Weiße Westen für Ganoven - Roberto Fizz (1968)

Klamauk, Satire & jede Menge Gags

Moderator: jogiwan

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Maulwurf
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Weiße Westen für Ganoven - Roberto Fizz (1968)

Beitrag von Maulwurf »

 
Weiße Westen für Ganoven
Uno scacco tutto matto / Un atraco de ida y vuelta
Italien / Spanien 1968
Regie: Roberto Fizz
Edward G. Robinson, Adolfo Celi, Maria Grazia Buccella, Jorge Rigaud, Manuel Zarzo, Loris Bazzocchi, Rossella Como, Gaetano Imbró, Rossella Bergamonti, José Bódalo, René Havard, Franca Dominici, Ana María Custodio, Moisés Menéndez, Ruperto Ares, Terry-Thomas


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Italo-Cinema.de (Tobias Reitmann)

Eigentlich ist die Idee klasse: Statt eine Bank mit Waffen und Ratatatata und Polizei und so zu überfallen, oder statt mühsam einen Tunnel oder ähnliches zu buddeln und am Ende doch nur im Kittchen wieder an die Oberfläche zu kommen, stattdessen werden einfach die Bankangestellten durch Doppelgänger ersetzt, und so kann in der Mittagspause mühelos mal eben der begehrte Safeinhalt mitgenommen werden. Natürlich ist auf die Einhaltung der kleinen Besonderheiten zu achten: Der Angestellte Guinet etwa trinkt ausschließlich Wasser, und dieses nur unverdünnt („Was? Wasser ohne Whisky?“). Doch dass die hübsche Miss Helman eine heiße Affäre mit dem Bankdirektor hat, das war vorher nicht bekannt. Genauso wenig wie der Umstand, dass die Haushälterin Signora Molden heute trotz ihres freien Tages in die Villa des Drahtziehers hereinschneit, weil die Bienenkönigin gebiert. Wo doch im Keller neben dem Bienenstock die Geiseln … Viele Probleme die gelöst werden wollen, doch die partout nicht zu aller Zufriedenheit gelöst werden können …

Das klingt eigentlich recht knuffig, und ich gebe gerne zu, dass ein paar Lacher auf jeden Fall dabei sind. Eine typische Spät-60er-Gaunerkomödie mit einem großartigen Cast, da sollte man doch eigentlich meinen, dass kaum etwas schief gehen könnte. Aber im Großen und Ganzen ist WEISSE WESTEN FÜR GANOVEN eher im gesunden Mittelmaß anzusiedeln. Das Timing stimmt nicht immer, einige Gags brennen schon auf sehr betonter Sparflamme, und das großartige komödiantische Genie eines Adolfo Celi, der hier eine Doppelrolle hat und in einer geradezu exhibitionistischen Szene gleich fünfmal auf dem Bildschirm zu sehen ist, dieses Genie wird leider viel zu wenig genutzt. Regisseur Roberto Fizz hat halt einfach eine andere Profession gehabt, nämlich diejenige, Regieassistenz zu sein. Bei BLUTRAUSCH – DRECKIGE WÖLFE führt ihn die IMDB immerhin noch als Second Unit-Regisseur, aber ansonsten zeigt WEISSE WESTEN FÜR GANOVEN recht deutlich, warum der Mann keine führenden Aufgaben bekommen hat: Es hakt halt einfach bei der Umsetzung von Problemen, die partout nicht zu aller Zufriedenheit gelöst werden konnte. Auch nicht unbedingt zur Zufriedenheit des Zuschauers …

Ich meine, die Idee des Bankraubes ist witzig. Die Umsetzung funktioniert auch relativ gut, wenngleich die Sprünge in der Erzählung etwas eigen gesetzt werden, und der Schluss bzw. die Pointe der Story ist grandios – allerdings nicht grandios erzählt, da fehlt einfach der Esprit. So eine großartige Idee ist halt auch großartig in Szene zu setzen, aber stattdessen dümpelt das Ganze einfach ein wenig vor sich hin, hier und da werden ein paar Farbspritzer verteilt, und es reicht um gute Laune zu erzeugen und den Zuschauer am Langweilen zu hindern. Aber so richtig zünden tut es eben nicht. Schade, gute Idee mit magerer Umsetzung …

6/10
Der Sieg des Kapitalismus ist die endgültige Niederlage des Lebens.
(Bert Rebhandl)
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