Seite 188 von 447
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Mo 15. Aug 2016, 19:47
von jogiwan
Wie der Wind sich hebt
iro Horikoshi träumt schon in jungen Jahren davon die Luft zu erobern, doch die Karriere als Pilot wird durch seine Kurzsichtigkeit behindert. Als ihm im Traum sein großes Idol, der italienische Flugzeugingenieur Caproni begegnet, beschließt er ebenfalls Flugzeuge zu bauen und arbeitet hart an seiner Karriere. Diese führt den jungen Mann auch über den Globus und doch behält er immer sein Ziel vor Augen und findet dabei auch die Liebe seines Lebens. Doch das Schicksal stellt Jiro hart auf die Probe, da seine Entdeckungen nicht in seinem Sinne für den Krieg verwendet werden und sich auch der Gesundheitszustand seiner Frau immer weiter verschlechtert…
„Wie der Wind sich hebt“ ist ja nicht nur das selbst angekündigte Abschiedswerk des japanischen Anime-Meisters, sondern auch ein sehr persönlicher Film, der es dem Fan meines Erachtens aber nicht sehr einfach macht. Miyazakis Faible für Natur und Luftfahrt zieht sich ja durch sein gesamtes Output und mit diesem Streifen setzt er dem Flugzeugingenieur Jiro Horikoshi auch sicher ein schönes Denkmal. Allerdings bin ich weder ein großer Fan von Technik, noch von vermeintlichen Biopics, die sich dann aber einem fiktiven Inhalt bedienen. Die Entwicklungen von Horikoshi trugen auch maßgeblich an der Eskalation der Gewalt im zweiten Weltkrieg bei, was hier aber nur am Rande thematisiert wird und Miyazaki prompt Kritik von allen Seiten einbrachte. Dabei ist eine Glorifizierung des Krieges wohl das Letzte, das man Miyazaki vorwerfen könnte und dennoch bleibt ein schaler Nachgeschmack, da man mit jeder technischen Entwicklung auch eine Verantwortung trägt, die man nicht so einfach ausblenden kann. Handwerklich ist „Wie der Wind sich hebt“ natürlich top und es ist ja allgemein bekannt, dass sich auch die Japaner mit ihrer Vergangenheit recht schwer tun. Zur Aufarbeitung der eigenen Geschichte ist „Wie der Wind sich hebt“ aber nur ein sehr kleiner Schritt und es wirkt auch irgendwie seltsam, wenn der fantasievollste Geschichtenerzähler auf seine alten Tage noch auf diese Weise politisch wird…
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Di 16. Aug 2016, 20:16
von jogiwan
Die Niklashauser Fart
Zwei Männer und eine Frau beraten darüber, wie man die Gesellschaft ändern und eine Revolution anzetteln kann und welche Mittel dafür legitim erscheinen. Später findet man in dem etwas naiven aber charismatischen Hans das ideale Aushängeschild, der mit Erzählungen von Marienerscheinungen Türen öffnet und schon bald die Massen bewegt. Wenig später wird Hans jedoch von einigen Bauern beim Bischof denunziert und dieser beschließt gewaltsam gegen die Gruppe an Aufständischen vorzugehen. Dennoch lässt sich die revolutionäre Strömung nicht mehr stoppen – der Keim der Veränderung ist aufgegangen.
Abermals kein einfacher Film, den Rainer Werner Fassbinder und Michael Fengler im Auftrag des WDR gedreht haben. Basierend auf einem Bauernaufstand aus dem Jahre 1476 im fränkischen Niklashausen erzählen die beiden Regisseure in einem episodenhaften Werk die Geschichte einer geplanten Revolution, die von drei Personen angezettelt und befeuert wird und bald wird klar, dass diese neue Ideologie auch ihre Opfer fordern wird. Dabei ist das theatralische Werk gespickt mit religiösen, tagespolitischen und gesellschaftlichen Motiven und wirkt einerseits historisch und dann wieder ganz modern und neben den bei Fassbinder üblichen langen Einstellungen, gibt es auch einige Planfahrten in denen es ordentlich rummst und scheppert. Von Arthouse bis Trash, Exploitation und subversiven Politfilm bis zum historischen Kostümdrama wird auch alles mitgenommen und zu einem eindrucksvollen Cocktail verrührt, der auch entsprechenden Eindruck hinterlässt. Die wütenden Protestbriefe bei der seinerzeitigen TV-Ausstrahlung im Jahre 1970 wären sicherlich interessant und auch heutzutage wirkt das Ganze immer noch auf irritierende Weise spannend, selbst wenn „Die Niklashauser Fart“ statt kommerziell und zugänglich eher sperrig und fordernd daherkommt.
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Mi 17. Aug 2016, 20:15
von jogiwan
Rio das Mortes
Die angehende Lehrerin Hanna träumt davon ihren geliebten Michael zu heiraten. Dieser ist Fliesenleger und träumt von einem besseren Leben in weiter Ferne. Als er zufällig auf seinen Jugendfreund Günther trifft, der freiwillig zum Bundesherr gegangen ist, fassen die Beiden den Plan nach Peru auszuwandern um dort einen Schatz zu suchen und ein neues Leben zu beginnen. Hanna ist wenig begeistert und versucht ihren Michael davon abzubringen, selbst als dieser sein geliebtes Auto dafür verkauft und seine Versuche zu Geld zu kommen von geringem Erfolg sind. Später unterstützt sie ihn jedoch, um Michael nicht zu verlieren, wohl ahnend, dass sie bei seinem neuen Lebensplan keinen Platz finden wird.
Eine weitere TV-Produktion von Fassbinder, der hier nach „Katzelmacher“ neuerlich das triste Leben junger Menschen Ende der Sechziger thematisiert. Vom Geist der Revolution beseelt, wollen Michael und Günther auswandern um in Peru ein neues Leben zu starten. Doch ohne Geld und Sponsoren ist das Unterfangen aussichtslos und die Versuche zum Startkapital zu kommen, führt die beiden hoffnungslos naiven Auswanderungswilligen auf fremdschämende Weise zu Spekulanten, dem Staat und einer Forschungseinheit, ehe eine Mäzenin die Fahrt ermöglicht. Zurück bleibt dabei nicht nur die Ungewissheit über den Erfolg der Beiden, sondern auch eine gekränkte Hanna, die ihr Leben nach ihrem Freund ausgerichtet hat, der jedoch im Gegenzug keine großen Gedanken an seine Freundin verliert und diese ohne Bedenken und mit dem Blick nach vorne gerichtet samt seinem alten Leben zurücklässt. Inszenatorisch ist „Rio das Mortes“ ebenfalls nüchtern und reduziert inszeniert und bietet seine tragischen Protagonisten in langen Einstellungen, die Langeweile und dem Wunsch nach einem besseren, weil aufregenderen Leben thematisieren. „Rio das Mortes“ wird dabei auch als eine der wenigen Komödien Fassbinders bezeichnet, obwohl ich persönlich über den Streifen weniger lachen konnte, da dieser sich meines Erachtens auch etwas auf Kosten seiner Figuren lustig macht und im Kern trotzdem sehr desillusionierend daherkommt.
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Do 18. Aug 2016, 19:25
von jogiwan
Gefangene des Universums
Die hübsche Carrie möchte für ihre TV-Sendung den schrulligen Wissenschaftler Dr. Hartman interviewen, der vorgibt einen Materie-Transporter erfunden zu haben. Vorher kracht sie aber noch in den Wagen des Monteurs Dan und ein paar dumme Zufälle und ein kleines Erdbeben später landen alle drei durch diese ominöse Maschine getrennt voneinander in einer anderen Dimension, in der seltsame Wesen die karge Erde bevölkern. Während Hartman verschwunden bleibt, finden Carrie und Dan einander wieder und versuchen mehr schlecht als recht in der seltsamen Dimension zurecht zu kommen. Als die blonde Reporterin jedoch von dem Barbarenführer Kleel entführt wird, bleibt Dan nichts anderes über, als sich mit einigen Kämpfern zu verbünden um die Frau aus dem Armen der brutalen Schergen zu retten, auf die er längt ein Auge geworfen hat.
Überdrehter Sci-Fi-Spaß aus dem Jahr 1983, der sich jedoch nicht entscheiden kann, ob er jetzt ein humorvoller Abenteuerfilm für die ganze Familie, oder doch lieber ein brutales Trash-Spektakel für große Kinder sein möchte. Herausgekommen ist irgendwas in der Mitte und so richtig in die Gänge kommt „Gefangene des Universums“ auch erst in der zweiten Hälfte. Bis dahin muss man sich die Zeit jedenfalls bei haarsträubenden Entwicklungen, lahmen Gangs und günstigen Kulissen vertreiben und ein Hang zu groben Unfug kann bei der Sichtung ebenfalls nicht schaden. Die Italiener standen wohl im Geiste Pate für den Schund und wer auch günstig heruntergekurbelten Italo-Barbarenfilmen a la „Ator“ etwas abgewinnen kann, ist hier sicherlich an der richtigen Adresse und bekommt ein sympathisches Abenteuer der Handelsklasse B serviert, dass sein schmales Budget mit lustigen Einfällen, holpriger Erzählweise und unvermittelt einsetzendes Ende wieder wettmacht. So gibt es neben grunzenden Urzeitmenschen, Unterwassermonster und den verwesenden Mönchen aus „Die Rückkehr der Zombies“ auch noch allerlei andere obskure Dinge zu betrachten, die beim aufgeschlossenen Zuschauer sicherlich immer wieder ungläubiges Staunen sorgen werden. Zwar ist „Gefangene des Universums“ dabei wahrlich kein besonders guter Streifen und auch nichts für ernsthafte Zeitgenossen, aber auf der anderen Seite kann man von derart trashigen Abenteuerstreifen mit dem Herz am richtigen Fleck auch nicht genug bekommen.
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Fr 19. Aug 2016, 19:42
von jogiwan
Ghost in the Shell
Ein Klassiker des Genres, der seinerzeit mein Interesse an Animes begründet hat und über den man auch nicht mehr viele Worte verlieren muss. Auffallend ist hier neben der überraschend kurzen Laufzeit sicherlich die Film-Noir-artige Erzählweise und düstere Atmosphäre, die Regisseur Mamoru Oshii in wunderbaren Bildern einer zukünftigen Metropole auf den Bildschirm zaubert. Die Geschichte über Spionage, politischen Verstrickungen und den philosophischen Aspekten des Menschseins gefällt mir ausnehmend gut und auch die Action kommt hier keinesfalls zu kurz. Spannend finde ich auch, dass hier scheinbar beiläufig eine Welt kreiert wird, in der Mensch und Technik nicht mehr eindeutig auseinanderzuhalten sind und diese Welten bereits miteinander verschmolzen sind und den Grundstein für eine tiefgreifende, aber nicht ausformulierte Veränderung gelegt wurde. Außerdem mag ich die Art und Weise, wie zu den Figuren Distanz gewahrt wird und die Geschichte auch nicht durcherklärt, sondern weitgehend offen bleibt. Purgschis oben angeführte Kritikpunkte kann ich daher nicht unterschreiben und für mich ist „Ghost in the Shell“ immer noch einer der besten Anime aus der Action-Ecke bzw. dem Land der aufgehenden Sonne, der auch mit jeder Sichtung weiter wächst und noch besser gefällt.
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Sa 20. Aug 2016, 19:43
von jogiwan
Die Stunde, wenn Dracula kommt
jogiwan hat geschrieben:Grandioser Gothic-Horror der Regisseur Mario Bava und seine Hauptdarstellerin Barbara Steele schlagartig berühmt gemacht hat. Während andere Filmemacher zu der Zeit noch romantische Heimatfilme drehten, lässt Herr Bava das Blut spritzen, Frauen brandmarkten und die Leichenwürmer krabbeln. Dabei ist alles stets sehr ästhethisch gefilmt und versprüht dank grandioser Darsteller und Kulissen wunderbaren Charme und wohligen Grusel. Barbara Steele wirkt wie nicht von dieser Welt und auch der sehr junge John Richardson macht seine Sache sehr gut. Und auch wenn sich titelgebende Herr gar nicht blicken lässt, so ist "Die Stunde wenn Dracula kommt" ein absolut unverzichtbares Werk für alle Horrorfans und einer der besten Gothic-Horrorfilme überhaupt.
Immer noch einer meiner Lieblingsfilme und den obigen Worten ist dann auch nicht mehr viel hinzuzufügen. Punkt!
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: So 21. Aug 2016, 19:40
von jogiwan
Gyo - Der Tod aus dem Meer
Über den Anime „Gyo – Der Tod aus dem Meer“ liest man ja allgemein wenig Gutes und der Streifen macht es dem Zuschauer mit seinem Mix aus Sex, Horror, Endzeit und Flatulenzen auch sicherlich nicht einfach. Die Vorlage stammt ja wieder einmal von einem Manga bzw. Junji Ito, der sich schon für den ebenfalls sehr schrägen „Uzumaki“ verantwortlich zeichnet und es geht um eine bizarre Endzeit-Vision über laufende (!) Fische, die sich aus dem Meer erheben und seltsame Technologien, die sich menschliche Stoffwechselprodukte zu Nutze macht. Doch was sich hier schon sehr bizarr anhört, ist mindestens noch schräger inszeniert und bei dem Thema kommt auch der Ekelfaktor keineswegs zu kurz. Also hat man dem Ganzen in einer Art Hilflosigkeit das Ganze irgendwie einzuordnen noch rasch das Prädikat „Horror-Trash“, was meines Erachtens aber doch zu kurz greift und irgendwie lässt einem der Streifen trotz kurzer Laufzeit doch auch geplättet, oder zumindest nicht unbeeindruckt zurück, was wohl auch die zum Teil sehr wütenden Reaktionen erklärt. Wer gerne wieder mal etwas total Jenseitiges aus der Hirnrunzler-Abteilung sehen möchte, ist hier sicher an der richtigen Adresse, auch wenn man gut erahnen kann, dass dieser Streifen mit seiner gar so kurzen Laufzeit seiner Vorlage wohl kaum gerecht werden kann. Irgendwie funny, irgendwie schräg mit der Extraportion Gaga in einem Streifen voller Mutationen, Furzen und Tentakelmonstern, den ich auf für mich erschreckende Weise dennoch sehr unterhaltsam fand.
Martin
Auch wenn „Martin“ vordergründig den Vampir-Mythos variiert, ist für mich Romeros Streifen mehr ein Abgesang auf die Industrialisierung und den amerikanischen Traum, der in den Siebzigern in der Krise steckte. Der schüchterne und introvertierte Martin wird als zurückgeblieben und als Sonderling betrachtet und landet in einer heruntergekommenen Industriestadt bzw. einer feindseliger Welt voller Menschen, die ihm voreingenommen gegenüber treten und erst gar nicht verstehen möchten. Dabei steht vor allem der streng religiöse Vater Cuda für altbekannte Strukturen und Traditionen und die strikten Regeln, die er dem Jungen beim Einzug in sein Haus auferlegt, zeigen, wie hilflos er Dingen gegenübersteht, die nicht seinen eigenen Werte-Katalog entsprechen. Großartig fand ich auch, dass es der Streifen offen lässt, ob Martin tatsächlich ein moderner Vampir ist, der mit modernen Mitteln auf die Jagd geht, oder ob seine Figur und sein Verhalten im Grunde vielleicht ganz anders zu deuten ist. Dabei schafft Romero mit eigentlich ganz einfachen Mitteln ein großartiges Szenario zu erschaffen, dessen Trostlos- und Ausweglosigkeit sich auch auf den Zuschauer überträgt und bereits sein Finale andeutet, dessen konsequenter Ausgang jedoch dennoch schockiert. Ein großartiger Film!
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Mo 22. Aug 2016, 19:45
von jogiwan
Ghost in the Shell 2: Innocence
Als ich „Ghost in the Shell 2: Innocence“ vor vielen Jahren zum ersten Mal gesehen habe, war ich mittelprächtig begeistert und stand mit dem extrem artifiziell erscheinenden und üppigst zelebrierten CGI-Look auch noch etwas auf Kriegsfuß. Mittlerweile sind CGI ja Alltag und ich hab mich offensichtlich bereits damit arrangiert, aber auch inhaltlich fand ich den Nachfolger des Anime-Klassikers bei der erneuten Sichtung etwas besser als beim ersten Mal. Zwar verfügt „Ghost in the Shell 2: Innocence“ nicht über den Überraschungseffekt des Erstlings und hat auch nicht mehr diesen beeindruckenden Look, in der Technik mit einer gigantischen und heruntergekommenen Metropole kombiniert werden, sondern geht mehr in Richtung psychedelischer und doppelbödiger Cyber-Thriller, der die Gehirnzellen des Zuschauers stets auf Trab hält. Dabei verlässt sich der Streifen imho teils auch etwas zu sehr auf seine Bilderwelten und zwischendurch bleibt auch die Spannung etwas auf der Strecke, wenn sich der Streifen etwas in philosophischen Sphären über das Menschsein verliert. Trotzdem ist der Anime immer noch sehr gelungen und ist auch ein würdiger, optisch aufgepeppter - wenn auch inhaltlich etwas schwächerer Nachfolger zu einem unbestrittenen Klassiker.
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Di 23. Aug 2016, 19:32
von jogiwan
Plastic Surgery Massacre
Nicole steht am Anfang ihres Studiums in Heidelberg und quartiert sich zu diesem Zweck mit ihrer besten Freundin Hannah bei ihrer Schwester Mag ein, die als Model erfolgreich ist und in der Stadt eine geräumige Wohnung besitzt. Als Nicole durch Zufall erfährt, dass sich Mag mit ihrer besten Freundin Ann einer Schönheitsoperation unterziehen möchte ist sie wenig begeistert und es kommt zum Streit. Selbst als Ann kurz vor dem gemeinsamen Termin beim Schönheitschirurgen ermordet und grauenvoll verstümmelt aufgefunden wird, lässt sich Mag nicht von ihrem Vorhaben abbringen und gerät so selbst ins Visier eines psychopathischen Killers, der es scheinbar auf operationswillige Frauen abgesehen hat.
Nach all den Schlagzeilen des gestrigen Tages ist mir wieder eingefallen, dass mir mal jemand bei einem Kauf im Netz Marcel Walz‘ „Plastic Surgery Massacre“
zur Strafe für lau ins Paket gelegt hat und hatte dann irgendwie Lust das Teil zu sehen. Das ist ja immerhin ein Streifen mit der Gina-Lisa Lohfink, den man offiziell auch sehen darf und trotzdem stellt sich hier erwartungsgemäß für den Zuschauer keine große Freude oder gar Verzückung ein. „Plastic“ ist ja auch eher ein Beispiel, wie man es als Filmemacher besser nicht machen sollte und inhaltlich ergibt diese spannungsbefreite Mischung aus Thriller und Torture-Porn auf fremdschämenden RTLII-Niveau auch keinen Sinn und schickt seine Darsteller von einer unglaubwürdigen Situation in die Nächste um die konfus konstruierte Geschichte über einen psychopathischen Möchtergern-Chirurgen irgendwie am Laufen zu halten. Zwar ist „Plastic“ für den aufgeschlossenen Zuschauer mit Hang zum Trash kein allzu großes Ärgernis, aber irgendwie verwundert es dann doch, dass man eine derartige Geschichte nicht besser - oder zumindest ansatzweise glaubwürdig verpacken kann. Darstellerisch geht das Ganze ja noch halbwegs okay, auch wenn Frau Lohfink nur eine kleine Rolle hat, quasi sich selbst spielt und auch relativ früh einen furchtbar schlecht inszenierten Abgang macht. Bei den Schauwerten hält sich der Streifen leider ebenfalls zurück und präsentiert lediglich Diskont-Schmodder aus dem Impro-Kurs für die Theater-Laiengruppe, der auch eine niedrigere Freigabe rechtfertigen würde. Alles in allem ein zu recht ladenhüterisches Werk, dass mit reißerischem Titel seinem schlechten Ruf mühelos gerecht wird und - wenn überhaupt - auch nur aus tagesaktuellen Gründen etwaige Aufmerksamkeit verdient.
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: Mi 24. Aug 2016, 19:28
von jogiwan
Die Geschichte vom weinenden Kamel
Mit „Die Geschichte vom weinenden Kamel“ haben die beiden Absolventen der Münchner Filmhochschule bzw. die mongolische Regisseurin Byambasuren Davaa und ihr italienischer Kollege Luigi Falorni einen wunderbaren Beitrag zum World-Cinema abgeliefert, der auch international für Aufsehen sorgte und sogar für die Oscars nominiert war. In unaufgeregten Bildern und mit wenigen Worten (unbedingt OmU) wird hier eine Geschichte über ein von der Mutter verstoßenes Kameljungen und eine traditionelle, mongolische Nomaden-Familie erzählt, die fernab der Zivilisation in der unwirtlichen Wüste Gobi lebt. Dabei wirken nicht nur die karge Gegend und die Kamele sehr beeindruckend, auch der im Einklang mit Natur und Tier stattfindende Lebensstil fernab von Strom, Selbstdarstellungsdrang und Konsumkultur könnte für den westlichen Zuschauer kaum exotischer sein und dennoch ist die Geschichte, die dieser Film erzählt so universell, dass er wohl auf allen Teilen der Welt verstanden wird. Wer sich so wie ich für fremde Kulturen und Lebensweisen interessiert und nichts gegen eine sehr langsame und semi-dokumentarische Erzählweise hat, bekommt hier auch einen sehr schönen, und berührenden Streifen serviert, der nicht nur frei von kitschigen Elementen ist, sondern auch eine Lebensweise zeigt, die es in wenigen Generationen wohl so nicht mehr geben wird.
PS: Zu Weihnachten wünsche ich mir ein Kamel!
