Gott schützt die Liebenden / Ordine interpol: senza un attimo di tregua / Orden de Interpol: sin un momento de tregua
Deutschland / Italien / Spanien 1973
Regie: Alfred Vohrer
Harald Leipnitz, Gila von Weitershausen, Andrea Jonasson, Nino Castelnuovo, Manuel Zarzo, Walter Kohut, José María Prada, Umberto Raho, Paul Esser, Ingeborg Lapsien, Paolo Giusti, Lorenzo Robledo, Horst Jüssen, Thomas Frey, Ruedi Walter, Karin Lorson
OFDB
Italo-Cinema.de (Prisma)
Der Alptraum eines jeden liebenden Mannes: Beim Nachhausekommen von der Geschäftsreise ist die Lebensgefährtin nicht mehr da. Und bleibt verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt. Die Polizei ist desinteressiert, verlassene Ehemänner gibt es schließlich wie Sand am Meer, und bei der Rückkehr vom schmierigen Polizisten steht da plötzlich ein Killer und sucht die Frau …
Paul passiert dies, und nur der Zuschauer weiß, dass seine geliebte Sybille von einem Mann verfolgt wurde, von ihr aber ziemlich professionell abgehängt wurde. Paul kann ermitteln, dass Sybille offensichtlich nach Wien geflogen ist, und er hat dort sogar eine Adresse, an der die Suche beginnen kann. An dieser Adresse angekommen hört er Schüsse, findet er einen toten Mann - und Sybille, die wie eine Verrückte versucht zu flüchten. Auch vor ihm, Paul, flüchtet. Kommissar Putulski von der Wiener Polizei kennt Sybille, und er erzählt Paul die Geschichte von der Polizistin Victoria, die undercover bei internationalen Rauschgiftschmugglern ermitteln sollte, und sich dann irgendwann, nach dem Scheitern dieser Ermittlungen – Sybille nannte. Und untertauchte. Ein neues Leben begann. Das heute endete …?
An meine persönlichen Simmel-Favoriten UND JIMMY GING ZUM REGENBOGEN und ALLE MENSCHEN WERDEN BRÜDER kommt GOTT SCHÜTZT DIE LIEBENDEN zwar nicht ran, aber er macht schon vieles verdammt richtig. Eine mysteriöse Geschichte, die nach allerlei Action in einer langen und ausführlichen Rückblende erzählt wird, dann aber natürlich noch lange nicht zu Ende ist. Die Startpunkte und vielen losen Fäden der Geschichte müssen schließlich noch miteinander verwebt werden. Da hat es auf der einen Seite Menschen, die nicht das sind was sie vorgeben zu sein. Die als ganz normale Bürger durch das Leben gehen, um sich dann urplötzlich als Kriminelle oder als Polizisten zu entpuppen. Auf der anderen Seite dann die Polizei, die ein undurchsichtiges Spiel spielt, und möglicherweise ihre schmutzigen Finger tief in etwas hat, was sie nicht mehr kontrollieren kann. Oder will. Und immer wieder die Liebe, die die Menschen zusammenbringt und auch wieder trennt. Morde, Entführungen, Geheimnisse, hingebungsvolle Liebe, und das alles in den Kulissen der schönsten europäischen Städte. Hier sind es vor allem Wien und Barcelona, die als farbenprächtige Kulissen dienen und einem pulpigen, und dabei doch dramatischen und ergreifenden Plot, den Hintergrund bieten.
GOTT SCHÜTZT DIE LIEBENDEN macht als Thriller der Mitt-70er vieles richtig, und selbst die zuerst völlig überflüssig wirkenden Szenen mit dem Schweizer Starkomiker Ruedi Walter haben ihre Berechtigung, sorgen sie doch dafür, die Protagonisten der verschiedenen Seiten auf narrativ ordentliche Art und Weise zusammen zu bringen. Für solche Sorgfalt in manchen Szenen muss man dann woanders aber leider auch mal auf Logik verzichten. Warum der Mord in der Wiener Villa geschieht erschließt sich mir auf gar keine Weise, und leider ist genau dieser Mord der Aufhänger für den größeren Teil der Story. Genauso wenig wie die letzte Liebesgeschichte inhaltlich sinnvoll klingt, aber hier sorgt die Konstellation der Liebenden immerhin für einen Schluss der sich gewaschen hat, und der den Zuschauer sehr nachdenklich zurücklässt.
Viel Licht und ein wenig Schatten, und dass das jetzt alles etwas humorlos klingt dürfte daran liegen, dass der Film halt nun mal humorlos ist. Ein Wechselbad aus schnarchigem Krimi und dröger Liebesgeschichte, so könnte man denken. Aber die guten Schauspieler und das meist recht ordentliche Erzähltempo, die schönen Kulissen und die interessant erzählte Geschichte sorgen für Abwechslung und Spaß. Nicht unbedingt mit vielen Überraschungen gesegnet, aber gut erzählt und spannend. Bei den Simmel-Verfilmungen ist GOTT SCHÜTZT DIE LIEBENDEN auf jeden Fall im oberen Drittel dabei!
7/10