Der Todesrächer von Soho - Jess Franco (1971)

Moderator: jogiwan

Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 38713
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: Der Todesrächer von Soho - Jess Franco (1971)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 02.04.2021 bei Pidax auf Blu-ray:

Bild

Extras:
- Werbematerial (PDF)
- Bildergalerie (Aushangfotos)

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=107641
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
Il Grande Racket
Beiträge: 440
Registriert: Sa 9. Jan 2016, 23:26
Wohnort: Hoher Norden

Re: Der Todesrächer von Soho - Jess Franco (1971)

Beitrag von Il Grande Racket »

Ein Unbekannter mordet sich durch die Straßen Londons, abgesehen hat er es scheinbar auf schwarze Koffer, die er seinen Opfern abnimmt, bevor er sie darniedermessert. Inspector Ruppert Redfort (Fred Williams) fehlt der Durchblick, denn die Toten verbindet scheinbar nichts. Zudem bekommt er mit dem Kriminal-Schriftsteller Charles Barton (Horst Tappert) ernsthafte Konkurrenz. Auffällig ist aber, dass ein gewisser Dr. Bladmore (Siegfried Schürenberg) immer als einer der ersten am Tatort ist...

Jess Franco macht Eurocrime, da kann und muss man schon mit gemischten Gefühlen rangehen. Da die CCC-Produktion deswegen auch kostengünstig in Spanien runtergekurbelt wurde, verwundert es nicht, dass der Film atmosphärisch kaum mehr mit den Wallace-Filmen von Rialto vergleichbar ist, sondern entsprechend mehr an die Abenteuer des umtriebigen Jacinto Molina erinnert. Requisiten aus einem spanischen Studio sehen halt mehr nach Spanien aus, denn nach Deutschland oder gar London. Der Cast verschafft einem aber dann doch ein wenig Gruselkrimi-Stimmung.
5,5/10
Benutzeravatar
Maulwurf
Beiträge: 2762
Registriert: Mo 12. Okt 2020, 18:11
Wohnort: Im finsteren Tal

Re: Der Todesrächer von Soho - Jess Franco (1971)

Beitrag von Maulwurf »

Der Todesrächer von Soho
El muerto hace las maletas
Deutschland/Spanien 1971
Regie: Jess Franco
Horst Tappert, Fred Williams, Barbara Rütting, Elisa Montés, Luis Morris, Siegfried Schürenberg, Mara Laso, Eva Garden, Rainer Basedow, Ángel Menéndez, Wolfgang Kieling, Dan van Husen


Der Todesrächer von Soho.jpg
Der Todesrächer von Soho.jpg (56.92 KiB) 697 mal betrachtet
OFDB

Prinzipiell erstmal eine Aneinanderreihung von Bausteinen aus dem Edgar-Wallace-Krimibaukasten, ist die Story sehr wohl flott und spannend, atmosphärisch erstklassig umgesetzt, mit tollen Schauspielern, und überhaupt macht der Film einfach Laune.


Soweit mein Kurzkommentar zum Original DAS GEHEIMNIS DER SCHWARZEN KOFFER, einem CCC-Krimi aus der klassischen Hochzeit der Wallace-Filme. Knapp 10 Jahre später hat Jess Franco dann ein Remake gedreht, schauen wir doch mal, was er aus der sehr guten, wenngleich auch konventionellen Vorlage gemacht hat.

In London geht die Angst um: Männer aus dem Ausland finden ihre Koffer gepackt vor, und wenn sie dann voller Schrecken abreisen wollen, landet ein Messer in ihrem Herzen. Inspektor Redford von Scotland Yard ist bereits am Verzweifeln, da findet sich doch noch eine Spur. Der Arzt Dr. Bladmore, der zufällig am letzten Tatort zugange war, hat den Koffer des Opfers gestohlen. Redford findet nicht nur den Arzt suspekt, sondern auch dessen Angestellte Helen ausgesprochen liebreizend. Da verschwindet plötzlich sein alter Freund, der Kriminalschriftsteller Charles Barton. Redford tappt im Dunklen, der Zuschauer aber weiß mehr: Barton ist gar nicht Barton, sondern hat sich den Namen von einem früheren Zellengenossen geliehen. Außerdem ist er schwer drogensüchtig, und wie er in seinem Stammclub, der Flamingo-Bar, ein Abenteuer mit Mizzi sucht, kreuzt er unglücklich die Wege der Drogenmafia in Form der Barbesitzerin Celia, und landet daraufhin tot im Hafenbecken. Vermeintlich tot, denn er hat den fiesen Mordanschlag überlebt und will jetzt Rache. Rache für ein verpfuschtes Leben als Drogenabhängiger …

Bild Bild

Klingt wirr? Ist wirr. Macht aber nichts, denn so halbwegs macht die Handlung durchaus Sinn, auch wenn das Original auf Logik und schlüssige Abläufe erheblich mehr Wert gelegt hatte. Was Franco aber dem älteren Film weit voraus hat ist die Stimmung die er aufs Tapet zaubert. TODESRÄCHER legt von Beginn an ein höllisches Tempo vor, welches alles und jeden beiseite fegt. Loch in der Handlung? Wurscht! Szenen die einander widersprechen? Egal!! Es wird gemordet und telefoniert dass sich die Balken biegen, und mittendrin mit Elisa Montés und Barbara Rütting zwei extrem gutaussehende Frauen, die beide sehr viel Erotik ausstrahlen – Die eine eher unschuldig und mit verweintem Mascara, die andere mehr lasziv-dominant im Lackmantel. Ein Traum, vor allem wenn Horst Tappert die Rütting zwischen zwei Bettpfosten fesselt, mit Parfüm bespritzt und droht ein Streichholz anzuzünden wenn sie nicht redet …

Bild Bild

Bild Bild

Zu diesem Tempo kommt noch eine fetzige und stimmige Musik (das Hauptthema aus Alfred Vohrers PERRAK treibt unaufhörlich nach vorne und bügelt jeden Gedanken an Langeweile einfach nieder), und die Fotografie ist glaube ich mit die Schönste, die ich jemals in einem Jess Franco-Film gesehen habe. Fischauge, Weitwinkel und Zoom treiben wildeste Spiele mit der Wahrnehmung des Zuschauers und führen ihn in eine Welt voller grafischer Überraschungen und Geheimnisse.

Wer spielt da sonst noch so mit? Horst Tappert ist genial und abgründig als Charles Barton auf seinem Rachefeldzug, Rainer Basedow mimt einen Sergeant der Jacky Chans Telefonstunt aus POLICE STORY fast vorwegnehmen könnte, und hat zusammen mit Fred Williams eine Sequenz beim Öffnen zweier Türen, die mich zum lauten Lachen animiert hat. In einem Jess Franco-Film etwas, was ich so fast nie erwartet hätte … Fred Williams ist nett und macht seine Sache als Inspektor sehr gut, und Luis Morris nervt mit der Stimme von Hans Clarin bei weitem nicht so sehr wie Eddi Arent im Original. Dafür hat es aber ein herrlich knuffiges Sproioioingggg auf der Tonspur, wenn die Messer ihr Ziel treffen. Herzallerliebst …! Der damals schwer angesagte Giallo wird referenziert (ein Mord mit schwarzen Handschuhen, in Großaufnahme und mit den Augen des Mörders aufgenommen, sehr liebevoll inszeniert), und der Tod von Mizzi dürfte Brain Clemens inspiriert haben zum fast identischen Tod in der DIE PROFIS-Folge EVEREST WAS ALSO CONQUERED (auf deutsch SIR ARDENS GESTÄNDNIS) …

Wie würde dann also die Kurzkritik zur Franco-Version lauten? Prinzipiell erstmal eine wilde Ansammlung von Bausteinen aus einem Krimi-Baukasten, ist die Story extrem schnell, wenngleich auch nur bedingt spannend. Dafür aber atmosphärisch hinreißend umgesetzt, macht TODESRÄCHER mit tollen Schauspielern und fetziger Musik unglaublich Stimmung. Einer von Francos besten Filmen. Wenn man bereit ist, sein Hirn vollständig auszuschalten, und sich diesem Rausch rückhaltlos hinzugeben!

Bild

Bild

Bild

Bild

8/10
Zuletzt geändert von Maulwurf am Di 9. Nov 2021, 18:45, insgesamt 1-mal geändert.
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
Benutzeravatar
CamperVan.Helsing
Beiträge: 10768
Registriert: Sa 26. Dez 2009, 12:40

Re: Der Todesrächer von Soho - Jess Franco (1971)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Maulwurf hat geschrieben: Di 9. Nov 2021, 05:08 [Barton ist gar nicht Barton, sondern hat sich den Namen von einem früheren Zellengenossen geliehen. Außerdem ist er schwer drogensüchtig, und wie er in seinem Stammclub, der Flamingo-Bar, ein Abenteuer mit Mizzi sucht, kreuzt er unglücklich die Wege der Drogenmafia in Form der Barbesitzerin Celia, und landet daraufhin tot im Hafenbecken. Vermeintlich tot, denn er hat den fiesen Mordanschlag überlegt und will jetzt Rache. Rache für ein verpfuschtes Leben als Drogenabhängiger …
Na wenigstens einer im Film, der überlegt hat. :wink:
Maulwurf hat geschrieben: Di 9. Nov 2021, 05:08 Klingt wirr? Ist wirr.
Genau das war ungefähr mein Eindruck von dem Film... "Akasava" hatte ja wenigstens Soledad Miranda unter der Dusche :pfeif:
The more I see
The less I know
About all the things I thought were wrong or right
& carved in stone
Benutzeravatar
Maulwurf
Beiträge: 2762
Registriert: Mo 12. Okt 2020, 18:11
Wohnort: Im finsteren Tal

Re: Der Todesrächer von Soho - Jess Franco (1971)

Beitrag von Maulwurf »

ugo-piazza hat geschrieben: Di 9. Nov 2021, 16:41
Maulwurf hat geschrieben: Di 9. Nov 2021, 05:08 [Barton ist gar nicht Barton, sondern hat sich den Namen von einem früheren Zellengenossen geliehen. Außerdem ist er schwer drogensüchtig, und wie er in seinem Stammclub, der Flamingo-Bar, ein Abenteuer mit Mizzi sucht, kreuzt er unglücklich die Wege der Drogenmafia in Form der Barbesitzerin Celia, und landet daraufhin tot im Hafenbecken. Vermeintlich tot, denn er hat den fiesen Mordanschlag überlegt und will jetzt Rache. Rache für ein verpfuschtes Leben als Drogenabhängiger …
Na wenigstens einer im Film, der überlegt hat. :wink:
Ich verstehe gar nicht, wie die Rechtschreibprüfung das übersehen konnte ... :hirn: Vielen Dank für den Hinweis, ist ausgebessert.

ugo-piazza hat geschrieben: Di 9. Nov 2021, 16:41 Genau das war ungefähr mein Eindruck von dem Film... "Akasava" hatte ja wenigstens Soledad Miranda unter der Dusche :pfeif:
Und der hier Barbara Rütting im Ledermantel. Da weiß ich dann aber schon wo ich mich wohler fühle ... :mrgreen:
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
Benutzeravatar
CamperVan.Helsing
Beiträge: 10768
Registriert: Sa 26. Dez 2009, 12:40

Re: Der Todesrächer von Soho - Jess Franco (1971)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Maulwurf hat geschrieben: Di 9. Nov 2021, 18:44
ugo-piazza hat geschrieben: Di 9. Nov 2021, 16:41 Genau das war ungefähr mein Eindruck von dem Film... "Akasava" hatte ja wenigstens Soledad Miranda unter der Dusche :pfeif:
Und der hier Barbara Rütting im Ledermantel. Da weiß ich dann aber schon wo ich mich wohler fühle ... :mrgreen:
:opa: Im Text war es noch ein Lackmantel! Tja, mein Maulwurf, hier musst du dich entscheiden. Soll dein Herzblatt Lack oder Leder tragen?

(Die Stimme von Susi Müller müsst ihr euch dazu denken)

:mrgreen:
The more I see
The less I know
About all the things I thought were wrong or right
& carved in stone
Benutzeravatar
Maulwurf
Beiträge: 2762
Registriert: Mo 12. Okt 2020, 18:11
Wohnort: Im finsteren Tal

Re: Der Todesrächer von Soho - Jess Franco (1971)

Beitrag von Maulwurf »

Tja, lieber Ugo, das ist eine schwierige Entscheidung. Ich glaube, ich entscheide mich für Kandidatin Nummer 3, die gutaussehende Dunkelhaarige im schulterfreien Abendkleid :knutsch:

Bild
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 38713
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: Der Todesrächer von Soho - Jess Franco (1971)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 24.03.2023 noch einmal bei Pidax innerhalb der "Bryan Edgar Wallace Krimi-Collection"-9-DVD-Box:

Bild

Beinhaltet:
Das Geheimnis der schwarzen Koffer
Der Würger von Schloss Blackmoor
Der Henker von London
Das Phantom von Soho
Das Ungeheuer von London-City
Das 7. Opfer
Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe
Der Todesrächer von Soho
Das Geheimnis des gelben Grabes

Bemerkungen:
9 DVDs in einem Keepcase mit Wende-Inlay (inwendig ohne FSK-Logo)

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=122221
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
McBrewer
Beiträge: 3835
Registriert: Do 24. Dez 2009, 20:29
Wohnort: VORHARZHÖLLE
Kontaktdaten:

Re: Der Todesrächer von Soho - Jess Franco (1971)

Beitrag von McBrewer »

Auch wenn Onkel @Ugo mosert:
Auch ich empfand den "Der Todesrächer von Soho" nicht so schlimm wie befürchtet, sogar im Gegenteil: die 80 Minuten laufen ganz fluffig durch, es gibt ein paar (viele) schöne Kameraeinstellungen & einige unterhaltsame Klabauterszenen (mit dem blinden Spielorgelbediener) sowie haarsträubende Dialogzeilen, die dann den Film kurzweilig durchrauschen lassen.
Zumindest werden auch auch mehrere Arten aufgezeigt, wie eine Glastür geöffnet werden kann - schnöde einschlagen oder doch filigran die Verriegelung anheben und öffnen.
Fazit: es gibt (für mich) bei Jess Franco noch viel zu entdecken :popcorn:
Bild
Benutzeravatar
CamperVan.Helsing
Beiträge: 10768
Registriert: Sa 26. Dez 2009, 12:40

Re: Der Todesrächer von Soho - Jess Franco (1971)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

McBrewer hat geschrieben: Di 2. Mai 2023, 14:58 Auch wenn Onkel @Ugo mosert:
Ich bin doch nicht Hans Moser :opa:
The more I see
The less I know
About all the things I thought were wrong or right
& carved in stone
Antworten