bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

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Das Verfahren ist eingestellt: Vergessen Sie’s!
Weil er im Verdacht steht, bei einem Autounfall einen Menschen getötet zu haben, kommt der Architekt Vanzi (Franco Nero) in Untersuchungshaft, obwohl er seine Unschuld beteuert. Während draußen die Mühlen der Justiz nur sehr langsam arbeiten, wird er in eine Zelle mit Schwerverbrechern gesteckt, die ihn mit Gewaltandrohungen dazu zwingen, sich mit seinem Geld Privilegien zu erkaufen. Als Vanzi vor Todesangst kaum noch schlafen kann, wendet er sich an Campoloni (Georges Wilson), einen einflussreichen, älteren Häftling, und bittet ihn, in eine andere Zelle verlegt zu werden. Nur wenig später wird ihm dieser Wunsch erfüllt, den er sich aber mit Gegenleistungen noch verdienen muss...
„Man kämpft nicht gegen Kolosse. Besser man einigt sich.“

Achtung, enthält zahlreiche Handlungsspoiler!

1971, im gleichen Jahr wie „Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert“, wurde mit „Das Verfahren ist eingestellt: Vergessen Sie’s!“ ein weiterer Film des italienischen Regisseurs Damiano Damiani veröffentlicht, der sich kritisch mit der Mafia und ihrer Einflussnahme auf staatliche Organe auseinandersetzt.

Der gutbürgerliche Architekt Vanzi (Franco Nero, „Django“, „Ein schwarzer Tag für den Widder“) kommt aufgrund eines Verkehrsunfalls, bei dem ein Mensch starb, in Untersuchungshaft. Während sein Anwalt bemüht ist, Vanzis Unschuld zu beweisen, hat dieser genügend Zeit, die Welt hinter Gitter kennenzulernen: Eine Welt, in der sein Status und Besitz weit weniger wert sind, als er es gewohnt ist. Und eine Welt, in der die Mafia die Strippen zieht und Vanzi schließlich zu einem Mosaiksteinchen eines mörderischen Intrigenpuzzles macht…

Aus Sicht Vanzis, für den Damiani einmal mehr Franco Nero gewinnen konnte, wird der Zuschauer Zeuge, wie ein verhältnismäßig unbedarfter Bürger in die Mühlen der Justiz gerät und sich zunächst einmal mit dem Problem konfrontiert sieht, sich mit soziopathischen Mitgefangenen in einer Gemeinschaftszelle arrangieren zu müssen. Noch ist ihm sein Geld dabei behilflich, sich die eine oder andere Annehmlichkeit auch hinter Gittern bereiten lassen zu können, wovon auch seine Zellengenossen profitieren. Dennoch gerät er mit einzelnen Häftlingen, insbesondere mit dem mehrfach zu lebenslanger Haft verurteilten Totschläger Piro (John Steiner, „Tödliche Schlagzeilen“), auch nonverbal aneinander, der ihm schließlich sogar androht, ihn im Schlaf umzubringen. Um der unwirtlichen Situation zu entkommen, wendet er sich an den einflussreichen Häftling Campoloni (George Wilson, „Don’t Torture a Duckling“), der gewisse Privilegien genießt. Was Vanzi zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnt: Campoloni ist ein Abgesandter der Mafia, der hinter Gittern einen Mordkomplott gegen Vanzis neuen Zellengenossen Pesenti (Riccardo Cucciolla, „Sacco und Vanzetti“) ausheckt, dessen Zeugenaussage mächtigen Strukturen im Hintergrund massive Probleme bereiten könnte.

Als Vanzi Pesenti näher kennenlernt und ahnt, was auf ihn zukommt, versucht er, sich dagegen aufzulehnen, gerät aber schnell an die Grenze seiner Möglichkeiten und muss tatenlos mit ansehen, wie Campolonis Plan, dessen Teil er unfreiwilligerweise selbst ist, aufgeht. Dieses zutiefst desillusorische, pessimistische Element, die Ohnmacht gegenüber einer über dem Gesetz stehenden, staatliche Strukturen unterwandernden und für ihre Zwecke instrumentalisierenden Institution, ist Dreh- und Angelpunkt Damianis Films. Franco, hier einmal ohne Bart, wird dabei als symbolisches Ebenbild einer gutsituierten Mittelschicht, die – von Damiani weder idealisiert, noch verteufelt – nach anfänglicher Blauäugigkeit bedingungslos mit der Realität konfrontiert wird und, nachdem sie sich ihre eigene Ohnmacht und Einflusslosigkeit eingestehen musste, den Rückzug in die Konfliktlosigkeit sucht und sich mit den Gegebenheiten aus Angst um die eigene Existenz arrangiert. Der Mikrokosmos hinter den Gefängnismauern wird zum Spiegelbild der Gesellschaft, das stets nachvollziehbar eigene Ängste und Grenzen reflektiert. Vanzi, der als verhältnismäßig neutrale Figur eingeführt wird, wird zur Identifikationsfigur des Zuschauers, der Vanzis Verhalten und Entscheidungen wenn nicht gutheißen, so doch immer verstehen kann – sei es beim Bemühen um erträglichere Haftbedinungen für seine Person, beim gekauften Sex mit einer Dame aus dem Frauengefängnis trotz vorhandener Ehe und Familie oder eben auch beim Kuschen vor einer feindlichen Übermacht. Vanzi ist kein rücksichtsloser Egoist oder Opportunist, aber wenn es darauf ankommt, ist auch er sich selbst der Nächste.

Damianis Epilog ist dann noch einmal von besonderer Qualität: Man sieht Vanzi mit seiner Familie – nach außen hin Glückseligkeit ausstrahlend, die Erlebnisse aus dem Gefängnis jedoch selbstverständlich belastend auf der Seele mit sich herumtragend – wie er mit Pesentis Tochter konfrontiert wird – und ihr zum Selbstschutz eiskalt ins Gesicht lügt. Ein fieser Magenschwinger insbesondere für jeden im Publikum, der empathisch genug ist, um sich in Vanzi selbst wiederzuerkennen, und ein konsequentes Anti-„Happy End“ als Schlusspunkt eines Films, in dem kein Platz ist für Realitätsflucht, Helden und Gerechtigkeit und damit zu einem schwer verdaulichen Brocken wird. Damianis realistischer Stil bleibt dieser Ausrichtung stets verpflichtet; es wird draufgehalten, wenn es weh tut, für künstlerische Ausschweifungen bleibt keine Zeit. Franco Nero überzeugt als wehr- und machtloser Typ ebenso wie in seinen weitaus charakteristischeren Rollen und beweist einmal mehr sein Multitalent für die Interpretation verschiedenster Rollen. Bei aller Durchschlagkraft behielt Damiani den Blick für Details und staffierte seinen Film allem voran mit zahlreichen skurrilen Nebenrollen aus, die nicht nur allesamt schauspielerisch einwandfrei umgesetzt werden, sondern das Bild eines bis unter die Decke mit Unberechenbarkeit gefüllten, engen Knasts unterstützen, ohne jemals ins Absurde abzudriften. Es ist der alltägliche Wahnsinn im Kleinen wie im Großen, fremdgesteuert und -bestimmt von der Macht des Politik und Staat untergrabenden Kapitals, für das ein Menschenleben nichts zählt, das Courage mit dem Tod bestraft und sich von der Angst derjenigen Menschen nährt, die noch etwas zu verlieren haben.

Ein äußerst unangenehmer und deshalb so wertvoller Film.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Das Ding aus einer anderen Welt
Eine amerikanische Forschungsstation in der Antarktis: zwölf Mann Besetzung unterschiedlichster Couleur. Während alle in der Einsamkeit ihre Neurosen pflegen, taucht plötzlich aus der endlosen Kälte ein Schlittenhund auf, von einem Hubschrauber verfolgt. An Bord: die letzten Überlebenden der nahegelegenen norwegischen Station. Bei dem anschließenden Gefecht werden die Europäer getötet, zurück bleibt der Hund. Als man bei der anderen Station nachschaut, ist diese zerstört, Filmaufnahmen führen zu einem außerirdischen Raumschiff, das die Europäer aus dem Eis gesprengt haben. Und wie man bald feststellen muss, hat es der Hund in sich: Ein außerirdischer Organismus, der durch Berührung übertragen wird, schleicht sich so auch in der US-Station ein. Und der hat unerfreuliche Nebenwirkungen, verformt er doch aufs Abscheulichste die Menschen, die er befallen hat. Körper verformen sich, brechen auf, Paranoia macht sich breit, niemand ist mehr sicher und keiner weiß, wie man dieses Alien stoppen kann...
„Das Ding selber will sich nicht zeigen. Es dringt in andere Wesen ein und will deren Lebensform annehmen. Es wird unsichtbar kämpfen.“

Regie: John Carpenter! Hauptrolle: Kurt Russell! Musik: Ennio Morricone! Da kann eigentlich schon gar nicht mehr viel schiefgehen. Als ich als Jugendlicher mit zwei Saufkumpanen vor der Glotze hing und zufällig in John Carpenters („Halloween“) Neuinterpretation von „Das Ding aus einer anderen Welt“ hineinzappte, verstand ich von all dem aber noch nicht viel und ließ mich von einer kongenialen Mischung aus frostiger Atmosphäre und krudesten Effekten plätten. Mit Einsatz des Abspanns war uns bewusst, gerade einen ganz besonderen Film gesehen zu haben. Seitdem landet er in unregelmäßigen Abständen immer wieder in meinem Player.

US-Regisseur John Carpenter trat 1982 an, die Erzählung „Who goes there?“ des US-amerikanischen Science-Fiction-Autoren John W. Campbell erneut zu verfilmen, nachdem diese – ebenfalls unter dem Titel „The Thing“ – von Howard Hawks und Christian Nyby im Jahre 1951 erstmals verfilmt worden war. In eine US-Forschungsstation am Südpol dringt zunächst unbemerkt, da in Form eines Hundes, ein parasitärer außerirdischer Organismus ein, der seinen Wirt absorbiert und dessen Gestalt annimmt. Schnell werden die ersten Stationsmitglieder befallen. Der extraterrestrische Eindringling gibt sich nur zu erkennen, wenn er sich vermehren, den Wirt wechseln oder sich gegen Gefahren wehren will – in Form absonderlicher Verformungen und Mutationen. Nach kurzer Zeit traut niemand mehr seinen Mitmenschen und Panik macht sich breit. Wird es gelingen, den Erreger zu isolieren, auszuschalten und damit letztlich ein Übergreifen auf den Rest der Menschheit zu verhindern?

Vom Prinzip her ist Carpenters Film (weiterhin) klassisches Science-Fiction-Horror-Paranoia-Kino – eine Gruppe von Menschen wird von einer feindlichen Macht infiltriert, bis man niemandem mehr trauen kann und sich der Feind auszudehnen droht. Carpenter aber griff diese altbekannte Thematik auf und perfektionierte sie, indem er nicht nur einen technisch hochmodernen Horrorfilm inklusive eines wahnsinnigen Spezialeffektspektakels schuf, sondern wie kaum ein derartiger Genrefilm zuvor die psychologische Karte auszuspielen wusste und alles in ein extrem klaustrophobisches Ambiente zu projizieren verstand. Angesichts der Bilder des ewigen Eises, der eisigen Kälte, die sie ausstrahlen, und der totalen Isolation und Abgeschnittenheit, der die Männer ausgeliefert sind, läuft einem selbst unter Decken auf dem Fernsehsofa eingehüllt ein kalter Schauer nach dem anderen über den Rücken. Ich muss nur daran denken, schon fröstelt es mich. Diese Kulissen sind inklusive fantastischer Matte-Paintings, die niemand ohne weiteres als solche erkennt, einer der Eckpfeiler für das Gelingen des Films.

Auf psychologischer Ebene kommt die gern bemühte Thematik von Menschen in Extremsituationen hinzu, die in ihrer feinen Ausarbeitung hier jedes Team-Mitglied mit tatsächlich individuellen Zügen versieht und dank der Vielzahl der Protagonisten eine breite Palette menschlicher Emotionen, Reaktionen und Verhaltensweisen abdeckt, mit denen es umzugehen gilt. „Was wäre, wenn“-Spielchen zwischen Angst, Überlebenstrieb und Moral werden beim Zuschauer provoziert, ohne einfache Antworten anzubieten. Die Nerven liegen blank, Misstrauen herrscht allenthalben und jedem gegenüber – und erschwert ein solidarisches Miteinander im Kampf gegen einen unbekannten, nicht greifbaren Gegner. Kurt Russell („Die Klapperschlange“) wird erneut die Rolle des souveränsten, abgeklärtesten Typen zuteil, ohne in einen überzeichneten Heldenpart zu verfallen. MacReady, so sein Filmname, verfügt über einen ausgeprägten Selbsterhaltungstrieb und denkt immer einen Schritt voraus, sichert so neben dem eigenen Überleben zumindest eine zeitliche Hinauszögerung des Ablebens der Gruppe, deren fortschreitende Dezimierung auch er nicht verhindern kann. Er ist der ruhende Pol eines der Apokalypse feilgebotenen Haufens Verdammter – einer mit Flammenwerfer und Schießeisen, wohlgemerkt.

Manch zwischenmenschliche Konfliktszene erinnert an atmosphärisch vor Aufladung knisternde, nihilistische Italo-Western; jeder Gewaltausbruch ist dramaturgisch perfekt vorberietet und schließlich inszeniert worden. Nervenzerreißende Spannung nährt sich aus der Ungewissheit, ob das menschlich aussehende Gegenüber nicht bereits fremdgesteuert agiert und sich jeden Moment in eine monströse Erscheinung verwandeln könnte, die einem Kopf oder Gliedmaßen abbeißt. Dabei wird nicht nur per Steadycam durch enge Gänge gehetzt und werden angestrengte Charakterköpfe in Großaufnahme gezeigt, sondern wird bereits ab einem frühen Zeitpunkt ein handgemachtes Spezialeffektfeuerwerk voller Blut, Mutationen, Splatter und Gore gezündet, das zum damaligen Zeitpunkt seinesgleichen gesucht haben dürfte. Die SFX-Künstler konnten sich kreativ so richtig austoben und präsentieren plastischen, organischen Körperhorror en masse auf verdammt hohem Niveau. Diese Szenen sind die jeweilige Explosion hochspannender Zuspitzungen und damit sicherlich in gewisser Weise „selbstzweckhaft“, üben in ihrer Konsequenz und Andersartigkeit aber eine starke Faszination aus, machen zu einem großen Teil den Reiz des Films aus. Es handelt sich um keine plumpen Gewaltorgien, sondern um künstlerische Auseinandersetzungen mit organischen Körpern, ihren Verformungen, der Schaffung neuen Lebens aus alten Formen. Beinahe von biologisch-evolutionärem Interesse dürften die unterschiedlichen, an die jeweilige Situation angepassten Erscheinungsweisen der Kreatur sein. Hier wurde ganze Arbeit geleistet, Erstaunen und Schock, Begeisterung und Abscheu liegen nicht nur dicht, sondern unmittelbar beieinander. Die erste menschliche Mutation stößt einen markerschütternden, unmenschlichen Schrei aus. Sie wird schließlich durch beherzten Flammenwerfereinsatz unterbrochen, ein halbmenschliches Wesen bei lebendigem Leibe verbrannt. Immer wieder spielt im Laufe des Films der Flammenwerfer eine wichtige Rolle; die Elemente Feuer und Eis treffen aufeinander, dazwischen ein wabernde Symbiose aus Menschen- und Alienfleisch.

Während all dem kriecht der sphärische Streicher-Soundtrack Ennio Morricones, jenes großen italienischen Komponisten, weitestgehend unbemerkt unter die Haut, bevor er sich Carpenter-typisch in minimalistische, pulsierende Synthesizer-Klänge abwandelt und zu einem insgesamt weniger dominanten, doch wichtigen stimmungsbildenden Element des Films wird. Weshalb sich Carpenter für seinen eigenen, unverkennbaren musikalischen Anteil am Film nicht in den Credits auflisten ließ, ist mir nicht bekannt.
► Text zeigen
Was für ein Schlusspunkt eines Films, der von der ersten bis zur letzten Sekunde konsequent seine Linie des blanken Entsetzens ohne jegliche Auflockerungen, Störungen oder Brechungen durch Humor, Ironie oder Erotik verfolgt hat und damit seinerzeit anscheinend manch Zuschauer, Kritiker und Sittenwächter vor den Kopf stieß – er war schlichtweg seiner Zeit voraus. Vorsichtig integriert wurden lediglich Ehrerbietungen an Klassiker des Genres, u.a. Howard Hawks’ Erstverfilmung des Stoffs. Nach meinen Empfinden ist John Carpenters „Das Ding aus einer anderen Welt“ seine beste Regiearbeit, der beste Science-Fiction-Horror-Film und vielleicht sogar der beste Horrorfilm, den ich bisher gesehen habe. Ein Film, den ich mir tatsächlich immer und immer wieder ansehen kann, ohne dass er sich sonderlich abnutzen würde. Die perfekte Symbiose aus Atmosphäre, Psychologie und morbiden Schauwerten.
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Rude Boy

„I’m the all night drug-prowling wolf who looks so sick in sun / I’m the white man in the Palais… just looking for fun”

The Clash, jene legendäre britische Punkband, drehte in den Jahren 1978 und 1979 unter Regie von Jack Hazan und David Mingay den semi-dokumentarischen Film „Rude Boy“, der 1980 veröffentlicht wurde. „Rude Boy“ zeigt um Spielfilm-Elemente angereicherte, zahlreiche Originalaufnahmen des Englands der späten 1970er: Die politischen Querelen, Alltagsrassismus, eine erstarkte „National Front“, die entsprechenden Gegenbewegungen u.a. der „Socialist Workers Party“, die Orientierungslosigkeit der Jugend angesichts von Massenarbeitslosigkeit – und die Punk-Explosion, in deren vorderster The Clash mitmischten und sie entschieden mitprägten. Lose zusammengehalten und verknüpft werden die Bilder und Themen von einer Rahmenhandlung um den jugendlichen Herumhänger Ray Gange, der sich in der Punkszene herumtreibt, politisch ungefestigter The-Clash-Fan ist und als Roadie bei der Band anheuert – seinen Job aufgrund seines Alkoholkonsums jedoch nicht sonderlich zur allgemeinen Zufriedenheit ausführt.

Man sieht „Rude Boy“, dessen Name der aus jamaikanischen, Ska und Reggae hörenden Einwanderern bestehenden Subkultur entlehnt wurde, deutlich an, dass keine professionellen, erfahrenen Filmmacher am Werk waren. Ein roter Faden ist nur schwer zu erkennen bzw. besteht in erster Linie aus der Band The Clash, die sich auf Tour befindet und ihr zweites Album einspielt. Eine klassische Dramaturgie und Spannungsentwicklung sucht man vergebens. Man sieht Ray Gange, der sich selbst spielt und am Drehbuch mitschrieb, gelangweilt im „48 Book Shop“, einem Pornoladen, hinterm Tresen sitzen, erhält Einblicke in seinen nicht sonderlich aufregenden Alltag und sieht ihn vor allem häufig von A nach B schlurfen. Auf der anderen Seite bekommt man unheimliche energiegeladene, hasserfüllte Auftritte von The Clash um die Ohren geschlagen und es wird nur allzu verständlich, weshalb Ray die Nähe zu Punk allgemein und speziell dieser Gruppe sucht. Als er eines Tages tatsächlich den begehrten Roadie-Job bekommt, steckt er trotz des Engagements der Band weiterhin in der allgemeinen gesellschaftlichen Verwirrung zwischen linken und rechten Parolen und ungewisser Zukunft fest und ertränkt seinen Frust in literweise Bier.

Dabei ist Ray durchaus das, was man damals als „Punk“ bezeichnete: Ein weißer Jugendlicher aus der Unterschicht, dem das normale gesellschaftliche Leben nicht viel zu bieten hat und der aus seiner Langeweile in die wesentlich aufregendere Welt des Rock’n’Roll flieht, zu Typen, die die gleichen Probleme haben wie er und keine abgehobenen, unnahbaren Stars, sondern in den gleichen Läden anzutreffen sind und für wenig oder gar kein Geld kleine Clubs in Tollhäuser verwandeln, in denen sich der aufgestaute Frust in aggressiver Musik entlädt. Rays politische Orientierungslosigkeit in einer Zeit, in der die Punkbewegung tatsächlich noch eine war, bevor sie später in die Subkultur abtauchte und u.a. von The Clash mitentwickelte Ideale als Identifikationsmerkmal etablierte, steht dabei stellvertretend für die britische Gesellschaft, die schließlich ihr Heil ausgerechnet in der reaktionären Politik Margret Thatchers suchte, die in „Rude Boy“ mit markigen, hetzerischen Worten zitiert wird.

Anstatt die Punks auf ein Podest zu hieven und zu idealisieren, bleibt „Rude Boy“ einem wenig schönen, doch sicherlich realistischen Bild der damaligen Zeit und Protagonisten verpflichtet und zeigt die typischen Probleme der noch jungen Szene auf: Der ewige Geldmangel, die Identitätssuche zwischen den politischen P(ar)olen und das Fehlen eigener, subkultureller Strukturen. So muss man sich schon einmal Geld stehlen, umständliche Telefonate führen, sich mit wildgewordenen „Ordnern“ eines Konzerts herumprügeln, sich verhaften lassen – und kann noch nicht einmal die eigene Crew pünktlich bezahlen. Weshalb man im Zusammenhang mit der allgemeinen Politverwirrung jedoch auch Clash-Frontmann Joe Strummer Worte wie „Die RAF erschießt Kommunisten“ in den Mund legt und Mick Jones in aggressiver Stasi-Manier Ray eine ständige Beobachtung androhen lässt, wird mir nicht ganz klar und dürfte der Hauptkritikpunkt sein, den die Band am Film, mit dem sie im Nachhinein mehr als unzufrieden war, auszusetzen hatte.

Herzstück des Films sind jedoch weder Ray Ganges schnoddrige Schlurfereien, sein unheimlich müder Blick und sein ständiges Versagen, noch die skurrilen Szenen, zu denen es im Tour-Alltag insbesondere nach den Auftritten kommt, auch nicht die abgefuckten, improvisiert wirkenden Dialoge in herrlichem Cockney-Slang oder die Bilder von Demonstrationen, Straßenschlachten, verrammelten Jugendzentren und Jagd auf Betrunkene und Kleinkriminelle machenden Bullen. Herzstück ist selbstverständlich die Musik! Die Original-Konzert-, Proberaum- und Studio-Mitschnitte von The Clash, zumeist wesentlich rauer als die LP-Versionen, vermitteln den perfekten Eindruck, wie und was Punk damals war, welche Energie freigesetzt wurde, wie und warum sich Band und Publikum mit dem rüpeligen Sound von der Straße identifizierten. Joe Strummer wird auf der Bühne zu einem Wahnsinnigen, zu jemandem, dem man jede mit Inbrunst und vollster Überzeugung vorgetragene Silbe abnimmt, zu einem gefährlichen Revolutionär, bewaffnet mit einer Gitarre anstelle eines Maschinengewehrs – die er mit derselben Durchschlagskraft zu benutzen weiß. Die Konzertausschnitte zählen zum Besten, was man seinerzeit mitgeschnitten und später der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. Sicherlich, die Instrumente hat man später im Studio „overdubbed“. Nichtsdestotrotz strahlen die sehr zahlreich eingeflochtenen Liveaufnahmen maximale Authentizität aus, atmen den umstürzlerischen Geist, schwitzen wut- und euphoriegenährtes Adrenalin. Hinzu kommt, dass man die Vorliebe der Band für Ska- und Reggae-Sounds berücksichtigte und direkt nach der besten „Police & Thieves“-Version, die jemals aufgenommen wurde – vorgetragen von einem schweißtriefenden, sabbernden, hassverzerrten Joe Strummer in einem überfüllten Club – die Originalversion anspielt, um eine weitere Gange-Schlurfszene zu untermalen. Ferner bekommt man „Johnny Too Bad“ von den Slickers zu hören und stellt damit auch beim Zuschauer die Verknüpfung rebellischer Jamaika-Sounds mit Punkrock her, die The Clash zu solch grandiosen Songs wie „(White Man) In Hammersmith Palais“ inspirierte, der auch in „Rude Boy“ in einer fantastischen Live-Version dargeboten wird. Mit am interessantesten, was den dokumentarischen Charakter anbelangt, dürften die Aufnahmen vom „Rock against Racism“-Gig im Londoner Victoria Park sein, als The Clash vor Zehntausenden spielten und sich Jimmy Pursey von Sham 69 zu „White Riot“ auf die Bühne gesellte. Ray Gange heizte die Massen an, weitere Zugaben zu fordern, bis man ihm mitsamt der Band schließlich unsanft von der Bühne beförderte – „Diese langhaarigen Studenten-Wichser!“

Es ist eine Schande, dass kein offizielles Soundtrack-Album zum Film existiert – einem Film, der mich Mitte/Ende der 1990er schlagartig zum The-Clash-Fan machte und nachhaltig beeindruckte und beeinflusste wie kaum ein zweiter Musik-/Dokumentarfilm. Noch heute erkenne ich mich in Ray Gange wieder, dem nicht viel mehr einfällt, als seine nutzlose Existenz damit zu vergeuden, sich zu betrinken und mit aufrührerischer Musik zu beschäftigen und es auch gar nicht einsieht, Mittel- bzw. Oberschicht, ideologisierten Hippies oder fragwürdigen Autoritäten in den Arsch zu kriechen. Diese spezielle Stimmung weiß „Rude Boy“ auch losgelöst vom historischen Kontext zu transportieren und fand in mir einen willigen Abnehmer. „Rude Boy“ macht deutlich, dass sich seit damals viel geändert hat – vieles aber eben auch nicht. Allen sicherlich berechtigten Kritiken und Unkenrufen zum Trotz ist „Rude Boy“ ein höchst wertvolles Zeitdokument, das sich noch immer seiner sogartigen Wirkung auf manchen auf eine Initialzündung wartenden, unruhigen, unbefriedigten Zeitgenossen gewiss sein kann. „I want a riot, a riot on my own!“

P.S.: Eine deutsche Synchronisation des Films existiert nicht. Arte aber strahlte „Rude Boy“ einmal mit eigens angefertigten deutschen Untertiteln aus, die für das Verständnis manch dahergenuschelten Slang-Dialogs hilfreich sein dürfte. Besonderer Clou der Arte-Untertitel: Man übersetzte sogar die Songtexte.
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Planet der toten Seelen
Eine unbekannte außerirdische Macht warnt die Erdbevölkerung davor ihren ersten Satelliten in die Umlaufbahn zu schießen. Doch die Warnung wird in den Wind geschlagen und der Raketenstart erfolgt programmgemäß. Unmittelbar nachdem der Satellit in der Umlaufbahn ist, beginnt jedoch tatsächlich wovor die Unbekannte Macht die Menschen gewarnt hatte: Ein Angriff Außerirdischer auf die Erde ...
„Planet der toten Seelen“ – ein Science-Fiction-Schnellschuss von US-Low-Budget-/B-Movie-Papst Roger Corman aus dem Jahre 1958. Die Menschheit sucht händeringend nach neuem Lebensraum im All, doch die Erkundungssatelliten werden in unschöner Regelmäßigkeit zerstört, Ursache unbekannt. Dann jedoch meldet sich eine außerirdische Lebensform zu Wort und erklärt, in jedem Falle zu verhindern, dass sich die selbstzerstörerische Plage der Menschheit auf weitere Planeten ausdehnt. Die Menschheit ignoriert diese Warnung und tritt ihren Weg ins Weltall an…

Der Film beginnt vielversprechend: In einem sehr gelungenen, geheimnisvollen Auftakt um einen „sich tot fühlenden“ heimgekehrten Astronauten, der einen mysteriösen Fund macht und anschließend Selbstmord begeht, entwickelt sich Dramatik und wird die Neugier des Zuschauers geweckt. Anschließend jedoch spielt sich in den typischen, engen Kulissen billiger 50er-Jahre-Autokino-Filme Cormans stark abstrahierte Handlung mit plakativer Holzhammer-Sozialkritik ab, die sich selbst relativ ernst nimmt, vom Rezipienten indes kaum derart ernst genommen werden kann. Einen Horroranteil gibt es praktisch überhaupt nicht und Spezialeffekte sind sehr rar gesät. Von den Außerirdischen bekommt man lediglich einen zu Gesicht und dieser hat sich schlicht der menschlichen Form eines getöteten Raumfahrers bedient. Masken- und Make-up-Arbeit ist also Fehlanzeige. Die Chose spielt sich lediglich auf der Erde und im Raumschiff ab, fantasievoll gestaltete Kulissen fremder Planeten bekommt man dementsprechend auch nicht zu Gesicht.

Eigentlich wäre „Planet der toten Seelen“ ein echter Schnarcher, wäre er nicht so wunderbar „chillig“, so einlullend in seiner Mischung aus dystopischer Stimmung und naiver Prä-Mondlandungs-Atmosphäre, dass sich der geneigte Freund der kostengünstig realisierten Filme jenes Genres jener Epoche sofort heimisch und pudelwohl fühlt. Erfreulich ist Cormans Anspruch an die Aussage seines Films; anders sähe das Ganze aus, hätte man einen kaltkriegerischen Propagandafilm für die vermeintliche Übermacht der USA gedreht. So aber ist „Planet der toten Seelen“ ein sympathisches und liebenswürdiges Zeitdokument, das ein Wiedersehen mit dem obligatorischen Dick Miller („Das Vermächtnis des Prof. Bondi“) erlaubt und zumindest dann Spannung entwickelt, wenn sich dem Zuschauer die Frage nach dem Finale und dessen Pointe stellt. Für diese setzte man leider inkonsequenterweise auf ein aufgesetzt-versöhnliches „Happy End“, statt sein Publikum durch das Aufzeigen von Grenzen im Technologisierungs- und Rüstungswettkampf zu provozieren und evtl. nachhaltiger herauszufordern. Schade um die vertane Chance.

Fazit: Unspektakulär, billig und inkonsequent – aber mit hohem Wohlfühlfaktor. So paradox das klingen mag.
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Exte – Hair Extensions
Einen grausigen Fund machen die Beamten einer japanischen Hafenbehörde: in einem Container finden sie die Leiche einer brutal zugerichteten jungen Frau. Gunji Yamazaki (Ren Ôsugi), ein Mitarbeiter des Leichenhauses ist so fasziniert von ihrem Haar, das er ihren Körper mit zu sich nach Hause nimmt. Doch ihre Haare hören einfach nicht auf zu wachsen, so schneidet er sie und verkauft sie als Haarverlängerungen an Friseursalons. Aber ihre Trägerinnen erwartet ein schreckliches Schicksal. Währenddessen hat die angehende Hairstylistin Yûko Mizushima (Chiaki Kuriyama) mit einem unerwarteten Problem zu kämpfen: sie muss für Mami, die Tochter ihrer verantwortungslosen Schwester Kiyomi (Tsugumi) sorgen. Eines Tages steht Yamazaki mit seinen Hair Extensions auch vor Yûkos Salon...
Um „Exte – Hair Extensions“ richtig einordnen zu können, müsste man vermutlich ein wenig mit dem Œuvre des Japaners Shion Sono vertraut sein, der für diesen Film aus dem Jahre 2007 die Regie führte sowie die Geschichte erdachte und zuvor bereits mit kontroversen oder ungewöhnlichen Filmen wie „Strange Circus“ und „Suicide Circle“ auffiel. Für mich hingegen war die Sichtung von „Exte – Hair Extensions“ ein Sprung ins kalte Wasser, lediglich einige Hinweise auf die Andersartigkeit des Films im Hinterkopf habend stürzte ich mich ins Vergnügen.

Zur Handlung: Gunji Yamazaki (Ren Ôsugi, „Audition“, „Uzumaki“) arbeitet in einer Leichenhalle – und ist Haarfetischist. Die Leiche einer jungen Frau, deren Haar nicht zu wachsen aufzuhören scheint, nimmt er mit nach Hause und verkauft ihr Haar an Friseursalons, wo es für Haarverlängerungen verwendet wird. Die Haare entwickeln jedoch ein grausames Eigenleben und töten ihre Trägerinnen. Yûko Mizushima (Chiaki Kuriyama, „Jo-on: The Curse“, „Kill Bill: Vol. 1“) arbeitet ebenfalls in einem Friseursalon und wird nicht nur mit den tödlichen Extensions konfrontiert, sondern auch mit ihrer sadistischen, alleinerziehenden Schwester, auf deren verschüchterte Tochter Mami sie achtgeben soll…

Vorrangig ein Horrorfilm, der das beliebte Motiv gruselig inszenierter langer schwarzer Haare fernöstlicher Mädchen auf die Spitze treibt, vermengt Sono seinen Film mit den Elementen eines Familiendramas sowie starken komödiantischen Aspekten zu einer eigenartigen Mischung, die gängige Sehgewohnheiten torpediert. So beginnt „Exte – Hair Extensions“ zunächst gar arg kitschig, wenn uns Yûko fröhlichst mit ihrer Umgebung vertraut macht. Gunji Yamazaki als Haarfetischist indes wurde arg überzeichnet und ist mit seinem wahnsinnigen Overacting maßgeblich dafür verantwortlich, dem Film seine höchst bizarre Note zu verleihen. Als starken Kontrast muss man da die Szenen empfinden, die von Yûkos Schwester Kiyomi (Tsugumi, „Long Dream“) und ihrer Tochter handeln. Kiyomi misshandelt ihre kleine Tochter und scheint über keinerlei Verantwortungsgefühl oder Unrechtbewusstsein zu verfügen. Erst unter der Beaufsichtigung Yûkos taut das eingeschüchterte kleine Etwas langsam auf und verliert seine Einsilbigkeit. Dieser Handlungsstrang verläuft parallel zu den rätselhaften haarbedingten Todesfällen, beides wird gegen Ende zusammengeführt. Nach und nach erfährt man auch die Hintergrundgeschichte des toten Mädchen, deren Rachegelüste sich im Eigenleben ihrer Haare manifestieren, die im wahrsten Sinne des Wortes an die Nieren geht – wenn auch nicht so sehr wie die Szenen, die sich zwischen Mami und ihrer Mutter (verwirrende Namensgebung, olé!) abspielen.

Auf die Plätze verwiesen wird dadurch der eigentliche Horroranteil. Doch obwohl die Haarpracht sehr offensichtlich dem Computer entstammt, schafft es manch Szene, Grusel und Ekel zu erzeugen – vermutlich abhängig vom jeweils individuellen ästhetischen Empfinden in Bezug auf Körperbehaarung. Manch Todesfall wird sodann auch auf recht originelle Weise inszeniert. Letztlich versucht man anscheinend, auf den Unterschied in der Wahrnehmung zwischen dem Schmücken mit fremden Haaren und der medizinischen Notwendigkeit von Organ- und sonstigen Transplantationen ebenfalls fremden Ursprungs aufmerksam zu machen und in ein Horrorgewand zu kleiden, nachdem es bezüglich Transplantationen bereits ausreichend viele Beispiele im Genre gibt. Zumindest ist dies ein Aspekt eines Films, der auch von Entfremdung und Selbstfindung handelt, verkörpert durch Mami und Yûko. Neben diesen leiseren Themen fallen dann insbesondere extrem befremdlich wirkende Bilder auf, die sich hauptsächlich in Yamazakis Wohnung abspielen – eine im Käfig gehaltene Leiche, wild wuchernde Haare und mittendrin ein frohlockend jauchzender Fetisch-Jünger.

Mein Problem mit dem grundsätzlich alles andere als uninteressanten Stoff ist seine Umsetzung mit stets bis ins Extreme überzeichneten Charakteren (wohlgemerkt von guten und interessanten Darstellern gespielt) einer- und den permanenten Stilbrüchen andererseits, die Horrorszenen abrupt mit Satire/Komödie, Drama und Kitsch abwechseln lassen und damit zwar für ein bizarres, skurriles, immer mal wieder augenzwinkerndes und erinnerungswürdiges Ganzes sorgen, das Entfalten einer ganzheitlichen atmosphärischen Stimmung – ganz gleich in welche Richtung – jedoch von vornherein verhindern. Diese Achterbahnfahrt der Gefühle ist glücklicherweise jedoch tendenziell eher unterhaltsam denn verkopft-anstrengend und von daher auch für Puristen noch akzeptabel, wenngleich mir andere ostasiatische Grusel-Produktionen – auch kuriose! – wesentlich mehr zusagen. Vielleicht fehlt mir aber auch einfach noch der rechte Zugang zu Sonos Stil.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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The Filth and the Fury

„Wir gaben zwei Jahre lang 200% und das war’s dann.“

Die „Rockumentary“ „The Filth and the Fury“ aus dem Jahre 2000 ist die nach „The Great Rock’n’Roll Swindle“ zweite filmische Auseinandersetzung des britischen Regisseurs Julien Temple („Joe Strummer: The Future is Unwritten“, „Absolute Beginners“) mit den Punkrock-Pionieren der Sex Pistols.

Zeigte 1980 „The Great Rock’n’Roll Swindle“ den Werdegang der Skandalband noch hauptsächlich auf satirische Weise aus Sicht ihres umtriebigen Managers Malcolm McLaren, hat Temple „The Filth and the Fury“ wesentlich stärker im Stil eines klassischen Dokumentarfilms gehalten und lässt die einzelnen Bandmitglieder sowie einige Wegbegleiter persönlich zu Wort kommen. Weder McLaren noch die Sex Pistols haben seinerzeit den Punk erfunden; sie waren es aber, die durch ihre Zusammenarbeit in einer Mischung aus geschickter Berechnung und natürlichem Chaos in Verbindung mit trashigem Asi-Charme, purer Provokation und juveniler Unbedarftheit massiv in die Medien drangen und entschieden dazu beitrugen, während der kurzlebigen Bandhistorie ein Massenphänomen aus dem rebellischen Sound von der Straße zu machen. Die Sex Pistols wurden zu DEM Aushängeschild britischen Punkrocks und zu Stilikonen der Bewegung, die an vorderster Front die Punk-Explosion vorantrieben.

Julien Temple setzt das Punk-Phänomen in einen zeitlichen und gesellschaftlichen Kontext, indem er auf die sozialen Umstände des Englands der zweiten Hälfte der 1970er-Dekade sowie die persönlichen Beweggründe und Hintergründe der einzelnen Bandmitglieder eingeht. Er zeigt die Perspektivarmut einer von Arbeitslosigkeit geplagten und von abgehobenen Artrock-Dinosauriern gelangweilten Jugend innerhalb einer verrohenden Gesellschaft, in der jeder sich zunehmend selbst der Nächste wurde und sich immer weiter von ihren Idealen entfernte, während sie sich vordergründig an alten Werten festklammerte, die nicht mehr viel mit der Realität zu tun hatten. In diese Zeit platzte ein roher, ungeschliffener Klang simpel gestrickter Rock’n’Roll-Songs, die an die 50er/60er-Jahre sowie Glam- und Pubrock anknüpften und schon bald eine ganz eigene, unverkennbare Identität entwickelten; mit Texten, die aus dem Bauch heraus entstanden und voller Provokation und Zynismus steckten. Obwohl die Sex Pistols nur ein einziges Studioalbum herausbrachten, durchliefen sie in kürzester Zeit sämtliche Stationen des Aufstiegs und Falls einer stets ihrem Ruf vorauseilenden, gleichsam kreativen, interessanten wie unberechenbaren, gefährlichen Rockband.

Die einzelnen Bandmitglieder sind während ihrer zeitgenössischen Kommentare lediglich als Silhouetten zu sehen, die Gesichter im Gegenlicht unkenntlich geschwärzt. Interviews, Statements, Archivmaterial und Ausschnitte aus „The Great Rock’n’Roll Swindle“ wechseln sich ab mit Fragmenten einer Shakespeare-Theater-Inszenierung, die auf ihre Weise die damaligen Vorgänge mitkommentiert. Dies sind Teile des Temple-typischen künstlerischen Anspruchs an seine Dokumentarfilme; ansonsten lässt man die zeitgeschichtlichen Originalaufnahmen sprechen. Diese waren teilweise schon in anderen Punk-Dokumentationen zu sehen, ein großer Teil war mir hingegen noch unbekannt. Am beeindruckendsten sind natürlich die Live-Ausschnitte von Sex-Pistols-Konzerten, die perfekt die ungezügelte, anarchische, rasende Energie der Band verdeutlichen. Wunderbar auch die Original-Interviews mit dem viel zu früh verstorbenen zweiten Bassisten der Band, Sid Vicious. Ungeschönt, teils bizarr, teils lustig, teils erschreckend sind die alten Aufnahmen, kommentiert mit 20 Jahren Abstand und der Reife und Erfahrung der verbliebenen Bandmitglieder, die nicht nur gut übereinander sprechen. Auffallend ist, wie sehr Sid Vicious’ Drogenabhängigkeit und sein schließlich daraus resultierender früher Tod insbesondere Sänger John Lydon alias Johnny Rotten an die Nieren geht, was mit gern kolportierten Aussagen hinsichtlich seines Verhältnisses zu Vicious aufräumt und dem Film um das sonst gern so sarkastische und selbstironische Sex-Pistols-Treiben eine überaus tragische und ernste Note verleiht. Diese äußert sich auch in der Beurteilung von McLarens Management-Tätigkeiten in der Retrospektive, der in Form von Archivzitaten zu Wort kommt. Unterschiedliche Meinungen und Perspektiven wurde Raum geboten; so bietet sich dem Zuschauer ein angenehm offenes, ehrliches und vor allem differenziertes Bild über die damaligen Vorgänge, zwischen Kunst und Kommerz, Anspruch und Hysterie, Idealismus und Ausbeutung, Rock’n’Roll und Repression, Leidenschaft und Hass, Inszenierung und Authentizität, zu denen es nicht DIE eine objektive Meinung gibt und geben kann.

„The Filth and the Fury“ bietet einen sehr realistischen, wenig nostalgischen, stellenweise eher bitter-sachlichen Einblick in die damalige Zeit und zeigt, warum es so nicht dauerhaft weitergehen konnte. Die Sex Pistols lösten sich ausgebrannt und sich in einer Sackgasse befindend bereits 1978 auf und gingen anschließend – bis zu ersten Reunion 1996, die im Film übrigens keine Erwähnung findet – eigene Wege. Die Punks jedoch reagierten entsprechend und schufen, nachdem der Medienrummel und die großangelegte Bewegung abgeklungen waren, eigene subkulturelle Strukturen, in denen sich außerhalb des Establishments noch immer wütende, kreative Geister austoben können. Die Sex Pistols hingegen haben sich mit ihrer Pionierarbeit auf ewig ein Denkmal gesetzt, unzählige Bands und andere Künstler beeinflusst und zu ihrer Zeit Gesellschaft, Medien und Musikindustrie einen kräftigen Arschtritt verpasst. Die gern auch kritische Auseinandersetzung mit ihnen und der von ihnen mitgeprägten Zeit bleibt hochinteressant und spannend. „The Filth and the Fury“ ist eine großartige „Rockumentary“, die ihrem Thema absolut gerecht wird. Never Mind the Bollocks!
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The Best of Stephen King’s World of Horror
Stephen King, der Meister des Horrors, zeigt in diesem "Best Of" der Fernsehserie "This is Horror" nocheinmal die interessantesten und informativsten Beiträge! Viele Horror-Klassiker wie "Texas Chainsaw Massacre" oder "Suspiria" werden genauso vorgestellt wie die bekannten Horrorreihen wie "Nightmare on ElmStreet".
„The Best of Stephen King’s World of Horror” ist ein Zusammenschnitt einer US-amerikanischen TV-Dokumentationsreihe aus dem Jahre 1989, in der Horror-Bestseller-Autor Stephen King einen allgemeinen Überblick über das Horrorfilm-Genre verschafft und einige Filme vorstellt. In Deutschland ist dieser Zusammenschnitt auf zwei VHS-Kassetten erschienen. Hier beziehe ich mich lediglich auf den ersten beider Teile.

Hatte ich eigentlich einen reinen Werbefilm für 80er-US-Horror erwartet, der mit Stephens Kings gutem Namen versucht, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, bekam ich dann doch etwas anderes geboten. So geht man beispielsweise direkt zu Beginn auf die Filme des italienischen Ausnahmeregisseurs Dario Argento und ihre Besonderheiten ein und lässt ihn zwischen Ausschnitten seiner Filme „Suspiria“, „Phenomena“ und „Opera“ zum Thema Zensur zu Wort kommen. Brian Yuzna wird mit seinen „Re-Animator“-Filmen vorgestellt, auch „Society“ mit teils visuell sehr harten Ausschnitten und „From Beyond“ finden Erwähnung. Im Rahmen eines Beitrags über weibliche Vampire beschäftigt man sich mit den britischen Filmen „Totentanz der Vampire“ und „Vampyres“ sowie der Horrorkomödie „Vamp“ mit Grace Jones. Abwechslung in die reinen Filmvorstellungen bringt ein Besuch bei Spezialeffektkünstlern, die sich über die Schulter schauen lassen und aus dem Nähkästchen plaudern. Von „American Werewolf“ zeigt man Details der fantastischen Verwandlungsszene. Auf die berüchtigte „Texas Chainsaw Massacre“-Reihe geht man in Form von Regisseur Jeff Burrs drittem Teil der Reihe ein und lässt auch seine Schauspieler während der Dreharbeiten zu Wort kommen.

Das Genre verlässt man ein Stück weit mit der Vorstellung des Coen-Brüder-Debüts „Blood Simple“ und bleibt bei den Randgebieten, indem man die aberwitzigen Gimmicks des berüchtigten Low-Budget-Regisseurs William Castle ins Gedächtnis ruft, mit denen er seinerzeit marktschreierisch seine unterhaltsamen Genre-Produktionen zwischen Krimi, Thriller und Horror bewarb, sowie Lloyd Kaufmann von Troma vorstellt, die für ihre Trashfilme bekannt sind. Letztlich kommt man natürlich um Alfred Hitchcock mit „Psycho“ & Co. ebenso wenig herum wie um die von Wes Craven initiierte „Nightmare on Elm Street“-Reihe – und das leidige Thema möglicher negativer Einflüsse durch Spielfilme. Ein besonderes Bonbon ist noch das Zeigen des kultigen „Attack of the 50 Foot Woman“-Trailers.

Das ist soweit alles recht gut gemacht und gleichsam unterhaltsam wie informativ, gerade auch, weil man bemerkt, dass Genrekenner am Werk sind, die die Filme richtig einzuordnen und nahezubringen verstehen. King selbst bekommt man jedoch nur sporadisch und jeweils sehr kurz zu Gesicht, konsequenterweise gehört die Bühne den Filmen und ihren Machern. Abstriche muss man allerdings bei der deutschen Bearbeitung machen. Über den englischen Originalton wurde ein deutscher Sprecher gelegt, der nicht nur nicht weiß, wie manch Filmtitel im Deutschen lautet, sondern auch noch die englischsprachige Filmausschnitte mies und unfreiwillig komisch „nachsynchronisiert“. Inwieweit es sich um einen repräsentativen Genreüberblick handelt, sei natürlich einmal dahingestellt, ebenso, ob es sich tatsächlich um Kings Lieblingsfilme oder dann doch andere (Marketing-)Aspekte bei der Auswahl handelte. Insbesondere zum Zeitpunkt seines Erscheinens dürfte es sich aber um eine gerade für Einsteiger und Videothekenneulinge empfehlenswerte Dokumentation gehandelt haben, die auf den richtigen Weg führt und mit ihrer recht großen Bandbreite unterschiedliche Strömungen vorstellt, wenn auch stark 80er-lastig ausfiel. Und in Ermangelung wirklich guter Dokumentationen zum Thema dürfte „The Best of Stephen King’s World of Horror“ lange Zeit eine wirkliche Existenzberechtigung gehabt haben und von gewisser Bedeutung gewesen sein.
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Dirty Harry
Harry Calahan, Inspektor bei der Mordkommission San Francisco, wird wegen seiner rüden Methoden "Dirty Harry" genannt, auch weil er immer die Drecksarbeit macht. Von seinen Vorgesetzten wird er deswegen nicht gerade geliebt, doch der Erfolg gibt ihm meistens recht. Als ein geheimnisvoller Killer namens Scorpio anfängt, von den Dächern der Stadt Leute zu erschießen und anschließend die Stadt erpresst, setzt man Calahan auf den Fall an. Der erste Hinterhalt für den Killer schlägt fehl, daraufhin entführt der Killer einen Teenager. Harry tritt zur Geldübergabe an, doch wieder kann der Killer entkommen und verletzt zusätzlich noch Harrys Partner schwer. Doch diesmal hat der Killer eine Wunde davongetragen und Harry spürt ihn auf...
„Wieso nennt man Sie ‚Dirty Harry’?“ – „Weil er sich nur im Dreck wohlfühlt! Harry hasst alles auf der Welt: Das Leben, den Tod, Ausländer, Neger, Schwule, Kellnerinnen, Verbrecher und sich selbst.“

„Dirty Harry“ von US-Regisseur Don Siegel („Die Dämonischen“) aus dem Jahre 1972 gilt als einer der einflussreichsten Polizeifilme überhaupt und beeinflusste Selbstjustiz-Thriller à la Bronson ebenso wie das italienische Poliziesco-Genre und „One Man Army“-Actiongülle von „Rambo“ über diverse Schwarzenegger’sche Untaten bis zu „Stirb langsam“ und Konsorten.

Harry Calahan (Clint Eastwood, „The Good, the Bad & the Ugly“) ist Bulle in San Francisco, wo ein Heckenschütze, der sich Scorpio (Andrew Robinson, „Hellraiser”) nennt, die Stadt in Atem hält. Er erpresst die Stadt und droht damit, jeden Tag weitere Menschen aus dem Hinterhalt zu erschießen, wenn nicht auf seine Geldforderungen eingegangen wird. Doch Scorpio hat die Rechnung ohne Calahan gemacht, der nicht umsonst „Dirty Harry“ genannt wird: Dieser gibt nämlich einen feuchten Kehricht auf ihn hindernde Bürokratie und Gesetze, hat selbst nicht mehr viel zu verlieren und jagt den Killer unerbittlich.

Siegel lässt seinen Film äußerst stilvoll beginnen: Angesichts wunderbarer Bilder San Franciscos, die Zeit- und Lokalkolorit beinahe verschwenderisch ausatmen, entfaltet sich schnell die richtige ambivalente Großstadtatmosphäre zwischen suspekter Anonymität und Unübersichtlichkeit auf der einen und prachtvoller Eleganz und Lebendigkeit auf der anderen Seite, die der Film benötigt. Lalo Schifrins groovende Funk-/Jazz-Klänge tragen ihren entscheidenden Anteil dazu bei, sind unbedingt hörenswert und laden ein zu rund 100 Minuten 70er-Jahre pur. Während man Calahan recht differenziert nach Art eines Anti-Helden charakterisiert – „Dirty Harry“ ist ein emotional offensichtlich verkümmerter Spanner und Menschenhasser mit rassistischen Tendenzen –, ist „Scorpio“ ein comichaft überzeichneter Killer, das unsagbar Böse, das alles Negative in sich vereint. Über seine Vorgeschichte erfährt man ebenso wenig wie über seinen psychischen Zustand, er ist einfach da und ist ebenso gefährlich wie abartig schlecht. Calahan trägt seine 44er-Magnum als Penisverlängerung und Argumentationshilfe mit sich herum und fackelt nicht lange, sie einzusetzen. Couragiert und zielsicher bringt er asoziale Gangster zur Strecke, die am helllichten Tag auf offener Straße herumballern. All dies geschieht in einem nachvollziehbaren Rahmen. Calahan neigt zwar zu zynischen Sprüchen, ist ansonsten aber weder ein Sadist, noch ein Verbrecher mit Polizeimarke. Es sind die Umstände einer verrohten Gesellschaft und seine ergebnisorientierte Berufsauffassung, die ihn zum Handeln zwingen.

Dies ist der Stoff, aus dem zu ungefähr zwei Dritteln der Film ist. Ein spannendes, hartes, aber gerechtes Großstadtabenteuer, das sich zu einem Fern- und Nahduell zweier auf ihre Weise mit dem „normalen Leben“ abgeschlossen habender Männer entwickelt und beim Zuschauer eine gewisse Faszination für Calahan erzeugt, von dem man nur bruchstückhaft sein bisheriges Schicksal erfährt. Ja, die Ambivalenz seines Charakters weckt Interesse, Neugier und Verständnis und begleitet man ihn auf den Fersen des Killers, fiebert man mit ihm mit, drückt ihm die Daumen. Ein kleiner Sleaze-Anteil in Form nackter Haut lockert das Geschehen ein wenig auf und passt gut zum 70s-Groove des Films. Siegel lässt die Handlung konsequent und ohne Längen auf eine erste große Klimax zusteuern, die nach ca. zwei Dritteln erreicht wird: Calahan erpresst nervlich enorm angespannt und rasend vor noch immer kontrollierter Wut unter Folter wichtige Informationen aus dem angeschossenen Scorpio. Auch hier bleibt alles nachvollziehbar. Die Szene steht stellvertretend für den Gewissenskonflikt, für Fragen von Ethik und Moral, die sich nicht nur aus der Situation „Polizei als staatliches Organ, dem Gesetz verpflichtet, versus kaltblütiger Mörder, dessen Schweigen womöglich ein weiteres Menschenleben kostet“ ergibt, sondern die sich z.B. in der klassischen Gewalt/Gegengewalt-Frage oder nach dem Zweck heiligenden Mitteln für bestimmt Jedermann schon einmal gestellt hat. Sie kann selbstverständlich als manipulatives Plädoyer für Folter im Dienst verstanden werden, scheint mir jedoch vielmehr die künstlerische Auseinandersetzung mit o.g. Thematik zu sein, mit Situationen, in denen die Frage nach richtig und falsch nicht mehr einfach zu beantworten ist und die Grenzen verschwimmen, graue Theorie nicht nur auf die Probe gestellt wird, sondern ihr nicht mehr standhält.

Die letzte halbe Stunde indes schlägt andere Töne an und erscheint absurd. Dass der bürokratische Aufwand staatlicher Organe häufig in keinem Verhältnis zum Nutzen steht, ist nicht unrealistisch und zweifelsohne kritikwürdig. Politisch demagogisch aufgeladen zu suggerieren, dass ein Killer, der nachweislich auf einen Polizisten geschossen und ihn verletzt hat, mir nichts, dir nichts wieder auf freiem Fuß landet und sodann auch nichts anderes zu tun hat, als wahnsinnigerweise einen Schulbus mitsamt Kindern zu kapern, während die Polizei tatenlos zusehen muss, weil sie zu wenig Rechte hat, ist Humbug. Humbug, der gefährliche Stimmungen erzeugt, der einfach gestrickte Menschen nach mit demokratisch nicht legitimen Rechten ausgestatteten „starken Händen“, Idolen, Heldenfiguren rufen lässt, der „Law & Order“-Mentalität, Amtsmissbrauch und Polizeigewalt Vorschub leistet – wie sie vielerorts alltägliche, bittere Realität sind. Realität, unter der keine Verbrecher, sondern kritische und unbequeme gesellschaftliche Kräfte, einfache Menschen, Minderheiten und Schwache leiden, die keine Lobby hinter sich haben, die stark genug wäre, es mit der Polizei und ihrem Korpsgeist aufzunehmen. Wenn Calahan sich im Finale über das Gesetz stellt, mag dies Lynchjustizgelüste antiliberaler Strömungen befriedigen, seine interessante Differenzierung aber hat der Film komplett aufgegeben. Damit krankt bereits „Dirty Harry“ an derselben reaktionären Aussagekraft, derer so viele Actionfilme zukünftig anheimfielen. Siegel entschied sich bewusst dagegen, Spannung durch ein „Whodunit?“, also der Frage nach dem Täter, zu erzeugen; von vornherein war klar, dass es dieser nach einem unscheinbaren Unschuldsengel aussehende, blonde Kerl ist, der sich hinter dem Pseudonym „Scorpio“ versteckt. Durch den kompletten Verzicht auf ein Psychogramm des Täters aber wird „Dirty Harry“ nach besagten zwei Dritteln zu einer unheimlich vorhersehbaren, extrem einfach gehaltenen, schablonenhaften Angelegenheit, die viele intelligente und nachdenklich stimmende Anklänge des Vorausgegangenen über Bord wirft.

Für die Beurteilung des Films sollte man aber wissen, dass ihm mit dem „Zodiac-Killer“, der Ende der 1960er Jahre in San Francisco ähnlich wie „Scorpio“ sein Unwesen trieb und nie gefasst wurde, ein realer Fall zugrunde liegt. Siegel und Eastwood betonten, dass sie ihren Film keinesfalls als politisches Statement verstanden wissen möchten. Für die Fortsetzung ruderte man gar entschieden zurück und erklärte Selbstjustiz übende Polizisten zu den Antagonisten, derer Calahan Herr werden muss. In der Retrospektive bezeichnet man „Dirty Harry“ gern als Dokumentation eines Zeitgeists bzw. Reaktion auf denselben, der damals typisch für seine Überbetonung der Täterrechte im Vergleich zu den Opferrechten gewesen sein soll. Extrem gefährliche Leute wären laufengelassen worden und Frustration sowie Misstrauen den Gesetzen gegenüber hätten vielerorts eingesetzt. Gründe mögen eine allgemeine Verunsicherung vor dem Hintergrund des Vietnamkriegs sowie die in breiten Teilen der Hippiebewegung propagierte Negation des in jedem Menschen steckenden Gewaltpotentials gewesen sein. Bei allen Versuchen einer gesellschaftspolitischen Einordnung und ethischen Bewertung des Films sollte aber nicht außer Acht gelassen werden, wie gut Eastwood nach seinen Western-Erfolgen in seine nicht unähnlich angelegte Rolle passt, dass er alle Stunts selbst durchführte und zu einer Ikone des Typus des knochigen Knurrhahns, der bis auf markige Einzeiler lieber Taten sprechen lässt, wurde. Ebenso wenig darf man Don Siegels Regie unterbewerten, unter der eine dynamische Kamera Weite und Tiefe des Großstadtdschungels ebenso schwelgerisch und pointiert einfängt wie menschliche Emotion in den Gesichtern des overactenden Killers und des entsprechenden Kontrasts im Antlitz des gereiften Eastwoods. Da ich die ersten beiden Drittel mit 8/10 und das letzte mit 4/10 bewerte, komme ich letztlich auf 6/10, die unkommentiert aber wenig Aussagekraft besitzen.
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Gewalt – Die fünfte Macht im Staat
Gehört die Mafia in Sizilien endgültig der Vergangenheit an? Die Anti-Mafia-Kommission des italienischen Parlaments jedenfalls scheint mit ihren Untersuchungen gute Fortschritte gemacht zu haben. Da fallen plötzlich wieder Schüsse aus Maschinenpistolen. Doch es gelingt den Behörden einige Mitglieder der rivalisierenden Gangs festzunehmen und vor ein Gericht zu stellen. Diesmal scheint Staatsanwalt Azzara (Enrico Maria Salerno) genügend Beweise zu haben, um die Angeklagten Barresi (Mario Adorf), ein großer Boss im Baugewerbe, und seinen Gegenspieler Savoca (Allessandro Sperli) zu überführen. Doch da geschieht etwas Unvorhergesehenes ... (Covertext VPS Video)
Der italienische Regisseur Florestano Vancini („In den Adern heißes Blut“) nahm sich für seinen Gerichtsthriller „Gewalt – Die fünfte Macht im Staat“ aus dem Jahre 1972 der Thematik der der sizilianischen Mafia gegenüber zahnlosen und ohnmächtigen Justiz an. In einem Mammutprozess sitzen 16 Mafiosi wegen verschiedenster Verbrechen auf der Anklagebank. Doch der Einfluss der Mafia ist derart groß, dass letztlich nur ein im wahrsten Sinne des Wortes Bauernopfer dargebracht wird und die hohen Herren als freie Menschen den Gerichtssaal verlassen.

Vancinis intelligenter, ein heißes Eisen anpackender, desillusionierender und pessimistischer Film tut sich sichtlich schwer damit, dem spröden Charme einer Gerichtsposse etwas hinzuzufügen, was den Film auflockern und angenehmer zu konsumieren machen würde. Bis auf einige Rückblenden spielt sich der Großteil des Films im Gerichtssaal ab, wo sich solange Rhetorikduelle, Verleumdungen, Intrigen und Rechtsverdrehungen geliefert werden, bis sich Resignation breitmacht. Im Zusammenhang mit der Komplexität der Verstrickungen entsteht so ein enorm dialoglastiger Film, der gut die Methoden der Mafia nachzeichnet, immer wieder ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Das berüchtigte italienische Temperament indes bricht sich lediglich in Form manch hitzigen Plädoyers und Statements bahn. Hier steht eindeutig der Anspruch über dem Unterhaltungswert; der Anspruch, anhand der ausführlichen Beleuchtung des Prozesses eine kaputte, geknechtete Gesellschaft nachzuzeichnen, die sich fest im Griff über Leichen gehender mächtiger Interessengemeinschaften befindet und deren Rechtsstaatlichkeit bloße Fassade und damit letztlich blanker Hohn ist.

Ihren Teil zum Gelingen, zum Erlangen der Glaubhaftigkeit, tragen verdiente Schauspieler wie Enrico Maria Salerno („Das Syndikat“), Mario Adorf („Der Mafiaboss“), Gastone Moschin („Milano Kaliber 9“) und Riccardo Cucciolla („Sacco und Vanzetti“) bei, die Vancinis Film durch eine Traumbesetzung veredeln. Dennoch bleibt „Gewalt – Die fünfte Macht im Staat“ betont trocken und nüchtern, die gewohnten Einsprengsel italienischen Wahnsinns bleiben weitestgehend aus. Bei aller inhaltlichen Schärfe, Härte und Relevanz ist dieser Umstand jedoch genau das Charakteristikum, mit dem ich mich bei derartigen Gerichtsfilmen i.d.R. schwer tue. Nichtsdestotrotz ist „Gewalt – Die fünfte Macht im Staat“ einer von vielen italienischen Filmen, die es darauf anlegten, in mutiger Weise gesellschaftliche und politische Missstände anzuprangern und sich mit ihren kontrovers aufgefassten Aussagen wesentlich weiter aus dem Fenster lehnten als diejenigen, die ihr Publikum durch bloße Unterhaltung zu zerstreuen suchten. Wer sich für die Thematik interessiert und in die Handlung mit ihrer Vielzahl an Charakteren gut hineinfindet, erlebt einen sorgfältigen, intelligent konstruierten Film, der in typischer Anti-Hollywood-Manier konsequent bis zur letzten Sekunde bleibt.
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Scarlet Diva
Die junge Anna Battista lebt in einer Welt, die sie selbst geschaffen hat ... oder vielleicht doch nicht? Eine Welt voller Drogen, Sex und Sehnsüchten. Einer Welt voll Hass und Liebe und auch voller Poesie. Asia Argento ist Anna Battista. Oder zeigt sie dem Zuschauer eine Welt aus der Sicht einer jungen Frau auf dem Weg voller Leid und Perversion? JedeR sollte diese Fragen für sich selbst beantworten...
Mit ihrem Regiedebüt „Scarlet Diva“ aus dem Jahre 2000 trat die italienische Schauspielerin Asia Argento („Aura – Trauma“), Tochter des berüchtigten Ausnahmeregisseurs Dario Argento („Tenebrae“) an, ein autobiographisches Erotikdrama zu erschaffen, das ursprünglich für eine Buchveröffentlichung angedacht war. Anna Battista (Asia Argento) ist eine junge, attraktive Schauspielerin, die sich zwischen schnelllebigen Affären, Drogen und gelegentlichen Engagements durch ihr sie wenig befriedigendes und von kindlichen Traumata geprägtes Leben schlägt – bis sie sich in den Rockmusiker Kirk verliebt und von ihm schwanger wird…

Laut eigener Aussage avancierte „Scarlet Diva“ zu einer Vergangenheitsbewältigung für Asia Argento, die schon in frühen Kindheitsjahren für ihren Vater vor der Kamera stand und ins Schauspielgeschäft hineinwuchs, schwere Konflikte mit ihrer medikamentenabhängigen Mutter auszutragen hatte und schließlich kraftzehrende, negative Beziehungskisten hinter sich zu lassen lernen musste. Für einen einfachen Spielfilm ist das selbstverständlich viel zu viel Stoff und vor diesem Problem wird auch Asia beim Verfassen des Drehbuchs gestanden haben: Im fertigen Film ist kein roter Faden zu erkennen, er wirkt bruchstück- und episodenhaft, unzusammenhängend und – und das ist das Schlimmste – bisweilen gar beliebig. Man beobachtet Asia Argento bzw. ihr Alter Ego in unterschiedlichen Situationen, von denen viele sexuell enorm aufgeladen sind und nicht mit nackter Haut geizen, aber Vieles bleibt schwammig, wird nur kurz angerissen, nicht tiefgreifend darauf eingegangen. Dramaturgisch bewirkt das den GAU des Films, der zu großen Teilen oberflächlich und belanglos erscheint und in keiner Weise Spannung aufkommen lässt – außer für Asia-Fans, wann sie das nächste Mal blankzieht.

Das wiederum ist zweifelsohne einer der positiven Aspekte des leider auf Digitalvideo und damit in Billigoptik gefilmten Low-Budget-Streifens: Asia bringt den exhibitionistischen Mut auf, sich zwischen Seelen- und Körper-Striptease zu bewegen und versteht es, sich losgelöst vom Kontext mal bildschön, mal verrucht, mal undurchsichtig-mystisch in Szene zu setzen, so dass über die gesamte Spieldauer eine gewisse erotische Anspannung vorherrscht – wenngleich diese meist doch arg selbstzweckhaft wirkt. Die Handlung jedenfalls bringt es wenig voran, wenn Asia minutenlang nackt vorm Spiegel steht, sich die Achselhaare abrasiert, dabei eine Zigarette raucht und sich schließlich unter Tränen die Schminke verwischt. Die Symbolkraft dieser Szene wäre in gestraffter Form vermutlich wesentlich deutlicher geworden. Nach Vorbild italienischer Kamera- und Regiekünstler arbeitet Asia mit außergewöhnlichen Ausleuchtungen, Farbfiltern und Perspektiven und macht „Scarlet Diva“ zu einem visuell nicht uninteressanten, quietschbunten Erlebnis.

An Darstellern stehen ihr einige Amateure aus dem Freundes- und Bekanntenkreis zur Seite, die jedoch in diesem durchgestylten und auf Asia fixierten Film nur eine untergeordnete Rolle spielen. Erst gegen Ende wird deutlich, worauf „Scarlet Diva“ tatsächlich zusteuert, was Kern seines Inhalts ist, gern roter Faden gewesen wäre: Die seltsame und zum Scheitern verurteilte Fernbeziehung zu Rick, von der nie so recht deutlich wird, weshalb sich die sexuell erfahrene und experimentierfreudige Battista ausgerechnet auf diese emotional so sehr einlässt. Interessant wäre hier gewesen, die psychischen Hinter- und Beweggründe zu beleuchten, die zu solchen Konstellationen führen und die Frage zu erörtern, ob ein traumatisierter, kranker Geist instinktiv sein eigenes Unglück sucht oder aber einem unter der rauen Oberfläche reinen, verletzlichen, unschuldig-naiven Charakter in einer kalten Welt übel mitgespielt, er zum ausgenutzten Opfer seiner unbedarften Fähigkeit zu Lieben wird. Stattdessen gipfelt „Scarlet Diva“ nach nur 82 Minuten in einer ebenso überraschenden wie enttäuschenden „Pointe“, die eigentlich keine ist.

Das offene Ende unterstreicht den Eindruck, von Asia Argento auf einen als sehr persönlich angelegten Trip mitgenommen worden zu sein, auf dem sie sich mit zu vielen „Sehenswürdigkeiten“ verzettelt und nicht der Versuchung widerstehen kann, von der konkreten Auseinandersetzung mit den eigenen Abgründen dann doch durch Kokettieren mit dem eigenen Charme und Sex-Appeal abzulenken – im Familienkreis sicherlich krasser als beim emotional ungebundenen Zuschauer aufgefasste Muttertötungsphantasien hin oder her.

Fazit: Ein Film vieler Gegensätze, mit Sicherheit polarisierend. Ich stehe drüber, nehme eine neutrale Beobachterposition ein und vergebe eine faire Durchschnittsnote.
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