DER TOD FÄHRT MIT / JOURNEY INTO NOWHERE (1962)
mit Sonja Ziemann, Tony Wright und Helmut Schmid
eine Gemeinschaftsproduktion der Avon Films | Corona Filmproduktion | im Bavaria Filmverleih
ein Film von Denis Scully
»Denn letzten Endes kann jeder nur einmal sterben!«
Regisseur Denis Scully inszenierte mit "Der Tod fährt mit" seinen zweiten und letzten Spielfilm, hier vor imposanter südafrikanischer Kulisse in schönen Schwarz/Weiß-Kontrasten, und die Geschichte rund um merkwürdige Verstrickungen und perfide Launen des Schicksals klingt schon einmal hochinteressant. Dafür, dass Scully kein Regie-Experte war, stellte er ein beachtliches Ergebnis auf die Beine, wenn man bei diesem Film im Endeffekt auch zu viele Möglichkeiten liegen ließ, denn daraus hätte bei konsequenterer Ausarbeitung durchaus ein Thriller der Spitzenklasse entstehen können. Doch der Weg dorthin ist weit, und diese vollkommen unbekannte Produktion von 1962 hat schließlich mit diversen Längen zu kämpfen. Der Einstieg in das Szenario geschieht unmittelbar und rasant, so dass man als Zuschauer sofort, wenn auch nur mit den nötigsten Erklärungen über die Gegebenheiten orientiert ist und mitfiebern darf. Nach Marias gescheitertem Selbstmordversuch entsteht im Rahmen der Dialoge eine eigenartig bedrückende und makabere Atmosphäre, und die Protagonisten werden sofort als potentielle Gegenspieler aufgebaut, wobei die diffuse Diagnose mit dem Verlieren des Augenlichtes, die im Raum steht, etwas fahrig wirkt. Als die Abmachung jedoch perfekt ist, wird der Zug bestiegen, und man ahnt bereits, dass es gefährlich, und streckenweise spannend werden wird. Die Geschichte hat lediglich mit den drei Hauptdarstellern auszukommen, die schwerlich irgendwelches Identifikationspotential offerieren, ansonsten sieht man tatsächlich nur kurze Auftritte von Chargen.
Sonja Ziemann, abermals sehr burschikos in ihrer Erscheinung, spielt gewohnt überzeugend und hier gibt sie sogar Kostproben ihres sonst eher diskreten Temperaments zum Besten. Dabei wird die Palette von Zuständen der Verzweiflung, über klassisches weibliches Kalkül, bis hin zu emotionalen Ausbrüchen sehr gut abgedeckt. Trotz dieses mörderischen Spiels ist sie es die Mitleid hervorruft, und man deswegen zunächst mit ihr mitfiebert. Des Weiteren sorgt Sonja Ziemann für die erotischen Momente des Films, als sie ihren Kontrahenten mit glänzend nasser Haut, und in Unterwäsche (von einst im Mai) für sich zu interessieren versucht. Tony Wright spielt relativ unspektakulär und fällt eher durch eine gewisse Holzhammer-Methode auf, zeigt sich aber ebenso mit verantwortlich für das Kreieren der prekären Situation zwischen beiden. Dabei ist es erstaunlich, dass das Duo Ziemann/Wright wesentlich überzeugender als erbitterte Feinde zu funktionieren scheint, denn als angehendes Liebespaar wirken die beiden eher gewöhnlich, und es kommt der Geschichte angesichts der Spannung nicht zu Gute. Helmut Schmid gibt den rücksichtslosen und gewaltbereiten Geld-Eintreiber sehr überzeugend, und er ruft eine große Abscheu hervor, wofür vor allem Maria die Projektionsfläche wird, da man in ihren Augen die Verachtung sehen kann. Insgesamt gesehen funktioniert diese Dreieckskonstellation jedoch sehr gut, und bringt den Verlauf gegebenenfalls ordentlich in Schwung, und den Zug letztlich ins Ziel.
Der Film ist eigentlich schon sehr interessant gestaltet, und teils hervorragend im Bilde festgehalten worden. Die interessanten Kamera-Perspektiven, die schönen Panorama-Landschaftsaufnahmen, hin und wieder gezeigte, rasante Schnittfolgen und ein immer wieder schön gemischtes Licht- und Schattenspiel wirken hochwertig, auch die serielle, akustische Untermalung durch die Lokomotive und die Schienen wirkt beinahe bestimmend, da man so den Eindruck bekommt, auf eine Katastrophe zuzusteuern. Nur die Musik von Ivor Slaney ist nicht sehr außergewöhnlich und wirkt eher einfallslos und konservativ. Die Mordanschläge wirken ein wenig zu verhalten und leider flacht die Spannung immer wieder, und vor allem im Mittelteil deutlich ab, jedoch wird man mit einem denkwürdigen Finale entschädigt. Ich mag diesen Film wirklich sehr, da er ein sehr unkonventionelles Thema abhandelt, und im weitläufigen Bereich "Auftragsmord" neue Akzente setzen kann. Auch der vollkommen destruktive Grundtenor der Geschichte wirkt sehr interessant, die teils prosaischen Dialoge transportieren zusätzlich den harten Charakter der Geschichte, und die ausweglose Situation wurde von Drehbuch und Regie schließlich annehmbar umgesetzt. Für einen Thriller der anderen Sphären fehlt diesem Film aber schlussendlich eine wesentlich konsequentere Darstellung der Themen-Bereiche und mehr Stringenz im Erzählfluss, so dass sich "Der Tod fährt mit" relativ isoliert in einer gewissen Grauzone befindet. Ich finde ihn immer wieder sehenswert, da das makabere Tauziehen zwischen Leben und Tod hochinteressant wirkt.