Im Schatten des Kilimandscharo - Raju Patel (1985)

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Salvatore Baccaro
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Im Schatten des Kilimandscharo - Raju Patel (1985)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

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Originaltitel: In the Shadow of the Kilimanjaro

Produktionsland: UK / Kenia 1985

Regie: Raju Patel

Darsteller: John Rhys-Davies, Timothy Bottoms, Irene Miracle, Michele Carey, Leonard Trolley, Patty Foley, Calving Jung, Don Blakely


IM SCHATTEN DES KILIMANDSCHARO – ein solcher Titel erweckt bei mir sofort Assoziationen zu sonntäglichen ZDF-Vorabendfilmen, die meine selige Großmutter früher oft und gerne geschaut hat: Ärzte und ihre Liebesvolten unter afrikanischer Sonne; Kreuzfahrtschiffe voller aalglatter Schwiegermutterlieblinge; junge Millionenerbinnen, die im Dschungel die große Liebe finden. Wäre da nicht der deutscher Alternativtitel dieser 1986er britisch-kenianischen Co-Produktion wäre ein VHS-Digitalisat des Streifens wohl sicher nicht so schnell vor meinen Augen gelandet: PAVIANE DES TODES – ein solcher Titel weckt bei mir natürlich sofort Assoziationen zu einem zünftigen Tierhorrorstreifen, bei dem man, wie so oft, den Weißhai durch beliebige andere durchdrehende Kreaturen ersetzt hat, ohne grundlegend etwas an der Struktur, dem Personenensemble, dem Inszenierungsstil von Spielbergs Kassenschlager zu verändern. Ich erwarte also einen routiniert runtergekurbelten, über solide Production Values verfügenden Schocker, der mich technisch-ästhetisch ganz gewiss nicht vor Begeisterung auf die Spitze des Kilimandscharos versetzen wird; ich erwarte aber ebenso viele herzallerliebste Steppenpaviane, die eine Blutspur durch einen Nationalpark ziehen – tja, und beide Erwartungshaltungen hat IN THE SHADOW OF KILIMANJARO vollumfänglich bestätigt…

Raju Patels einzige Regiearbeit ist tatsächlich mal ein Film, bei dem man genau das bekommt, was einem versprochen worden ist: Es gibt den ehrenherzigen Helden, einen Wildhüter namens Jack, der sich in ein kenianisches Reservat zurückgezogen hat, da es mit der Ehe kriselt; dann haben wir seine Angetraute Lee, die ihrem Gatten hinterherreist, um ihn vielleicht doch noch davon zu überzeugen, ihrer Partnerschaft eine zweite Chance zu geben, was vor allem im ersten Filmdrittel zu emotionalen Momenten führt, die in einem der oben erwähnten Fernsehfilme auch nicht sonderlich deplatziert wären, wobei für die notwendige Nudity eine Sequenz sorgt, in der Lee und Jack dem Versöhnungssex frönen; und schlussendlich darf ein solcher Streifen natürlich auch nicht ohne eine Evil-Capitalist-Figur auskommen, in diesem Fall einen Minenbesitzer namens Chris, der Jacks Bitte, die derzeit ungewöhnlich lange Dürreperiode fordere, dass Chris seine gehamsterten Wasservorräte an die durstigen Wildtiere spende, genauso in den Wind schlägt wie die Warnung des Wildhüters, manches Getier könne vor Hunger und Durst zur gefährlichen Bestie mutieren. Was folgt, sind die üblichen Stationen: Über weite Strecken der Laufzeit prallt Jack mit seinen düsteren Prognosen an den zuständigen Autoritäten ab – solange jedenfalls, bis die ersten garstig zugerichteten Leichen aufgefunden werden und selbst Chris eingestehen muss, dass eine Horde wildgewordener Paviane von der Nahrungsverknappung in einen regelrechten Blutrausch versetzt worden ist. Anders als beispielweise in JAWS wird der eigennützige Kapitalist jedoch nicht ebenfalls verspachtelt, sondern läutert sich zum Gutmenschen, während unsere Helden nebst einiger unbedeutender Nebenfiguren wie einem ehemaligen Wehrmachtssoldaten, der in senilen Kriegserinnerungen schwelgt, und einer in die Jahre gekommen, von ihrem einstigen Sex-Appeal zehrenden Hotelbesitzerin sich im Etablissement letzterer verschanzen, und uns der Film damit einmal mehr das kleine Alphabet der Belagerungsszenarien lehrt, wie es prototypisch THE BIRDS oder NIGHT OF THE LIVING DEAD vorexeziert haben. Ein Novum gibt es jedoch immerhin: Als die Lage für unsere Helden im Finale komplett aussichtslos scheint, erbarmt sich der Regengott und lässt kühles Nass auf die Savanne rieseln – und kaum haben die ersten Tröpfchen das Fell der aggressiven Äffchen berührt, blasen diese zum Rückzug und galoppieren in den Dschungel zurück…

Als großer Affenfreund haben mich die vielen Pavianszenen natürlich ziemlich ergötzt – wohlgemerkt handelt es sich bei denen zu keinem Zeitpunkt um Puppen oder Prothesen, sondern man hat tatsächlich zahllose Primaten vor der Kamera versammelt, was gerade bei den Szenen, in denen diese einer Armee gleich durch die Wildnis hasten, durchaus beeindruckend ausschaut. Die Fress- und Meuchelszenen sind weder übermäßig blutig, was die 16er FSK-Freigabe vollkommen gerechtfertigt, noch in gesteigertem Maße trashig – sprich, montagetechnisch versteht der Film es, die Illusion mörderischer Pavian-Angriffe dadurch zu erzeugen, dass er beispielweise einen um sein Leben schreienden Mann, der sich auf einen Strommast gerettet hat, mit Aufnahmen der chaotisch umhersausenden Affenbande und Großaufnahmen der ihre Fangzähne entblößenden Pavianmäuler zu kleinen spektakulären Vignetten zusammenschneidet – nichts, wofür der Film den Orden des Tierischen Horrors verdient hätte, aber immerhin genügend Professionalität, um IN THE SHADOW OF KILIMANJARO nicht zur Lachnummer zu degradieren. Weniger zum Lachen ist allerdings auch der Umgang mit der Fauna, der sich in manchen Szenen abzeichnet: Sicher, wir befinden uns niemals auf dem Niveau eines handelsüblichen Afrika-Mondos, aber der Gepard, den ein Hilfsarbeiter Jacks kurzerhend am Schwanz aus seinem Käfig zerrt, wirkt nicht gerade glücklich darüber, dass sein Schweif als Leine zweckentfremdet wird, und auch das Nashorn, das die Wildschützer zu Beginn mit ihren Jeeps hetzen, hätte sich sicherlich eine weniger nervenaufreibende Rolle gewünscht. Ob all die Pavianstatisten tatsächlich unter artgerechten Bedingungen für den Film verpflichtet wurden, weiß ich nicht, halte es aber für unwahrscheinlich, dass in einer Szene, in der man Jagd auf die Affen macht und diese reihenweise von den Bäumen schießt, tatsächlich echte Kugeln und nicht lediglich Betäubungspfeile verwendet hat.

Alles in allem bot mir IN THE SHADOW OF KILIMANJARO anspruchslose, aber nette Abendunterhaltung im Postkartenformat voller romantischer Sonnenuntergänge, sonnendurchfluteter Savannen, schmusiger Wildtiere – was mir vielleicht auch einmal ganz guttut, bevor ich mich in den nächsten Marathon nordkoreanischer Propagandastreifen, brasilianischer Ekel-Pornos und bundesdeutscher Amateur-Splatter-Orgien stürze…
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buxtebrawler
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Re: Im Schatten des Kilimandscharo - Raju Patel (1985)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 12.11.2021 bei Maritim Pictures auf DVD:

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Achtung: Es bestehen Bootleg-Gerüchte!
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Im Schatten des Kilimandscharo - Raju Patel (1985)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich heute bei WMM noch einmal auf DVD im Mediabook:

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Extras:
- 20-seitiges Booklet
- Trailer zum Film
- Trailershow
- Bonus-DVD mit weiterem Horrorfilm

Bemerkung:
Limitiert auf 111 Stück.

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=116966

Achtung: gekürzte Fassung! (Auch die o.g. Maritim-Pictures-DVD)
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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