von ihrer beschaulichen Posten als Polizeidienststellenleiterin im beschaulichen Niederösterreich, ihren immer gleichen Berufsalltag zwischen ländlichen Befindlichkeiten und kleineren Delikten, sowie ihrem perfekten Gatten gelangweilt. Als eines Tages in einem Schotterteich ein Skalp und wenig später bei einem Kraftwerk ein Fuß inklusive Damenschuh gefunden wird, wird Franzis Jagdinstinkt geweckt und sie vermutet mehr hinter der Sache. Tatsächlich gehören Fuß und Haare zusammen und die resolute Polizistin und ihr älterer Kollege Michael fangen mit Ermittlungen an, die sie schon wenig später neben einem ungeklärten Gefängnisausbruch auch zu einem dubios erscheinenden Mechaniker führen…

Unter dem Titel „Landkrimi“ wurden vom österreichischen Fernsehen bislang zehn Streifen in Spielfilmlänge in drei Staffeln realisiert, die allesamt unterschiedliche Ermittler in einer Region Österreichs agieren lassen, die normalerweise nicht so im Fokus der internationalen Film- und Fernsehwelt steht. Mit „Die Frau mit einem Schuh“ machen Nina Proll und Karl Fischer als Ermittler im niederösterreichischen Wechsel-Gebiet den Anfang, der auch sehr interessant ausgefallen ist. Die letzte Regiearbeit des kürzlich leider verstorbenen Michael Glawogger ist dann auch ein typisch österreichisches Qualitätsprodukt mit je einem Drittel Drama, schwarzhumoriger Komödie und Krimi, in dem regionale Eigenheiten und Bezüge eine große Rolle spielen und auch das Umfeld der beiden Ermittler nicht zu kurz kommt. Die Geschichte ist interessant, die Figuren wirken lebendig und ehrlich und auch die Drehorte zwischen von der Wiener Neustädter Schottergrube, über das heruntergekommene Cafe an der Wechsel-Bundesstraße bis hin zum Kepab-Standl in Pitten werden hübsch ins Szene gesetzt. Herausgekommen ist ein sehr interessant inszenierter und schön gemachter Streifen irgendwo zwischen Sozialstudie und Krimi, der dank seiner ambivalenten Figuren und dem österreichischen „Schmäh“ hervorragend funktioniert und fürs Fernsehen eigentlich viel zu schade ist.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Steirerblut

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Als in dem obersteirischen Ort St. Anna eine lokale Journalistin von einem Jäger tot im ihrem Auto gefunden wird, sieht zuerst alles nach einem Unfall aus. Dennoch die attraktive Frau hat sich kurz vor der Gemeinderatswahl nicht nur mit dem örtlichen Bürgermeister und Ortskaiser angelegt, sondern war auch aus anderen Gründen Dorfgespräch Nummer 1. Als die Polizistin Sandra Mohr aus Graz zu dem Fall hinzugezogen wird, bedeuten die verzwickten und nicht gerade einfachen Ermittlungen mit ihrem ungeliebten Chef für die junge Frau nicht nur den ersten Mordfall, sondern auch die Rückkehr in ihr Heimatdorf und die Konfrontation mit alten Bekannten und ihrer ebenfalls nicht einfachen Familiengeschichte…

Der zweite Landkrimi des ORF aus der Steiermark ist natürlich eine Art Heimspiel für den Jogiwan und nach dem kurzen Auftakt am Grazer Schlossberg geht die Reise auch rasch in die finsterste Obersteiermark bzw. in eine kleine Gemeinde, in der sich nach einem Mord an einer investigativen Lokaljournalistin schon wenig später ziemliche Abgründe auftun. Dabei ist „Steirerblut“ zwar manchmal ansatzweise auch so schwarzhumorig wie „Die Frau mit einem Schuh“, doch in Wolfgang Murnbergers Streifen mit einem anderen Ermittler-Team steht eher die Krimihandlung und das tragische Umfeld der jungen Polizistin im Vordergrund und an Drama und zahlreichen Verdächtigen mangelt es auch wirklich nicht. Alles sehr hübsch, mit bekannten Schauspielern und viel Lokal-Kolorit in Szene gesetzt ist „Steirerblut“ auch sehr gelungen und ist von der ersten bis zur letzten Sekunde sehr spannend und unvorhersehbar ausgefallen. Das österreichische Fernsehen hat mit dem „Landkrimi“ eine Reihe entwickelt, die auf hohem Niveau großes Potential und für das Publikum auch jede Menge Wiedererkennungswert bietet. Die steirische Ausgabe ist jedenfalls ein rundum gelungener Krimi mit interessanten und teils tragischen Figuren, sowie spannender Geschichte und gleichzeitig auch eine zum Teil auch eine schwarzhumorige und teils ernüchternde Bestandsaufnahme zutiefst österreichischer und ländlicher Befindlichkeiten.
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