Deliria-Italiano

Dann auf ein Neues...

Da bald Ostern sein wird:

Die Landschaft sieht ein kleinwenig so aus, als würden jederzeit Marisa Mell und Marcello Mastroianni durchgondeln. Aber ob ich mich einfach nicht an das Lamm in "Casanova 70" erinnere (leider unwahrscheinlich) oder ob es doch ein anderer Film ist (leider wahrscheinlich) kann ich nicht sagen.

Casanova 70! Wow!

Nein, der ist es leider nicht, obwohl im Grunde eigentlich gar nicht allzu weit entfernt...

Wo steht zum Beispiel diese Säule?

Dies ist ein Beispiel für die mich äußerst berückenden Bildkompositionen des Films. Mädchen und Säule scheinen von den Ästen im Vordergrund wie in einer Kirchenkupell gerahmt zu werden.

Dem Film als Motto vorangestellt: Unruhige Träume, das weiß der französische Aufklärer Voltaire wohl aus eigener Erfahrung zu berichten, sind in Wirklichkeit kurze Augenblicke des Wahnsinns.

Später wird dann noch in LA PUCELLE geblättert, einem von Voltaires wahrscheinlich "heftigsten" Werken, in dem er sich den Spaß erlaubt, Kirche und Staat, beide repräsentiert durch das von göttlichen Stimmen zur Freiheitskämpferin berufene Bauernmädchen Jeanne d'Arc, durchaus auch auf einem Niveau unterhalb der Gürtellinie zu verulken.

Borowczyks "Unmoralische Geschichten"?

Adalmar hat geschrieben:Borowczyks "Unmoralische Geschichten"?

Das ist schon so nahe dran wie nur irgend möglich ohne das Richtige zu treffen!

Die letzten Zweifel werden wohl von einer Reise aus dem Jahre 1755, in dem Voltaires PUCELLE zum ersten Mal gedruckt erschien, in das Jahr 1894 getilgt werden, in dem der polnische Maler Waldyslaw Podkowinski, übrigens ein Landsmann des Regisseurs des gesuchten Films, sein wohl bekanntestes Bild SZAL UNIESIEN ("Im Wahn der Entzückung") fertigstellte, das man im Hintergrund dieses Screenshots erahnen kann:

Betrachtet man es sich im Original, lässt einen das schon viel wissen über die kontroverse Thematik des Films:

[thumbnail]http://upload.wikimedia.org/wikipedia/c ... skiego.jpg[/thumbnail]

Noch deutlicher wird es in einer vom Staub von Jahrzehnten befreiten Zeichnung:

und in einer eindeutigen literarischen Inspirationsquelle, der lesenswerten Kurzgeschichte LOKIS von Prosper Mérimée aus dem Jahre 1869, die man in deutscher Übertragung komplett hier nachlesen kann:

http://gutenberg.spiegel.de/buch/1264/1