Lemora: A Child's Tale of the Supernatural
Die dreizehnjährige Lila Lee ist die Tochter eines von der Polizei gesuchten Mörders und lebt in der Obhut eines Priesters, der sich um das Seelenheil des engelsgleichen Mädchens kümmert. Eines Tages erhält sie einen Brief, in dem sie erfährt, dass ihr im Sterben liegender Vater um Vergebung bittet und Lila macht sich auf eigene Faust auf den Weg zum Haus einer mysteriösen Frau namens Lemora, in dem ihr Vater auf Sie warten soll. Doch schon die nächtliche Anreise als einziger Gast eines klapprigen Busses ist höchst seltsam und als das junge Mädchen den Ziel ihrer Reise erreicht, entpuppt sich das abgelegene Haus Lemoras als Heimstätte einer blutrünstigen Vampir-Schar, die die Ankunft des Mädchens bereits sehnlichst zu erwarten scheint…
Richard Blackburns dunkles Märchen für Erwachsene ist einerseits ein „Coming-of-Age“-Drama über das Erwachsenwerden eines jungen Mädchens in Form eines Symbol-geschwängerten und sexuell-aufgeladenen Vampir-Films im Südstaaten-Ambiente, in dem allerlei seltsame und unerklärliche Dinge passieren. Eine entrückte und abgründige Stimmung zieht sich ja durch den ganzen Film, der trotz zurückhaltender Inszenierung einerseits an Jean Rollin erinnert, aber auf der anderen Seite sehr eigenwillig und ungewöhnlich daherkommt. Die Geschichte lässt sich vermutlich auch auf vielseitige Weise interpretieren und erzählt von den Gefahren des Erwachsenwerdens und vom Ende einer kindlichen Unschuld. Ein geringes Budget sieht man dem originellen Werk ja ebenfalls an, aber Herr Blackburn macht das Beste heraus und lässt seine jugendlich wirkende Darstellerin durch kunstvoll ausgeleuchtete Häuser und Wälder wandern, wo sie auf bleiche Menschen und andere Monster trifft. Leider ist der Streifen hierzulande eher unbekannt und auch wenn ich den Klang der euphorischen Kritiken hierzulande nicht ganz einstimmen mag, so ist dieses wunderbar mysteriöse, morbide und melancholische Werk zweifelsfrei doch etwas ganz Besonderes.
America's deadliest Home Video
Als der Video-Freak Doughie von seiner Frau Debbie betrogen wird, begibt sich der gehörnte Gatte alleine mit seiner Videokamera auf einen Roadtrip durch Amerika, den er in einer Art Videotagebuch festhält. In einem Steinbruch wird er überraschend Zeuge, wie der gewaltbereite Clint und seine aus Vezna und Gloria bestehenden Gang ein Auto über die Klippen jagt und wird daraufhin als Geisel genommen. Während Vezna dem Filmfan am liebsten gleich eine Kugel in den Kopf jagen möchte, ist Clint ganz angetan von der Idee, seine Taten auf Video für die Nachwelt festzuhalten und er zwingt Dougie an ihren Überfällen und Raubzügen teilzunehmen um diese fortan auf Video zu bannen...
Kurzweilige Mischung aus „Mann beißt Hund“, „Last Horror Movie“ und „Natural Born Killers“ in Form eines Heimvideo-Films, der zu einer Zeit entstanden ist, als Found-Footage noch nicht in aller Munde war. Jack Perez Streifen dürfte somit zu den Wegbereitern des Genres zählen, aber war wohl lange Zeit selbst in seinem Entstehungsland nicht verfügbar und hat jetzt erst vor kurzem den Weg auf DVD gefunden. Zwar ist „America’s Deadliest Home Video“ auch eher eine pechschwarze Komödie, aber auch in Punkto Gewalt gibt es in dem 1993 entstandenen Streifen durchaus etwas zu sehen und Dougie hält auch immer brav die Kamera drauf, wenn Tankstellen und Supermärkte ausgeraubt werden. Dass dieses auch nicht ohne Kollateralschaden abläuft liegt auf der Hand und zwischendurch spricht der durchgeknallte Clint auch immer brav in die Kamera um seine Ansichten dem Zuschauer mitzuteilen. Dabei ist der zur Gänze auf Video gedrehte und bitterböse Streifen nur auf dem ersten Blick auf Heimvideo-Niveau gestaltet und verzichtet dankenswerterweise größtenteils auf zu wackelige Bilder oder Tonprobleme. Insgesamt betrachtet schon ein etwas obskurer, unterbewerteter und bislang unterschlagener Beitrag zur Filmgeschichte, der sich auch gut gucken lässt und hoffentlich jetzt der Gerechtigkeit halber die Anerkennung erlangt, die er eigentlich schon seit 23 Jahren verdient hätte.