Without Her - Arian Vazirdaftari (2022)

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Salvatore Baccaro
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Without Her - Arian Vazirdaftari (2022)

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Originaltitel: ‘بی‌ رویا’

Produktionsland: Iran 2022

Regie: Arian Vazirdaftari

Cast: Tannaz Tabatabaei, Saber Abar, Shadi Karamroudi, Faranak Kalantar, Reza Davoudnejad, Maede Tahmasbi, Mehri Aleagha


Roya sitzt gemeinsam mit ihrem Mann auf gepackten Koffern: Endlich hat die Teheraner Journalistin ein Visum für Dänemark erhalten; in zwei Wochen soll für sie im Norden Europas ein neues Leben ohne religiös motivierte Restriktionen beginnen. Eines Tages indes läuft ihr eine junge Frau über den Weg: Sie spricht kein Wort, wirkt apathisch, scheint ihr Gedächtnis verloren zu haben – und weicht Roya nicht mehr von der Seite, die es wiederum nicht übers Herz bringt, ihren Schützling bei der nächstbesten Polizeidienststelle abzugeben und die Verantwortung für ihr weiteres Schicksal in fremde Hände zu legen. Stattdessen nimmt Roya die Frau bei sich auf, - sehr zum Missfallen ihres Gatten -, und beginnt, ihr Vertrauen zu gewinnen: Allmählich findet die Fremde zu ihrer Sprache zurück, taut Stück für Stück auf, nur ihre Erinnerung bleibt verschüttet. Außerdem integriert sich die Namenlose immer weiter in Royas soziales Umfeld: Es dauert nicht lange, und sie trägt Royas Kleidung, schäkert mit ihrem Mann, dreht die Rollen komplett um, nachdem Roya sich einer lange anstehenden Augen-Operation unterzogen hat und für ein paar Tage außer Gefecht gesetzt ist, und nunmehr von ihr bemuttert wird. Bald dämmert unserer Heldin: Diese fremde Frau scheint sukzessive darauf hinzuwirken, ihre Identität zu übernehmen, und offenbar zu planen, an ihrer Stelle die Migration gen Dänemark anzutreten…

Eine spannende Prämisse, - und dann leider eine Umsetzung, die das Potential mit vollen Händen verschenkt, denn abgesehen von der reizvollen Grundidee konnte mir WITHOUT HER ansonsten nicht viel mehr offerieren als sich unerträglich in die Länge ziehende Dialogszenen, einen eher hölzernen und/oder hysterischen Cast, eine absolut konventionelle Kinematographie mit unangenehm glattgeschleckt wirkenden Bildern, ein 08/15-Sounddesign sowie einen Spannungsbogen, der sich bereits während des ersten Drittels im Minusbereich vergräbt. Hauptsächlich Genickbruch erleidet dieser unschlüssig zwischen drögen Drama und ganz zart getupften Mystery-Einsprengseln schwankende Film, meiner Meinung nach, durch sein mangelhaftes Timing und die epochale Laufzeit von stolzen 110 Minuten, die mir zu keinem Zeitpunkt geeignet scheint, eine derart dünne Geschichte zu tragen: Da werden minutenlang irgendwelche Dinge besprochen, die eigentlich klar auf der Hand liegen, und das Finale zieht sich wie das sprichwörtliche Kaugummi auf dem Schlingentisch. Weder in die Richtung Genre-Kino noch in die Richtung tiefschürfende Auseinandersetzung mit den beackerten Themen wie Doppelgängertum/Parasitäre Übernahme der eigenen Existenz/Fremdbild-Selbstbild funktioniert das Ganze wirklich, sondern bleibt leider ein monotoner Block, der viel verspricht und wenig einlöst, der bei mir kein Interesse für seine Figuren wecken konnte, der nicht mal besonders viel erzählt über die politische Situation im modernen Iran, da die Motive, die unsere Heldin dazu führen, ihre Heimat verlassen zu wollen, mehr angeteasert als wirklich ausformuliert werden. Eher etwas für den schläfrigen Sonntagnachmittag, falls einmal kein Sandalenfilmchen auf den Dritten Programm läuft…
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