Tragic Ceremony - Riccardo Freda (1972)

Grusel & Gothic, Kannibalen, Zombies & Gore

Moderator: jogiwan

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Blap
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Tragic Ceremony - Riccardo Freda (1972)

Beitrag von Blap »

Tragic Cermony

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01.jpg (59.07 KiB) 710 mal betrachtet
Originaltitel: Estratto dagli archivi segreti della polizia di una capitale europea

Herstellungsland: Italien, Spanien / 1972

Regie: Riccardo Freda

DarstellerInnen: Camille Keaton, Luciana Paluzzi, Luigi Pistilli, Giovanni Petrucci, Tony Isbert


Eine Empfehlung aus einem anderen Forum. Eine sehr gute Empfehlung! Hier der übliche Kurzkommentar:

Tragic Ceremony (Italien, Spanien 1972, Originaltitel: Estratto dagli archivi segreti della polizia di una capitale europea)

Bill (Tony Isbert) und drei Freunde sind mit dem Buggy des jungen Burschen unterwegs. Die kleine Gruppe besteht aus drei jungen Kerlen und der begehrten Jane (Camille Keaton), auf die besonders Bill ein Auge geworfen hat. Da der Tank des Gefährts leer ist, muss die Gurke geschoben werden, glücklicherweise findet man recht flott eine Tankstelle. Der alte und äusserst schrullige Tankwart will keine Traveller Checks annehmen, gnädigerweise spendiert er aber eine kleine Menge aus der Zapfsäule (Hihi, ohne Worte). Weit reicht der Sprit nicht, diesmal kommen Bill und Konsorten in der Nähe eines noblen Anwesens zum Halt. Lord Alexander (Luigi Pistilli) und seine Gattin Lady Alexander (Luciana Paluzzi) bieten den Gestrandeten ein Nachtlager und Verpflegung an. Lady Alexander "entführt" Jane, die sich bald in einer Badewanne wiederfindet, sich darin aufwärmen und entspannen soll. Unvermittelt bricht jedoch ein Albtraum über die neuen Gäste des Hauses herein. Jane liegt plötzlich auf einem Altar, umringt von Teufelsanbetern die sie dem Leibhaftigen als Opfer darbringen wollen. Als ihre Freunde in das Szenario hineinplatzen kommt es zu einem fürchterlichen Blutbad...

Riccardo Freda war bereits über 60 Jahre alt (jung), als er "Tragic Ceremony" inszenierte. Der geneigte Zuschauer bekommt kein mildes Alterswerk vorgesetzt, sondern ein reichlich abstruses Gruselfilmchen mit unerwarteten Gewaltausbrüchen. Wer leicht irrsinnigen Euro-Grusel/Horror aus den siebziger Jahren zu schätzen weiss, findet hier einen Film zum Knuddeln, man muss dieses liebenswerte Machwerk einfach gernhaben! Werfen kurz einen Blick auf die Besetzung. Die weibliche Hauptrolle ist mit Camille "Solange" Keaton besetzt, die wohl in "Day of the Woman" (Ich spuk auf dein Grab, 1978) ihren legendärsten Auftritt hinlegte. In "Cosa avete fatto a Solange?" (Das Geheimnis der grünen Stecknadel, 1972) spielte sie die tragische titelgebende Rolle der Solange. Ein kleiner Auftritt, dafür aber mit sehr nachhaltiger Wirkung. Hier ist sie als freche, leicht vorlaute Göre unterwegs, glücklicherweise driftet ihre Darbietung aber nie in nervige Gefilde ab. Tony Isbert sticht aus ihren drei Begleitern hervor, er schaut ab und an herrlich bescheuert aus der Wäsche. Seine Leistung als verwöhntes und orientierungsloses Söhnchen aus wohlhabendem Hause gefällt. Luigi Pistilli ist immer klasse, leider ist seine Rolle nur recht klein angelegt. In Riccardo Fredas kauziger Giallo Perle "L'iguana dalla lingua di fuoco" (Die Bestie mit dem feurigen Atem, 1971), durfte er sein Können ausführlicher unter Beweis stellen. Luciana Paluzzi ist eine dieser typischen Schönheiten aus Italien, bei denen mir die Zunge immer weiter aus dem Halse hängt, je länger meine entzündeten Augen den wundervollen Anblick geniessen dürfen (Contenance, alter Lustgreis!). Freda gelingt es eine prachtvolle Atmosphäre aufzubauen, zu Beginn segelt man noch locker flockig übers Meer, dann wird es Nacht, schrullige Figuren tauchen auf, seltsame Dinge passieren... ...plötzlich überrascht uns ein wüstes Inferno, ein Schädel wird gespalten, Gevatter Tod tobt und streckt seine knochige Klaue aus. Dann kehrt wieder ein wenig Ruhe ein, doch nach und nach werden die Beteiligten von Angst und Panik befallen, ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten!

Wer eine atemlose Orgie samt hektischem Schnittmassaker erwartet, der ist bei einem Film wie "Estratto dagli archivi segreti della polizia di una capitale europea" (ein herrlicher Titel, nicht wahr?) sicher an der falschen Adresse. Wer sich aber mit Filmen von und mit Paul Naschy wohl fühlt, wer Amando de Ossorio nicht für einen spanischen Brandy hält, wer bei Mario Bava nicht an ein Computerspiel denkt, wer ein Herz für Horror aus Spanien und Italien hat... ...der wird an diesem kleinen Film seine Freude haben! Die US-DVD von Dark Sky Films präsentiert den Film in brauchbarer Qualität, leider inklusive RC1 Beschränkung. Der Film kommt im italienischen Originalton daher, englische Untertitel sind vorhanden. Ein besonderes Bonbon stellt das Interview mit Camille Keaton dar, die mir extrem sympathisch ist, der ich gern noch viel länger zugehört hätte! Fans geplegter Euro-Horror Ergüsse sollten sich diese Scheibe ins Regal stellen, der Film ist einfach zum knutschen und absolut liebenswert!

Wegen der starken Mitbewerber um einen Platz in meinem schwarzen Horror-Herzen, reicht es nur zu dicken 7/10 (gut). Diese 7/10 wiegen aber weitaus schwerer als üblich, daher verweise ich an dieser Stelle erneut auf den "Wohlfühlfaktor", der sich nach Höchstnote anfühlt und solche Filme unersetzlich macht!

Lieblingszitat:

"Maybe that damn old creep, was in on it with those people."


***

Es ist einfach schön, dass man auch als alter Sack noch immer jede Menge guten Stoff entdecken kann! :D
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jogiwan
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Re: Tragic Ceremony - Riccardo Freda

Beitrag von jogiwan »

ich mag den total gern, vor allem wegen meinem Luigi und Frau Keaton! Klare Empfehlung für jeden Italo-Fan!

8-)
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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jogiwan
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Re: Tragic Ceremony - Riccardo Freda

Beitrag von jogiwan »

demnächst von Vinegar Syndrome auf Blaustrahl

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00.jpg (74.55 KiB) 845 mal betrachtet
TRAGIC CEREMONY:

A foursome of young friends, enjoying themselves in the countryside, happen upon a secluded villa. Believing the place to be empty, they decide to investigate, only to stumble upon a grisly, in progress satanic rite. Barely escaping with their lives, it's not long before evil forces begin to torment them...

Best known for its bonkers, mid-film massacre, Riccardo Freda's (Iguana With the Tongue of Fire) Spanish-Italian co-production, TRAGIC CEREMONY is a gore heavy supernatural horror treat that dispenses normal logic in favor of ever mounting weirdness. Starring Camille Keaton, Tony Isbert (No One Heard the Scream), Luciana Paluzzi (Thunderball), and veteran Italian character actor Luigi Pistilli (The Good the Bad and the Ugly), and scored by maestro Stelvio Cipriani (A Bay of Blood), Vinegar Syndrome is excited to present the Blu-ray debut of TRAGIC CEREMONY, newly restored from its original negative.

directed by: Riccardo Freda
starring: Camille Keaton, Tony Isbert, Máximo Valverde, Luigi Pistilli, Luciana Paluzzi
1972 / 87 min / 1.85:1 / Italian Mono (with English subtitles)

Additional info:

Region Free Blu-ray
Newly scanned & restored in 2k from its 35mm original camera negative
Commentary track with film historian and author Samm Deighan
“Camille’s European Adventures” - an archival interview with actress Camille Keaton
Camille Keaton Still Gallery
Reversible cover artwork
English SDH subtitles
quelle: vinegarsyndrome
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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jogiwan
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Re: Tragic Ceremony - Riccardo Freda

Beitrag von jogiwan »

Der von seinem Elternhaus gelangweilte und wohlhabende Industriellen-Sohn Bill vertreibt sich den Sommer mit zwei Hippie-Freunden und der hübschen Jane. Gemeinsam wird gezeltet, mit einer Yacht übers Meer und einem Beach-Buggy durch die Gegend gefahren. Als ihnen eines Nachts mitten in einem Gewittersturm das Benzin ausgeht, landen die vier an einer abgelegen Villa, wo sie Unterschlupf finden. Dummerweise findet dort jedoch ein satanisches Ritual statt und Bill kann im letzten Moment verhindern, dass Jane etwas Schlimmes angetan wird. Von da an läuft alles aus dem Ruder und die Party endet im Massaker. Die vier jungen Menschen flüchten und versuchen das Geschehene zu vergessen, ehe sie von den düsteren Ereignissen rasch wieder eingeholt werden…

Riccardo Fredas „Tragic Ceremony“ ist ein hübscher Italo-Reißer mit einer kurzweiligen Geschichte über vier junge Menschen, die in ganz seltsame und übernatürliche Ereignisse verwickelt werden. Flower Power trifft auf Satanismus und zurück bleibt verbrannte Erde bzw. ein volles Leichenschauhaus, Der italienische Originaltitel soll dabei vermutlich Authentizität vermitteln, während der englische Titel ja näher beim Highlight des Streifens ist. Diese titelgebende Zeremonie läuft ja völlig aus dem Ruder und bietet dem Zuschauer ein paar sehr herbe Splättermomente, wie sie Lucio Fulci viele Jahre später nicht besser hinbekommen würde. Aber auch sonst begeistert der Streifen mit seinem tollen Cast, seiner Atmosphäre und dem unerwarteten Schluss, der einem den Schauer über den Rücken jagen lässt. Der Streifen macht meines Erachtens auch alles richtig und sollte jeden Italo-Fan mühelos verzücken und auch die neue Blu-Ray aus dem Hause Vinegar Syndrome und der „Camille Keaton in Italy“-Box ist hübsch anzusehen und hat als Bonus auch noch ein Archiv-Interview mit Camille Keaton an Bord, das auch schon auf der Scheibe von „Dark Sky“ zu finden war. Ich hätte mir die Box ja schon allein wegen diesem Streifen geholt, den ich sehr mag und bin umso mehr auf die anderen beiden Filme gespannt.

PS: vielleicht erbarmt sich ja mal ein deutsches Label und fertigt dem Streifen eine deutsche Retro-Synchro an - verdient hätte er es auf jeden Fall. :nick:
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buxtebrawler
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Re: Tragic Ceremony - Riccardo Freda

Beitrag von buxtebrawler »

jogiwan hat geschrieben: Di 23. Nov 2021, 06:57 PS: vielleicht erbarmt sich ja mal ein deutsches Label und fertigt dem Streifen eine deutsche Retro-Synchro an - verdient hätte er es auf jeden Fall. :nick:
Das halte ich für unterstützenswert!
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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sergio petroni
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Re: Tragic Ceremony - Riccardo Freda (1972)

Beitrag von sergio petroni »

Jane (Camille Keaton) und ihre Freunde Bill (Tony Isbert), Joe und Fred haben den Tag am Strand
verbracht. Auf dem Rückweg geraten sie mit ihrem Buggy in ein Unwetter. Zu allem Überfluß
droht ihnen noch der Sprit auszugehen. An einer einsam gelegenen Tankstelle verweist der Tankwart
auf das nahegelegene Anwesen des Lord Alexander (Luigi Pistilli). Dort angekommen werden
die Fremden höflich empfangen und bekommen von Lady Alexander (Luciana Paluzzi)
eine Unterkunft zugewiesen. Wobei Jane getrennt von den anderen drei untergebracht wird.
Als des nachts Bill bei einem Streifzug durch das Anwesen feststellt, daß Jane verschwunden ist,
begeben sich die drei auf die Suche. Diese führt sie in das weitläufige Kellergewölbe,
wo sie offenbar schon erwartet werden.....

Angeblich waren die Produzenten mit Riccardo Fredas Version nicht zufrieden
und ordneten Nachdrehs durch Filippo Walter Ratti an. Diese betreffen wohl die Rahmenhandlung
mit Bills Mutter und die Schlußszenen mit Paul Müller. Und tatsächlich fallen diese Szenen
etwas aus dem Rahmen und versuchen den Film in ein verständlicheres Licht zu rücken
(gerade die erklärende Schlußszene ist m. E. völlig unnötig).
Ansonsten haben wir es hier mit einem bunten Knallbonbon zu tun, daß mich gleich mit
dem Titelsong Ciprianis zu Beginn abgeholt hat. Herrscht hier noch eine Stimmung a la "Waves of Lust"
vor, schlägt diese bald in Gothic Horror um.
► Text zeigen
Nahezu grandios und königlich unterhaltsam!
Enthalten in der Camille-Keaton-Box von Vinegar Syndrome in hervorragender Qualität!
Übrigens weist Camille Keaton in einem Interview auf einige Einstellungen und Gesten
ihrerseits in diesem Film hin, die so auch in "Ich spuck auf Dein Grab" vorkommen.
7/10
Zuletzt geändert von sergio petroni am So 2. Jan 2022, 19:15, insgesamt 1-mal geändert.
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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karlAbundzu
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Re: Tragic Ceremony - Riccardo Freda (1972)

Beitrag von karlAbundzu »

OK, so langsam muss ich mir auch mal ein Freda Gesamtbild machen.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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