Enemy - Denis Villeneuve (2013)
Moderator: jogiwan
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Re: Enemy - Denis Villeneuve (2013)
ENEMY (Kanada, Spanien 2013, Regie: Denis Villeneuve)
…und plötzlich Schluss. Meiner einer so: What the Fuck? Und warum musste ich mich bei der letzten Einstellung tatsächlich richtig erschrecken?... Credits, Credits, Credits… ach so, nach einem Buch von José Saramago. Das erklärt natürlich einiges.
Villeneuve legt mit ENEMY ja mal richtig abgefahrenen und gelblich finsteren Stoff vor (Gelb ist hier sicherlich alles andere als eine leuchtende Farbe!). Toll gefilmt, punktuell unglaublich schräg und getragen von einem unfassbar gut aufspielenden Jake Gyllenhaal (den ich übrigens schon immer mochte). Großer Film, der sich ganz eklig in den Hirnwindungen festsetzt und bohrt, ohne, dass einem so recht klar wäre, warum. Gibt es da überhaupt etwas zu verstehen?
…und plötzlich Schluss. Meiner einer so: What the Fuck? Und warum musste ich mich bei der letzten Einstellung tatsächlich richtig erschrecken?... Credits, Credits, Credits… ach so, nach einem Buch von José Saramago. Das erklärt natürlich einiges.
Villeneuve legt mit ENEMY ja mal richtig abgefahrenen und gelblich finsteren Stoff vor (Gelb ist hier sicherlich alles andere als eine leuchtende Farbe!). Toll gefilmt, punktuell unglaublich schräg und getragen von einem unfassbar gut aufspielenden Jake Gyllenhaal (den ich übrigens schon immer mochte). Großer Film, der sich ganz eklig in den Hirnwindungen festsetzt und bohrt, ohne, dass einem so recht klar wäre, warum. Gibt es da überhaupt etwas zu verstehen?
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
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- sergio petroni
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Re: Enemy - Denis Villeneuve (2013)
Adam (Jake Gyllenhal) wohnt in einer Hochhaussiedlung in Toronto. Er arbeitet als Dozent
und trifft sich gelegentlich mit seiner Freundin. Ein Kollege von der Uni empfiehlt Adam einen
Film, den dieser sich dann auch irgendwann unwilllig anschaut. Doch der Streifen wird Adams
Leben verändern. Als einen der Darsteller erkennt er sich selbst, also offenbar seinen Doppelgänger.
Adam begibt sich auf die Suche nach dem Mann und macht ihn schließlich ausfindig.
Der Doppelgänger heißt Anthony und wohnt gar nicht weit weg, in einem Vorort Torontos. Seine Frau
weist auffallende Ähnlichkeit mit Adams Freundin auf. Ansonsten ist Anthony, sportlich und impulsiv,
eher das Gegenteil von Adam.
Villeneuves Film hat in Jake Gyllenhaal einen exzellenten Hauptdarsteller. Sein teilweise emotionsloses
Spiel als Adam in einer tristen Großstadtumgebung ist mitreißend. Sein Alter Ego Anthony wirkt
tatsächlich wie eine andere Person. Oder eben die andere Seite der gleichen Medaille.
Lynchsche Traumsequenzen und kafkaeske Schaben lassen einen ebenfalls trefflich über
das gesehene spekulieren. Vielleicht ist man sich eben selbst der größte "Enemy".
8/10
und trifft sich gelegentlich mit seiner Freundin. Ein Kollege von der Uni empfiehlt Adam einen
Film, den dieser sich dann auch irgendwann unwilllig anschaut. Doch der Streifen wird Adams
Leben verändern. Als einen der Darsteller erkennt er sich selbst, also offenbar seinen Doppelgänger.
Adam begibt sich auf die Suche nach dem Mann und macht ihn schließlich ausfindig.
Der Doppelgänger heißt Anthony und wohnt gar nicht weit weg, in einem Vorort Torontos. Seine Frau
weist auffallende Ähnlichkeit mit Adams Freundin auf. Ansonsten ist Anthony, sportlich und impulsiv,
eher das Gegenteil von Adam.
Villeneuves Film hat in Jake Gyllenhaal einen exzellenten Hauptdarsteller. Sein teilweise emotionsloses
Spiel als Adam in einer tristen Großstadtumgebung ist mitreißend. Sein Alter Ego Anthony wirkt
tatsächlich wie eine andere Person. Oder eben die andere Seite der gleichen Medaille.
Lynchsche Traumsequenzen und kafkaeske Schaben lassen einen ebenfalls trefflich über
das gesehene spekulieren. Vielleicht ist man sich eben selbst der größte "Enemy".
8/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
- karlAbundzu
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Re: Enemy - Denis Villeneuve (2013)
Ich schrieb 2017 nach der Kinosichtung:
Ein Geschichtslehrer lebt leidenschaftslos in Ritualen, aufstehen, unterrichten, nach Hause, Freundin kommt, ritualisierter Sex... Eines Tages entdeckt er nach einem Small Talk in einem Film seinen Doppelgänger, er macht sich auf diesen zu finden. Das bringt sein Leben, das Leben seines grundverschiedenen Doppelgänger und der beiden Frauen an ihren Seiten durcheinander.
Der Grundton des gesamten Film ist immer ein wenig neben der Realität, angefangen bei der hedonistischen Anfangsszene, in der Crush Fetish gefrönt wird, bis hin zu dem Leben des Lehrers und dem Handeln aller Personen.
EIne wichtige Rolle spielt hier die Stadt Toronto, bzw. dessen Bild, was hier gezeigt wird. Kalt, unmenschlich, entindividualisierend. Gebäude zwischen Beton, Art Brut, reflektierende Glasfronten. Und das alles in einer Dunstglocke.
Es geht hier um die Konstruktion des Individuums, um Individualität. Was macht den Menschen aus, ist da noch mehr als das rituelle Sein? Was ist mit Träumen, Leidenschaft, Bewußtsein? Bestimmt die Situation, in der wir leben, das was und wie wir sind?
Dies alles im langsamen Tempo, mit einem eher Geräusche-Score (durchbrochen selten von guten Songs, Jonathan Richman!!!). Toller Kamera mit verblassten Farben (obwohl: bei den dunklen Szenen bin ich mir nicht so sicher, das Bild war hier auf großer Leinwand leider nicht gut, weiß nicht, ob das eine DVD-Projektion war, im dunklen gab es kaum Details zu sehen und das Schwarz war nicht sehr schwarz zu Beginn, und Details sind wohl in der Eröffnungsszene schon sehr wichtig), und ein guter Cast: Jake Gyllenhaal in einer tollen Doppelnummer, verunsicherter unentschlossener Lehrer, aus dem es auch herausbricht und hedonistischer, egoistischer Pseudoschauspieler andererseits. Die beiden Frauen (Mélanie Laurent kam mir aus Inglourious Basterds bekannt vor) machen ihre Sache zwischen Erkennen und Verunsicherung und Akzeptanz auch sehr gut, Sarah Gadon hatte als schwangere Frau des Fiesen den tieferen Part und begeistert. Isabella Rossellini ist in einer kleinen Szene zu sehen, nicht ganz so wichtig.
Villeneuve hier eigentlich ähnlich zu Arrival tief philosophisch (es wird sogar direkt Hegel und Marx zitiert, und die Sein/Bewußtsein-Problematik kommt ein hier in den Sinn, allerdings nicht aus einer soziologischen Herleitung), es wird auch ähnlich erzählt, auch wenn das Setting ein vollkommen anderes ist.
Empfehlung!
Ein Geschichtslehrer lebt leidenschaftslos in Ritualen, aufstehen, unterrichten, nach Hause, Freundin kommt, ritualisierter Sex... Eines Tages entdeckt er nach einem Small Talk in einem Film seinen Doppelgänger, er macht sich auf diesen zu finden. Das bringt sein Leben, das Leben seines grundverschiedenen Doppelgänger und der beiden Frauen an ihren Seiten durcheinander.
Der Grundton des gesamten Film ist immer ein wenig neben der Realität, angefangen bei der hedonistischen Anfangsszene, in der Crush Fetish gefrönt wird, bis hin zu dem Leben des Lehrers und dem Handeln aller Personen.
EIne wichtige Rolle spielt hier die Stadt Toronto, bzw. dessen Bild, was hier gezeigt wird. Kalt, unmenschlich, entindividualisierend. Gebäude zwischen Beton, Art Brut, reflektierende Glasfronten. Und das alles in einer Dunstglocke.
Es geht hier um die Konstruktion des Individuums, um Individualität. Was macht den Menschen aus, ist da noch mehr als das rituelle Sein? Was ist mit Träumen, Leidenschaft, Bewußtsein? Bestimmt die Situation, in der wir leben, das was und wie wir sind?
Dies alles im langsamen Tempo, mit einem eher Geräusche-Score (durchbrochen selten von guten Songs, Jonathan Richman!!!). Toller Kamera mit verblassten Farben (obwohl: bei den dunklen Szenen bin ich mir nicht so sicher, das Bild war hier auf großer Leinwand leider nicht gut, weiß nicht, ob das eine DVD-Projektion war, im dunklen gab es kaum Details zu sehen und das Schwarz war nicht sehr schwarz zu Beginn, und Details sind wohl in der Eröffnungsszene schon sehr wichtig), und ein guter Cast: Jake Gyllenhaal in einer tollen Doppelnummer, verunsicherter unentschlossener Lehrer, aus dem es auch herausbricht und hedonistischer, egoistischer Pseudoschauspieler andererseits. Die beiden Frauen (Mélanie Laurent kam mir aus Inglourious Basterds bekannt vor) machen ihre Sache zwischen Erkennen und Verunsicherung und Akzeptanz auch sehr gut, Sarah Gadon hatte als schwangere Frau des Fiesen den tieferen Part und begeistert. Isabella Rossellini ist in einer kleinen Szene zu sehen, nicht ganz so wichtig.
Villeneuve hier eigentlich ähnlich zu Arrival tief philosophisch (es wird sogar direkt Hegel und Marx zitiert, und die Sein/Bewußtsein-Problematik kommt ein hier in den Sinn, allerdings nicht aus einer soziologischen Herleitung), es wird auch ähnlich erzählt, auch wenn das Setting ein vollkommen anderes ist.
Empfehlung!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.