bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

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Vinz Clortho
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von Vinz Clortho »

Ich glaube, es hackt. Du sollst Deine Zeit nicht mit so infantilem Geblödel vertun, Bux. Zieh' Dir lieber mal CRACKS rein. Nein, kein Crack. Ach, hoffnungslos ... :palm:
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von buxtebrawler »

Vinz Clortho hat geschrieben:Ich glaube, es hackt. Du sollst Deine Zeit nicht mit so infantilem Geblödel vertun, Bux. Zieh' Dir lieber mal CRACKS rein. Nein, kein Crack. Ach, hoffnungslos ... :palm:
Du hast den "Furz"-Trailer nicht gesehen. Hättest du ihn gesehen, hättest du auch den ganzen Film sehen wollen. Bedank dich beim Bonusmaterial irgendeiner Billig-DVD, deren Titel ich nicht mehr weiß.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Vinz Clortho
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von Vinz Clortho »

buxtebrawler hat geschrieben:Bedank dich beim Bonusmaterial irgendeiner Billig-DVD, deren Titel ich nicht mehr weiß.
"Billig" reicht. :kicher:
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

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Curfew
Die beiden Brüder Ray (Wendell Wellman) und Bobby (John Putch), wurden wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach 5 langen Jahren, gelingt es ihnen aus dem Staatsgefängnis zu entkommen. Nun wollen sich die beiden schizoiden Psycho-Fanatiker, an denjenigen rächen, welche sie einst hinter Gitter brachten. Bobbys damaliger Psychiater, unterstützte das Urteil, er ist das erste Opfer. Der Richter und seine Ehefrau werden ebenfalls kaltblütig ermordet. Die noch verbleibenden Opfer sind der Staatsanwalt und seine Familie, sie wissen jedoch nicht, was ihnen bevorsteht...
„,Bitte‘ muss ich nachschlagen… Ah, hier! Abgelehnt!“ (Richter Ray hat gesprochen)

Das Regie-Debüt des US-Amerikaners Gary Winick („30 über Nacht“), der seine Karriere mit Thrillern begann und später ins Komödienfach wechselte, stammt aus dem Jahre 1989 und ist ein fieser, kleiner Lowest-Budget-Thriller, der auf den Namen „Curfew“ hört.

Das wegen Mordes verurteilte Brüderpaar Ray (Wendell Wellman) und Bobby (John Putch) entkommt nach fünf Jahren aus dem Gefängnis. Bobby ist geistig zurückgeblieben, doch Ray ausgesprochen sadistisch veranlagt und so begeben sich die beiden auf eine Terrortour sondergleichen, um sich an denjenigen zu rächen, die sie hinter Gitter brachten…

„Curfew“ ist ein dreckiger, rauer Film in Grindhouse-Manier. Zwar sind die meisten Grausamkeiten nicht direkt zu sehen bzw. geschehen im Off, doch bezieht der Film seine Härte aus seiner unerbittlichen Stimmung, der Unberechenbarkeit zweier kaltblütiger Sozio- bzw. Psychopathen. Zugegeben, der Billig-Synthie-Soundtrack und die nicht sonderlich gut getricksten, arg durchschaubaren Spezialeffekte/Stunts tragen nicht gerade zur Entfaltung einer realistischen Atmosphäre bei, dafür hält die undurchsichtige Hintergrundgeschichte über weite Strecken das Interesse aufrecht. Der Prolog entpuppt sich als Traum Rays, während dieser noch in der Zelle schmort, und gibt dem Zuschauer letztlich nur wenige Informationen an die Hand. Wie sich die beiden aus dem Gefängnis befreit haben, wird auch nicht ganz deutlich. Erst nach etwas über der Hälfte erfährt man, was seinerzeit wirklich passiert ist, verdichten sich die Profile der Straftäter und bekommt die Handlung ihren Rahmen.

Im Laufe der Zeit wird auch die Musik besser, lässt sie passendere, spannungsgeladene Klänge ertönen. Nachdem sich das Duo von der Polizei völlig unbehelligt durch einige Adressen gemordet hat, beginnt im Hause des Staatsanwalts und seiner Familie eine Art Psycho-Kammerspiel, das dem Film gut tut, da es ihn erdet und gleichzeitig die Spannungsschraube kräftig andreht. Man fühlt sich erinnert an den einen oder anderen „Rape & Revenge“-Klassiker à la „Last House on the Left“ oder aus heutiger Sicht auch an Michael Hanekes „Funny Games“, wenn auch weit weniger intensiv. Gelegenheitsfilmschauspieler Wendell Wellman („Dirty Harry kommt zurück“) und der erfahrenere John Putch („Der Voltreffer“, auch selbst als Regisseur tätig) spielen die kreuzgefährlichen Brüder mit ausreichender Hingabe, andere darstellerische Leistungen sind leider stärkeren qualitativen Schwankungen ausgesetzt. Wie der Film ausgehen und wer in welchem Zustand überleben wird, ist nicht unbedingt vorauszuahnen, Empathie mit den Opfern bricht sich ebenso Bahn wie Abscheu für Ray und eine Art Mitleid für Bobby. Der Psycho-Terror regiert, Tochter Stephanie (Kyle Richards, „Halloween I+II“) versucht Einfühlungsvermögen und Intelligenz dagegenzusetzen.

Fraglich bleibt für mich, was „Curfew“ – falls überhaupt – über seinen reinen Thrill-Unterhaltungswert hinaus aussagen möchte. Sieht es anfänglich noch zeitweise nach der blutigen Rache eventuell einem Justizirrtum zum Opfer Gefallener aus, wird später deutlich, dass man es keinesfalls mit Unschuldigen zu tun hat. Zunächst unsympathische Rollen wie die der Eltern Stephanies und deren Umfeld, die in ihrer Kleinstadt-Vorgarten-Spießer-Mentalität die jugendliche Tochter drangsalieren, werden später zu Sympathieträgern, Spielte man hier vorsätzlich mit der Erwartungshaltung des Zuschauers bzw. mit den Mechanismen solcher Filme? Bisweilen wirkt „Curfew“ dann doch so handwerklich unzureichend, dass man schnell geneigt ist, ihm jeglichen tiefergreifenden Anspruch abzusprechen. Mir jedoch drängt sich der Eindruck eines die Gewalt- und Terrorspirale aufzeigenden, desillusorischen „Rape & Revenge“-Rip-Offs auf, der lange Zeit bewusst mit so wenig eindeutigen Sympathieträgern wie möglich arbeitet, dabei unbeabsichtigt mal plumper und mal wirrer als seine Vorbilder vorgeht, letztlich jedoch sehr ähnlich an archaische Überlebens- und Racheinstinkte appelliert und die Justiz aus den Gerichtssälen in den geschändeten, entweihten Privatbereich der ehemaligen heilen Welt verlagert – beginnend mit den fingierten Gerichtsverhandlungen, zu denen Ray und Bobby ihre Opfer zwingen und endend mit... Nein, das verrate ich natürlich nicht.

Wer auch heute noch derartigen Thrillern aus der B-Reihe etwas abgewinnen kann, kann bei „Curfew“ gern einen Blick riskieren. Ähnlich gut gealtert wie die Klassiker des Genres ist er aber nicht, wirkt bisweilen recht befremdlich und dürfte durch das Heraufbeschwören lebensbedrohlicher, eiskalter Stimmung bei gleichzeitigem „Verstecken“ vieler seiner körperlichen Gewaltspitzen gerade für eine jüngere Generation, die durch ganz anderen Schock-Filme sozialisiert wurde, inkonsequent und damit uninteressant wirken. Ich persönlich empfand diesen Endachtziger-Ausflug als sehenswert und packend und habe dem Film all seine Schwächen größtenteils verziehen – wenn es auch nicht immer leicht fiel.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

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Evil Dead
Ein paar Tage in der absoluten Abgeschiedenheit einer Waldhütte ohne jeglichen Zugang zu Alkohol, das soll das bewährte Mittel für die gebeutelte Mia (Jane Levy) sein, die sich nach dem langsamen Tod ihrer Mutter in den Suff geflüchtet hatte. Ihr Bruder David (Shiloh Fernandez) hat drei gute Freunde um Mia versammelt: Olivia (Jessica Lucas), Eric (Lou Taylor Pucci) und Nathalie (Elizabeth Blackmore), die helfen sollen, die Zeit und den Entzug nicht zu lang werden zu lassen. Was sie jedoch nicht wissen, ist, daß die Hütte vor kurzem von einem Professor benutzt wurde, der dort das sogenannte "Buch der Toten", das in Menschenhaut gebundene "Neconomicon" untersucht hat und spurlos verschwunden ist. Doch das Buch ist noch dort und als Eric einige der mit Blut geschriebenen Passagen übersetzt, befreit er die Dämonen, die sich der jungen Leute nach und nach bemächtigen. Mia sieht in ihren Visionen den Schrecken kommen, doch ihr wird nicht geglaubt, bis sich schließlich der Wald rund ums Haus selbst gegen die Besucher erhebt und niemand mehr sicher ist...
„Ich werd‘ nicht weglaufen!“

Der Remake-Wahn im Horror-Genre nimmt kein Ende und nun hat es auch „Tanz der Teufel“ erwischt, einen DER Kultklassiker des Genres, 1981 als Low-Budget-Produktion von Sam Raimi hervorgebracht und seitdem mindestens eine Generation Horrorfans nachhaltig verstört, verzückt, inspiriert habend. Nach den vielversprechenden Trailern des Remakes jedoch wurde auch manch Remake-Skeptiker neugierig und freute sich wenigstens insgeheim auf den Film, den der Regisseur Fede Alvarez aus Uruguay drehen durfte, nachdem er zuvor lediglich durch einige Kurzfilme auf sich aufmerksam gemacht hatte. Ihm zur Seite stand ein professionelles Team, u.a. Make-up-Künstler, die bereits mit Peter Jackson zusammengearbeitet hatten. Und so richtig „Remake“ ist der 2013 veröffentlichte „Evil Dead“ eigentlich gar nicht, er würde auch problemlos als Fortsetzung durchgehen.

Die drogenabhängige Mia (Jane Levy, „Suburgatory“) sucht mit ihrem Bruder David (Shiloh Fernandez, „Deadgirl“) und den drei Freunden Olivia (Jessica Lucas, „Cloverfield“), Eric (Lou Taylor Pucci, „Carriers“) und Nathalie (Elizabeth Blackmore) die Abgeschiedenheit einer einsamen Waldhütte, um einen weiteren – hoffentlich letzten – Entzug zu wagen. Doch die Hütte birgt schreckliche Geheimnisse: Tierkadaver im Keller zeugen von okkulten Ritualen – und ein unheilbringendes, jahrhundertealtes Buch wartet nur darauf, von einem neugierigen Besucher von seinem Stacheldraht befreit zu werden und ihn zu verführen, laut die beschwörerischen Zeichenfolgen auszusprechen und damit die Dämonen zu entfesseln…

Von einem hohen Härtegrad hatte man im Vorfeld etwas gehört. Und von Verzicht auf CGI-Effekte. Zumindest letzteres straft der Prolog Lügen, denn die Verbrennung eines von einem Dämon besessenen Mädchens erinnert nicht nur fatal an diversen Exorzistengrusel aus der Okkult-Kiste, sondern entstammt sehr offensichtlich dem Computer und wirkt so unrealistisch und anorganisch, dass sich der gewünschte Effekt nicht einstellt – ein denkbar schlechter Einstieg. Doch wenn danach die einzelnen Charaktere vorgestellt werden, gewinnt „Evil Dead“ an Qualität. Zwar geschieht dies im Schnelldurchlauf und betrifft in erster Linie das Geschwisterpaar, doch Mias Junkie-Look und -Verhalten ist gut getroffen, die Geschichte um eine vom langsamen Dahinsiechen der Mutter traumatisierte Familie und die daraus resultierenden psychischen Probleme, Schuldgefühle und -zuweisungen etc. erscheinen wesentlich durchdachter und realistischer als die übliche „Teenies oder Twens wollen Party im Wald machen und möglichst viel vögeln“-Prämisse. Dies passt auch gut in eine unter Borderline-Syndromen und Selbstzweifeln ächzende aktuelle Generation Jugendlicher und junger Erwachsener; da ist es ein Leichtes, Empathie für die Charaktere zu entwickeln, über Klischees wie den sehr nach Nerd-Hippie aussehenden Eric hinwegsehen muss man dennoch. Ein „guter Jugendlicher“, „böser/aufmüpfiger/moralisch nicht integerer Jugendlicher“ und „definitiv bis zum Schluss Überlebender“-Aufteilungsspielchen indes erspart man dem Publikum und trägt damit entschieden zur Unvorhersehbarkeit des Survival-Trips bei.

Nach der ersten Konfrontation Mias mit einer dämonischen Vision beginnt das erwartete Feuerwerk blutiger und ekliger Spezialeffekte, von dem im Vorfeld wahrlich nicht zu viel versprochen wurde. Die Protagonisten müssen sich als äußerst leidensfähig erweisen, wenn die dämonischen Kräfte zum Tanz der Teufel laden, von einem nach dem anderen Besitz ergreifen und mit ihnen machen, was sie wollen, nicht minder hart fällt die entsprechende Gegenwehr aus – da wird mit Hieb- und Stichwaffen und anderem Werkzeug und Gegenständen geschlagen, gehackt, gesägt, gerissen, verstümmelt, zerfetzt und ausgeweidet, der Splatteranteil in die Höhe getrieben, und das alles in Form einwandfreier, handgemachter Maskenbildner- und SFX-Kunst, dass es schon nicht mehr die reinste Freude ist, sondern eine Tor-Tour de force voller verdammt unangenehmer Szenen, die körperliches Unbehagen bereiten – wofür die Filmemacher ein gutes Gespür hatten. Die sog. „Torture Porn“-Welle ging gewiss nicht spurlos an Alvarez & Co. vorüber. Dabei jedoch nicht aus den Augen verloren wird die garstige Stimmung des Films, die Atmosphäre, die klaustrophobisch, hysterisch und paranoid das nackte Grauen in jedem Winkel lauern lässt, und das innerhalb eines dreckigen, düsteren Ambientes, das keinerlei Gemütlichkeit aufkommen lässt, kaum Momente zum Durchatmen feilbietet und weit entfernt ist von dem, was man gemeinhin als „wohligen Grusel“ bezeichnet. Nein, „Evil Dead“ agiert weit darüber, bekommt aber immer wieder die Kurve zurück zur Handlung, zur Mystik und Mythologie und zu seinen Charakteren mit ihren individuellen Stärken und Schwächen.

Dankenswerterweise geriet „Evil Dead“ weitestgehend humor- und ironiefrei; wenn überhaupt sind es vereinzelter schwärzester Humor und die Übertreibungen, die grenzüberschreitenden Detailaufnehmen des Körperhorrors und seine exzessive Anwendung, die ungläubige, möglicherweise belustigte Reaktionen hervorrufen – als wolle man den Beweis antreten, sehr wohl noch innerhalb des Genre-Sujets mit Gewalt schocken und überraschen zu können. In diesem Zusammenhang verzichtete man darauf, eine Art „neuen Ash“ zu etablieren zu versuchen; die speziell in den Fortsetzungen herausgearbeiteten Eigenarten der Rolle Bruce Campbells fehlen hier, wenngleich vieles als Tribut ans Original und damit auch an Ash zu erkennen ist. Fast schon zuviel des Guten – darüber bin ich mir noch nicht abschließend einig geworden – ist der Quasi-Wechsel der Hauptrolle gegen Ende, der – und da bin ich mir sicher – leider durch eine vollkommen absurde, unfreiwillig komische Reanimation eines totgeglaubten Mitglieds der Clique eingeläutet wird. Doch das eigentliche Finale entschädigt beinahe auch dafür, denn auf groteske Weise wird noch ein Pfund visuelle Härte auf die Waagschale geworfen. Vor der wunderschönen, auf seine eigene Weise fast schon epischen, in jedem Falle ein neues morbides Ästhetiklevel erklimmenden Kulisse regnenden Bluts, das nach dem überraschenden jähen Ableben Jeff Hannemans wie ein Omen wirkt, findet der finale Kampf Mensch gegen Dämon statt, in Bezug auf die Kriechbewegungen des Bösen vermutlich ostasiatisch inspiriert („The Ring“ & Co.). Als zunächst wenig auffällig im Gedächtnis gebliebene, sich jedoch ins Bedrohlich-Epische steigernde Musik und eine umso effektivere Geräuschkulisse unterstützen den Film nach Kräften, was sich besonders im Kino mit entsprechender Hardware als zusätzlicher stimmungsstiftender Faktor erwies. Und als wolle man es allen, die nach mehr Hintergrundinformationen schreien, auch noch recht machen, wird der Abspann genutzt, um ein bisschen was zum Buch zu erzählen, bevor Bruce Campbell ganz am Schluss doch noch seinen Mini-Auftritt bekommt. Doch das sind mehr oder weniger nette Gimmicks, die nicht nötig gewesen wären.

Was „Evil Dead“ natürlich abgeht, sind Charme und Originalität des Low-Budget-Originals. Alvarez’ Film ist ein gut durchkalkulierter, teurer Film, der in den Mainstream-Kinos fast ungeschnitten läuft und bereits Vorhandenes nimmt, um es etwas abgewandelt auf die Spitze zu treiben, zu extremisieren. Handwerklich und schauspielerisch arbeitete man absolut professionell. Doch während sich um Raimis „Tanz der Teufel“ viele Mythen ranken und er allein schon aufgrund seiner schwierigen Veröffentlichungsgeschichte und seiner Unterschlagungen von staatlicher Seite wohl auf ewig einen Sonderstatus innehaben wird, ist die einzige Hürde, die „Evil Dead“ im deutschen Kino zu bieten hat, die 18er-Freigabe. Zur Wertschätzung dürfte das nicht beitragen, ebenso wenig zu einer etwas verklärten Überbewertung, wie sie das Original möglicherweise mitunter erfährt. Raimis Original tanzte teuflisch im Untergrund, Alvarez’ Remake gibt sich einen edlen Anstrich und wird durch die Multiplexe gereicht, erstrahlt in digitaler Projektion und Surround-Sound. Diverse Kritikerreaktionen lassen bereits auf eine Überhöhung des Originals und Nichtakzeptanz des Remakes schließen, das eine erklärt man zur künstlerischen Avantgarde, das andere zum Stumpfsinn für Splatter-Kids, dem man jeglichen Tiefgang abspricht. Ironischerweise dürfte dies exakt die Reaktion sein, der sich seinerzeit Raimis Film ausgesetzt sah. Da werden plötzlich Maßstäbe angesetzt und Ansprüche gestellt, die bei genauerem Hinsehen vor allem eines offenbaren: Die Angst alternder Kritiker vor dem Verlust der Exklusivität ihres geliebten Kultfilms. Dabei sollten gerade sie wissen, dass diese unbegründet ist, denn allein schon aus o.g. Gründen verfügt „Tanz der Teufel“ über genügend Alleinstellungsmerkmale, die ihm auf ewig eine Ausnahmestellung in der Geschichte des Horrorfilms sichern werden. Dieser „Evil Dead“ hat meines Erachtens das Zeug dazu, eine neue Generation Filmfreunde im positiven Sinne zu traumatisieren, sofern diese dafür noch begeisterungsfähig genug ist. Dann würde es mich nicht wundern, wenn man auch in einigen Jahren oder Jahrzehnten noch von Alvarez und seiner Interpretation des Stoffs spricht – und zwar als wirklich gutes Remake – meines Erachtens der beste Non-Fun-Splatter seit langem. Und ich bin gespannt, was man in Zukunft von Fede Alvarez noch zu sehen bekommen wird – bezeichnender- und bekannterweise drehte auch Raimi lediglich einige Kurzfilme, bevor sein „Evil Dead“ sein Spielfilmlängen-Debüt wurde. Ein Zufall? Sicher nicht.

7,5 von 10 aufgeblätterten Necronomicons
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

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In den Klauen der Tiefe
Im Inneren der Erde entdecken Forscher eine versteckte Kultur. Nichts von der Welt von oben wissend leben diese Menschen dort in einem Königreich. Zum Anbau ihrer Nahrung versklaven sie Maulwurfsmenschen. Viel Zeit zum Staunen bleibt den Forschern nicht, sie werden für eine Bedrohung gehalten. Bis einer vom Team eine Taschenlampe einschaltet. Von nun an werden sie als Götter verehrt. Aber Taschenlampenbatterien halten nicht ewig, und tatenlos mit ansehen wie wehrlose Kreaturen versklavt werden, wollen unsere Helden auch nicht.
„In der Archäologie gibt es nichts, was unmöglich wäre!“ (womit die Archäologie viel mit dem phantastischen Film gemein hat)

„In den Klauen der Tiefe“ ist der im Original „The Mole People“ betitelte Mix aus Monster-, Science-Fiction- und Abenteuerfilm aus dem Hause „Universal“, für den im Jahre 1956 der US-Regisseur Virgil W. Vogel („Der Flug zur Hölle“) die Regie übernahm. Eine deutschsprachige Auswertung gab es lange Zeit nicht, bis das Label „Anolis“ sich des Films annahm und dankenswerterweise eine deutsche Synchronisation spendierte.

Bei Ausgrabungen in Asien entdecken Archäologen eine unterirdische Kultur sumerischer Albinos, die im Erdinneren animalische Maulwurfsmenschen als Sklaven halten. Die Monarchen unter der Erdoberfläche sind den Eindringlingen wenig freundlich gesinnt…

Um überhaupt auf Spielfilmlänge zu kommen, beginnt der Autokino-B-Movie mit einem (pseudo-)wissenschaftlichen Prolog aus dem Munde von niemand Geringerem als Dr. Francis C. Baxter, der seinerzeit aus tatsächlich seriösen Lehrfilmen bekannt war. Mehr oder weniger in Bezug zu „The Mole People“ stehende altertümliche Theorien das Erdinnere betreffend (oder auch nicht) werden von ihm vorgestellt und der Zuschauer erfolgreich in wohlige Stimmung und Vorfreude auf das nun Kommende versetzt. Die eigentliche Handlung findet irgendwo in Asien statt, wie uns eine verdammt unpräzise Texteinblendung verrät, die aus US-amerikanischer Sicht vermutlich mit „irgendwo im Nirgendwo“ gleichzusetzen ist. Jules Verne und H.G. Wells lassen grüßen, wenn unsere Expedition ins Erdinnere aufbricht. Dafür muss jedoch zunächst ein hoher Berggipfel erklommen werden, denn die gefundene Steintafel lässt Rückschlüsse auf die Sintflut zu, vor der die Sumerer in die Höhe flohen. Nach beschwerlichem Aufstieg geht’s dann direkt wieder abwärts – per tödlichem Sturz oder etwas sicherer mit langem Seil. Bis hierhin hat Vogel bereits selbigen abgeschossen, als er ein Erdbeben per Wackelkamera simulierte und vor allem den mit reichlich Archivmaterial von Bergsteigexpeditionen und Lawinen gestreckten Aufstieg in zäher Langatmigkeit zeigte, ja, selbst den Abstieg in die Höhle quasi ohne Schnitt durchexerzierte, was bereits seinerzeit zu großem Gelächter geführt haben soll.

Doch nun kommt der Film in Fahrt, weiß Vogel die in recht starrer Maskerade/Kostümierung steckenden Maulwurfsmenschen gruselig in Szene zu setzen, indem er zunächst nur ihre Klauen, dann ihre Augen und sie erst viel später in voller Pracht zeigt, Diese entpuppen sich keinesfalls als die eigentliche unterirdische Zivilisation, denn das sind die Sumerer, die über Generationen hinweg bis auf wenige Ausnahmen zu lichtscheuen Albinos wurden. Sie bewohnen eine Höhlenwelt voller verwinkelter Geheimgänge und haben sich evolutorisch angepasst. (Achtung: ab jetzt viele Spoiler!) Auf der Strecke geblieben ist dabei aber anscheinend ihr Kleidungsgeschmack, denn ihre Kostüme sehen wenig respekteinflößend, eher belustigend aus. Fortan schlägt die Handlung einige Haken, setzt die Eindringlinge, von denen nicht alle lebendig unten angekommen sind, zunächst der Gefahr aus, der Göttin Ishtar geopfert zu werden, um sie dann aufgrund ihrer mitgeführten Taschenlampe (!) zu Gottgesandten erklären zu lassen, was jedoch effektiv nur bis zum Ausfall der Batterien Bestand hat. Etwas naive Vorstellungen der Höhlenwelt gehen Hand in Hand mit einer obligatorischen Romanze, in diesem Falle zwischen Roger (John Agar, „Tarantula“) und der noch nicht albinosierten Adad (Cynthia Patrick, „In den Wind geschrieben“), die aufgrund dessen als Dienerin gehalten wird. Nicht minder obligatorisch ist die kuriose, Exotik vermitteln sollende Tanzeinlage, die auch hier unfreiwillig komisch anmutet. Sprachbarrieren gibt es eigenartigerweise keine, was man damit begründet, dass Roger dem Sumerischen mächtig ist. Der Einfachheit halber werden alle Dialoge in unserer Sprache abgehalten – weshalb auch sein Kollege Jud (Hugh Beaumont, „Die Uhr ist abgelaufen“) plötzlich offensichtlich die Sprache beherrscht, weiß weder Mensch noch Maulwurf.

Wirklich gelungen sind einige gruselige, gut ausgeleuchtete und geschnittene Szenen in Bezug auf die Maulwurfsmenschen, die auch für die eine oder andere Actioneinlagen sorgen. Die Kulissen tendieren mitunter ins Morbide und zeigen an Wänden hängende Skelette; eine Art Kontrast zum Monarchen-Pomp der Sumerer. Ein Gefühl für die Größe des unterirdischen Reichs zu suggerieren, gelingt Vogel jedoch nicht, das Ganze wirkt vielmehr wie ein niedliches, winziges Königreich, das auf die Fläche eines Filmstudios passt. Wunderschöne Hintergrundmalereien sind zwar schnell als ebensolche auszumachen, bieten dennoch Angenehmes fürs Auge und beweisen eine gewisse Liebe zum Detail. Auch die Opferungsszenen haben es in sich – hübsche junge Frauen gehen sprichwörtlich ins Licht und enden als verkohlte Leichen. Der geschickte Schnitt suggeriert Nacktheit der Damen, ohne wirklich etwas zu zeigen, ihr späterer Anblick verstört und täuscht für einen Moment darüber hinweg, welch wissenschaftliche Unwahrscheinlichkeit es ist, dass Albinos bei Sonnenlicht innerhalb kürzester Zeit quasi bei lebendigem Leibe verbrennen (auch bei niedrigem Lichtschutzfaktor). Interessant ist die differenzierte Darstellung der Maulwurfswesen, die zunächst als Bedrohung eingeführt werden, die sie definitiv auch sind, sich bei näherer Betrachtung jedoch als die eigentlich Leidtragenden entpuppen. Verhältnismäßig deutlich wird Kritik am totalitären System wie dem der Sumerer laut; die US-amerikanischen Forscher versuchen, ihnen (Maulwurfs-)Menschenrechte, Demokratie und Emanzipation nahezubringen. Diese fortschrittliche Aussage des Films läuft konträr zum US-typischen Chauvinismus, mit dem sich über die fremde Kultur lustig gemacht wird, was natürlich gerade aus heutiger Sicht Vergleiche zur kriegerischen USA-Außenpolitik provoziert, geradezu symptomatisch wirkt.

Genre-Veteran John Agar spielt seine Rolle wie üblich grundsolide und mit stoischem Ernst, Alan Napier („Batman“-TV-Serie) versieht seinen sumerischen Monarchen mit einer Menge Theatralik, Cynthia Patrick erweckt ein gewisses Maß an Mitgefühl und ist schön anzusehen. Darstellerisch gibt es keine Ausfälle zu verzeichnen. Die orchestrale Musik stammt aus der Bibliothek, wurde also nicht eigens für den Film erstellt. Über weite Strecken ist „The Mole People“ ein unterhaltsamer, sehenswerter „Universal“-Film der kostengünstigen Sorte, wenig originell, aber charmant und mit einem gewissen kritischen Anspruch versehen. Gute Ideen treffen auf weniger Gute, respektable Momente auf Trash, Phantastik auf Unfug – was den Reiz dieser alten Reißer ausmacht. Wäre das Timing besser gelungen, hätte man also die unnötigen Streckungen vermeiden können und stattdessen noch den einen oder anderen Kniff mehr eingebracht, hätte man qualitativ deutlicher aus dem Durchschnitt hervorstechen können. Eine echte, wenn auch eigentlich negative Überraschung ist indes das erzwungene, tragische Ende: Nachdem man erfolgreich die opferwütigen Sumerer-Albinos hinter sich lassen und zusammen mit Adad den Weg zurück ans Tageslicht bewältigen konnte, wütet abermals ein plötzliches Erdbeben und begräbt Adad unter sich – wobei sie sich vielmehr unter die tödlichen Trümmer zu werfen scheint. Überlieferungen zufolge war dieses Ende ursprünglich anders vorgesehen und in dieser Form ein Zugeständnis an den US-amerikanischen Rassismus: Man wollte dem Publikum keine Aussicht auf eine US-amerikanisch-weiße/sumerische Misch-Ehe zumuten. Das ist ebenso armselig wie inkonsequent, aber ein schönes, entlarvendes Zeitdokument.
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Die Addams Family in verrückter Tradition
In der Fortsetzung um die unheimliche Familie Addams verliebt sich Onkel Fester (Christopher Lloyd) in die süße Debbie (Joan Cusack), die mit dem morbiden Umfeld der Addams überhaupt keine Probleme zu haben scheint. Einzig Pugsley und Wednesday (Christina Ricci) ahnen, daß es sich bei Debbie um eine manische Männermörderin handelt, doch Debbie schafft es, sie in ein megafröhliches Kindercamp abzuschieben, wo die reichen Kids dominieren. Debbies Plan: Fester zu heiraten und anschließend umzubringen, um die Versicherung zu kassieren. Doch Fester ist ein Addams und jeder Mordversuch erfreut ihn nur um so mehr, während die Kinder notgedrungen das Feriencamp aufmischen.
Dem Comics und eine alte TV-Serie zugrunde liegenden Kinofilm „Die Addams Family“, der 1991 das Debüt des US-amerikanischen Komödien-Regisseurs Barry Sonnenfeld („Ein Concierge zum Verlieben“) darstellte, folgte zwei Jahre später die Fortsetzung „Die Addams Family in verrückter Tradition“, für die erneut Sonnenfeld auf dem Regiestuhl platznahm und über dasselbe Team verfügen konnte. Die schwarze Komödie mit einigen Grusel-/Fantasy-Anleihen um die skurrile, morbide Familie Addams ist erneut Kino „für die ganze Familie“, aber doch so ganz anders als Familienunterhaltung à la Disney & Co.

Sehr zu ihrem Leidwesen haben die Addams-Kinder Pugsley (Jimmy Workman, „Besser geht’s nicht“) und Wednesday (Christina Ricci, „Monster“) ein Geschwisterchen bekommen: den kleinen Pubert. Unter anderem, um ihn vor seinen älteren Geschwistern zu beschützen, wird mit Debbie Jellinsky (Joan Cusack, „High Fidelity“) nach längerer erfolgloser Suche ein Kindermädchen eingestellt, in das sich Fester Addams (Christopher Lloyd, „Zurück in die Zukunft“) prompt verguckt. Debbie scheint Festers Gefühle zu erwidern, doch was noch niemand weiß: Bei Debbie handelt es sich um eine mörderische, gesuchte Heiratsschwindlerin, die Fester ehelichen, umbringen und dessen Reichtum kassieren möchte…

Man bleibt auch in der Fortsetzung dem Konzept treu, das in der Umkehr gängiger Schönheitsideale und -empfindungen, der Sympathiewerbung für verschrobene Individualisten, hier in den Personen der das Düstere und den Tod verehrenden Familie Addams, und zahlreichen makabren, schwarzen Gags besteht. Noch stärker als zuvor ist die antikonformistische Aussage Teil der Handlung: Pugsley und Wednesday werden in ein Feriencamp gesteckt, wo insbesondere Wednesday enorm aufdreht und zur (un)heimlichen Hauptrolle avanciert. Nach allen Regeln der Addams-Kunst wird die sich nach außen hin pädagogisch und kinderfreundlich gebende, letztlich jedoch auf Gruppenzwang und Unterdrückung der freien Persönlichkeit basierende, vermeintlich heile Camp-Welt mit ihrem verordneten Frohsinn auf Korn genommen und von Wednesday mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln torpediert – meines Erachtens die stärksten Szenen des Films. Doch damit nicht genug, erstaunlich direkt wird im Rahmen der Camp-Thanksgiving-Aufführung der US-amerikanische Völkermord an den Ureinwohnern thematisiert – frei von jeglicher Betroffenheit und Gefühlsduselei, dafür vor schwarzem Humor und anklagendem Sarkasmus nur so strotzend.

Generell jagt ein makabrer Spruch den nächsten, gibt es Wortwitze en masse und viele morbide Details zu entdecken, insbesondere in den nach wie vor großartigen Kulissen des am Friedhof gelegenen Addams-Schlosses. Die Trefferanzahl an gelungenen Gags ist hoch, die eigentliche Haupthandlung um Fester und seine vermeintliche große Liebe steckt zudem voller Anspielungen auf ungleiche Liebesbeziehungen und emotionale Abhängigkeiten. Parallel dazu entwickelt sich eine Außenseiter-Romantik zwischen Wednesday und einer Camp-Bekanntschaft, was zuckersüß anzusehen ist. Zum Finale hin wird das alles jedoch dann doch ein bisschen arg albern und nutzt sich der Humor etwas ab. Technisch und insbesondere schauspielerisch ist „Die Addams Family in verrückter Tradition“ jedoch wieder erste Sahne: Jedes einzelne Familienmitglied wird von voll in seiner Rolle aufgehenden Darstellern verkörpert, wobei Christina Ricci als Wednesday mit stoischer Miene und bösem Blick diesmal besonders hervorsticht und im überagierenden Camp-Aufseher ihren dankbaren Kontrast gefunden hat. Nach der Erstsichtung zücke ich 7,5 von 10 eiskalten Händchen, attestiere den seltenen Fall einer Fortsetzung, die ihren Vorgänger toppt, und behalte meiner Wertung Luft nach oben vor.
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Flesh Eating Mothers
In einer Kleinstadt in Nordamerika bricht das Böse wie ein Alptraum über die beschauliche Idylle herein: Unbescholtene Hausfrauen verlieren unter dem Einfluß einer rätselhaften Seuche den Verstand und mutieren zu zombieähnlichen Wesen, die einen unstillbaren Hunger auf Menschenfleisch haben - besonders auf das der eigenen Familie. Detective Clyde McCormick versucht, nachdem gutes Zureden nicht fruchtet, der Massenhysterie mit Waffengewalt Herr zu werden.
„Meine Mutter hat meinen Bruder gegessen! Sie hat so was noch nie vorher gemacht!“

Beim Regiedebüt und lange Zeit einzigen Film des US-Amerikaners James Aviles Martin aus dem Jahre 1988, „Flesh Eating Mothers“, bekommt man es mit einer Horror- bzw. Splatterkomödie auf Semi-Amateurniveau zu tun.

Wieder einmal ist eine US-amerikanische Kleinstadt Schauplatz des Schreckens: Harm- und arglose Hausfrauen und Mütter werden von einem unbekannten Virus infiziert, der sie zu fleischfressenden Ungetümen macht, die sich mit Vorliebe auf die eigenen Ehemänner und Kinder stürzen. Detective Clyde McCormick (Mickey Ross) und die Jugendlichen des Ortes versuchen verzweifelt, der Bedrohung Herr zu werden…

In der starke parodistische/satirische Züge aufweisenden Horrorkomödie werden die mutierenden Mütter als Opfer von häuslicher Gewalt und allgemeinem männlichem Chauvinismus dargestellt. Dies geschieht auf eine überzeichnete Weise, die zunächst den Anschein emanzipatorischer weiblicher Rachegelüste erweckt, später aber mit seiner „Moral“ derart übertreibt (Fremdgeher werden radikal bestraft), als würde man sich über eben jene lustig machen wollen. Laiendarsteller spielen sich eher ungelenk durch die Szenerie, die viele „Spezialeffekte“ bietet, in denen die Gewalt außerhalb des Bilds stattfindet und Kunstblut gegen Wände oder Gegenstände gespritzt wird. Der tatsächliche Splatter-Gehalt ist gering und lockt heutzutage kein Splatter-Kid oder Gore-Bauern mehr hinter der Fleischtheke hervor. Nach einiger Zeit bekommt man eine wahrhaftig gruselige Szene zu Gesicht, als eine der Mutter sich im Gesicht plötzlich verändert und eines fieses Gebiss offenbart. Später wird dann mehr mit solchen Masken gearbeitet, was nicht schlecht gelungen ist. Witzige Details sind beispielsweise ein animierter Pacman unterm Mikroskop sowie manch alberner Dialog, was beweist, wie wenig ernst sich der Film selbst nimmt. Das hat natürlich zur Folge, das „Flesh Eating Mothers“ lediglich an der Oberfläche umherkrebst und zu keiner Sekunde ein derartiges Szenario glaubhaft oder stimmig vermittelt. So wird er mit zunehmender Spieldauer dann auch trotz „großem Finale“, das so groß gar nicht ist, ein bisschen langweilig, fehlen Spannung und Pepp.

Eine lustige Idee, die technisch unterdurchschnittlich umgesetzt wurde. Für Freunde freiwilligen Horrortrashs, die auch vor Amateur-Produktionen nicht zurückschrecken, dürfte das sicherlich etwas sein, alle anderen werden blöd aus der Wäsche und manch einer lieber „Desperate Housewives“ gucken. Die schlechte deutsche Synchronisation setzt dem Ganzen übrigens die Krone auf.

„Warum warst du heute Nachmittag nicht beim Frauenvereinigungstreffen?“ – „Franky wollte das nicht – er sagt, das sei was für Lesben!“
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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The Unborn
Por ist eine drogenabhängige junge Frau, die in einer Disco-Bar arbeitet und dort Drogen vertickt. In einer Zigarettenpause wird sie von ihrem brutalen Dealer verprügelt und bewusstlos in einen See geworfen, weil sie Drogen zum Selbstkonsum geklaut hat. Als sie wieder aufwacht, befindet sie sich im Krankenhaus. Die leitende Ärztin eröffnet ihr, dass sie schwanger ist. Doch nicht nur das hat sich verändert. Immer, wenn sie mit Wasser zu tun hat, hat sie myeriöse und furcherregende Erscheinungen einer halb verwesten jungen Frau, die sie auf irgendetwas aufmerksam zu machen scheint. Por besiegt ihre Angst und geht den Hinweisen nach, die der geist ihr gibt. Doch bald schwebt sie in höchster Lebensgefahr...
„Wundert mich nicht, dass da Geister sind!“

Auch ich bin von der geisterhaften Präsenz in einem ostasiatischen, genauer: thailändischen Mystery-Thriller aus dem Jahre 2003 wenig überrascht. Man sollte allerdings nicht den Fehler machen, Bhandit Thongdees zweite Regiearbeit mit einem Horror-Schocker à la „Ring“ zu verwechseln, wenn er sich auch ähnlicher Charakteristika bedient.

Die junge Frau Porawee (Intira Jaroenpura, „Landhaus der Verfluchten“), die alle nur Por nennen, arbeitet nicht nur an der Bar einer Disco und verkauft die Drogen ihres Freunds, sondern konsumiert diese auch selbst – unentgeltlich. Es kommt zu einem folgenschweren, nonverbalen Konflikt, woraufhin sie bewusstlos geprügelt in einen See geworfen wird. Sie wird knapp gerettet und erwacht schließlich im von Frau Dr. Rudee (Aranya Namwong) geführten Krankenhaus. Diese eröffnet Por, dass sie im zweiten Monat schwanger ist. Doch damit nicht genug: Fortan wird sie von unheimlichen Geistererscheinungen geplagt, die in Zusammenhang mit Wasser zu stehen scheinen. Dr. Rudee überredet Por, den Drogenkonsum aufzugeben und das Kind nicht abzutreiben, doch die schrecklichen Visionen bleiben. Zusammen mit ihrem Sozialarbeiter kommt Por einem düsteren Geheimnis auf die Spur, das sich vor Jahren abgespielt hat...

Der langsam erzählte und in atmosphärisch stimmige Farben getauchte „The Unborn“ benutzt den übernatürlichen Schrecken, um den eigentlichen, in jahrhundertealten Traditionen geheimer Kulte verborgenen Horror aufzudecken und verwendet dafür das Motiv ruheloser Toter, die sich mit Menschen in Verbindung setzen, damit ihnen doch noch späte Gerechtigkeit bzw. Genugtuung widerfährt. Dies wurde eingebettet in eine Handlung, die sich unmissverständlich, wenn auch glücklicherweise eher unaufdringlich, zum Thema Schwangerschaftsabbruch äußert und die Möglichkeiten aufzeigt, durch Elternwerdung bzw. die Verantwortung für ein Kind sein eigenes Leben zum Positiven zu ändern. Mit hinein spielt die Wertschätzung ungeborenen Lebens bzw. der Missbrauch desselben.

Effektiv arbeitet „The Unborn“ mit einigen gruseligen Geistererscheinungen, einer recht expliziten, dennoch irreal wirkenden „Kind-aus-Leiche-hol“-Szene und einer fortwährenden Abschwächung der Bedrohung, indem man Por eins mit dem Geist werden, sich mit ihm verbünden und sie seine Signale richtig deuten lässt. Por ändert ihr Äußeres für andere zum Wasserleichen-Geist und zurück, ohne dies selbst zu bemerken, was zu einem Informationsvorteil seitens des Publikums führt. Teils sehr schöne Musik erzeugt mal schaurige, mal melancholische Stimmung sowie viele Facetten dazwischen.

Nun ist „The Unborn“ ergo bei Weitem kein knallharter Horrorfilm, sondern ein Mystery-Thriller, der letztlich ungesühnte Straftaten aufdeckt. Böse Zungen könnten ihn auch als moralistische Schauermär bezeichnen, eine Grenze, an der Thongdees definitiv kratzt, zumeist aber gerade noch so die Kurve bekommt. Größtes Problem ist letztlich das Timing des gut geschauspielerten und mit einer charismatischen Hauptrolle versehenen Films, das dramaturgisch zwischenzeitlich arg durchhängt. Wer sich jedoch nicht so sehr an Langatmigkeit stört, wird mit „The Unborn“ überdurchschnittlich unterhalten und bekommt die eine oder andere lebensbejahende Botschaft mit auf den Weg.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Geisterstunde
4 kurze Episoden: 1. Malum: Durch eine antike Götzenfigur mutiert die friedliche Hauskatze einer einsamen Frau zur Mörderbestie. Das Leben der Besitzerin steht auf dem Spiel. 2.Julia: Die Frau eines Politikerin wird von einer Doppelgängerin verfolgt und schliesslich getötet. Oder doch nicht? 3.Kristalltod: Zwei Frauen stehlen eine magische Krystalkugel, doch der Besitzer leitet sie durch ein Schachspiel in den Tod. 4.Bis dass der Tod uns scheidet: Eine Witwe versucht mit dem Tod ihres Mannes klarzukommen, den sie selbst im Streit tödlich verletzt hat. Doch ihr Mann scheint plötzlich gar nicht mehr so tot.
Kurzfilme haben oftmals einen schweren Stand und finden nur selten den Weg auf Veröffentlichungen fürs Heimkino. Da liegt es doch nahe, stilistisch nicht gänzlich unähnliche Kurzfilme zusammenzufassen und als eine Art Episodenfilm zu veröffentlichen, ob nun mit nachträglich gedrehter Rahmenhandlung oder ohne. Jüngst sorgte „V/H/S – Eine mörderische Sammlung“ für Aufsehen und heimste manch positive Kritik ein. Bereits im Jahre 1987 veröffentlichte man hierzulande den Film „Todesvisionen“ alias „Geisterstunde“, der vier Kurzfilme von Studenten der Münchner Hochschule für Film und Fernsehen enthält, die ohne Rahmenhandlung auskommen:

Film 1 ist „Malum“ von Volker Morlock, der in rund zehn Minuten zeigt, wie eine irgendwie Katja Riemann ähnlich sehende Frau auf dem Weihnachtsmarkt eine Art Götzen-Figur ersteht, deren Geist offensichtlich ins Hauskätzchen der Frau fährt und sie daraufhin in ihrer Wohnung umbringt. Aufs Allerwesentlichste beschränkt und unspektakulär, die profane Handlung wird mit einigen netten Kameraeinstellungen aufzupeppen versucht.

Film 2 nennt sich „Julia“ und stammt von Susanne Aernecke. Die Ehefrau eines Politikers entdeckt durch Zufall eine Doppelgängerin von sich und muss mit ansehen, wie diese in ihren Alltag drängt und sie zu ersetzen droht. Mysteriös und paranoid gibt sich „Julia“, thematisiert möglicherweise die Furcht einer Frau vor ihrer Austauschbarkeit. Dabei zuzusehen macht Spaß, einige unheimliche Szenen funktionieren passabel und die ‘80er-Stimmung mit ihrem geballten Zeitkolorit erhält einen Nostalgiebonus. In Bezug auf eine Erklärung, eine überraschende Wendung oder eine ausgeklügelte Pointe hält man sich allerdings bedeckt, wodurch auch „Julia“ eher wie ein Fragment eines größeren Ganzen wirkt.

Film 3 entstand unter der Regie Patrick Hoffmanns, der mit „Kristalltod“ den Höhepunkt dieser Filmsammlung für sich verbuchen kann. Zwei Freundinnen stehlen spontan etwas aus einem Antiquitätengeschäft. Doch der Ladenbesitzer spielt daraufhin eine ganz besondere Partie Schach mit seinem Enkelkind, die zu einem schicksalhaften Spiel mit dem Leben der Diebinnen wird. Hoffmann geht grafisch recht explizit zu Werke und kleidet Mystik und Brutalität seines Films in eine künstlerische Ausleuchtung und bisweilen originelle Ästhetik. Hier sind sehr viele gute Ansätze vorhanden, doch der formal betrachtet dennoch sehr geradlinig verlaufenden Handlung fehlt es auch hier an etwas.

Den Abschluss bildet die längste und leider auch langweiligste Episode „Bis daß der Tod uns scheidet“ von Dirk Eickhoff. Eine Frau kehrt in die Wohnung zurück, in der sie vor wenigen Wochen ihren Mann nach einem Streit tötete. Doch dieser scheint alles andere als tot zu sein… Diesen Kurzfilm hat man unglücklich in die Länge gezogen, mit zu vielen oft belanglosen Dialogen zwischen den Freundinnen gestreckt und es nicht verstanden, Spannung, Thrill, Atmosphäre oder Abwechslung in das Kammerspiel zu bringen. Wenig originell, technisch lediglich bemüht und keine wirkliche Illusion der vorgegebenen Situation vermittelnd, entpuppt sich „Bis daß der Tod euch scheidet“ als ideale Einschlafhilfe.

Alles in allem ist „Geisterstunde“ eine sehr durchwachsene Angelegenheit und es dürfte Bände sprechen, dass offensichtlich keines der Nachwuchstalente jemals wieder als Regisseur in Erscheinung trat. Als sehenswert möchte ich am ehesten Film 3 bezeichnen, alle andere ist verzichtbar und nicht unbedingt Werbung für das Medium. Dass Bild und Ton um ca. fünf Sekunden bei meinem Exemplar der DVD aus dem Hause „e-m-s“ asynchron waren, hat den Filmgenuss zusätzlich getrübt und zu einer Art Selbstkasteiung gemacht – doch die Neugierde und die (unerfüllte) Hoffnung, dass sich das beim nächsten Kurzfilm ändern würde, überwogen...
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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