bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

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Moderator: jogiwan

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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

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Asphaltkatze – Ich polier’ Dir Deine Glatze
Die schöne und talentierte Stewardess Nora (Ursula Andress) überbringt dem gefürchteten neopolitanischen Gangster-Boss Silvera (Woody Strode) einen mysteriösen Brief, in dem ein Mordanschlag angekündigt wird. Schon bald befindet sie sich unfreiwillig in einem spektakulären Bandenkrieg zwischen den gefährlichsten rivalisierenden "Familien" der Unterwelt Neapels. Allerdings zeigt Nora plötzlich erstaunliche Fähigkeiten. Mit Entschlossenheit und unbekümmerter Leichtigkeit spielt sie ihre Karten aus und überrascht damit nicht nur die Banden-Bosse, auch die Polizei stellt sich langsam aber sicher die Frage: Wer ist Nora eigentlich wirklich?
Bei diesem Film mit dem seltsamen Subtitel handelt es sich um eine italienische Actionkomödie aus dem Jahre 1974 von Fernando Di Leo. Leider geriet „Asphaltkatze“, zumindest in der deutschen Synchronisation, mit seinen albernen Gags auf unterem Niveau weitestgehend unlustig und zielt in erster Linie darauf ab, das Publikum mit ausufernden, ermüdenden Prügelorgien und einem hin und wieder nackt durchs Bild huschenden Ex-Bond-Girl in Form von Ursula Andress bei Laune zu halten. Den Filmfreund aufmerken lassen da leider nur kleine Besonderheiten wie die Anwesenheit eines prügelnden Feuerspuckers und ein durch seine musikalische Untermalung ironisch an Italo-Western angelehntes finales Duell. Der Rest besteht aus einer harmlosen Mafiaklamotte, zusammengesetzt aus nicht immer so recht zueinander passen wollenden Einzelsequenzen. Damit dürfte die „Asphaltkatze“ in erster Linie für Zuschauer interessant sein, die mit diesem Film gewisse Jugenderinnerungen verbinden oder sich zu überzeugten Ursula-Andress-Fans zählen.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Baby Blood
Yanka ist Assistentin des Raubtierdompteurs in einem Zirkus, der von ihrem Mann geleitet wird. Eines Tages wird aus Afrika eine Wildkatze eingeflogen. Doch schon bald findet man deren zerfetzte Überreste. Ein tentakelbewerter Parasit hatte sich in ihr aufgehalten und sucht nun einen weiblichen Körper - denn er will wiedergeboren werden. Doch um überleben und wachsen zu können benötigt er menschliches Blut. Und so zwingt er Yanka dazu, immer wieder neue Opfer zu suchen, die sie auf bestialische Art und Weise umbringt, um deren Blut zu trinken. Eine blutige Spur hinterlassend zieht Yanka durch Paris - ihre Opfer sind immer nur Männer, denn sie will mehr als nur Blut...
Mit „Baby Blood“ bewies Regisseur Alain Robak 1989, also noch lange vor „High Tension“ und „Inside“, dass die Franzosen eben doch durchaus auch zu splattern in der Lage sind. Angelegt als absoluter Low-Budget-Film, erzählt „Baby Blood“ die Geschichte einer ungewollt schwanger gewordenen Mutter, die hin- und hergerissen ist zwischen Ablehnung des Fötus und instinktiver Mutterliebe und sich auf sich allein gestellt in einer frauenfeindlichen Umgebung behaupten muss. Dieser Anspruch des Films ist allerdings nicht immer ganz einfach zu erahnen, wurde er doch eingebettet ist einen splatterigen Horrorfilm um ein unbekanntes Urzeit-Wesen, das im Bauch der Mutter heranwächst, ständig neues Blut braucht und im Laufe der Spielzeit immer komödiantischer mit der Mutter kommuniziert Diese Mischung aus Humor, Horror und Sozialdrama ist ungewöhnlich und sicherlich nicht leicht verdaulich. Die leidensfähige Hauptdarstellerin Emmanuelle Escourrou trägt aber nicht nur durch ihren Mut zur Nacktheit und Hässlichkeit ebenso zum Gelingen bei wie die innovative Kameraarbeit, der düstere, schmutzige Look des Films und die meist trotz mitunter unrealistisch aussehender Blutspritzereien gut umgesetzten Splattereffekte. Mit der Deutung, dass schwangere Frauen vollkommen unzurechnungsfähig und über Leichen zu gehen bereit sind, möchte ich mich an dieser Stelle lieber nicht zu weit aus dem Fenster lehnen… man möge mir diesen sarkastischen Ausrutscher verzeihen und sich diese kleine, aber feine Low-Budget-Perle zu Gemüte führen – Genrefreunde dürften nicht enttäuscht werden.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Young Soul Rebels

Die britisch/französisch/spanisch/deutsche Koproduktion „Young Soul Rebels“ aus dem Jahre 1990 von Regisseur Isaac Julien ist ein für das für seine Action-Gülle berüchtigte Cannon-Label ein sehr ungewöhnlicher Film. Er spielt im England der späten 70er zu Zeiten der Punk-Explosion und dreht sich um die Liebe zweier schwarzer Jugendlicher zur Soul- und Funk-Musik, einen Mordfall und überraschender Weise auch zu einem großen Teil um Homosexualität. Das Ganze geht einher mit einer Art Milieustudie unterpriviligierter Jugendlicher und beinhaltet einen Schwenk durch Subkulturen wie Punk und Skinhead. Interessante und gute Ansätze sind durchaus erkennbar, allerdings hätte man sich besser auf EINEN Handlungsfaden beschränkt: Eben ENTWEDER Milieu/Subkultur/Musik ODER Kriminalfall ODER Homosexualität. So wirkt das alles ziemlich zusammengewürfelt und unbefriedigend, da keiner der Aspekte in ausreichendem Maße verfolgt wird. Das meines Erachtens misslungene Finale und der unpassende Kitschanteil besorgen den Rest und lassen gelungene komödiantische Einlagen wie die Darstellung schottischer Touristen fast schon vergessen. Wie so etwas (bzw. etwas ähnliches) weitaus besser funktioniert, bewies 1999 Spike Lee mit seinem „Summer of Sam“.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Hass – La Haine
Sie hängen in abgebrannten Hallen oder auf der Straße rum, hören Musik, rauchen Joints und prügeln sich mit der Polizei: Alltag in einer grauen Vorstadt von Paris. Hier fristen die drei arbeitslosen Jugendlichen Vincent, Hubert und Saïd ihr trostloses Leben. Als ihr Freund Abdel bei einem Polizeiverhör lebensgefährlich verletzt wird, schlagen ihre Aggressionen in Hass um...
Endlich habe ich mich dazu durchgerungen, diese große Bildungslücke zu schließen. Und ich ärgere mich, dass ich es nicht schon viel früher tat, statt mich vom Genre „französisches Drama“ abschrecken zu lassen. Mathieu Kassovitz’ komplett in schwarz/weiß gedrehter Film aus dem Jahre 1995 zeigt schonungslos, eindrucksvoll realistisch und nachvollziehbar das Leben gesellschaftlicher Minderheiten in Pariser Vorstädten und glänzt mit ganz hervorragenden Schauspielern. Alle drei Hauptrollen behalten für den Film ihre realen Vornamen und spielen absolut überzeugend das Dreigespann unterschiedlicher Charaktere und kultureller Herkunft, die ihr sozialer Status innerhalb der französischen Gesellschaft eint, aus dem gemeinsame Probleme hervorgehen. „Hass“ beginnt mit den Bildern einer Straßenschlacht, bei der ein Polizist seine Waffe verliert, und endet nur ca. 24 Stunden später. Diese Pistole wird im Viertel von Vincent gefunden und Aufhänger für Diskussionen um Gewalt und Gegengewalt. Der zynische, aufbrausende Vincent ist fasziniert von der Waffe und der damit einhergehenden Macht und erzählt immer wieder davon, im Falle des Todes eines von den Bullen im Rahmen der Straßenschlacht fast erschlagenen Freundes, einen Staatsdiener richten zu wollen. Hubert ist eher der vernunftbetonte, rationale Typ, der versucht, aus seiner Situation das beste zu machen. Saïd ist ein kindlicher Spaßvogel mit losem Mundwerk, der noch nicht so sehr desillusioniert erscheint. Im Besitz dieser Waffe und voller Hass auf den Staat, Verzweiflung, Resignation, Perspektivlosigkeit, aber auch trotz allem Spaß habend und irgendwie die Zeit totschlagend verbringen die drei Freunde einen Tag und eine Nacht, begleitet vom Zuschauer. Was sie so treiben, ist nicht immer spektakulär, lässt mich aber einiges aus meiner eigenen Jugend wiedererkennen. Die gefühlte Ausweglosigkeit ist immer nachvollziehbar, ja, spürbar und Konfrontationen mit vorurteilsbehafteten Mittelklasseyuppies oder offen rassistischen Schlägern, teilweise mit Dienstmarke, machen wütend und erweisen sich als Funken an der Zündschnur der benachteiligten Jugendlichen. Die eingestreuten poetischen Zitate in „Hass“ sorgen für Gänsehaut und das geniale, verstörende, offene Ende ließ mich, nachdem ich es kurz vorm Schlafengehen sah, noch länger wachliegen… denn der Film lief im Kopf weiter. In der Form seiner Umsetzung möchte ich „Hass“ als nahezu perfekt bezeichnen. Wie es Kassovitz und seinen Schauspielern gelungen ist, Realismus und Dramaturgie gekonnt miteinander zu verknüpfen, ist wirklich großes Kino und am ehesten vielleicht mit „Kids“ vergleichbar, wobei die Hauptdarsteller hier aber sympathischer wirken und eine höhere Identifikation durch den Zuschauer erlauben. Religiöse/kulturelle Konflikte der Jugendlichen untereinander werden kaum oder gar nicht thematisiert, so dass die Handlung auf nahezu jede andere Randgruppe übertragbar ist, zumindest mit etwas Abstraktionsfähigkeit. Hätte Kassovitz sich nicht von eigenen Vorurteilen leiten lassen, als er, ähnlich wie später ärgerlicherweise auch im höchst durchschnittlichen „Die purpurnen Flüsse“, undifferenziert rassistische Gewalt auf die Skinhead-Subkultur projiziert, hätte ich evtl. sogar die Höchstnote vergeben.

Dass die Thematik des Films heutzutage aktueller denn je ist, beweisen nicht zuletzt die schweren Konfrontationen zwischen Jugend und Staatsmacht in französischen Vorstädten, die in diesen Ausmaßen 2005 ihren Anfang nahmen und weltweite Medienöffentlichkeit erfuhren. „Bis jetzt ging alles gut..."?
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Ring 2
Sechs Monate nach den Ereignissen des ersten Films haben sich Rachel Keller (Naomi Watts) und ihr kleiner Sohn Aidan (David Dorfman) in der kleinen Küstenstadt Astoria in Oregon versteckt, stets in der Angst, der Fluch des Videobandes könnte sie wieder einholen. Rachel arbeitet inzwischen bei der Lokalzeitung und freundet sich mit ihrem Kollegen David Rourke (Simon Baker) an, doch dann kommt zum Todesfall eines Teenagers, den Rachel schon bald Samaras Ring-Fluch zurechnet. Offensichtlich existiert in Astoria eine Kopie. Just als sie Maßnahmen dagegen ergreifen will, wird Aidan Opfer eines Angriffs und kommt in die Klinik, wo ausgerechnet Rachel als Täterin verdächtigt wird. Höchste Zeit für sie, möglichst schnell noch mehr über das geheimnisvolle Geistermädchen herauszubekommen, bevor Aidan ihr ganz zum Opfer fällt...
Zählt die US-Version von „Ring“ für mich zum besten, weil furchterregendsten Horrorbeitrag des Jahrzehnts, bin ich an die Fortsetzung aus dem Jahre 2005 ohne große Erwartungen herangegangen – was mich letztlich vor einer Enttäuschung bewahrt hat. Im Falle dieser Fortsetzung ist mir das japanische Original unbekannt, weshalb ich zwischen Original und Remake keine Vergleiche ziehen kann. Regie führte Hideo Nakata, der auch für die Originale verantwortlich zeichnet, das Drehbuch hingegen stammt von Ehren Kruger.

Von vornherein wird dem Zuschauer klar, dass Samara hier auf fahrlässige Art und Weise entmystifiziert wird. Dadurch hält sich der Horror verglichen mit dem Vorgänger in Grenzen, da auch die Schockmomente z.B. durch zu langes Draufhalten auf die entstellten Gesichter der Opfer abgeschwächt werden. Darüber hinaus bediente man sich gleich mehrerer Horrorklischees und -motive, die den Zuschauer unweigerlich an andere Genrevertreter erinnern, wodurch „Ring 2“ deutlich an Originalität – einer der Stärken des ersten Teils – einbüßt. Spätestens beim Auftauchen vereinzelter, aber deutlich als solche erkennbarer CGI-Effekte ist’s mit dem Grusel dann auch ganz vorbei, da sind selbst Stop-Motion-Künste aus den 30ern noch effektiver. Die eigentliche Geschichte, in der – getreu familienfreundlicher Ami-Klischees – Mutterliebe als Allheilmittel gepriesen wird, ignoriert ärgerlicherweise den Plottwist des Vorgängers, in dem eben diese alles nur noch schlimmer machte. Generell sollte man nicht jede Szene auf ihren Logikgehalt hin sezieren...

Andererseits stimmt über weite Strecken aber trotz allem die Atmosphäre, zumindest verglichen mit den zahlreichen Genre-Schnellschüssen des ausgehenden Jahrzehnts. Der Unterhaltungsfaktor geht ok, gelangweilt habe ich mich jedenfalls nicht. An den schauspielerischen Leistungen gibt es auch wenig zu mäkeln, so dass „Ring 2“, würde es sich eben nicht um eine Fortsetzung des großartigen „Ring“ handeln, durchaus als überdurchschnittlicher Horrorfilm durchgehen könnte. Wie so viele Fortsetzungen eines innovativen Stoffes verblasst aber auch „Ring 2“ gegenüber der vorausgegangen Meisterleistung – was zwar schade ist, aber auch nicht anders zu erwarten war.
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Die Tollwütigen
Eine Gruppe satanischer Hippies hält in der Nähe eines Dorfes eine schwarze Messe ab, vergewaltigt eine Dorfbewohnerin und bezieht anschließend ein altes, leer stehendes Hotel in der kleinen Ortschaft. Als der aufgebrachte Großvater der jungen Frau die acht Hippies zur Rede stellen will, schlagen diese ihn zusammen und verabreichen ihm eine Dosis LSD. Sein Enkelsohn Pete mischt ihnen daraufhin das Blut eines tollwütigen Hundes unter das Essen, um sich an den gewalttätigen Gruppe zu rächen. Nachdem die Hippies die infizierten Fleischpasteten gegessen haben, verwandeln sie sich langsam in mordlustige Wahnsinnige, die in wilder Raserei über die Dorfbevölkerung und einander herfallen…
Eine Bande von Anti-Hippies zollt dem Gehörnten mit schwarzen Messen und einem soziopathischen, misanthropischem Lebensentwurf Tribut. Nicht Liebe und Frieden, sondern Hass und Gewalt stehen hier auf dem Speiseplan… und leider auch mit Tollwut infizierte Fleischpasteten, nach deren Verzehr unsere ungewaschenen Strolche selbige aus den Einwohnern des ihnen auf ihrer Terrortour unfreiwillig Obdach bietenden Dorfes machen wollen.

Vermutlich inspiriert durch die Umtriebe der Manson-Sekte, zeichnet dieser dreckige, frühsiebziger US-Horrorbeitrag von Regisseur David E. Durston ein ultraklischeehaftes Bild von „Hippies going mad“, wobei ich mir nicht sicher bin, ob man damit vorhandene Ängste und Vorurteile der Gesellschaft karikieren und dadurch ad absurdum führen oder schlichtweg weiter füttern wollte, um Stoff für den Film mit der seltsamen Werbezeile „Noch nie hat ein Film so genervt, gelähmt, geschockt“ zu bekommen. Das „genervt“ bezieht sich vermutlich auf den tatsächlich an den Nerven zerrenden Soundtrack, den ich hier schlecht beschreiben kann, der seine Wirkung aber nicht verfehlt und dem Werk einen eigenartigen Touch verleiht. „Gelähmt“ war aller Wahrscheinlichkeit nach der Drehbuchautor, denn die Geschichte lässt sich in einem Satz abhandeln und setzt statt auf Überraschungen, Intelligenz oder Tiefgang auf Mord, Totschlag und Splattereffekte. „Geschockt“ hat mich die Tatsache, dass hier, schon gleich in der Eröffnungssequenz, lebende Tiere dran glauben mussten, um als Statisten für „Die Tollwütigen“ verewigt zu werden. In jedem Falle verfügt „Die Tollwütigen“ über einen verdammt schmutzigen, trashigen Charme, wenn die hohlen Hippiefrüchtchen mit Schaum vorm Mund und weit aufgerissenen Augen Amok laufen, aber ausgerechnet vor Wasserspritzern Angst bekommen. Bemerkenswert finde ich auch, dass sich die hinterwäldlerischen Dorfbewohner auch nicht so viel anders verhalten und beispielsweise bei der sich bietenden Chance von Rudelsex mit einer Hippetorte bereits von der Tollwut infiziert scheinen, noch bevor sie sich überhaupt angesteckt haben... Insofern kann man dem Film mit etwas Wohlwollen dann doch eine Art Aussage oder Subtext attestieren. Im Endeffekt ist „Die Tollwütigen“ aber vor allem billig, selbstzweckhaft, brutal, sleazig, amüsant, unterhaltsam und... irgendwie surreal.
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

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Wenn ich hier auch mal was in dein Filmtagebuch kritzeln darf:
Von Die Tollwütigen war ich wirklich sehr enttäuscht und das obwohl ich eigentlich gar nichts erwartet habe.
Die Sache ist einfach, das die Titelgebenden Tollwütigen erst kurz vor Filmende zum Einsatz kommen und man sich vorher nur mit planlosen Geplänkel der Protagonisten langweilen muss.
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

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Johnny Danger hat geschrieben:Wenn ich hier auch mal was in dein Filmtagebuch kritzeln darf:
Von Die Tollwütigen war ich wirklich sehr enttäuscht und das obwohl ich eigentlich gar nichts erwartet habe.
Die Sache ist einfach, das die Titelgebenden Tollwütigen erst kurz vor Filmende zum Einsatz kommen und man sich vorher nur mit planlosen Geplänkel der Protagonisten langweilen muss.
Naja, dass ein Film aus den frühen Siebzigern nicht von der ersten Minute an eine reine Splatterorgie ist, ist doch klar. Das "planlose Geplänkel" umfasst immerhin Frauenmissbrauch und die eine oder andere Abartigkeit mehr. Das mag vielleicht trashig, nicht ernstzunehmen oder schlicht doof sein, aber langweilig...? Also, gelangweilt habe ich mich nicht, auch wenn ich zugeben muss, bei den Dialogen doch hin und wieder mein Hirn auf Durchzug geschaltet zu haben. ;)
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

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Zinksärge für die Goldjungen

Otto Westermann ist der Kopf der Hamburger Mafia und kann mehr oder weniger ungestört seinen „Geschäften“ nachgehen – bis ihm eines Tages der US-Mafioso italienischer Abstammung Lucca Messina mit seinen Mannen die gesamte Stadt abstreitig zu machen gedenkt. Ein erbarmungsloser Kampf zwischen beiden Parteien beginnt, in den auch die Kinder Westermanns und Messinas hineingezogen werden. Doch diese fühlen sich zueinander hingezogen...

„Zinksärge für die Goldjungen“ ist ein rasanter Gangster-Action-Streifen aus dem Jahre 1973; eine deutsch-italienische Koproduktion unter der Regie von Jürgen Roland. Der Realismus tendiert vermutlich gegen Null, aber der Unterhaltungswert ist enorm. Wenn Westermann seine Handlanger zu als Pudel-Club (!) getarnten, konspirativen Treffen lädt, zahlreiche Brüste von klischeehaft sexistisch dargestellten jungen Damen durchs Bild hüpfen, Horst Janson als Mitt- oder gar Enddreißiger den halbstarken Sohn Westermanns spielt, Henry Silva als Gangsterboss Messina seine eingemeißelte Mimik präsentiert und es zu technisch wirklich großartig umgesetzten Verfolgungsjagden per Auto durch Hamburg und per Schnellboot auf der Elbe kommt, kommt keinerlei Langeweile auf, im Gegenteil - der Zuschauer frohlockt ob des für eine deutsche Produktion aus den frühen Siebzigern überraschenden Tempos. Ganz zu schweigen von den zahlreichen Schießereien, Prügeleien (teilweise inkl. Martial-Arts-Einlagen) und Explosionen. Da nimmt man es dem Film auch nicht krumm, dass die eingebettete Romanze zwischen den Kindern der Herren Mafiosi ziemlich flach wirkt und man es ihm nicht so recht abnehmen will, dass er ernsthaft und nachhaltig einen Generationskonflikt thematisieren wollte. Auch, dass im längst durch Mord und Totschlag zugespitzten Krieg für kurze Zeit Waffenstillstand herrscht, als Messinas Mutter einen Herzinfarkt erleidet und Westermann seinem Widersacher hilfreich zur Seite steht, halte ich angesichts der fatalistischen Tendenz und allgemeinen Härte des Films für hanebüchen. Interessanter finde ich da die, ob nun bewusst oder unbewusst gewählte, Thematik der „Globalisierung der Kriminalität“, der (versuchten) Vertreibung der einheimischen Unterwelt durch ausländische Kriminelle. Betrachtet man sich heutzutage die Machtverhältnisse in so manchen Rotlichtbezirken, kann man zumindest diesem Aspekt des Films den Realitätsbezug nicht absprechen. Sehr erfreulich ist auch die Tatsache, dass „Zinksärge…“ trotz deutlich italienischer Handschrift über eine hohe Dosis Hamburger Lokal- und Zeitkolorit verfügt, das sich nicht nur in den Astra-Knollen der Schurkenstammtische äußert. Das überraschende bis schockierende, letztlich aber konsequente Anti-Happy-End ist der Schuss Raffinesse, der dem zuvor prächtig unterhaltenen Zuschauer evtl. noch etwas zum Nachdenken mit nach Hause gibt.
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Fleisch ist mein Gemüse
Hamburg-Harburg, Mitte der 80er Jahre. Heinz ist Anfang 20 und lebt noch immer bei seiner Mutter. Der begabte Saxofonist verdient ein wenig Geld mit Musikunterricht und verbringt seine Zeit grösstenteils zu Hause mit feuchten Träumen von Frauen und einer Musikkarriere. Tatsächlich ist sein Erfolg bei Frauen gleich null und auch die Pubertätsakne hat ihn noch nicht losgelassen. Als er einen Job als Saxofonist bei der Showband "Tiffanys" erhält ,scheint sich das Blatt zu wenden. Doch hat er nicht mit den Niederungen der Unterhaltung gerechnet, die auf deutschen Volksfesten vorherrscht ...
Heinz Strunks autobiographischer Roman „Fleisch ist mein Gemüse“ um einen talentierten, aber gescheiterten, im kleinbürgerlichen Mief Hamburg-Harburgs und Niedersachsens gefangenen Musiker, der sich in den 80er Jahren seinen Lebensunterhalt mit einer Tanzband auf Schützenfesten und anderen Dorfprollveranstaltungen verdient, ist längst zum Kult avanciert. Unter der Regie von Christian Görlitz erschien 2008 die Verfilmung des Stoffes unter Mitwirkung von Heinz Strunk, die sich, wie nahezu alle Literaturverfilmungen, dem hinkenden Vergleich mit der Buchvorlage stellen muss.

Angelegt als Tragikomödie wurde der Stoff ordentlich zurechtgestrafft, abgeändert und mit einem neuen Ende versehen. Das ist aus meiner Sicht gar nicht schlecht gelungen, die Grundpfeiler des Buches finden sich hier ebenso wieder wie das häufige Pendeln zwischen Komik und Drama und die Skurrilität solcher Gestalten wie Bandkopf „Gurki“, herrlich charakteristisch und unsympathisch gespielt von Andreas Schmidt, kommt auch hier zur vollen Entfaltung. Der junge Heinz Strunk wird von Maxim Mehmet ebenfalls überzeugend verkörpert, während die restlichen Darsteller etwas blass bleiben. Wer das Buch kennt, wird einige Details wiedererkennen, die dem „nicht vorbelasteten“ Zuschauer evtl. entgehen; die Stimmung der Vorlage wird aber, wenn auch natürlich stark abstrahiert und kinokompatibel geformt, deutlich. Oftmals wird sich allerdings eher für schnelle Komik und gegen tiefsinnige Tragödie entschieden, um den Unterhaltungswert des Films nicht zu gefährden, und viele Stationen aus Strunks Leben wirken – spielfilmlängenbedingt – schnell abgefrühstückt. Man sollte nicht den Fehler machen und „Fleisch ist mein Gemüse“ auf die Bloßstellung deutscher Schützenfeste und/oder Tanzmucker und der damit verbundenen Unkultur reduzieren (wenngleich auch ich mir noch viel mehr solcher Szenen gewünscht hätte), denn es geht um mehr. Im Idealfall macht der Film Lust auf das tiefgründigere Buch bzw. lässt selbiges für die Zuschauer, die es schon kennen, Revue passieren und überrascht sie mit dem geänderten, peppigen Ende. Im weniger idealen Fall findet man keinen rechten Zugang zum Gezeigten oder lehnt die komödiantische, bisweilen alberne Ausrichtung mit ihren Strunk’schen Zwischendialogen mit einer Hirschtrophäe, die das Geschehen kommentieren, sowie das ggü. dem Buch alternative Ende vollends ab. Mir persönlich hat der Film gut gefallen. Inwieweit man aus der Region stammen und selbst derartige idiotische Veranstaltungen, die in der Realität noch sehr viel schlimmer als in Buch und Film dargestellt ablaufen, miterlebt haben muss, um den Film bzw. seine Aussage komplett nachvollziehen zu können, vermag ich allerdings nicht zu beurteilen, da ich, was das betrifft, als Jugendlicher selbst meine leidvollen Erfahrungen machen musste...

In diesem Sinne: „Swingtime is good time and good time is better time!“
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