Ist für mich durchaus interessant, was du zum "Plastic Bomb" schreibst.
Ich muss leider zugeben, dass meine Abwertung auf ziemlich alten Urteilen basiert, die vielleicht überholt sind.
Hatte grad spontan in meinem Fanzine-Schrank gewühlt und konnte als ältestes "Plastic Bomb" die Nummer 8 vom Winter/Frühjahr 94/95 finden, was mich etwas überraschte, da ich da noch frühere in Erinnerung hatte, aber scheinbar nicht. Das "PB" habe ich damals schon immer mal wieder gelesen und gekauft, wenn was für mich interessantes drin war. Vor allem die Schreiber Vasco und Frank Herbst (den ich übrigens auch von seinen Aktivitäten in der 80ern noch in Erinnerung hatte, eine Tape-Radio-Show z.B.), waren mir durchaus sympatisch, allerdings ging mir die allgemein an den Tag gelegte Szene-Polizei-Mentalität bald zunehmend auf den Zeiger. Das Überlaufen des sprichwörtlichen Fasses brachte dann für mich, dass besagter Frank Herbst sich redaktionsintern rechtfertigen musste, weil er offensichtlich ein T-Shirt einer "falschen" Band trug und dann konsequenter-, und völlig richtiger-weise, sagte "Ich lasse mir von
niemandem vorschreiben, welche Shirts ich trage, leckt mich, das war's für mich mit dem PB".
Danach war das Thema für mich eigentlich erledigt. Eine klare (antifaschistische) Linie ist ja durchaus okay; das bedingt aber nicht, dass man sich ständig als inquisitorischer Besserwisser aufspielt und sogar glaubt, persönlichen Freunden Bekleidungs-Vorschriften machen zu dürfen. Wäre
mir jemand so gekommen, hätte es mit Sicherheit eine körperliche Auseinandersetzung gegeben.
Ich fand den Umgang anderer Publikationen mit der Thematik immer wesentlich entspannter und unverkrampfter. Das "Skintonic" war ja z.B. durchaus engstirnig und wurde immer dafür kritisiert, dass zu viele Skinhead-fremde Themen im Heft Platz fanden, aber es hatte eine ganz andere Position, Szene-intern die Sharp-Kante zu vertreten, im Gegensatz zu den Hippie-Punk-Zecken vom "Plastic Bomb", die "uns Skinheads" auch noch Vorschriften machen wollten, platt gesagt.
Und das OX fällt mir in dem Zusammenhang noch ein, das schon immer einen weiteren Horizont hatte für mein Verständnis (auch rein Musik-stilistisch) und mir deutlich besser gefiel. Und das Moloko Plus schließlich, das ja einen ganz anderen Zugang hatte durch die Vergangenheit des Herausgebers, aber durch diese neue explizit-nicht-rechte Attitüde genau bei den richtigen Leuten Denkanstöße vermitteln konnte.
Es gab da einfach viel bessere Methoden, als diesen diktatorischen Scheiß, den einige Fanzines wie das PB abgezogen haben. Dennoch finde ich es bemerkenswert, dass retrospektiv Fehler eingestanden wurden, hätte ich tatsächlich nicht erwartet, so wie ich die Redaktion vorher eingeschätzt hatte.
Dass ich nun wieder einen Blick reinwerfe, kann ich dir zwar nicht versprechen, aber darum ging es in unserem Austausch schließlich auch nicht.
