Eugenie de Sade - Jess Franco (1973)

Moderator: jogiwan

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CamperVan.Helsing
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Eugenie de Sade - Jess Franco (1973)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Eugenie Radeck (Soledad Miranda) pflegt eine entschieden ungesunde Beziehung zu ihrem (Stief-)Vater Albert (Paul Muller), nicht nur verbindet die beiden ein sexuelles Verhältnis. Albert Radeck lebt nämlich nach den Schriften des Marquis de Sade und plant den perfekten Mord. Der wird dann auch zusammen mit Eugenie ausgeführt und schon bald Mord zum Hobby der beiden. Doch als Eugenie sich in einen Musiker verliebt und außerdem die Radecks vom Schriftsteller Attila Tanner (Jess himself) verfolgt werden, ist eine Katastrophe absehbar.


Weitgehend in Berlin gedreht, erblickte diese Produktion der obskuren Liechtensteiner Gesellschaft Prodif erst mit einer X-Rated-DVD 2003 deutsches Licht. Leider ist die Synchro nicht die allerbeste geworden.

Auch ist dieser Film nicht der beste der Soledad-Phase. Der angeblich "perfekte" Mord in Brüssel hakt beim Alibi massiv und die Continuity-Fehler bei Soledads Kleidung sind nicht zu zählen. "Vampyros Lesbos" schwimmt da schon in ganz anderen Gewässern. Dennoch schön, dass der Film verfügbar gemacht wurde. Und einmal eine dicke Packung "Respekt" für Paul Muller, der hier seinen Hintern in die Kamera hält: "Muller, quel culo!" :D

http://www.soledadmiranda.com/eugenie.html
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Arkadin
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Re: Eugenie de Sade - Jess Franco

Beitrag von Arkadin »

ugo-piazza hat geschrieben: Weitgehend in Berlin gedreht, erblickte diese Produktion der obskuren Liechtensteiner Gesellschaft Prodif erst mit einer X-Rated-DVD 2003 deutsches Licht. Leider ist die Synchro nicht die allerbeste geworden.
Ist denn eine O-Tonspur vorhanden? Wenn ja, welche Sprache?
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CamperVan.Helsing
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Re: Eugenie de Sade - Jess Franco

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Arkadin hat geschrieben:
ugo-piazza hat geschrieben: Weitgehend in Berlin gedreht, erblickte diese Produktion der obskuren Liechtensteiner Gesellschaft Prodif erst mit einer X-Rated-DVD 2003 deutsches Licht. Leider ist die Synchro nicht die allerbeste geworden.
Ist denn eine O-Tonspur vorhanden? Wenn ja, welche Sprache?
Es ist auch noch französisch (mit deutschen Untertiteln) und englisch drauf, hab allerdings den Film bisher nur auf deutsch gesehen.
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sid.vicious
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Re: Eugenie de Sade - Jess Franco

Beitrag von sid.vicious »

Eugenie lebt mit ihrem Stiefvater Albert Radeck zusammen. Eugenie entdeckt ein Buch mit Geschichten erotischen und sadistischen Inhalts. Ihr Vater bemerkt das Interesse seiner Tochter und glaubt, dass sie die ersehnte Partnerin für den von ihm gehegtem Plan eines perfekten Mordes sei. Eugenie ist ihrem Vater hörig und willigt ein. Nachdem der erste Mord problemlos und perfekt funktioniert, bringen die Beiden nach und nach immer mehr Menschen um. Dieses bringt ihnen ein sexuelles Lustgefühl. Allerdings verliebt sich Eugenie in Jemanden, den ihr Vater als nächstes Opfer ausgesucht hat…

Jess Franco orientiert sich an dem Werk "Eugénie de Franval", welches vom Marquis de Sade geschrieben wurde, nur in Ansätzen. Wer sich etwas mit Jess Francos Filmen auskennt, der wird einige bekannte Schauspieler entdecken. So erkennt man Paul Müller, Soledad Miranda und auch Alice Arno, die später noch in weiteren Franco-Filmen mitwirkte.

Der Film ist eine sehr interessante Auseinandersetzung mit den Themen Hörigkeit, Liebe, Lust und den Abgründen der menschlichen Seele. Franco geht sehr behutsam an dieses Thema, was er allerdings im Verlauf der Films sehr verstärkt und auf ein morbides Finale hinsteuert. Die Frage die sich stellt, ist: Sieht der Zuschauer wirklich ein böses Ende oder ist Eugenie einfach von ihren Qualen erlöst?

Franco hat mit De Sade 2000, sprich Eugenie de Sade einen sehr guten Film geschaffen, welcher von Easy Listening Musik getragen in ein morbide-romantisches Finale mündet. Einige Außenaufnahmen verstärken den depressiv, morbiden Eindruck, wie z.B. eine Winterlandschaft, die mit kahlen Bäumen versehen ist und ein endloses Nichts zu seien scheint.

Jess Franco Fans werden sich in diesem Film von der ersten bis zu letzten Minute zu Hause fühlen und einiges an weiteren Erkenntnissen gewinnen.

8/10
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Canisius
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Re: Eugenie de Sade - Jess Franco

Beitrag von Canisius »

Ich kenne diesen Franco nicht, aber der einzig wahre "Eugenie" ist doch wohl sowieso nur der mit Katja Bienert.

http://www.ofdb.de/film/6138,Lolita-am-Scheideweg
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CamperVan.Helsing
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Re: Eugenie de Sade - Jess Franco

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Canisius hat geschrieben:Ich kenne diesen Franco nicht, aber der einzig wahre "Eugenie" ist doch wohl sowieso nur der mit Katja Bienert.

http://www.ofdb.de/film/6138,Lolita-am-Scheideweg
Öhm, nö, denn der ist ja quasi ein Remake von "Die Jungfrau und die Peitsche", den Onkel Jess ebenfalls 1970 drehte.
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Canisius
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Re: Eugenie de Sade - Jess Franco

Beitrag von Canisius »

Da widerspreche ich dir nicht, Ugo! Ich kenne nur etwa 10, evtl. 20 Francos und von denen hat mich die "Lolita am Scheideweg" mit Abstand am meisten beeindruckt...kannst du das Original empfehlen?
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CamperVan.Helsing
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Re: Eugenie de Sade - Jess Franco

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Canisius hat geschrieben:Da widerspreche ich dir nicht, Ugo! Ich kenne nur etwa 10, evtl. 20 Francos und von denen hat mich die "Lolita am Scheideweg" mit Abstand am meisten beeindruckt...kannst du das Original empfehlen?
Ich mag das Original sehr (deutsche DVD bei Epix), wobei natürlich die 1970er-Version bei weitem nicht so explizit ist, wie manchen verblödeten Quellen (GMX!) das mal meldeten. Da sind wirklich keine Analsex-Szenen drin... :D Christopher Lee (der nur einen kurzen Auftritt hatte) hat sich dennoch von dem Film distanziert.

Und von Romayscher "Hundehaltung" ist da natürlich auch nichts zu sehen... ;)
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Reinifilm
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Re: Eugenie de Sade - Jess Franco

Beitrag von Reinifilm »

Zu der epiX-DVD hatte ich vor Urzeiten auch mal was geschrieben (Quelle mit Bildern: http://www.gamesunit.de/pcms/artikel.pc ... &showall=1):

"Eugenie ist der Inbegriff der holden unschuldigen jungen Frau. Angeregt durch den Roman "Die Liebe im Boudoir" des Marquis de Sade beschließt die hinterhältige Madame de Saint-Ange ein gewagtes Experiment, nämlich in kürzester Zeit aus Eugenie ein durch und durch verdorbenes Wesen zu machen. Dabei schreckt sie vor wirklich gar nichts zurück...

Juppiduppiduuuh - was war die Freude groß, als ich diese Promo-DVD von Epix erhielt. Denn: Bei "De Sades Eugenie - Die Jungfrau und die Peitsche" von 1970 handelt es sich um 70ziger Jahre Eurotrash deluxe und Regisseur des Ganzen ist niemand Geringeres als die Trashfilm-Ikone Jess Franco! Jess Franco (eigentlich Jesus Franco) hat in seinem Leben fast schon 200 Billigfilmchen heruntergekurbelt und ist trotz seines Alters (über Siebzig) immer noch fleißig dabei die Welt mit seinen Streifen zu beglücken.

Dabei hat Jess Franco es durchaus geschafft nicht nur haufenweise Schund zu drehen, sondern mit seinen Filmen so etwas wie eine eigene visuelle Sprache zu entwickeln. In seinen Streifen finden man meistens reichlich nackte weibliche Tatsachen, seltsame Zooms durch irgendwelche Sachen hindurch (Stühle, Vorhänge), kaum Gespür für Trickeffekte (die sind nämlich immer einfach ultrabillig), ein sehr gemächliches Erzähltempo und ein kaum zu verbergendes Untalent die Kamera richtig zu führen (meistens ist immer irgendetwas unscharf oder Kameraschwenks wirken verwackelt).

Hinzu kommt ein echtes Gespür für völlig Mit diesem Bewerbungsfoto hätte Christopher Lee bei der 'Emma' definitiv keine Chance bescheuerte und wirre Filmstorys sowie seltsame Symbole wie sterbende Skorpione und geköpfte Puppen. Besonders seine Filme aus den Siebzigern zeichnen sich zusätzlich noch durch jede Menge groovy Musik aus (der Soundtrack zu "Vampyros Lesbos" hat es unter dem Titel "Sexadelic Dance Party" sogar mal in die DJ-Charts geschafft und sollte in keiner Plattensammlung fehlen) und auch bei "De Sades Eugenie" ist die Musik ein ziemlicher Knaller. Außerdem hat es Jess Franco irgendwie immer geschafft recht bekannte B-Movie Darsteller für seine Filme zu verpflichten (Klaus Kinski, Maria Schell, Horst Tappert, Helmut Berger, Bela B und in unserem Falle Christopher Lee).

Franco hat zwar (meistens unter einem seiner zahlreichen Pseudonyme) irgendwie mal alles gedreht, meistens waren es doch eher fantastische Stoffe, die eine deutliche Nähe zu Softsexfilmen hatten - selbst bei seinen Horrorfilmen waren dann doch mehr Busen als Blut zu sehen.

Und dementsprechend gibt es auch bei "De Sades Eugenie" jede Menge nackte Tatsachen, allerdings diesmal passend zum Thema, da wir es ja mit einer "Literatur"-Verfilmung des Marquis de Sade zu tun haben.

Dessen Bücher sind bekanntlicherweise eher der harten Pornografie als der bildenden Kunst zuzurechnen. Und ganz im Geiste de Sades lässt Jess Franco nichts anbrennen! Zwar ist alles nur angedeutet, aber was eher wie eine etwas behäbige Variante des "Schulmädchen Reports" beginnt, wird bald ganz schön fies und düster (Sadismus, Mord, Drogen Vergewaltigung, Gruppensex, singender Hausangestellter...). Dies alles führt dazu, dass der Film es tatsächlich schafft so etwas wie eine beklemmende und bedrohliche Atmosphäre aufzubauen und damit wirklich eine Nähe zur Buchvorlage aufzuweisen.

Überhaupt merkt man dass Franco bei "De Sades Eugenie" in Topform war: Keine ewig langen Szenen, halbwegs passable und gut anzusehende weibliche Darstellerinnen und jede Menge visuelle Experimente, letztere teilweise ziemlich gelungen. Die Bildkompositionen sind generell hübsch anzusehen. Leider geht einem Francos glorreiche Idee die Traumszenen alle unscharf zu filmen irgendwann ganz schön auf den Keks und sein Unvermögen Kameras richtig zu bedienen macht sich hier und da ebenfalls bemerkbar (z.B. wenn die eigentlich entscheidenden Elemente im Vordergrund unscharf sind, der Hintergrund aber deutlich hervortritt).

Zu den Darstellern: Christopher Lee ist zwar nur in einer Nebenrolle zu sehen, aber eine echte Idealbesetzung. Marie Liljedahl als unschuldige Eugenie macht ihre Sache ebenfalls gut, genauso wie Maria Rohm als kaltherzige Madame de Saint-Ange. Jack Taylor als ihr sadistischer Bruder Mirvel fällt dagegen etwas ab.

Die DVD-Veröffentlichung von Epix weiß durch und durch zu gefallen. Das Bild besitzt trotz des hohen Alters des Ausgangsmaterials (immerhin fast vierzig Jahre) erstaunlich kräftige Farben, die gelegentlichen Unschärfen gehen auf das Konto des Regisseurs. Nicht mehr vorhandenes Tonmaterial wurde mit guten Sprechern neu eingesprochen, außerdem gibt es einige nette Extras (Originaltrailer, trashiger deutscher Trailer, Biografie von Jess Franco, Erklärende Untertitel, Interview mit Darsteller Jack Taylor).

Klare Kaufempfehlung, der Film rockt! Nicht nur Eurotrash-Liebhaber werden gnadenlos begeistert sein - wie sagte Jess Franco doch über "Eugenie" so schön: "Derjenige meiner Filme, den ich am wenigsten hasse" - recht hat er!"
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Canisius
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Re: Eugenie de Sade - Jess Franco

Beitrag von Canisius »

ugo-piazza hat geschrieben:
Canisius hat geschrieben:Da widerspreche ich dir nicht, Ugo! Ich kenne nur etwa 10, evtl. 20 Francos und von denen hat mich die "Lolita am Scheideweg" mit Abstand am meisten beeindruckt...kannst du das Original empfehlen?
Ich mag das Original sehr (deutsche DVD bei Epix), wobei natürlich die 1970er-Version bei weitem nicht so explizit ist, wie manchen verblödeten Quellen (GMX!) das mal meldeten. Da sind wirklich keine Analsex-Szenen drin... :D Christopher Lee (der nur einen kurzen Auftritt hatte) hat sich dennoch von dem Film distanziert.

Und von Romayscher "Hundehaltung" ist da natürlich auch nichts zu sehen... ;)
Haha, das klingt in der Tat nach einer Empfehlung... :thup:
„Ist es denn schade um diesen Strohhalm, Du Hampelmann?“
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