Blutige Seide - Mario Bava (1964)

Bava, Argento, Martino & Co.: Schwarze Handschuhe, Skalpelle & Thrills

Moderator: jogiwan

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Michel_Rochard
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Re: Blutige Seide - Mario Bava (1964)

Beitrag von Michel_Rochard »

jogiwan hat geschrieben:Ich musste ja heute am Morgen schon schmunzeln, wenn jetzt sogar schon die Fanboys zur Ehrenrettung dieser traurigen Veröffentlichung antreten müssen. Man kann sich ja alles schönreden, unpassende Vergleiche bemühen, bzw. Augenkrankheiten und nostalgisches Kinofeeling herbeifabulieren – die Bildqualität der Blu-Ray bleibt trotzdem eine Enttäuschung und eine lieblose und schludrige Veröffentlichung im Vergleich zum bereits vorhandenen Material, die dem Film und dem Preissegment, in der er vertrieben wird imho keinesfalls gerecht wird. Schade, wenn man sieht, wie sich andere Labels Mühe geben und versuchen das Beste rauszuholen ohne den Charme des Ausgangsmaterials zu schmälern und dann so ein Genre-definierender Film in so bescheidener Qualität auf den Markt geschmissen wird. Genauso schade wie der durchschaubare Versuch einzelner Personen, ihre subjektiven Meinungen und verklärte Wahrheiten auf penetrante, suggestive, gebetsmühlenartig wiederholte und marktschreierische Weise auch anderen Menschen aufzwingen zu müssen Ich freue mich aber selbstverständlich für jeden mündigen Käufer, der seine Qualitätsansprüche so niedrig ansetzen vermag und mit der vorliegenden Fassung zufrieden ist. ;)

PS: Dass die Farben der Anolis-DVD im Grunde viel zu grell sind, ist ja 14 Jahre lang offensichtlich auch niemanden aufgefallen... :mrgreen:
Augenkrankheiten? :D Ich habe mir mal die Mühe gemacht, vier verschiedene Fassungen (X-Rated, Anolis, VCI & Arrow) zu vergleichen. Leider kann ich im Moment keine Screenshots machen. Die mit Abstand mieseste Bildqualität besitzt die DVD von VCI aus den USA. Die DVD von Anolis ist schon ganz gut, aber relativ unscharf (plus zu grelle Farben). Die Blu-ray von X-Rated ist da wirklich eine Sache für sich. Das Bild besitzt zwar eine gute Schärfe, aber das Bildrauschen ist teilweise so stark, daß ich Filter hochdrehen musste, um keinen Augenherpes zu bekommen. Und die Farben sind extrem matt - also ganz im Gegensatz zur grandiosen Blu-ray von Arrow. Ich konnte meinen Augen kaum trauen, als ich diese Fassung zum ersten Mal sah! Da wäre Mario Bava bestimmt stolz gewesen, den Film so zu sehen. Zur Bildqualität kann man also sagen (zumindest was meine Einschätzung betrifft):

X-Rated :nixda:
Anolis :|
VCI :nixda:
Arrow :nick:

Bild
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Blap
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Re: Blutige Seide - Mario Bava (1964)

Beitrag von Blap »

Ja, die Arrow Blu-ray ist momentan die beste Option. Was mich nicht daran hindert, die Scheiben von Anolis und X-Rated in der Sammlung zu behalten. :lol:
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Michel_Rochard
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Re: Blutige Seide - Mario Bava (1964)

Beitrag von Michel_Rochard »

Blap hat geschrieben:Was mich nicht daran hindert, die Scheiben von Anolis und X-Rated in der Sammlung zu behalten. :lol:
Ich behalte sie auch! :) Das Mediabook von X-Rated allein schon wegen dem Tenebrarum-Booklet. Und weils für mich der beste Giallo überhaupt ist ... :nick:
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buxtebrawler
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Re: Blutige Seide - Mario Bava (1964)

Beitrag von buxtebrawler »

Ist mutmaßlich am 29.01.2019 bei VZ-Handelsgesellschaft noch einmal auf Blu-ray und DVD erschienen:

Bild Bild
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Blutige Seide - Mario Bava (1964)

Beitrag von buxtebrawler »

Ist mutmaßlich am 29.03.2021 noch einmal bei Digidreams als Bonusfilm der "Piranhas II – Die Rache der Killerfische"-Doppel-Blu-ray/Doppel-DVD-Kombination im Mediabook als "VHS-Edition" erschienen, limitiert auf 250 Exemplare:

Bild

Extras:
Booklet
Bonusfilm BLUTIGE SEIDE als Blu-ray und DVD

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=108052

Edit: Oh, und umgekehrt, also "Blutige Seide" mit "Piranhas II" als Bonusfilm:

Bild

Extras:
Booklet
Bonusfilm KILLERFISH - Piranhas II

Bemerkungen:
Mediabook (2 Blu-rays + 2 DVDs)
Limitiert auf 250 Stück.

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=108055
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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CamperVan.Helsing
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Re: Blutige Seide - Mario Bava (1964)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

jogiwan hat geschrieben: So 29. Mär 2015, 09:42 Mario Bava und seine Blaupause des Giallo präsentiert sich auch bei der x-ten Sichtung immer noch als ganz großartiges Werk, das den Zuschauer mit satten Farben, hübschen Frauen und heiklen Themen konfrontiert. Schon der Auftakt, in denen die Darsteller wie Puppen in einer Modestrecke drapiert werden ist absolut wunderbar und das Ambiente des Haute Couture-Salons mit seinen Mannequins passt hervorragend zur entlarvenden Geschichte über die Abgründe der feinen Gesellschaft. Jede Sequenz ein Kunstwerk, jeder Mord ein Schocker und irgendwie kann man sich an alledem gar nicht sattsehen. Da ein Tütchen Kokain, da ein Tagebuch, ein geplatzter Wechsel und ein Lieblingsfilm für immer!

Bild
Man könnte es kaum besser beschreiben, verdientermaßen zum Klassiker geworden. Und Bavas Farbspiele bleiben grandios.

Und jetzt stelle ich mal "Das Model" und "Der Telefonanruf" von Kraftwerk auf Dauerschleife. :cool:
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buxtebrawler
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Re: Blutige Seide - Mario Bava (1964)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 15.12.2023 bei WMM noch einmal als Blu-ray/DVD-Kombination im wattierten, auf 111 Exemplare limitierten Mediabook:

Bild

Extras:
- Booklet „Giallo in Samt und Seide“ von Mike Blankenburg (16 Seiten)
- Audiokommentar
- int. Trailer
- Interview mit Cameron Mitchel
- Texttafeln zu Mario Bavas Giallos
- Artworkgalerie
- Mini-Poster & Aushangfotos

Quelle: https://www.ofdb.de/vorabfassung/18142, ... ige-Seide/
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Salvatore Baccaro
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Re: Blutige Seide - Mario Bava (1964)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

61spJeYGNVL._AC_UF1000,1000_QL80_.jpg
61spJeYGNVL._AC_UF1000,1000_QL80_.jpg (20.21 KiB) 92 mal betrachtet

Zwischen überlaufenden Windeln, schrillen Nachtschreien, geschmacklos eingerichteten Kinderarztwartezimmern, gouvernantenartigen Stillberaterinnen und zahllosen Kleinigkeiten, die sich plötzlich zu epochmachenden Ereignissen ausdehnen, findet sich vielleicht nicht unbedingt die Zeit für eine komplette Filmsichtung, jedoch immerhin für die Lektüre des einen oder anderen einschlägigen Buches, weshalb ich, ein schnarchendes Bündel vor den Brustkorb geschnallt, kürzlich innerhalb von zwei Tagen vorliegende Veröffentlichung Roberto Curtis verschlungen haben - jenes verdienten Historikers des stiefelländischen Genrekinos, dem wir allein eine dreibändige Geschichte des Gothic Horror all'italiana verdanken. BLOOD AND BLACK LACE ist Teil einer Serie von Monographien zu mehr oder minder arrivierten Klassikern des Horrorfilms, die sich "Devil's Advocates" nennt, und deren Konzept es ist, dass sich jeweils ein Autor oder eine Autorin ausführlichst mit einem einzigen Film auseinandersetzt. Für knapp 120 Seiten fällt Curtis Wahl auf Mario Bavas Giallo-Iniitalzündung SEI DONNE PER L'ASSASSINO, und beleuchtet so ziemlich alle Aspekte, auf die man bei diesem zugleich ästhetisch märchenhaften wie inhaltlich niederträchtigen Meisterwerk den primärfarbigen Scheinwerferkegel werfen kann: Von der Produktions-, Distributions- und Rezeptionsgeschichte über bestimmte Motive und Themen, mit denen sich Bava in eine schauerromantische Tradition stellt, oder die ihrerseits Einfluss auf die weitere Entwicklung des Horrorfilms nehmen werden, bis hin zu unterschiedlichen Interpretationsansätzen, die dem Film bescheinigen, ein misogynes Machwerk zu sein, sein Style-over-Substance-Prinzip in die Nähe der klassischen Avantgarden wie insbesondere des Surrealismus rücken, oder aber in seinem Subtext ironisch-hintersinnige Reflexionen über Vergangenheit und Gegenwart der italienischen Filmindustrie zu erkennen meinen. Bei BLOOD AND BLACK LACE handelt es sich um ein populärwissenschaftliches Werk im besten Sinne: Curti geht weit darüber hinaus, den reinen Filminhalt zu rekapitulieren, bloße Fakten aneinanderzureihen, oder aus zeitgenössischen Kritiken zu paraphrasieren; zugleich aber versteigt er sich nie in die Höhen elfenbeintürmener Filmtheorie, gerät nie in Versuchung, Bavas Film weit hergeholte Thesen einprügeln zu wollen, behält stets die Bodenhaftung und seinen Gegenstand klar im Blick. Nachdem mich Curtis Beitrag zur "Devil's-Advocats"-Reihe derart entzückt hat, ernüchterte mich indes gleich meine zweite Lektüre wieder einigermaßen. Ein gewisser Martyn Conterio nämlich hat Bava ebenfalls einen Band gewidmet, namentlich seinem offiziellen Regie-Debüt LA MASCHERA DEL DEMONIO. Auch das ist beileibe kein unlesbares Buch, aber eines, bei dem mir der oftmals saloppe und pauschalisierende Stil sauer aufstieß, das zudem große Teile einfach aus Tim Lucas' Bava-Monographie "All the Colors of the Dark" übernimmt, (darunter auch einige faktische Fehler), und das sich sonst immer wieder gerne in purem Name-Dropping verliert, wenn zum Beispiel über Seiten hinweg Texte der literarischen Gotik aufgezählt werden, die - möglicherweise! - in irgendeiner Form Bava inspiriert haben könnten. Weitere Filme, die in der Reihe gewürdigt werden, sind Zulawskis POSSESSION, Murnaus NOSFERATU und Argentos SUSPIRIA. Vielleicht riskiere ich dort auch mal einen Schlüssellochblick. Vorliegenden Beitrag jedenfalls kann ich als entspannte Sommerlektüre am Ostseestrand fernab schummriger römischer Modehäuser wärmstens empfehlen...
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