
Die Schule am See
Staffel 1
Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir
„Die Schule am See“ ist eine Jugendserie, die für die ARD produziert und dort von Dezember 1997 bis April 2000 im Vorabendprogramm ausgestrahlt wurde. Die Regisseurinnen und Regisseure Brigitte Dresewski, Cornelia Grünberg, Michael Knof, Guido Pieters und Georg Schiemann inszenierten 44 rund 50-minütige Episoden nach den Drehbüchern verschiedener Autorinnen und Autoren in drei Staffeln, jeweils unterbrochen von einem Werbeblock. Drehort war das Städtchen Plön in Schleswig-Holstein, das für die Serie zum fiktionalen Ort Lüttin wurde – angelehnt an die ebenfalls in Plön gedrehte Serie „Kleinstadtbahnhof“. Jason Everly sang „We Stick Together“, einen Ohrwurm von einem Titellied im Pop-Rock-Gewand.
„Ich scheiß‘ auf das Abi!“
Die von ihrem Mann frisch getrennte Pädagogin Vera Herzog (Mareike Carrière, „Schuldig auf Verdacht“) tritt eine Stelle am altehrwürdigen Schlossinternat Lüttin in Schleswig-Holstein an. Sie übernimmt die berüchtigte Prinzenhäusler-Wohngruppe, die bei ihren Kolleginnen und Kollegen als unerziehbar gilt. Unter dem altmodischen Internatsleiter Henning Seld (Max Volkert Martens, „Ein Richter für Berlin“) nimmt Vera die Herausforderung an und sieht sich unter anderem mit der frechen Punkerin Antonia (Jenny-Marie Muck, „Molly“), der quirligen Lolle (Dorina Maltschewa, „Engel + Joe“), Computerfreak Alf (Philipp Niedersen, „Großmutters Courage“), der nach außen hin ruhigeren, sich jedoch in verquere Beziehungskisten verwickelnden Nina (Sotiria Loucopoulos, „Verbotene Liebe“), dem Casanova Mario (Julian Friedrich, „Faust“), dem sensiblen Stefan (Karim Köster, „Stahlnetz: Die Zeugin“), und dem glücklosen Karlchen (Torben Liebrecht, „Polizeiruf 110: Blutiges Eis“) konfrontiert. Ein bunter verhaltensauffälliger Haufen, der jedoch letztlich ebenso seine oft turbulenten Erfahrungen mit dem Erwachsenwerden macht wie andere Gleichaltrige auch. Vera findet dank ihres erfrischend junggebliebenen Naturells und ihrer unkonventionellen pädagogischen Herangehensweise einen Draht zu den Jugendlichen und formt aus ihnen eine Clique mit sozialer Kompetenz – nicht selten gegen den Widerstand verknöcherter erzkonservativer Kollegen wie Dr. Leonhard Blüm (Jörg Friedrich, „Happy Weekend“). Verlassen kann sie sich jedoch meist auf Sekretärin Frau Ehrchen (Erika Skrotzki, „Ärzte: Dr. Schwarz und Dr. Martin“) sowie auf Hausmeister Manne Zierlich (Harald Maack, „Schtonk!“) – seines Zeichens der größte Elvis-Fan nördlich der Isar –, und Sportlehrer Fritz Bülow (Patrick Elias, „Rosamunde“) ist eigentlich auch ganz nett…
Mein persönlicher Bezug ergibt sich aus der Sichtung größerer Teile, wenn nicht gar der kompletten ersten Staffel im Zuge ihrer Erstausstrahlung, während ich ungefähr gleichaltrig wie die Internatsschülerinnen und -schüler war und insbesondere an der Rolle der rebellischen Antonia ein gesteigertes Interesse entwickelt hatte. Für einen langsam, aber umso sicherer in die Punk-Subkultur rutschenden Schüler, dem Schule, Staat und Gesellschaft schwer auf die Nerven gingen, barg die Serie ein gewisses Identifikationspotential, bot aber auch angenehme Zerstreuung.
In der
ersten Episode werden Vera und das Fernsehpublikum zunächst einmal mit einem Haufen verklammter Pedanten bekanntgemacht: Leitung und Kollegium des Schlossinternats, einen möglichst radikalen Kontrast zu den jugendlichen Bewohnerinnen und Bewohnern setzend. Die Prinzenhäusler-Wohngruppe soll aufgelöst werden, Fritz Bülow ist mit ihrer Betreuung heillos überfordert. Doch trotz eines abweisenden Empfangs durch die juvenilen Delinquentinnen und Delinquenten setzt sich Vera für sie ein und erwirkt, dass sie zusammen mit Fritz deren Betreuung übernimmt. Typisch für eine Vorabendserie sind die Familientauglichkeit, manch
Overacting in den Nebenrollen, die etwas arg konstruierten bis gestelzten Dialoge sowie die klar umrissenen Charaktere – von denen sich die Unsympathen zum Positiven wandeln sollen. Und Neuankömmling Alf, der passenderweise mit einem Plüsch-Alf im Gepäck zu den Prinzenhäuslern stößt, schlägt gewissermaßen eine Brücke zur gleichnamigen
SitCom, die im vorausgegangenen Jahrzehnt zur einer überaus beliebten Vorabendserie der Deutschen geworden war.
Episode 2 nutzt Vera, um sich im Bootshaus am See häuslich einzurichten. Der spießige Schulleiter Henning Seld sorgt sich derweil darum, dass beim Besuch Gloria von Ahlefelds (Tilly Lauenstein, „Otto – Der Film“), der Vorsitzenden des Stiftungsrats des Internats, etwas schiefgehen könnte. Lolle gibt sich einem Techtelmechtel mit Bauernsohn Hans (Oliver Broumis, „Stalingrad“) hin und will die Kuh Charlotte vor der Schlachtung bewahren. Zusammen mit Antonia versteckt sie die Kuh im Internat. Das hat natürlich chaotische Erfolgen und ruft Vera auf den Plan… Diese Episode ist verdammt naiv und konzentriert sich auf ein einzelnes Tierschicksal, statt Nutztierhaltung und Fleischverzehr generell infrage zu stellen. Das Ganze ist lediglich der Aufhänger für eine Geschichte à la „Kinder vom Süderhof“ und spielt im weiteren Verlauf der Serie überhaupt keine Rolle mehr. Für eine Jugendserie zu infantil.
Dafür bekommt Antonia in der
dritten Episode endlich ihren großen Auftritt: Man erfährt, dass sie sich im Internat befindet, weil ihre Eltern einfach keine Zeit für sie haben. Nicht einmal an ihrem Geburtstag lassen sie sich blicken. Nachvollziehbarerweise nagt dies an Antonia, die nach einer Provokation ihres Lehrers im Unterricht die Nerven verliert und randaliert. Sie läuft Gefahr, einen weiteren Schulverweis zu bekommen. Das ist ihr aber schnuppe. Sie zieht sich in eine abgelegene Ecke des Internats zurück, während Vera & Co. sie im ganzen Ort suchen. Lediglich Stefan findet sie, und beide kommen sich näher. Diese Episode erzählt auf grandiose, empathische Weise eine schöne Außenseiterromanze, im Zuge derer sich die hübsche Antonia auch oben ohne zeigt. Der sensible Umgang mit der jugendlichen Gefühlswelt sollte auf diese Folge hin zum Markenzeichen der Serie werden, wenngleich er längst nicht jedes Mal erreicht werden sollte – bis zum Serienende blieb diese Episode eine der stärksten und dürfte manch Zuschauerin und Zuschauer zum Dabeibleiben animiert hatten.
„Big Business“ in
Episode 4: Alf arbeitet Tag und Nacht an einem Computerspiel, an dem ein Unternehmen Interesse bekundet hat – und vernachlässigt dafür den Schulalltag. Vera gelingt es weitestgehend, Alf für sein Projekt den Rücken freizuhalten, nur Schulleiter Seld weiß von nichts. Diese Episode trägt zur Charakterisierung Alfs als Computer-Crack und Veras als verständnisvolle Kuschelpädagogin bei, erhält aber vor allem durch den Kuss zwischen Vera und Fritz, die daraufhin eine Nacht miteinander verbringen, wichtige Funktion für die horizontale Handlungskonzeption.
Die
fünfte Episode gehört Nina, die sich auf eine Affäre mit Deutschlehrer Schubert (Ole Pfennig, „Cypress“) eingelassen hat. Ihr Freund Eric (Jan Hendrik Heinzmann, „Alina“) kommt dahinter und die Situation eskaliert, als Eric und Schubert während einer Theaterprobe nonverbal aneinandergeraten. Neben dem sexuellen Missbrauch einer Schutzbefohlenen durch ihren Lehrer werden Eifersucht, Lügen und Gefühlschaos thematisiert. Starker Tobak, emotional präsentiert.
In
Episode 6 stößt Mario als neuer Mitschüler zu den Prinzenhäuslern hinzu, schickt jedoch den Ausreißer Bruno (Martin Glade, „Polizeiruf 110: Feuer!“) vor, der sich für ihn ausgibt, damit er noch ein paar freie Tage genießen kann. Das sorgt für einige amüsante Szenen und für einen denkbar misslungenen Einstand Marios gegenüber dem Internat. Starke Momente hat Lolle in dieser Folge, die betont süß wirkt. Zwischen Vera und Fritz kriselt es hingegen stark…
Deshalb trennen sie sich in der
siebten Episode. Es darf davon ausgegangen werden, dass damit angedeutet werden soll, beide hätten ihre negativen Erfahrungen aus vorausgegangenen Beziehungen noch nicht verarbeitet, ihr Verhalten lässt sie aber vielmehr irritierend unreif für ihr Alter wirken. Eher altersgemäß verhält sich Karlchen, der an einem DJ-Wettbewerb in Lübeck teilnimmt und dafür Fritz‘ Auto entwendet. Er gewinnt nicht nur den Wettbewerb, sondern lernt auch noch die junge Zazie kennen, die von ihm begeistert ist. Doof nur, dass das Auto plötzlich weg ist – und die Polizei ihn am nächsten Morgen verhört, weil in der letzten Nacht jemand mit dem Auto angefahren wurde. Was nach Karma klingt, entpuppt sich als ein Handlungsstrang über Verantwortungsbewusstsein, aber auch den Drang nach Freiheit und Selbstverwirklichung abseits des Schul- und Internatsalltags. Wer will es Karlchen verdenken?
Als eine der ausgefeiltesten Folgen der ersten Staffel entpuppt sich
Episode 8: Wenn Karlchen sich mit Casanova Marios Hilfe als Gigolo René per Zeitungsannonce ausgibt, um so an Treffen mit Frauen zu gelangen, Antonia jedoch davon Wind bekommt und mit Vanessa (Vijak Bayani, „Tatort: Mord hinterm Deich“) einen Plan ausheckt, um die beiden auflaufen zu lassen, hat das fast schon Spielfilmformat. Erstaunlicherweise verzichtete man auf einen erhobenen pädagogischen Zeigefinger und lässt Karlchen doch noch als Gewinner aus der prekär gewordenen Lage hervorgehen.
Noch rigoroser geht es in der
neunten Episode zu: Der als Arschlochlehrer charakterisierte Dr. Blum scheint es besonders auf Lolle abgesehen zu haben, die er im Unterricht immer wieder piesackt und vorführt. Die Prinzenhäusler wollen sich an Dr. Blüm rächen. Mit Alfs Hilfe verschaffen sie sich auf der Suche nach belastendem Material Zutritt zu dessen Wohnung und finden Anhaltspunkte, dass der Pauker etwas mit dem Tod eines Schülers während einer Klassenfahrt zu tun haben könnte. Als sie ihn daraufhin öffentlich bloßstellen, erleidet er einen Herzinfarkt. Bezeichnenderweise wird er durch diese Ereignisse jedoch tatsächlich umgänglicher, man nähert sich einander an. Vera ist unterdessen in großer Sorge um eine an Brustkrebs leidende Freundin. Für eine Jugendserie ist das Thema Tod hier ungewöhnlich omnipräsent, zugleich wird ein respektvoller Umgang zwischen den Generationen angemahnt – von beiden Seiten.
Einem angenehmeren Thema widmet sich
Episode 10, denn Lolle lernt Marios Cousine Carla (Türkiz Talay, „Alles getürkt!“) kennen. Beide entdecken tiefergehende Gefühle füreinander, die Lolle sich jedoch lange nicht eingestehen will. Es geht also um erste gleichgeschlechtliche Liebeserfahrungen und die damit einhergehenden Verwirrungen, sensibel und selbstbewusst unverklemmt zugleich inklusive ein wenig Erotik inszeniert.
Eine wesentlich unappetitlichere Thematik greift die
elfte Episode auf, die die Schatten der NS-Vergangenheit, die über dem Internat liegen, zum Anlass nimmt, den von Totschweigen und Leugnung geprägten Umgang mit der deutschen Vergangenheit zu kritisieren. Die Schülerinnen und Schüler wollen das Schweigen durchbrechen, nachdem sie auf einen Selbstmord eines Schülers im Jahre 1942 gestoßen sind – auch wenn dies für Antonia den Bruch mit ihrem geliebten Großvater (Ferdinand Dux, „Die Piefke-Saga“) bedeutet. Eine gute, zu antifaschistischen Aktionen aufrufende Folge.
Die einen einholende Vergangenheit ist auch Bestandteil von
Episode 12, in der Stefan übel mitgespielt wird: Nicht nur, dass sein krankhaft ehrgeiziger Vater ihn unter Druck setzt, ausschließlich Bestleistungen in der Schule zu bringen, nein, auch noch seine ehemalige Mitschülerin Mira aus seinem ehemaligen Gymnasium taucht unvermittelt auf. Sie findet heraus, dass Stefan sein Abgangszeugnis gefälscht hat und erpresst ihn damit. Als Stefan sich nicht mehr anders zu helfen weiß, als sich an der Klassenfahrtskasse zu bedienen, fliegt alles auf. Diese Folge empfiehlt einen nachsichtigen pädagogischen Umgang mit derartigen Vorfällen, warnt aber auch davor, dass früher oder später alle Lügen auffliegen – und vor fiesen ehemaligen Mitschülerinnen...
Die
dreizehnte Episode schickt die Schülerinnen und Schüler auf eine Camping-Exkursion in Wald und Flur, um Selds langweiligen Biologieunterricht aufzulockern. Jedoch hat kaum jemand Lust darauf – außer Mario, der dem Schulleiter einen bösen Streich spielt, indem er ihn in ein Bordell lockt, wo dieser mit einem Türsteher aneinandergerät. Zu allem Überfluss vergnügt sich Mario auch noch in der Disco, statt rechtzeitig zum Camp zurückzukommen. Doch als Seld ihn dort aufspürt, gelingt es ihm, Mario gegen eine Rockerclique zu verteidigen, die ihn verprügeln will. Auf der nächtlichen Flucht durch den Wald schweißt diese Erfahrung die beiden ein gutes Stück weit zusammen – dank des nun bestehenden Vertrauensverhältnisses hat sich die Exkursion doch noch gelohnt. Es ist ein Genuss, wie diese Folge Schulklassenexkursionen und Camping-Ausflüge entromantisiert und sich auf den einen fokussiert, der bei so etwas immer aus der Reihe tanzt. Die Nebenhandlung schickt Alf auf Freiersfüße, womit erstmals deutlich wird, dass auch der Computer-Freak kein komplett asexuelles Wesen ist.
In
Episode 14 steht plötzlich alles auf der Kippe: Seld entdeckt seine Gefühle für Vera und trennt sich von seiner Freundin, Fritz allerdings steht auch noch immer auf Vera – genau wie ihr Noch-Ehemann Philipp (Stephan Schwartz, „Die Rättin“), der aus heiterem Himmel auftaucht und sie mit nach Paris nehmen möchte, wo sie als Fotoreporterin arbeiten soll. Dabei sollte sie doch gerade ihren Vertrag als Lehrerin verlängern… Vera ist hin- und hergerissen, doch als Seld ihr seine Liebe gesteht, reagiert sie abweisend und hat schon fast mit ihrer Internatsanstellung abgeschlossen – wären da nicht die Prinzenhäusler, die kreative Wege finden, sie zum Bleiben zu überreden. Gleich drei Männer, die um Veras Gunst werben, dazu eine ganze Schüler(innen)schar – so viel Zuneigung dürfte einem nur selten entgegenschlagen. Da sich Seld letztlich gezwungen sieht, mit der Schülerschaft zusammenzuarbeiten und deren von großen Teilen des Kollegiums missbilligte Methoden zu unterstützen, ist am Ende ein weiterer Schritt in Richtung Entspießigung des Schulleiters getan und die Serie kann mit Vera weitergehen.
Die
fünfzehnte Episode hält eine Überraschung für Mario parat: Seine ehemalige Urlaubsbekanntschaft Dana (Marny Bergerhoff, „Schicksalsspiel“) besucht ihn hochschwanger und behauptet, dass das Kind von ihm sei. Mario versucht sie zunächst loszuwerden, doch als Dana um sein Mitleid buhlt – sie habe weder Geld noch jemanden, der ihr beistünde – beginnt er, Verantwortung zu übernehmen und wächst immer mehr in die Vaterrolle hinein. Als er sogar die Schule abbrechen will, um für Dana und das Kind da sein zu können, gesteht sie ihm jedoch, dass er gar nicht der Vater ist. Trotzdem ist er bei der Geburt dabei und bietet Dana an, bei ihr zu bleiben, doch diese zieht zu ihren Eltern zurück. Fritz wiederum droht seinen Job zu verlieren, weil er beschuldigt wird, einen Schüler geschlagen zu haben. Doch auch dieser Disput löst sich schließlich in Wohlgefallen auf. Diverse Unverfrorenheiten also, die diese Folge abhandelt – umso ungläubiger reibt man sich die Augen, wie sich am Schluss alle wieder miteinander vertragen und Friede, Freude, Eierkuchen vorherrscht. Das erscheint diesmal doch arg unwahrscheinlich und macht die Handlung letztlich oberflächlicher, als sie eigentlich sein dürfte. Schade.
Vera und Seld sind mittlerweile ein Paar, versuchen in
Episode 16 aber noch, ihre Beziehung geheimzuhalten. Dennoch dringt sie langsam zu allen durch, was Probleme und Missgunst mit sich bringt. Eric hingegen steht zwischen zwei Mädchen und läuft Gefahr, beide zu verlieren. Die Verkupplungsversuch Antonias und Stefans, um Eric und Vanessa einander näherzubringen, scheitern letztlich. Wieder einmal sind schwierige Beziehungskisten das vorherrschende Thema – dankenswerterweise in dieser eher desillusorischen Folge kitschfrei verarbeitet und damit näher am wirklichen Leben.
Loverboy und Vielweiberer Mario beißt sich in der
siebzehnten Episode die Zähne an Donna (Gruschenka Stevens, „Voll normaaal“), Hausmeister Zierlichs Nichte, die Zähne aus: Die junge Frau ist als Journalistin für einen Artikel über das Internat vor Ort und lässt Mario eiskalt abblitzen, steigt stattdessen mit Fritz ins Bett. So etwas hat Mario noch nicht erlebt – und verknallt sich gerade deshalb bis über beide Ohren in sie. Erstmals in seinem Leben muss er sich mit Liebeskummer auseinandersetzen. Doch auch für Donna bleibt der Internatsbesuch nicht folgenlos: Ihr eigentlicher Freund Wolfgang erwischt sie mit Fritz und macht daraufhin mit ihr Schluss. Alle anderen interessieren sich jedoch mehr für die Sonnenwendfeier, die dieses Jahr ausfallen soll, von den Prinzenhäuslern mit Veras Hilfe, die sich damit über offizielle Anweisungen hinwegsetzt, aber kurzerhand privat arrangiert wird. Der propagierte zivile Ungehorsam weiß zu gefallen, ansonsten ist diese Folge aber zu seifig ausgefallen. Wie schnell hier von Liebe gesprochen wird, ist auch nicht mehr mit der Jugendlichkeit der Protagonistinnen und Protagonisten zu erklären. Dennoch schön, dass Mario endlich einmal nicht mit seiner Masche durchkommt – diese Erfahrung trägt zur Charakterbildung bei.
Der Staffelabschluss in
Episode 18 bereitet auf den Abschied einer vertrauten Figur vor: Seld hat sich um eine Dozentenstelle an der Universität Hamburg beworben, jedoch ohne sich wirklich Chancen auszumalen. Vera ist alles andere als begeistert, und sie soll mit ihren Befürchtungen Recht behalten: Seld bekommt eine Zusage und wird die Stelle antreten. Der konservative Dr. Blüm ist bereit, Selds Nachfolge anzutreten, doch Stiftungsratsvorsitzende Gloria von Ahlefeld tritt an Vera heran und bietet ihr die Schulleitung an. Somit konkurrieren Vera und Dr. Blüm um den Posten. Sekretärin Ehrchen hingegen freut sich auf die Sommerferien, hat sie doch eine Reise nach Florida gewonnen. Hausmeister Zierlich bietet sich gern als Reisebegleiter an… Offene Enden zum Schuljahresschluss und Staffelfinale also, die durchaus neugierig auf die zweite Staffel machen. Schade nur, dass diesmal die Prinzenhäusler zu kurz kommen, indem sie kaum eine Rolle spielen. Das hätte man eleganter lösen können.
Unterm Strich hat sich diese erste Staffel manch Drehbucheskapade und fragwürdiger Leistung des einen oder anderen Nachwuchstalents zum Trotz aber ganz gut geschlagen, indem sie mit nicht immer sympathischen, aber stets interessanten Figuren vertraut gemacht, das oft pittoreske schleswig-holstein‘sche Ambiente gut einzufangen wusste und den einen oder anderen Höhepunkt zu bieten hat, der Lust auf mehr macht – sofern man mit dieser Mischung aus
Coming-of-age, Drama, Seifenoper und Komik klarkommt. Für Montagabende vor der Glotze war das 1997/’98 aber sicher nicht die schlechteste Wahl.