da ist'spurgatorio hat geschrieben:da gibt's noch ne Mit-Nippel-Version (ich dacht, die hät' ich irgendwo *such*)
Verblendung - Niels Arden Oplev (2009)
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Re: Verblendung - Niels Arden Oplev (2009)
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
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- kein Wasser
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Re: Verblendung - Niels Arden Oplev (2009)
purgatorio hat geschrieben:da ist'spurgatorio hat geschrieben:da gibt's noch ne Mit-Nippel-Version (ich dacht, die hät' ich irgendwo *such*)
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Re: Verblendung - Niels Arden Oplev (2009)
Die im Jahre 2009 erschienene Verfilmung des gleichnamigen schwedischen Bestsellers Stieg Larssons entstand in schwedisch-dänisch-deutscher-Koproduktion, Regie führte der Däne Niels Arden Oplev („Der Traum“). Die Literaturvorlage ist mir zwar unbekannt, jedoch habe ich einen groben Überblick über die Unterschiede zur Verfilmung erhalten. Erwartungsgemäß wurde der Stoff gestrafft und abstrahiert, was aufgrund seiner Komplexität bitter nötig erscheint: So bringt es selbst die von mir gesehene Kinofassung auf fast zweieinhalb Stunden Spielzeit. Die Handlung des im Schweden der Gegenwart spielenden Thrillers lässt sich grob wie folgt umreißen:
Enthüllungsjournalist Mikael „Kalle“ Blomkvist (Mikael Nyqvist), Herausgeber des Magazins „Millennium“, tappt in eine von falschen Informanten aufgestellte Falle und verliert aufgrund gefälschter Beweise vor Gericht gegen den kriminellen Großunternehmer Wennerström. Er wird wegen Verleumdung zu drei Monaten Haft verurteilt. In der Zeit zwischen Urteil und Haftantritt bittet ihn der Großindustrielle Henrik Vanger (Sven-Bertil Taube), den Auftrag anzunehmen, nach dessen vor 40 Jahren verschwundenen Nichte Harriet zu suchen. Widerwillig nimmt Blomkvist den Job an und bekommt unerwartet Hilfe von der bei einer Detektei angestellten Hackerin und Punkette Lisbeth Salander (Noomi Rapace), die zuvor bereits Blomkvists Integrität im Auftrage Vangers überprüfte. Die individualistischen Charaktere – beide intelligent, bindungsunfähig, schroff, direkt und provokant, sie jedoch verschlossen, introvertiert, abweisend und ihr Punk-Outfit als Schutzpanzer gegen die Gesellschaft verwendend, er hingegen extrovertiert und die Öffentlichkeit suchend – nähern sich einander vorsichtig an und stoßen auf ein düsteres Familiengeheimnis des Vanger-Klans…
„Verblendung“ zeichnet ein düsteres Bild der schwedischen Gesellschaft, in der Altnazis ungesühnt ihrer Lebensabend verbringen und Wirtschaftskriminelle über die Macht verfügen, ihrerseits unliebsame Zeitgenossen hinter Gitter bringen und mundtot machen zu können und es sich außerhalb der Legalität bewegender Praktiken wie Computer-Hacking u.ä. bedarf, um ihnen das Handwerk zu legen, da die staatlichen Instrumente nicht greifen. Die Polizei ist hilflos und unfähig. Beziehungsunfähigkeit und perverse sexuelle Abartigkeiten innerhalb einer entsolidarisierten Gesellschaft, hinter deren Türen das Grauen lauert, ziehen sich durch den gesamten Film. In tristen, verregneten Aufnahmen der sterilen Großstadt und skandinavischer Dorflandschaften gleichermaßen erzählt Oplev die Geschichte, die die beiden zunächst voneinander unabhängigen Ebenen der journalistischen und ermittelnden Tätigkeiten Blomkvists und der undurchsichtigen Persönlichkeit Salanders, deren Leben gezeichnet ist von einer vermasselten Kindheit und dem berechtigten Misstrauen gegenüber Autoritäten, zusammenführt. Dabei erscheint Lisbeth zunächst weder sonderlich sympathisch, noch erotisch, was sich mit dem zunehmenden Kennenlernen ihrer Persönlichkeit jedoch im weiteren Verlauf ändert.
Noomi Rapace liefert eine beeindruckende, den Zuschauer gefangennehmende schauspielerische Leistung ab, so dass man bald danach giert, mehr über dieses faszinierende Wesen zu erfahren. Mit Hintergrundinformationen zu Lisbeths Leben hält sich „Verblendung“ jedoch bedeckt, vereinzelte Szenen aus ihrer Vergangenheit lassen jedoch erahnen, was sie zu dem machte, was sie heute ist. Der äußerst beklemmend inszenierte Missbrauch durch den ihr aufoktroyierten Vormund sowie die folgende Vergeltung vermitteln einen Einblick in den andauernden Kampf, als den sie gezwungen ist, ihr Leben zu führen. Der über 40-jährige Blomkvist wird souverän von Mikael Nyqvist verkörpert und ordnet sich in seinen Leistungen dem realistischen Stil des Films unter. Blomkvist ist verglichen mit Salander der weniger interessante Charakter, jedoch ebenfalls weit von einem wandelnden Klischee entfernt. Er beherrscht ebenso wie jeder andere in diesem Film die leiseren Töne und versteht es, frei von Overacting seine sparsam eingesetzten Emotionen zum Ausdruck zu bringen. Generell spielt hier jeder Beteiligte seine Rolle überzeugend und glaubwürdig, niemand fällt negativ aus der Rolle. Nahezu alle stärker am Geschehen Beteiligten erscheinen auf ihre Weise vom Leben gezeichnet, jedem traut man diverse Leichen im Keller zu.
Die sich in der Überlange niederschlagende Komplexität erfordert Konzentration seitens des Publikums und befriedigt dieses gleichzeitig mit einer intelligent konstruierten Handlung, die mit religiös angehauchten Motiven und Bibelzeiten einen zusätzlichen religionskritischen Subtext einführt. Die Entwicklung der Handlung ist kaum vorhersehbar und dramaturgisch so spannend umgesetzt worden, dass sie sich der Aufmerksamkeit des interessierten Zuschauers gewiss sein kann. Beachtlich ist dabei die Zeit, die man sich nahm, um die Atmosphäre des Films zur vollen Entfaltung zu bringen, seine Charaktere einzuführen und sich die Geschichte in einem angenehmen Tempo entwickeln zu lassen, ohne die Ereignisse zu überstürzen. Langeweile indes kommt dabei zu keinem Zeitpunkt auf, gebannt folgt der Zuschauer dem Geschehen und achtet auf Details, um ja nichts zu versäumen. Auf jeglichen Pathos und Bombast, wie man ihn aus dem „Blockbuster“-Kino kennt, wird dankenswerterweise verzichtet.
Besonders interessant empfand ich den Umgang mit aktuellen Medien und moderner Technologie: Während in anderen Filmen das Internet höchstens für Google-Recherchen genutzt wird und sich jeder, der sich darüber hinaus mit Computern auskennt, verschrobener Weltfremdheit verdächtig macht, ist der PC in „Verblendung“ ein mächtiges und cooles Werkzeug, ein äußerst hilfreiches Instrument, mit dem sich auszukennen lohnt. Lisbeth Salander ist eben kein pickliger Computerfreak, sondern eine respekteinflößende, inspirierende Persönlichkeit mit Vorbildfunktion für jüngere Zuschauer. Leider versäumte man es, etwas Zeit dafür aufzuwenden, glaubhaft darzustellen, wie Lisbeth es schafft, sich der Daten anderer Rechner zu bedienen. Ich weiß, dass dies im Buch ausführlicher und realistischer beleuchtet wurde; hier jedoch wirkt es wie blindes Vertrauen in die Fähigkeiten von Hackern seitens des Drehbuchs – als könne man, entsprechende Fachkenntnis vorausgesetzt, mir nichts, dir nichts die Hoheit über fremde Festplatteninhalte gelangen, sobald der Besitzer nur den Rechner einschaltet.
Bisweilen erinnert mich „Verblendung“ bei allem skandinavischen Lokalkolorit dann doch an US-Großtaten wie „Sieben“ (im Hinblick auf die religiös motivierten Morde), „Das Schweigen der Lämmer“ (bezogen auf das anfänglich von Distanz und Faszination gleichermaßen geprägte Verhältnis zwei vordergründig unterschiedlicher Charaktere zueinander) oder „Roter Drache“ (großflächige Rückentätowierungen in Drachenform, vermutlich als eine Art kraftspendende Katharsis), was ich als Kompliment verstanden wissen möchte. „Verblendung“ beschreitet dabei dramaturgisch einen anderen Weg, indem er weniger auf nervenzerfetzende Suspense-Szenen als Klimax hinsteuert, sondern seinen Spannungsbogen konstant über Null hält, ohne stark nach oben oder unten auszuschlagen. Sozusagen weniger eine Spannungskurve als mehr eine Spannungsgerade. Ob dieser Umstand positiv oder negativ aufgefasst wird, hängt vermutlich stark von den Sehgewohnheiten des jeweiligen Rezipienten ab. Als irritierend empfand ich bei aller Begeisterung allerdings eine für meinen Geschmack etwas aufgesetzt und erzwungen wirkende Sexszene und, was schwerer wiegt, das angesichts des über weite Strecken allgegenwärtigen Drecks und Sündenpfuhls doch etwas zu unbeschwerte Happy End. Zudem wäre ein prägnanterer Soundtrack mit höherem Wiedererkennungswert wünschenswert gewesen. Schön wiederum, dass man trotz des Kontrastprogramms eine Reminiszenz an Astrid Lindgren („Pippi Langstrumpf“, „Wir Kinder aus Bullerbü“) in Form von Mikaels Spitznamen unterbrachte.
„Verblendung“ ist ein harter, von Hass, Sadismus, psychischen Abgründen, gebrochenen Persönlichkeiten und einer niemals ruhenden Vergangenheit geprägter nordeuropäischer Thriller und Trilogie-Auftakt auf hohem Niveau, der in trüben Grauzeichnungen die biedere Fassade des Bürgertums und des Kapitals einreißt und mit Lisbeth Salander einen neuen, begeisternden Typus der (Anti-)Heldin etabliert. Modern und dabei angenehm frei von Trends und Modeerscheinungen, dadurch gewiss ein zukünftiger Klassiker.
Enthüllungsjournalist Mikael „Kalle“ Blomkvist (Mikael Nyqvist), Herausgeber des Magazins „Millennium“, tappt in eine von falschen Informanten aufgestellte Falle und verliert aufgrund gefälschter Beweise vor Gericht gegen den kriminellen Großunternehmer Wennerström. Er wird wegen Verleumdung zu drei Monaten Haft verurteilt. In der Zeit zwischen Urteil und Haftantritt bittet ihn der Großindustrielle Henrik Vanger (Sven-Bertil Taube), den Auftrag anzunehmen, nach dessen vor 40 Jahren verschwundenen Nichte Harriet zu suchen. Widerwillig nimmt Blomkvist den Job an und bekommt unerwartet Hilfe von der bei einer Detektei angestellten Hackerin und Punkette Lisbeth Salander (Noomi Rapace), die zuvor bereits Blomkvists Integrität im Auftrage Vangers überprüfte. Die individualistischen Charaktere – beide intelligent, bindungsunfähig, schroff, direkt und provokant, sie jedoch verschlossen, introvertiert, abweisend und ihr Punk-Outfit als Schutzpanzer gegen die Gesellschaft verwendend, er hingegen extrovertiert und die Öffentlichkeit suchend – nähern sich einander vorsichtig an und stoßen auf ein düsteres Familiengeheimnis des Vanger-Klans…
„Verblendung“ zeichnet ein düsteres Bild der schwedischen Gesellschaft, in der Altnazis ungesühnt ihrer Lebensabend verbringen und Wirtschaftskriminelle über die Macht verfügen, ihrerseits unliebsame Zeitgenossen hinter Gitter bringen und mundtot machen zu können und es sich außerhalb der Legalität bewegender Praktiken wie Computer-Hacking u.ä. bedarf, um ihnen das Handwerk zu legen, da die staatlichen Instrumente nicht greifen. Die Polizei ist hilflos und unfähig. Beziehungsunfähigkeit und perverse sexuelle Abartigkeiten innerhalb einer entsolidarisierten Gesellschaft, hinter deren Türen das Grauen lauert, ziehen sich durch den gesamten Film. In tristen, verregneten Aufnahmen der sterilen Großstadt und skandinavischer Dorflandschaften gleichermaßen erzählt Oplev die Geschichte, die die beiden zunächst voneinander unabhängigen Ebenen der journalistischen und ermittelnden Tätigkeiten Blomkvists und der undurchsichtigen Persönlichkeit Salanders, deren Leben gezeichnet ist von einer vermasselten Kindheit und dem berechtigten Misstrauen gegenüber Autoritäten, zusammenführt. Dabei erscheint Lisbeth zunächst weder sonderlich sympathisch, noch erotisch, was sich mit dem zunehmenden Kennenlernen ihrer Persönlichkeit jedoch im weiteren Verlauf ändert.
Noomi Rapace liefert eine beeindruckende, den Zuschauer gefangennehmende schauspielerische Leistung ab, so dass man bald danach giert, mehr über dieses faszinierende Wesen zu erfahren. Mit Hintergrundinformationen zu Lisbeths Leben hält sich „Verblendung“ jedoch bedeckt, vereinzelte Szenen aus ihrer Vergangenheit lassen jedoch erahnen, was sie zu dem machte, was sie heute ist. Der äußerst beklemmend inszenierte Missbrauch durch den ihr aufoktroyierten Vormund sowie die folgende Vergeltung vermitteln einen Einblick in den andauernden Kampf, als den sie gezwungen ist, ihr Leben zu führen. Der über 40-jährige Blomkvist wird souverän von Mikael Nyqvist verkörpert und ordnet sich in seinen Leistungen dem realistischen Stil des Films unter. Blomkvist ist verglichen mit Salander der weniger interessante Charakter, jedoch ebenfalls weit von einem wandelnden Klischee entfernt. Er beherrscht ebenso wie jeder andere in diesem Film die leiseren Töne und versteht es, frei von Overacting seine sparsam eingesetzten Emotionen zum Ausdruck zu bringen. Generell spielt hier jeder Beteiligte seine Rolle überzeugend und glaubwürdig, niemand fällt negativ aus der Rolle. Nahezu alle stärker am Geschehen Beteiligten erscheinen auf ihre Weise vom Leben gezeichnet, jedem traut man diverse Leichen im Keller zu.
Die sich in der Überlange niederschlagende Komplexität erfordert Konzentration seitens des Publikums und befriedigt dieses gleichzeitig mit einer intelligent konstruierten Handlung, die mit religiös angehauchten Motiven und Bibelzeiten einen zusätzlichen religionskritischen Subtext einführt. Die Entwicklung der Handlung ist kaum vorhersehbar und dramaturgisch so spannend umgesetzt worden, dass sie sich der Aufmerksamkeit des interessierten Zuschauers gewiss sein kann. Beachtlich ist dabei die Zeit, die man sich nahm, um die Atmosphäre des Films zur vollen Entfaltung zu bringen, seine Charaktere einzuführen und sich die Geschichte in einem angenehmen Tempo entwickeln zu lassen, ohne die Ereignisse zu überstürzen. Langeweile indes kommt dabei zu keinem Zeitpunkt auf, gebannt folgt der Zuschauer dem Geschehen und achtet auf Details, um ja nichts zu versäumen. Auf jeglichen Pathos und Bombast, wie man ihn aus dem „Blockbuster“-Kino kennt, wird dankenswerterweise verzichtet.
Besonders interessant empfand ich den Umgang mit aktuellen Medien und moderner Technologie: Während in anderen Filmen das Internet höchstens für Google-Recherchen genutzt wird und sich jeder, der sich darüber hinaus mit Computern auskennt, verschrobener Weltfremdheit verdächtig macht, ist der PC in „Verblendung“ ein mächtiges und cooles Werkzeug, ein äußerst hilfreiches Instrument, mit dem sich auszukennen lohnt. Lisbeth Salander ist eben kein pickliger Computerfreak, sondern eine respekteinflößende, inspirierende Persönlichkeit mit Vorbildfunktion für jüngere Zuschauer. Leider versäumte man es, etwas Zeit dafür aufzuwenden, glaubhaft darzustellen, wie Lisbeth es schafft, sich der Daten anderer Rechner zu bedienen. Ich weiß, dass dies im Buch ausführlicher und realistischer beleuchtet wurde; hier jedoch wirkt es wie blindes Vertrauen in die Fähigkeiten von Hackern seitens des Drehbuchs – als könne man, entsprechende Fachkenntnis vorausgesetzt, mir nichts, dir nichts die Hoheit über fremde Festplatteninhalte gelangen, sobald der Besitzer nur den Rechner einschaltet.
Bisweilen erinnert mich „Verblendung“ bei allem skandinavischen Lokalkolorit dann doch an US-Großtaten wie „Sieben“ (im Hinblick auf die religiös motivierten Morde), „Das Schweigen der Lämmer“ (bezogen auf das anfänglich von Distanz und Faszination gleichermaßen geprägte Verhältnis zwei vordergründig unterschiedlicher Charaktere zueinander) oder „Roter Drache“ (großflächige Rückentätowierungen in Drachenform, vermutlich als eine Art kraftspendende Katharsis), was ich als Kompliment verstanden wissen möchte. „Verblendung“ beschreitet dabei dramaturgisch einen anderen Weg, indem er weniger auf nervenzerfetzende Suspense-Szenen als Klimax hinsteuert, sondern seinen Spannungsbogen konstant über Null hält, ohne stark nach oben oder unten auszuschlagen. Sozusagen weniger eine Spannungskurve als mehr eine Spannungsgerade. Ob dieser Umstand positiv oder negativ aufgefasst wird, hängt vermutlich stark von den Sehgewohnheiten des jeweiligen Rezipienten ab. Als irritierend empfand ich bei aller Begeisterung allerdings eine für meinen Geschmack etwas aufgesetzt und erzwungen wirkende Sexszene und, was schwerer wiegt, das angesichts des über weite Strecken allgegenwärtigen Drecks und Sündenpfuhls doch etwas zu unbeschwerte Happy End. Zudem wäre ein prägnanterer Soundtrack mit höherem Wiedererkennungswert wünschenswert gewesen. Schön wiederum, dass man trotz des Kontrastprogramms eine Reminiszenz an Astrid Lindgren („Pippi Langstrumpf“, „Wir Kinder aus Bullerbü“) in Form von Mikaels Spitznamen unterbrachte.
„Verblendung“ ist ein harter, von Hass, Sadismus, psychischen Abgründen, gebrochenen Persönlichkeiten und einer niemals ruhenden Vergangenheit geprägter nordeuropäischer Thriller und Trilogie-Auftakt auf hohem Niveau, der in trüben Grauzeichnungen die biedere Fassade des Bürgertums und des Kapitals einreißt und mit Lisbeth Salander einen neuen, begeisternden Typus der (Anti-)Heldin etabliert. Modern und dabei angenehm frei von Trends und Modeerscheinungen, dadurch gewiss ein zukünftiger Klassiker.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Verblendung - Niels Arden Oplev (2009)
Nachdem die Milennium-Reihe irgendwie an mir vorbeizog, war das Remake tatsächlich meine erste Begegnung mit dem Stoff, die es immerhin schaffte, dass ich mir die schwedische Reihe nun in den Langfassungen besorgt hab. Leider ist mir dabei gar nicht aufgefallen, dass dort nur die deutschen Synchronfassungen drauf sind, aber anyway.
Machen wir's norddeutsch kurz: Trotz fast 3 Stunden Laufzeit wird "Verblendung" nicht langweilig, obwohl die Story ja nun bereits bekannt war. Die Flashbacks machen neugierig auf die weiteren Teile, in denen hoffentlich klarer wird, welches Geheimnis Lisbeth mit sich herumträgt.
Guter Stoff!
Machen wir's norddeutsch kurz: Trotz fast 3 Stunden Laufzeit wird "Verblendung" nicht langweilig, obwohl die Story ja nun bereits bekannt war. Die Flashbacks machen neugierig auf die weiteren Teile, in denen hoffentlich klarer wird, welches Geheimnis Lisbeth mit sich herumträgt.
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Re: Verblendung - Niels Arden Oplev (2009)
ugo-piazza hat geschrieben:in denen hoffentlich klarer wird, welches Geheimnis Lisbeth mit sich herumträgt.
Guter Stoff!
Darauf kannst du dich verlassen. Am Remake hat mich eigentlich nur Daniel Craig gestört, für mich einfach ein mieser Darsteller.
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Re: Verblendung - Niels Arden Oplev (2009)
ich find den gut! Ich mag ihn als Neuinterpretation von Bond und fand ihn auch als Mikael Blomkvist geeignet - obwohl das Remake natürlich absolut unnötig ist Gibt's Gründe für die Abneigung?horror1966 hat geschrieben: Darauf kannst du dich verlassen. Am Remake hat mich eigentlich nur Daniel Craig gestört, für mich einfach ein mieser Darsteller.
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Re: Verblendung - Niels Arden Oplev (2009)
purgatorio hat geschrieben:Gibt's Gründe für die Abneigung?
Ich finde den ganz einfach nicht überzeugend, das ist alles.
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Re: Verblendung - Niels Arden Oplev (2009)
Du bist einfach verblendet.horror1966 hat geschrieben:purgatorio hat geschrieben:Gibt's Gründe für die Abneigung?
Ich finde den ganz einfach nicht überzeugend, das ist alles.
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Re: Verblendung - Niels Arden Oplev (2009)
So kann man es natürlich auch sehen.Arkadin hat geschrieben:Du bist einfach verblendet.horror1966 hat geschrieben:purgatorio hat geschrieben:Gibt's Gründe für die Abneigung?
Ich finde den ganz einfach nicht überzeugend, das ist alles.
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Re: Verblendung - Niels Arden Oplev (2009)
Verblendung
Män som hatar kvinnor
Deutschland/Dänemark/Schweden 2009
Regie: Niels Arden Oplev
Michael Nyqvist, Noomi Rapace, Lena Endre, Sven-Bertil Taube, Peter Haber, Peter Andersson, Marika Lagercrantz, Ingvar Hirdwall, Björn Granath, Ewa Fröling, Michalis Koutsogiannakis, Annika Hallin
OFDB
Män som hatar kvinnor
Deutschland/Dänemark/Schweden 2009
Regie: Niels Arden Oplev
Michael Nyqvist, Noomi Rapace, Lena Endre, Sven-Bertil Taube, Peter Haber, Peter Andersson, Marika Lagercrantz, Ingvar Hirdwall, Björn Granath, Ewa Fröling, Michalis Koutsogiannakis, Annika Hallin
OFDB
Der Journalist Michael Blomkvist hat eine aufsehenerregende Enthüllungsreportage über den Großindustriellen Wennerström in den Sand gesetzt und muss abtauchen. Da kommt ihm das Angebot des zurückgezogen lebenden Millionärs Henrik Vanger gerade recht: Blomkvist soll recherchieren, warum Vangers Nichte Harriet vor 40 Jahren spurlos verschwand. Vanger ist sich sicher dass damals ein Mord geschah, und Blomkvist soll herausfinden wer der Mörder war. Und außer einer Menge Geld gibt es auch eine Belohnung: Informationen über Wennerström, die Blomkvist helfen werden, seinen Ruf wieder reinzuwaschen und Wennerström ins Gefängnis zu bringen. Blomkvist wendet sich an die Ermittlerin, die Vanger geholfen hat Informationen über ihn selber herauszufinden, Lisbeth Salander, und die wiederum findet schnell heraus, dass Harriet nicht das einzige Opfer war, sondern dass in den 50er- und 60er-Jahren ein unentdeckter Serienmörder in Schweden umging. Der heute anscheinend immer noch mordet. Und der es gar nicht mag, dass seine Mordserie plötzlich aufgedeckt wird …
Muss man zu diesem Film, zu dieser Geschichte, wirklich noch eine Inhaltsangabe schreiben? Der Roman hatte in den Jahren nach 2005 (schwedische Originalausgabe) bzw. 2006 (deutsche Erstausgabe) ein Abonnement auf den ersten Platz aller weltweiten Bestsellerlisten, die Nachfolgeromane ebenfalls, und wer immer in der zweiten Hälfte der 00er-Jahre Thriller las, kam an diesen Romanen sowieso nicht vorbei. Zu intensiv das Leseerlebnis, zu umfassend der Erfolg, als dass man sich daran hätte vorbeimogeln können.
Soweit meine Einleitung zu der 2011 von David Fincher gedrehten Version, im Folgenden 2011 genannt. Jetzt erst, einige Monate nach 2011, habe ich die Erstverfilmung von 2009 gesehen. Im Gegensatz zur Hollywood-Fassung waren meine Erwartungen höher, reden wir hier doch immerhin von einem düsteren skandinavischen Thriller. Einem Genre, das seit Jahrzehnten die Bestsellerlisten und Primetime-Plätze europäischer Fernsehanstalten für sich reserviert hat. Doch kann man zwei so gleiche und doch unterschiedliche Filme überhaupt vergleichen? Und macht so ein Vergleich Sinn?
Grundsätzlich ist es ausgesprochen spannend zu sehen, wie zwei Filme, die sich beide sehr stark an der literarischen Vorlage orientieren und entsprechend die exakt gleiche Geschichte erzählen, wie zwei solche Filme sich doch so unterscheiden können. Und gleichzeitig auch wieder nicht. Wenn ich so meinen Text zu 2011 lese, und das mit den sehr frischen Erinnerungen an 2009 vergleiche, dann fällt mir als erstes auf, wie stark der (im Folgenden kursiv dargestellte) Fincher-Film tatsächlich ist, und wie schwächlich dagegen die Oplev-Version wirkt.
… dass Fincher sich in Bezug auf (sexuelle) Gewalt und vor allem Sexualität im Besonderen keinerlei Zurückhaltung auferlegt, und zum Beispiel Rooney Mara auch mal schnell und kompromisslos nackt zeigt. Und ich meine komplett(!) nackt. Auch die Vergewaltigung Lisbeth Salanders schmerzt den Zuschauer sehr …
David Fincher ist David Fincher, und der Mann ist halt nun mal ein alter Hase was dunkle und gewalttätige Stories angeht, genauso wie die Sache mit der Sexualität bei ihm zum (filmischen) Leben dazugehört. Auf der anderen Seite bekommt Michael Nyqvist bei Oplev zwar regelmäßig was aufs Maul, aber wirklich übel zugerichtet wird er erst gegen Schluss. Die Gewalt wird gebremst dargestellt, genauso wie die Sexualität. Lisbeths Vergewaltigung ist bei Fincher hingegen ein echter Schock, bei Oplev nicht so sehr. Und dieses “nicht so sehr“ durchzieht auch in anderen Bereichen den gesamten Film:
Daniel Craig zeigt mit seinem feinen und sensiblen Spiel Nuancen – Michael Niqvist wiederum erinnert in seiner ganzen Art in vielen Momenten fast ein wenig an einen zahmen Tobias Moretti, ihm fehlt aber der Biss, der Craig in 2011 so auszeichnet. Rooney Mara scheint zwar im Überblick auf Autopilot in Richtung Stierblick-Punkette zu steuern, deutet aber spätestens in der zweiten Hälfte ebenfalls Tiefblicke in ihre Seele an, die fast ein klein wenig schaudern lassen. Noomi Rapace ist stark, aber ihre Aggressivität und ihre Wildheit sind gegenüber Rooney Mara bis auf eine Szene deutlich zurückgenommen. Diese eine Szene ist die kurze Kampfsequenz in der U-Bahn, in der ein Arschloch Lisbeths Notebook versucht zu stehlen, und Lisbeth sich nachhaltig wehrt. Für einen intensiven und schmerzhaften Moment kommt genau diese intendierte Wildheit plötzlich durch, und Noomi Rapace kann zeigen was sie drauf hat, bevor der Regisseur wieder „Nicht so sehr“ ruft. Rooney Mara trägt Lisbeths Hass auf die Menschheit deutlich vor sich her, ohne dabei aber zu übertreiben, und generiert damit eine ungemein kraftvolle und erinnerungswürdige Filmfigur, was Noomi Rapace leider verwehrt wird.
Person A reist nicht nach Ort B, sie ist einfach da, und nur Lisbeth Salander sehen wir regelmäßig beim Reisen – Da sie aber versucht, der Giacomo Agostini Schwedens zu werden, bleibt das Tempo bei diesen Szenen unverändert hoch. 2009 zeigt die Menschen öfters einmal beim Reisen, gerade wenn Blomkvist und Lisbeth die alten Tatorte abklappern erzeugt Oplev eine ganz eigene Stimmung. Durch die ruhigen und schönen Bilder Schwedens erzeugt er keine atemlose Hochspannung wie sie 2011 innewohnt, dafür aber breitet sich Ruhe aus - Eine Art Stille, die dann von der Mörderjagd auf konträre Weise wieder unterbrochen wird. Das Tempo ist nicht so hoch, die Intensität dafür aber fast genauso mitreißend. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass beide Filme Überlänge haben (2009 mit 147 Minuten, 2011 mit 158 Minuten), 2009 aber einige Handlungselemente fortlässt, und sich auch der Überleitung zu den nachfolgenden Teilen verweigert. Gerade dass Lisbeth am Ende des Films Wennerström abzockt wird in 2011 schon fast Heist-mäßig inszeniert, was dem Film ganz klar ein Krönchen aufsetzt, während 2009 diesen Handlungsstrang ein wenig verschämt unter den Tisch fallen lässt: Weder wird klar was Blomkvist von Vanger dafür erhält, dass er die Ermittlung über Harriets Verschwinden durchführt, noch wird irgendwann klargestellt, warum Lisbeth Blomkvist überhaupt hilft. Blomkvist steht in Lisbeths Wohnung, redet ein wenig, und Lisbeth ist wie angefixt und will unbedingt ermitteln. Nicht unbedingt nachvollziehbar das, vor allem wenn man an die Romanvorlage denkt, die einen solchen Moment naturgemäß sehr logisch aufbaut. Selbst unter Berücksichtigung des Umstandes, dass in einem Film weniger Zeit zur Verfügung steht als in einem Buch, zeigt Fincher, dass dieser zentrale Moment, in der die beiden Hauptfiguren emotional miteinander verbandelt werden, gründlich aufgebaut werden kann. Oplev geht über diesen Moment drüber als würde er sich dafür nicht wirklich interessieren, was die Beziehung der beiden Figuren ein wenig erschwert.
Aber trotz der vielen Kritikpunkte, trotz der schwächeren Schauspieler (Noomi Rapace selbstverständlich ausgenommen) und trotz der gebremsten Darstellung, trotzdem ist 2009 ein ausgesprochen gelungener Film. Oplev arbeitet viel mit grafischen Überblendungen während der Ermittlungsarbeit, seine kurze Zeitsprünge und bildhaft dargestellten Gedanken erzeugen eine sehr intensive Atmosphäre, die den Film tatsächlich in trockene Tücher rettet. Und erst im Vergleich der beiden Filme zeigt sich, dass die trocken-gewalttätige Art Finchers gegenüber dem sanfteren Oplev die Nase vorne hat. Ein putziges Gedankenspiel drängt sich auf, dass die beiden Regisseure sich getroffen haben und Ideen verteilt haben: Ich baue die Story gewalttätiger auf, dafür bekommst Du die interessanteren optischen Ideen …
Beide sind gute Filme, beide haben ihre Vor- und ihre Nachteile. Ich glaube, bei einer Zweitsichtung würde ich 2011 bevorzugen, und ich finde es unglaublich schade, das keine Fortsetzungen mit dem gleichen starken amerikanisch-europäischen Team gedreht wurden. Und die skandinavischen Nachfolger wurden dann gottseidank nicht mehr von Oplev gedreht sondern von Daniel Alfredson, der zwar auch kein David Fincher ist, aber VERDAMMNIS und VERGEBUNG mit Action und dunkler Atmosphäre sicher und stimmungsvoll umgesetzt hat. Insofern kann man den Oplev-Film mit ein wenig Wohlwollen als interessantes und durchaus gelungenes Experiment einstufen, das stimmungsmäßig der Romanvorlage vielleicht nicht so ganz entspricht, dafür aber eigene Töne einbringt. Aber, und das ist eine persönliche Meinung, sowohl der Fincher wie auch die Alfredsons sind stärker …
7/10
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
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