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Draculas Haus - Erle C. Kenton (1945)

Verfasst: Mi 5. Nov 2025, 15:49
von buxtebrawler
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Originaltitel: House of Dracula

Herstellungsland: USA / 1945

Regie: Erle C. Kenton

Darsteller(innen): Onslow Stevens, John Carradine, Lon Chaney Jr., Jane Adams, Martha O'Driscoll, Lionel Atwill, Skelton Knaggs, Ludwig Stössel, Glenn Strange u. A.
Der Wissenschaftler Dr.Edelman erhält nacheinander Besuch von Dracula und dem Wolfsmenschen. Während Dracula's Bitte um eine Heilung vom Vampirismus nur Fassade ist, um sich an Edelmans Assistentin heranzumachen, braucht der Wolfsmensch Talbot wirklich ein Gegenmittel. Doch Edelmans Versuch schlägt fehl, so daß Talbot sich von einem Kliff stürzt. Er stirbt jedoch nicht, sondern findet in einem Höhlensystem Frankensteins Monster in Stasis. Als er ihn erweckt, wächst sich das zum Dreikampf aus...
Quelle: www.ofdb.de


Re: Draculas Haus - Erle C. Kenton (1945)

Verfasst: Mi 5. Nov 2025, 15:51
von buxtebrawler
„Meine Welt kommt ohne die Materie aus…“

Mit dem Crossover-Grusler „Draculas Haus“ endete die klassische „Frankenstein“-Reihe der Universal-Studios. Auf diesen siebten Teil aus dem Jahre 1945 folgte lediglich noch die Persiflage „Abbott & Costello treffen Frankenstein“. Wie beim Vorgänger „Frankensteins Haus“ führte Erle C. Kenton Regie.

Graf Dracula (John Carradine, „Früchte des Zorns“) wird beim Wissenschaftler Dr. Edelmann (Onslow Stevens, „Formicula“) vorstellig und bittet ihn, ihn vom Vampirismus zu heilen. Der Vampir findet jedoch schnell Gefallen an Edelmanns Assistentin (Martha O’Driscoll, „Piraten im Karibischen Meer“) und kehrt den Spieß kurzerhand um, sodass er Edelmann in ein Monster verwandelt. Zuvor gab der Blutsauger sich mit dem Wolfsmenschen Larry Talbot (Lon Chaney Jr., „Der Wolfsmensch“) die Klinke in die Hand, der – tatsächlich – vom Doc entflucht werden wollte. Zu allem Überfluss entdeckt Talbot durch Zufall Frankensteins Monster (Glenn Strange, „The Monster Maker“) in einer Höhle, wo es verschüttet wurde. Edelmann und andere es mit der Ethik nicht so genau nehmende Wissenschaftler würden dieses nun gern reanimieren…

Da glaubt man, im Genre einigermaßen bewandert zu sein, wird jedoch immer mal wieder daran erinnert, aus der alten Universal-Schmiede bis auf die unumstößlichen Klassiker kaum etwas gesehen zu haben – seinerzeit um wenigstens die gröbsten Wissenslücken zu schließen und daraufhin mit wirklich relevanten Produktionen die Filmhistorie weiter Revue passieren zu lassen, später dann mehr oder weniger bewusst, da etlichen Fortsetzungen der Klassiker nicht unbedingt der beste Ruf vorauseilt und man Dracula, Frankenstein & Co. lieber so wie in ihren frühen Auftritten in Erinnerung behalten möchte.

Und dann wird man unverhofft mit diesem Film konfrontiert, der offenbar mit fast identischem Team vor und hinter der Kamera die Ereignisse aus dem (mir unbekannten) „Frankensteins Haus“ mehr oder weniger weiterspinnt, zumindest in Bezug auf Frankensteins Monster, nicht aber auf Dracula und den Wolfsmenschen, die, so heißt es, eigentlich dahingerafft worden waren. Und auch wenn man dies verwundert bis zähneknirschend akzeptiert, lebt die Geschichte weniger von einer etwaigen, kaum vorhandenen Gothic-Grusel-Atmosphäre, sondern vielmehr von unwahrscheinlichen Zufällen, etwas verkrampft wirkenden Bemühungen um ein Classic-Monster-Mash-up und dem daraus resultierenden Trash-Faktor mit einiger unfreiwilliger Komik.

Dass Graf Dracula letztlich eben doch nicht aus seiner Haut kann und wieder Unheil verbreitet, ist hingegen ein durchaus gelungener Kniff, der ihn charakterlich zudem von der tatsächlich tragischen Figur Talbot abgrenzt. Und dass seine Manipulation der Heilungsversuche des Doktors eben jenen Edelmann zu einer Art Dr.-Jekyll/Mr. Hyde-Schizo machen, macht das Stelldichein der Schauerfiguren perfekt. Edelmanns wissenschaftliche Ausführungen zu „Blutparasiten“, die als wissenschaftliche Erklärung des Vampirismus herhalten müssen, sind indes etwas kurios, aber – wie so mancher Dialog – spaßig anzuhören. Talbot bekommt einen gewohnten Überblend-Verwandlungseffekt, der Graf wird per Tricktechnik zur Fledermaus und das eine oder andere hübsch expressionistische Schattenspiel fand ebenso auf die gestalterische Ebene wie eine psychedelische, surreale Traumvisualisierung.

Demgegenüber finden sich wiederverwendetes Material aus vorausgegangenen Universal-Filmen sowie der eine oder andere Filmfehler, vor allem aber eine hanebüchene Erzählung, die zudem in recht hohem Tempo – die Laufzeit beträgt lediglich eine gute Stunde – durchgepeitscht wird, wodurch sich zumindest keine Langeweile einstellt. Objektiv betrachtet also eine sehr halbgare Angelegenheit, die mit den wahren Universal-Klassikern qualitativ so überhaupt nicht mithalten kann, subjektiv aber ein entrückter nostalgischer Spaß.