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Gasparone - Georg Jacoby (1937)

Verfasst: Sa 31. Mai 2025, 05:46
von Maulwurf
 
Gasparone
Deutschland 1937
Regie: Georg Jacoby
Marika Rökk, Johannes Heesters, Heinz Schorlemmer, Edith Schollwer, Oskar Sima, Ursula Herking, Rudolf Platte, Elsa Wagner, Ernst Behmer, Leo Slezak, Ferdinand Robert, Arnim Süssenguth, Paul Schwed, Charles Francois, Erwin Biegel, Fritz Draeger, Erich Kestin


Gasparone (1937).jpg
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Im Staate Olivia geht der Räuberhauptmann Gasparone um – Keiner hat ihn gesehen, alle fürchten ihn, und doch ist er nur ein Phantom. Allerdings ein sympathisches, denn das Volk liebt Gasparone, und auf der Bühne tanzt der erfolgreiche Revuestar Ita wie ein Wirbelwind als Gasparone und veräppelt die Obrigkeit. Diese ist in Gestalt des Polizeipräfekten Nasoni ebenfalls im Theater, allerdings vor allem deswegen, um seinen Sohn Sindulfo zu bewachen. Der nämlich soll mit der Witwe Carlotta Ambrat anbandeln, da Nasoni dringend Geld braucht, und auf die Erbschaft der Witwe spekuliert. Sindulfo aber liebt Ita, und Ita liebt Sindulfo. Doch dieser traut sich nicht, seinem Vater zu gestehen, dass er Carlotta ganz schrecklich findet. Und Carlotta Sindulfo wiederum genauso schrecklich ...
Aber da taucht ein geheimnisvoller Fremder auf, der das Herz von Carlotta sofort erobert. Der den Theaterbesitzer Massacci, der nebenbei einen schwungvollen Kaffeeschmuggel betreibt und obendrein der Onkel von Ita ist, dazu bringt, ihm seine Geheimnisse zu verraten. Und der sich vornimmt, Sindulfo und Ita zusammen zu bringen. Und selber die Gräfin zu ehelichen. Wer oder was der Fremde, der sich Erminio Bondo nennt, aber wirklich ist, das weiß keiner. Vielleicht ein Polizist? Oder gar … Gasparone?

Zu der Inhaltsangabe kann ich nichts! GASPARONE basiert auf der erfolgreichen gleichnamigen Operette von Carl Millöcker, und 1884 waren solche Geschichten halt in. Aber der Film hat schließlich auch ganz andere Qualitäten als ausgerechnet die Storyline. Denn GASPARONE ist tatsächlich ein klassischer Revuefilm. Das nämlich konnten die Deutschen in den 30er-Jahren mindestens genauso gut wie die Amerikaner, die dieses Genre ab Ende der 20er zu riesigen Erfolgen geführt haben. Marika Rökk hat extra für diesen Film innerhalb weniger Wochen steppen gelernt (und zwar nach der Sichtung Eleanor Powells in BROADWAY MELODY), und fegt mit ihrem Tanz als Gasparone alles beiseite was bis dahin gutbürgerlich und lahmarschig über die Bühne schlurchte. Marika Rökk bringt tatsächlich einen völlig neuen Wind auf die Bühne, und verweist mit ihrem Charme und ihrem Können die US-amerikanische Konkurrenz mühelos auf die Plätze. Eine Ginger Rogers etwa kann jedenfalls der Rökk meines Erachtens nicht das Wasser reichen. Man schaue sich nur einmal an, was die Frau tanzt, um die Bekanntgabe der Verlobung zwischen Sindulfo und Carlotta zu verhindern. Entsprechend wurde der Film für sie auch zum großen Durchbruch und das Dreamteam Rökk und Heesters war geboren.
Der sympathische und schlitzohrig wirkende Johannes Heesters, der zwei Jahre nach seiner Ankunft in Deutschland hier ebenfalls den ganz großen Auftritt hat, kokettiert, flirtet, lacht, schmunzelt, und er wirkt dabei ungemein natürlich und großherzig. Heesters gehört dieser Film, Heesters ist hier, neben der Rökk, der große Star, und man muss Heesters nach diesem Film einfach großartig finden. Kein Vergleich mit dem altgewordenen und -backenen Charmeur vergangener Fernsehtage, hier kann man sehen, warum Heesters jahrzehntelang eine so große Nummer war.

Doch Obacht, es ist nicht alles Gold was glänzt. Wir reden hier von einer Operettenverfilmung - Entsprechend ertönt praktisch ununterbrochen Musik, und es wird auch alle Naslang gesungen. Selbst bei einfachsten Dialogen fangen die Darsteller an zu singen, meistens im Duett, und verdammt nochmal, so leid es mir tut: Einige dieser Melodien sind echte Ohrwürmer! Der Film entlässt das Publikum mit der Originalmusik des Gassenhauers „Mutter der Mann mit dem Koks ist da“, und diese Musik vergisst man nicht mehr so schnell. Aber ein Draht zu dieser Art Unterhaltung sollte natürlich schon vorhanden sein …

Also: Großartige Darsteller, umwerfende Tanznummern, viele wirklich komische Situationen, mitreißende Musik … Kann da noch was schief gehen? Ich gebe gerne zu, dass das extrem hohe Tempo des Films an der ein oder anderen Stelle auf die Nerven geht, aber im Großen und Ganzen ist GASPARONE ein wundervoller Revuefilm, der neben den Filmen eines Busby Berkeley völlig problemlos bestehen kann.

6/10