Re: Von der Schauburg zum Schauburgle
Verfasst: Sa 20. Nov 2021, 07:42
59. Der Student von Prag (Hanns Heinz Ewers, 1913)
Der Student Balduin (Paul Wegener) führt im Prag des Jahres 1820 ein unstetes Leben. Anerkannt als
bester Fechter Prags ist er genauso anerkannt als Frauenheld und Tunichtgut, immer in Geldnöten.
Zufällig sieht er einen Reitunfall der Komtesse Margit von Schwarzenberg (Grete Berger)
und steht ihr bei. Hernach sucht er die Nähe der Komtesse, wohl um sich von ihr aushalten zu lassen.
Doch der Verlobte der Komtesse hat ein wachsames Auge auf sie. Als sich Balduin offenbar tatsächlich
in Margit verliebt, sucht er nach anderen Geldquellen. Nun kommt der Magier Scapinelli (John Gottowt) in's
Spiel, der Balduin eine Riesensumme für eine offenbare Kleinigkeit bietet. Balduin unterschreibt
Scapinellis Vertrag und verliert mitnichten nur eine Kleinigkeit, sondern sein eigenes Spiegelbild.
Fortan streift Balduins Spiegelbild als bösartiger Doppelgänger Balduins durch Prag und richtet
ein Unheil nach dem anderen an. Die in Balduin verliebte und von ihm immer verschmähte Lyduschka (Lyda Salmonova)
versucht Balduin zu helfen. Doch das Unheil nimmt seinen Lauf....
Der schon früh vom Siegeszug des Kinos überzeugte Hanns Heinz Ewers verfilmte hier in Zusammenarbeit
mit dem früh verstorbenen Dänen Stellan Rye und Paul Wegener seinen eigenen Roman. Wir schreiben das Jahr 1913,
und es ist mehr als ungewöhnlich, eine, zumal fantastische, Geschichte in Spielfilmlänge von etwa eineinhalb Stunden
zu verfilmen. Ungewöhnlich zu jener Zeit sind auch die Anzahl an Außenaufnahmen bzw. an Originalschauplätzen
in Prag.
Auch trickechnisch bewegt sich der Streifen mit seinen Rückprojektionen auf hohem Niveau. Die Szene,
in der Balduins Spiegelbild plötzlich im Spiegel ein Eigenleben beginnt und schlußendlich aus dem Spiegel
heraustritt ist legendär.
Im Bereich Funfact ist einzuordnen, daß der knapp vierzigjährige Paul Wegener den Studenten Balduin gibt
und der etwa dreißigjährige John Gottowt den greisen Scapinelli. Ewers war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten
mit Grete Berger zusammen. Im richtigen Leben heirateten Balduin (Wegener) und Lyduschka (Salmonova)
bald nach Beendigung des Films.
Interessant auch der Werdegang der am Film Beteiligten während der Nazi-Diktatur. Während Wegener
immer gegen den Nationalsozialismus wetterte und während des Krieges wohl auch Menschenleben
rettete, indem er Verfolgte bei sich versteckte, hatte Ewers ein eher ambivalentes Verhältnis zum Regime.
Betrieb er anfangs noch Propaganda im Sinne des Nationalsozialismus, wurden dennoch kurz nach Machtantritt
Ewers Werke verboten und er selbst zum Fürsprecher von jüdischen und homosexuellen Kollegen.
Ganz tragisch endeten die Karrieren von John Gottowt und Grete Berger, die zunächst mit Berufsverboten
belegt und später ermordet wurden.
Der Student Balduin (Paul Wegener) führt im Prag des Jahres 1820 ein unstetes Leben. Anerkannt als
bester Fechter Prags ist er genauso anerkannt als Frauenheld und Tunichtgut, immer in Geldnöten.
Zufällig sieht er einen Reitunfall der Komtesse Margit von Schwarzenberg (Grete Berger)
und steht ihr bei. Hernach sucht er die Nähe der Komtesse, wohl um sich von ihr aushalten zu lassen.
Doch der Verlobte der Komtesse hat ein wachsames Auge auf sie. Als sich Balduin offenbar tatsächlich
in Margit verliebt, sucht er nach anderen Geldquellen. Nun kommt der Magier Scapinelli (John Gottowt) in's
Spiel, der Balduin eine Riesensumme für eine offenbare Kleinigkeit bietet. Balduin unterschreibt
Scapinellis Vertrag und verliert mitnichten nur eine Kleinigkeit, sondern sein eigenes Spiegelbild.
Fortan streift Balduins Spiegelbild als bösartiger Doppelgänger Balduins durch Prag und richtet
ein Unheil nach dem anderen an. Die in Balduin verliebte und von ihm immer verschmähte Lyduschka (Lyda Salmonova)
versucht Balduin zu helfen. Doch das Unheil nimmt seinen Lauf....
Der schon früh vom Siegeszug des Kinos überzeugte Hanns Heinz Ewers verfilmte hier in Zusammenarbeit
mit dem früh verstorbenen Dänen Stellan Rye und Paul Wegener seinen eigenen Roman. Wir schreiben das Jahr 1913,
und es ist mehr als ungewöhnlich, eine, zumal fantastische, Geschichte in Spielfilmlänge von etwa eineinhalb Stunden
zu verfilmen. Ungewöhnlich zu jener Zeit sind auch die Anzahl an Außenaufnahmen bzw. an Originalschauplätzen
in Prag.
Auch trickechnisch bewegt sich der Streifen mit seinen Rückprojektionen auf hohem Niveau. Die Szene,
in der Balduins Spiegelbild plötzlich im Spiegel ein Eigenleben beginnt und schlußendlich aus dem Spiegel
heraustritt ist legendär.
Im Bereich Funfact ist einzuordnen, daß der knapp vierzigjährige Paul Wegener den Studenten Balduin gibt
und der etwa dreißigjährige John Gottowt den greisen Scapinelli. Ewers war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten
mit Grete Berger zusammen. Im richtigen Leben heirateten Balduin (Wegener) und Lyduschka (Salmonova)
bald nach Beendigung des Films.
Interessant auch der Werdegang der am Film Beteiligten während der Nazi-Diktatur. Während Wegener
immer gegen den Nationalsozialismus wetterte und während des Krieges wohl auch Menschenleben
rettete, indem er Verfolgte bei sich versteckte, hatte Ewers ein eher ambivalentes Verhältnis zum Regime.
Betrieb er anfangs noch Propaganda im Sinne des Nationalsozialismus, wurden dennoch kurz nach Machtantritt
Ewers Werke verboten und er selbst zum Fürsprecher von jüdischen und homosexuellen Kollegen.
Ganz tragisch endeten die Karrieren von John Gottowt und Grete Berger, die zunächst mit Berufsverboten
belegt und später ermordet wurden.