Einer nach dem Anderen - Hans Petter Moland (2014)

Moderator: jogiwan

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CamperVan.Helsing
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Einer nach dem Anderen - Hans Petter Moland (2014)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

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N/S/DK 2014

OT: Kraftidioten

D: Stellan Skarsgård, Bruno Ganz, Pål Sverre Hagen


Die Schneeräumung ist eine sehr verantwortungsvolle Tätigkeit. Nils (Stellan Skarsgård) geht ihr mit so einnehmender Zuverlässigkeit nach, dass er zum Bürger des Jahres gewählt wird. Doch schon kurz darauf verkehren sich die Vorzeichen von Nils' Ordnungsliebe. Als sein Sohn zufällig Opfer einer fatalen Verwechslung der Mafia wird, gerät der beste Bürger in einen ausschweifenden Drogenkrieg. Nils will seinen Sohn rächen und macht sich auf zu einer Reise an den Ursprung des Verbrechens. Einen Auftragskiller nach dem nächsten bringt er so akribisch zu Fall wie er einst seine Mitbürger von unerwünschten Schneemassen befreit hatte. Je mehr hochrangige Gesetzlose Nils aus der Welt schafft, desto verwundbarer wird das System. Bandenführer Papa (Bruno Ganz), der mit der Drogenmafia auf Kriegsfuß steht, wittert neue Chancen, die ungeliebten Konkurrenten ein für allemal aus dem Weg zu räumen. Es entspinnt sich ein kaum zu entwirrender, aber dafür umso komischerer Drogenkrieg, in dessen Zentrum Nils mit viel Recht und noch mehr Anarchie für so manche Überraschung sorgt. (Quelle: Neue Visionen Filmverleih)


Hm, irgendwie ist der Film ja ein schräger Bastard. Da ist zum einen Nils Dickman, der nach dem Tod seines Sohnes, der von der Polizei auf eine Überdosis zurückgeführt wird, eigentlich sich selbst töten will, aber im letzten Moment von einem Freund seines Sohnes über den wahren Sachverhalt informiert wird. Getrieben von Trauer und Wut fängt er an, sich durch die Dealergruppe des "Grafen" zu arbeiten, während seine Frau mit der Sprachlosigkeit zwischen ihr und Nils nach dem Tod des Sohnes nicht klarkommt, und Nils (und den Film) mit einem leeren Brief verlässt.

Der Graf seinerseits ist einerseits freundlicher Vater und Gewinner eines David-Beckham-Lookalike-Contests, der sich vegan ernährt und einen Tesla fährt, andererseits ein psychopathischer Killer. Aber gut, im Drogengeschäft muss man wohl eine gewisse Härte an den Tag legen. Leider ist der Graf der Ansicht, dass der Verlust seiner Leute darauf zurückzuführen sei, dass die Albaner Serben ein Gebietsaufteilungsabkommen aufgekündigt hätten, was zu einem Bandenkrieg zwischen den beiden Gruppen führt. Und der Sohn vom Graf wird auch noch entführt...

Ja, wer ein Faible für lakonischen Humor hat ("Fargo" lässt nicht nur einmal grüßen), wird durchaus seine Freude hier haben. Ich hätte es dabei aber auch gerne gesehen, wenn die familiäre Tragödie der Dickmans mehr Raum bekommen hätte. Stellan Skarsgård ist grandios, aber wer ist bloß auf die Idee gekommen, den Patriarchen des Serbenclans mit Bruno Ganz zu besetzen? :?

Gesamteindruck: Lohnt sich!
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Maulwurf
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Re: Einer nach dem Anderen - Hans Petter Moland (2014)

Beitrag von Maulwurf »

 
Einer nach dem anderen
Kraftidioten
Dänemark / Norwegen / Schweden 2014
Regie: Hans Petter Moland
Stellan Skarsgård, Pål Sverre Hagen, Bruno Ganz, Hildegun Riise, Peter Andersson, Birgitte Hjort Sørensen, Jakob Oftebro, Anders Baasmo , Christiansen, Jon Øigarden, Gard B. Eidsvold, Goran Navojec, Jack Sødahl Moland, Kristofer Hivju, Kåre Conradi, Huyen Huynh, Adil Halitaj, Jan Gunnar Røise


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OFDB

Nils Dickman ist Schwede. Nils Dickman lebt in Norwegen. Nils Dickman fährt einen Schneepflug. Und das macht er verdammt gut. So gut, dass er als Beispiel für gelungene Integration gilt. Nils Dickman ist ein akkurater und exakt handelnder Mensch. Und als sein Sohn wegen Drogengeschäften getötet wird, da bleibt Nils auch in der Durchführung seiner Rache so akkurat und exakt, wie er das eben in seinem Job und seinem ganzen Leben ist. Vom kleinen Handlanger bis zum großen Boss räumt Nils Dickman auf in Norwegens Unterwelt, und dass er so ganz nebenbei seinen Bruder ans Messer liefert, seine Frau verliert, und einen Bandenkrieg auf den Straßen entfacht? Pff, wichtig ist nur eines. Die Rache …

Wer hätte gedacht, dass nicht nur die Coen-Brüder kleine und skurrile Filme drehen können, sondern dass so etwas auch Europäer können? So ganz ohne intellektuelle Ansprüche oder cineastische Referenzen, rein zum Vergnügen und als schwarze Komödie mit verdrehten Charakteren und unerwartet-absurden Wendungen. So richtig aus dem Leben gegriffen. Wie bei FARGO, nur auf Norwegisch.

Das war die gute Nachricht, doch es gibt auch eine nicht so gute: Irgendwie haut das alles so nicht so richtig hin. Klar, Nils Dickman (allein der Name ist ja schon ein Schenkelklopfer) ist eine Figur so recht aus dem Handbuch für merkwürdige Charaktere, und die ganze Ausgangssituation, dass dieser ordentliche und eifrige Spießbürger in der Unterwelt (die im Übrigen auch nur aus komplett absurden Figuren besteht) aufräumt wie nichts Gutes, könnte schräger und schwarzhumoriger nicht sein. Der berühmte skandinavisch-lakonische Humor tut noch ein Übriges, und schon könnte man meinen, das Ethan Coen und Aki Kaurismäki sich zum gemeinsamen Drehbuchschreiben in einer schwedischen Whiskybar getroffen haben.

Aber, und das ist meine ganz persönliche Meinung, zieht das einfach nicht so wie ursprünglich gedacht. Die Charaktere kommen aus ihrer verschrobenen Ecke nicht so recht heraus, und die merkwürdigen Situationen reihen sich aneinander wie kleine Episödchen, die von verschiedenen Autoren ersonnen und von einem übergeordneten Ghostwriter zusammengesetzt wurden. Womit wir zu genau dem Punkt kommen, der mich schon seit Jahren bei den Coen-Brüdern so stört: Diese aufgesetzte Grundhaltung des Das-muss-jetzt-komisch-sein-und-zwar-auf-Teufel-komm-raus, die auch hier restlos ausgereizt wird. Merkwürdige Charaktere, die merkwürdige Dinge tun und dadurch in merkwürdige Situationen geraten, aus denen sie nur herauskommen, wenn sie alles ganz anders machen als gewohnt, und die Merkwürdigkeiten damit auf die Spitze treiben. Wer FARGO mag oder O BROTHER, WHERE ART THOU?, der kommt auch hier auf seine Kosten, und wahrscheinlich ist EINER NACH DEM ANDEREN auch für genau diese Zuschauer gedreht worden. Wer mit den genannten Filmen allerdings nichts anfangen kann, geschweige denn gar mit den Coen-Filmen der 2010er-Jahre, der sollte auch um diesen Film einen Bogen machen …

5/10
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
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Blap
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Re: Einer nach dem Anderen - Hans Petter Moland (2014)

Beitrag von Blap »

Ich finde den Streifen ziemlich großartig, bis in die Nebenrollen perfekt besetzt. Moland hat den Stoff 2019 erneut verfilmt, in den USA und mit Liam Neeson in der Hauptrolle. Leider -und irgendwie unverständlich- ein etwas flügellahmer Aufguss, dem der herrliche Humor und die schrägen Vögel überwiegend abgehen. Dennoch recht unterhaltsam.

"Einer nach dem Anderen" 8,5/10
"Hard Powder" 6,5/10

Molands "Ein Mann von Welt" liebe ich sehr, für mich ein absoluter Lieblingsfilm. 10/10! "Pferde stehlen" liegt auf Halde. Vorgemerkt.
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Reinifilm
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Re: Einer nach dem Anderen - Hans Petter Moland (2014)

Beitrag von Reinifilm »

Blap hat geschrieben: Mo 12. Aug 2024, 08:59 Ich finde den Streifen ziemlich großartig, bis in die Nebenrollen perfekt besetzt. Moland hat den Stoff 2019 erneut verfilmt, in den USA und mit Liam Neeson in der Hauptrolle. Leider -und irgendwie unverständlich- ein etwas flügellahmer Aufguss, dem der herrliche Humor und die schrägen Vögel überwiegend abgehen. Dennoch recht unterhaltsam.

"Einer nach dem Anderen" 8,5/10
"Hard Powder" 6,5/10
Stimme dem voll und ganz zu! :opa:
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